(erstellt: März 2007; letzte Änderung: November 2012)
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1. Die Lage des Ebal
Der Berg Ebal, Ǧebel Islāmīje (Koordinaten: 175.182; N 32° 13' 59'', E 35° 16' 23''
In dieser Ebene zu Füßen bzw. zwischen den beiden Berge Ebal und Garizim lag nicht nur das alte Sichem, sondern auch die römische Neugründung Neapolis, von der sich Nablus, der arabische Name, des Ortes ableitet. Dieses Gebiet war das Zentrum der → Samaritaner
2. Der Ebal im Alten Testament
Die beiden Berge Garizim und Ebal spielen in Israels Erzählung von seiner Frühgeschichte eine Rolle. Zwischen ihnen versammelte → Josua
Infolge ihres späteren religiös-politischen Gegensatzes versuchten die Juden, den Samaritanern die beiden Berge abzusprechen, indem sie behaupteten, Ebal und Garizim lägen nicht in Samaria, sondern am Jordan in Gilgal. Diese Sicht findet sich schon in Dtn 11,30
Im masoretischen Text von Dtn 27,4-9
Nach Jos 8,30-35
3. Ein Heiligtum auf dem Ebal – der archäologische Befund
Während der äußere Bereich keine Gebäude enthielt, wurden im inneren zwei Siedlungsschichten identifiziert. Die ältere (Stratum 2) wurde auf Grund der Keramik und von Kleinfunden (2 Skarabäen, ein Siegel) auf 1240 - 1200 v. Chr. datiert, die jüngere (Stratum 1) auf 1200 - 1140 v. Chr. Die beiden Schichten waren nicht durch eine Brandschicht getrennt und auch für das Ende der Besiedlung war keine gewaltsame Ursache oder Feuer zu erkennen.
Im Bereich A wurde ein Hauptgebäude ausgegraben, nach Westen anschließend befand sich ein Hof. Das zentrale Gebäude der älteren Schicht war direkt auf dem gewachsenen Felsen errichtet. In seiner Mitte gab es eine steinerne Ablagefläche. Darauf und über den ganzen Boden verstreut fand sich eine Mischung aus Asche und verschiedenen, meist verbrannten Tierknochen. Außerhalb des Gebäudes gab es ebenfalls Tierknochen und anscheinend mehrere Feuerplätze. Westlich des Hofes fand sich im Bereich B ein Haus von der Art eines Vierraumhauses, das eines der ältesten Exemplare dieses Typs wäre (und das als Indiz für Errichtung durch Israeliten interpretiert wird). Während das Gebäude im Bereich A als Heiligtum / Opferstätte gedeutet wurde, scheint das Haus im Bereich B das Wohnhaus des betreuenden Personals gewesen zu sein.
In der jüngeren Phase wurde im Bereich A genau über dem älteren Gebäude ein größeres mit 9 x 7 m errichtet und in vier Schichten abwechselnd mit Erde und Stein sowie mit Knochen, Scherben und Asche aus der unmittelbaren Umgebung aufgefüllt. Die Füllung erreichte anscheinend die Höhe der Mauer (ca. 3 m). An diesen zentralen Bereich waren zwei ummauerte Höfe angebaut, sowie eine Rampe, die auf den zentralen Bereich führte. In der Umgebung fanden sich Vertiefungen im Boden sowie darin befestigte Tonkrüge verschiedener Art. In diesen Installationen waren, vermutlich als Votivgaben, bronzene Figuren und Schmuck deponiert.
Die ganze Anlage wurde vom Ausgräber A. Zertal nicht nur als Heiligtum identifiziert, sondern konkret als der von Israeliten unter Josua bei der Landnahme am Berg Ebal errichtete Altar. Dann wäre dieser Altar ein Beleg für die Historizität von Jos 8,30f
So handelt es sich doch wahrscheinlich um ein Heiligtum mit einem anschließenden Versammlungsbereich und / oder Bereich für die Übernachtung der Besucher. Ob das Heiligtum aber mit den frühen Israeliten in Verbindung zu bringen ist oder gar den in Jos 8,30-35
4. Der Ebal in späteren Zeiten
Aus der persischen und hellenistischen Zeit gibt es (außer den erwähnten biblischen Texten, die zum Teil in diese Zeit gehören) keine speziellen Nachrichten über den Berg Ebal. Die eigentliche religiöse Bedeutung war mit dem gegenüber liegenden Berg Garizim verbunden.
Wahrscheinlich in hellenistischer Zeit, konkret in der Zeit des Bruchs zwischen Jerusalem und Samaria durch die hasmonäischen Könige um 120 v. Chr. (→ Hasmonäer
Josephus referiert in Antiquitates IV 305-308 und Antiquitates V, 68-70 die Beschreibungen von Dtn 27,4f
Nach dem jüdischen Krieg, schon 72 n. Chr. gegründete Titus – wohl wegen der Bedeutung der Ortslage – die Stadt Sichem als Flavia Neapolis neu. Die Stadt überflügelte bald Sebaste, das alte Samaria. Die neue römische Stadt wuchs bis an und auf die Hänge von Ebal und Garizim. Es gibt aber keine speziellen Nachrichten über den Ebal.
In der rabbinischen Literatur wird der Berg Ebal im Babylonischen Talmud im Traktat Sota VII (= 32a; 33b; 36a+b; 37a+b; Traktat von der Ehebruchsverdächtigen) sowie im Traktat Schabbat V (= 55b; Text Talmud
5. Zusammenfassung
Wenn die in el-Burnaṭ am Nordhang des Ebal gefundene Anlage wirklich ein Heiligtum war, dann hatte der Berg Ebal in der frühisraelitischen Zeit bzw. im 12. Jh. v. Chr. eine gewisse religiöse Bedeutung für die dort und in der Nähe wohnende Bevölkerung (möglicherweise Angehörige des Stammes Manasse). In der alttestamentlichen Überlieferung hat der Ebal Bedeutung durch seine Lage gegenüber dem Berg Garizim einerseits im Zusammenhang der in Dtn 27
Ob der Berg Ebal eine darüber hinausgehende neben oder gegenüber dem Garizim selbstständige religiöse Bedeutung hatte, ist allerdings fraglich. Seine eigenständige Erwähnung in Dtn 27,4-9
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
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- Kreuzer, S., Vom Garizim zum Ebal. Erwägungen zur Geschichte und Textgeschichte sowie zu einem neuen Qumran-Text, in: U. Dahmen / J. Schnocks (Hgg.), Juda und Jerusalem in der Seleukidenzeit (FS H.-J. Fabry; BBB159), Göttingen 2010, 31-42
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- Na’aman, N., The Tower of Schechem and Beth-El-Berith, Zion 51 (1985), 259-280 (Hebr.)
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- Zertal, A., Mount Ebal, IEJ 34 (1984), 55-55
- Zertal, A., Has Joshua’s altar been found on Mt. Ebal?, BAR 11 (1985), 26-43
- Zertal, A., How Can Kempinski Be so Wrong!, BAR 12 (1986), 43-53
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- Zertal, A., Art. Ebal, Mount, NEAEHL I, Jerusalem 1993, 375-377
- Zertal, A., The Manasseh Hill Country Survey, Bd. 1 The Shechem Syncline, Leiden / Boston 2004, 532-537
- Zwickel, W., Der Tempelkult in Kanaan und Israel. Ein Beitrag zur Kultgeschichte Palästinas von der Mittelbronzezeit bis zum Untergang Judas (FAT 10), Tübingen 1994, 204ff
Abbildungsverzeichnis
- Der Ebal vom Garizim aus gesehen. © Siegfried Kreuzer, Foto 1986
- Übersichtsplan von el-Burnaṭ am Nordhang des Ebal. Zeichnung nach: Zertal, 1993, 375
- Der innere Bereich der Anlage von el-Burnaṭ. © Siegfried Kreuzer, Foto 1986
- Blick auf den sog. Altar; in der Mitte im Vordergrund die hinaufführende Rampe. © Siegfried Kreuzer, Foto 1986
- Blick in einen der inneren Bereiche des sog. Altars, in dem sich Knochen- und Ascheschichten befanden. © Siegfried Kreuzer, Foto 1986
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