Eben-Eser
Andere Schreibweise: Eben-Ezer; Ebenezer; Even-Ezer; Eben-ha-Ezer; Abenezer
(erstellt: April 2010)
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In Eben-Eser befand sich nach 1Sam 4,1
1. Name
Der Ortsname Eben-Eser (hebräisch: אֶבֶן הָעֵזֶר ’ævæn hā‛ezær; griechisch: Αβεν(ν)εζερ; lateinisch lapis adiutorii) ist eine determinierte Constructusverbindung aus dem nomen regens „Stein“ und dem nomen rectum „Hilfe“, so dass dieses zusammengesetzte Toponym mit „Stein der Hilfe“ wiederzugeben ist (Richter, 108.120), wofür auch die Übersetzung der → Vulgata
Außerdem ist dieses Toponym in 1Sam 4,1
2. Belege
2.1. Altes Testament
Der Ort Eben-Eser kommt nur dreimal im Alten Testament vor (1Sam 4,1
Daneben gibt es nach 1Sam 7,12
Die Lesart des Toponyms Schen, das zur Verortung von Eben-Eser wichtig ist, ist umstritten. Viele alte Versionen belegen statt Schen nämlich Jeschana (Klein, 64), so dass vielleicht an einem anderen Ort nach Eben-Eser gesucht werden muss. Möglicherweise ist hier der Ort Jeschen zu Schen verkürzt worden, wofür die Verdopplung des Anfangskonsonanten sprechen könnte, zumal der Halbvokal /j/ sich an den folgenden Konsonanten assimilieren kann (Tsumura, 233).
Vermutlich befindet sich die Landmarke Eben-Eser im Grenzgebiet zwischen dem judäischen und dem philistäischen Territorium. Da der erste Ort Eben-Eser offenbar in unmittelbarer Nähe zur Küstenebene an der Straße nach Silo liegt, kann er nicht mit dem zweiten Eben-Eser identisch sein. Außerdem erfolgt die Umbenennung durch Samuel erzählerisch später als die Niederlage bei Eben-Eser, so dass beide Toponyme eigentlich nicht denselben Ort bezeichnen können, es sei denn, dass der Erzähler antizipatorisch diesen Namen bereits vorwegnimmt, obwohl die Umbenennung noch nicht erfolgt war. Ein solcher Anachronismus ist nämlich kein Einzelfall im Alten Testament (McCarter, 146). So wird → Bethel
Es stellt sich jedoch die Frage, ob in der Samuelerzählung tatsächlich von historischer Topographie ausgegangen werden darf. Auf der literarischen Ebene lassen sich beide Orte jedoch zusammenführen. Die beiden Traditionen von Raub und Rückkehr der Bundeslade können nämlich erst nachträglich aufeinander bezogen worden sein. Die narrative Symmetrie zwischen den beiden Erzählungen könnte nämlich darauf hindeuten, dass die Verwendung des Namens nicht auf historische Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis der Vergangenheit zurückgeht, sondern vielmehr ein erzählerisches Mittel ist, das beide Erzähltraditionen theologisch als Spiegelbild für das Schicksal und die Treue Israels zu Jahwe zu verbinden weiß (Garsiel, 41-44). Dorthin, von wo die Bundeslade von den Israeliten geraubt worden ist, muss sie wiederum zurückkehren, damit dieser Frevel gesühnt werden kann (Clermont-Ganneau, 213). Beide Erzählungen werden durch das Toponym Eben-Eser miteinander verbunden, auch wenn dies topographisch problematisch ist: Dort, wo die Israeliten gegen die Philister unterlagen, hat ihnen Jahwe schließlich einen großen Sieg beschert.
2.2. Außerhalb der Bibel
Josephus übersetzt den zweiten Teil des Toponyms Eben-Ezer mit ἰσχυρόν „stark“ (Antiquitates VI 2,2 [28]; Text gr. und lat. Autoren
→ Eusebius
Epiphanius hingegen lokalisiert Eben-Eser in seiner Adaption des Onomastikons zwischen Jerusalem und Aschdod (De Mensuris et Ponderibus 68). Diese abweichende Verortung geht wohl darauf zurück, dass die Bundeslade zunächst von Eben-Eser nach Aschdod in den Tempel des Dagon gebracht wurde und von da aus über Bet-Schemesch, wo sich der „große Stein“ befand, nach Kirjat-Jearim kam.
3. Lage
1. Früher wurde Eben-Eser entweder auf Meǧdel Jābā (Koordinaten: 1461.1654; N 32° 04' 51'', E 34° 57' 25''
Eben-Eser wird neuerdings jedoch meist mit ‘Izbet Ṣarṭa, 3 km östlich von Afek (→ ‘Izbet Ṣarṭa
Der Ort ‛Izbet Ṣarṭa war ausschließlich in der Eisenzeit I und II besiedelt. Die Anlage der Gebäude von ‛Izbet Ṣarṭa (Vier-Raum-Haus) sowie die dort gefundene Keramik (Collared-Rim Krüge; → Gefäße
Das früheste Stratum III kann um die Wende vom 13. zum 12. Jh. v. Chr. datiert werden. Zu dieser Zeit war ‛Izbet Ṣarṭa eine elliptische Anordnung von Hauseinheiten, die um einen ovalen Hof angelegt waren. Die Räume konnten nur von dem inneren Hof erreicht werden. Diese Siedlung betrat man durch einen schmalen Eingang im Nordosten. Der zugehörige Keramikbefund von Stratum III weist auf Kontakte zur Küstenebene hin. Zu Beginn des 11. Jh.s v. Chr. wurde Stratum III friedlich aufgegeben, möglicherweise als Ergebnis der Konfrontation mit den Philistern. Nach einer kurzen Besiedlungslücke folgt Stratum II gegen Ende des 11. Jh.s v. Chr. Die nun fast doppelt so große Anlage zeigt Spuren einer durchdachten Planung. In der Mitte der neuen Siedlung befand sich ein 12 x 16 m großes Vierraumhaus. Um dieses zentrale Gebäude wurden einige Vorratsgruben eingebracht, die im Schnitt 1,3 m³ maßen. Die Siedlung wurde zudem von kleineren Häusern umschlossen, deren Mauern aber nicht verbunden waren, so dass keine Möglichkeit zur Verteidigung bestand. Dieses Stratum wurde nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Aus dem Anfang des 10. Jh.s v. Chr. stammt Stratum I. Nun verkleinerte sich die Siedlung merklich. Nur noch das zentrale Gebäude wurde wiederum verwendet und den neuen Anforderungen angepasst, während die Häuser am Rande nicht mehr genutzt wurden. Doch schon nach kurzer Zeit gab man auch diese Siedlung auf, vielleicht weil nun die Möglichkeit bestand, besser geeignete Siedlungsplätze einzunehmen. Erst in byzantinischer Zeit wurden landwirtschaftliche Terrassierungen angelegt.
2. Der zweite Ort Eben-Eser, wo Samuel ein Steinmal aufgestellt hat, liegt entweder an der Straße, die von → Mizpa
Auf Dēr Abān fand man Reste antiker Besiedlung und landwirtschaftliche Terrassierungen. Ein zwei Meter langer gewölbter Tunnel schließt sich an einer teilweise zerstörten Höhle am Südende von Dēr Abān an. Ebenfalls südlich der besiedelten Fläche befinden sich Weinpressen, Zisternen und Grabhöhlen. Dēr Abān könnte der Ort Αβενεζερ sein, den Eusebius im Blick hatte (Conder / Kitchener, 24; Schmitt, 34). Für eine solche Gleichsetzung spricht zum einen der archäologische Befund, zum anderen der Namenserhalt im modernen Toponym. Ob hier allerdings auch das Steinmal stand, das Samuel angeblich aufgestellt hat, kann nicht mehr entschieden werden.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
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- The Interpreter's Dictionary of the Bible, New York, 1962
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich 1991-2001
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
- The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East, New York 1997
2. Weitere Literatur
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- Conder, C.R. / Kitchener, H.H., 1883, The Survey of Western Palestine. Bd. 3 Judaea, Jerusalem
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- Kochavi, M., 1977, An Ostrakon of the Period of the Judges from ‛Izbet Ṣarṭah, TA 4, 1-13
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- Weiss, D. / Solimany, G. / Zissu, B., 2004, Map of Nes-Harim (104) (Archaeological Survey of Israel), Jerusalem
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Eben-Eser. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Vierraumhaus aus Stratum II auf ‛Izbet Ṣarṭa. © Erasmus Gaß
- Blick auf den Doppelhügel von Dēr Abān. © Boaz Zissu
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