Edom / Edomiter
(erstellt: April 2019)
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1. Name
Der semitische Name „Edom“ (hebr. אֱדוֹם ʼädôm) bedeutet „rot“ und geht vermutlich auf den markanten roten Sandstein auf dem Gebiet Edoms zurück.
2. Gebiet
3. Die Entstehung Edoms / der Edomiter
Die Entstehung Edoms bzw. das Aufkommen der Edomiter liegt weitgehend im Dunkeln. Die älteste Erwähnung des Namens „Edom“ findet sich in dem aus dem 13. Jh. v. Chr. stammenden ägyptischen Papyrus Anastasi VI,54-56 (Weippert 2010, Nr. 67). Der Text gibt den Bericht eines Grenzpostens wieder, der die Ankunft von → Schasu-Nomaden
Umstritten ist, wie erwähnt, wo das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Edomiter zu suchen ist. Das östlich des Wādī l-ʻAraba gelegene edomitische Hochplateau weist für die Spätbronze- und die frühe Eisenzeit, also das späte 2. und das frühe 1. Jt., kaum Besiedlungsspuren auf (Bartlett 1989, 67-82; Bienkowski 1995). Allenfalls am Nordrand dieses schwer zu bewirtschaftenden Gebiets finden sich Hinweise auf kleinere Siedlungen.
4. Edom in vorexilischer Zeit
Nach Darstellung des Alten Testaments wurde Edom bereits in der frühen Königszeit, und somit am Beginn des 1. Jt.s, von Israel / Juda unterworfen und in das Reich einverleibt, zu dem es dann über 200 Jahre lang gehörte. So hat nach 2Sam 8,13f
Die so skizzierte Darstellung in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments mag im Einzelnen unzutreffend sein. In der neueren Forschung gilt etwa die Vorstellung eines unter David aufgerichteten, nicht nur Edom, sondern alle Nachbarstaaten umfassenden Großreichs als ausgesprochen unwahrscheinlich. Die biblische Darstellung zeigt aber immerhin, dass die Judäer, insbesondere im 9. und 8. Jh., ein starkes Interesse an der politischen und wirtschaftlichen Vorherrschaft über die benachbarten Edomiter hatten.
Beachtenswert ist dabei, dass die biblische Darstellung in den Samuel- und Königsbüchern das Gebiet von Edom nicht auf dem edomitischen Hochplateau verortet (Naʼaman 2015, 200). Vielmehr ist hier stets das Gebiet des südlichen Negev, insbesondere die Region um den Golf von Aqaba im Blick, was einmal mehr zeigt, dass noch im frühen 1. Jt. eben hier das eigentliche Gebiet der Edomiter lag.
Hintergrund des in den → Königsbüchern
Der so für das 9. und 8. Jh. erkennbare Vormachtsanspruch der Judäer über das Gebiet der Edomiter im südlichen Negev kann sodann auch gut als Hintergrund für die ältere Jakob-Esau-Erzählung in Gen 25-27* angesehen werden (vgl. hierzu Wöhrle 2018). Diese Erzählung, in der die Geburt von → Jakob
Eine neue Situation ergab sich mit dem Auftreten der → Assyrer
In dieser Situation dürfte sich Edom dann wohl überhaupt erst zu einem staatlichen Gebilde entwickelt haben (Frevel, 333). Denn erst jetzt, in den assyrischen Inschriften, sind namentlich Könige von Edom belegt. Erst jetzt finden sich auf edomitischem Gebiet repräsentative Bauten und militärische Einrichtungen.
Die Edomiter waren wohl überaus treue Vasallen der Assyrer. In den Inschriften der Assyrer werden mehrfach Tributzahlungen der Edomiter erwähnt (Weippert 2010, Nr. 161.181). Assyrische Strafmaßnahmen gegen die Edomiter, wie sie etwa 722 das Nordreich Israel oder 701 mit der Belagerung Jerusalems auch das Südreich Juda trafen, sind dagegen nicht belegt.
Ein solch neutrales politisches Verhalten verfolgten die Edomiter auch, als das assyrische Reich untergegangen war und Edom Vasall der → Babylonier
Umstritten ist, ob sich die Edomiter umgekehrt an militärischen Aktionen der Babylonier gegen abtrünnige Vasallen und so insbesondere gegen die Judäer beteiligten. So wird häufig angenommen, dass in 2Kön 24,2
Vor diesem Hintergrund könnten dann gut die um Gen 32f
5. Edom und der Untergang Judas
In der alttestamentlichen Forschung wird immer wieder die These vertreten, dass die Edomiter an den Geschehnissen um den Untergang Judas, also an der babylonischen Strafaktion von 587/86, die in der Einnahme und Zerstörung Jerusalems sowie der → Exilierung
Beachtenswert ist aber, dass in den Edom-kritischen Texten aus exilisch-nachexilischer Zeit an keiner Stelle explizit von einer edomitischen Beteiligung an den militärischen Aktionen der Babylonier die Rede ist. Die Edomiter werden in diesen Texten vielmehr zweier Verfehlungen beschuldigt: Zum einen wird ihnen vorgeworfen, dass sie bei der Einnahme Jerusalems durch die Babylonier nicht eingegriffen haben, sondern sich sogar am Schicksal Jerusalems erfreut haben (Ez 35,5.15
Zum anderen wird den Edomitern in den genannten Texten vorgeworfen, dass sie in vormals judäische Gebiete im Süden eingedrungen sind und diese für sich eingenommen haben (Ez 35,10-12
Hintergrund des zuletzt genannten Vorwurfs ist, dass bereits seit der späten vorexilischen Zeit tatsächlich vermehrt edomitische Bevölkerungsgruppen im Süden Judas, insbesondere im nördlichen Negev, ansässig wurden. In der älteren Forschung wurde dies im Anschluss an Jer 13,19
Bedeutend ist aber, dass sich im Negev in babylonischer und persischer Zeit auch weiterhin, wenngleich in geringerer Zahl, Judäer aufhalten. Dies zeigt wiederum das Onomastikon der hier gefundenen Ostraka. Dies zeigt sodann aber auch die in Neh 11,25-30
Im Süden Judas ist somit ab der späten Königszeit ein prozesshaft verlaufener Wandel der hier ansässigen Bevölkerung zu beobachten. Der Anteil an edomitischen und arabischen Gruppen in dieser Region nimmt immer mehr zu. Der Anteil an Judäern geht mehr und mehr zurück. Grund für diese Veränderung der im Südland ansässigen Bevölkerungsgruppen dürfte zunächst sein, dass nach Ende der staatlichen Existenz Judas die südlichen Grenzen nicht mehr ausreichend gesichert werden konnten und eben deshalb fremde Bevölkerungselemente und so auch die Edomiter in diese Gebiete eindrangen – eine Entwicklung, die in frühpersischer Zeit wohl noch zunahm (s.u. 6.).
In späten Texten des Alten Testaments wird den Edomitern also vorgeworfen, dass sie den Judäern bei der Einnahme Jerusalems nicht beigestanden haben, und es wird ihnen vorgeworfen, dass sie Gebiete im Südland in Besitz genommen haben. Eine aktive Beteiligung der Edomiter an der Eroberung Jerusalems ist im Gros der Texte dagegen nicht erkennbar.
Eine Ausnahme stellt allerdings das → Obadjabuch
Die Edomiter haben sich also vermutlich nicht aktiv an der Eroberung Jerusalems von 587 beteiligt. Der in späten Texten des Alten Testaments erkennbare Edomiter-Hass geht vielmehr auf deren passive Rolle in diesem Geschehen sowie auf Gebietsübernahmen im Südland Judas zurück.
6. Edom in babylonisch-persischer Zeit
In älteren Ansätzen wurde häufig angenommen, dass die Geschichte Edoms in babylonisch-persischer Zeit ihr Ende gefunden hat. So wird zum einen darauf verwiesen, dass der babylonische König → Nabonid
Beachtenswert ist aber, dass Edom schon innerbiblisch noch in fortgeschrittener persischer Zeit als durchaus vorhandene und aktive Größe vorausgesetzt wird. So wird in Mal 1,2-5
Es sollte also nicht von einem im 6.-5. Jh. geschehenen Untergang Edoms gesprochen werden. In dieser Zeit geschah vielmehr erneut eine Verschiebung der von den Edomitern bewohnten Gebiete. Die seit assyrischer Zeit von den Edomitern besiedelten transjordanischen Gebiete werden, insbesondere im Gefolge hier eindringender arabischer Bevölkerungsgruppen, nach und nach verlassen. Spätestens zu Beginn der hellenistischen Zeit sind in diesen Gebieten die Nabatäer die bestimmende Volksgruppe (Bartlett 1999).
Wie bereits erwähnt, siedeln sich aber seit der späten vorexilischen Zeit im Süden der vormals zu Juda gehörenden Gebiete edomitische Bevölkerungselemente an. Dieser Prozess beschleunigte sich wohl bereits durch den Untergang Judas. Und dieser Prozess erhielt dann vermutlich weiteren Antrieb in der frühen persischen Zeit. Denn wie neue Untersuchungen anhand von Pollenanalysen zeigen konnten, war die südliche Levante am Übergang vom 6. zum 5. Jh. – etwa in den Jahren von 520 bis 450 – von einer langanhaltenden Dürreperiode betroffen (Langgut / Lipschits). Die Auswirkungen dieser Dürreperiode trafen gerade die südlichen Gebiete Judas schwer, da in dieser Übergangszone zwischen den regenreicheren Gebieten im Bergland sowie den zum Meer hin gelegenen Ebenen im Norden und der Wüste im Süden schon kleinere Rückgänge in den Niederschlagsmengen ein ertragreiches agrarisches Handeln in Frage stellten. Eine langanhaltende Dürreperiode dürfte deshalb dazu geführt haben, dass diese Gebiete von den angestammten Judäern aufgegeben wurden und diese sich in ertragreichere Regionen im Norden zurückzogen. Und eben dieser Rückzug der angestammten Bevölkerung dürfte dann dazu geführt haben, dass andere Bevölkerungsgruppen, insbesondere die Edomiter, in diese Region kamen und sich hier niederließen.
In babylonisch-persischer Zeit verschieben sich die Siedlungsgebiete der Edomiter also wieder nach Westen. Sie geben nach und nach die transjordanischen Gebiete auf und lassen sich insbesondere in vormals judäischen Gebieten im Negev nieder. Eben dort entsteht dann in fortgeschrittener persischer Zeit eine neue Provinz mit dem – sicherlich von Edom abgeleiteten – Namen Idumäa, mit der die Geschichte Edoms ihre Fortsetzung erhielt.
7. Die Religion der Edomiter
Über die Religion der Edomiter ist nur wenig bekannt. Von großer Bedeutung, auch und vor allem für die Religionsgeschichte des Alten Israel, ist allerdings, dass sich in ägyptischen Inschriften, so insbesondere in der aus dem 13. Jh. stammenden Inschrift aus Amara-West (Weippert 2010, Nr. 75), die Formulierung „Schasu-Land Jahu“ findet. Es sind hier also Schasu-Nomaden belegt, die mit dem Gott Jahu – also mit Jhwh, dem Gott des späteren Volkes Israel – in Verbindung gebracht werden. Bedeutend ist sodann, dass sich in der Inschrift aus Amara-West im unmittelbaren Kontext die Formulierung „Schasu-Land Seir“ findet. Dies könnte darauf hindeuten, dass die zuvor genannten Jhwh-verehrenden Schasu-Nomaden in der Region von Seir, also in den (späteren) Siedlungsgebieten der Edomiter ansässig waren. Der Gott Jhwh wäre somit ursprünglich in eben dieser Region beheimatet gewesen und erst später von dort her – auf welchem Weg und unter welchen Umständen auch immer – zum Gott des Volkes Israel geworden (siehe hierzu v.a. Leuenberger; vgl. aber auch die kritischen Überlegungen bei Pfeiffer). Ob und inwiefern die ursprünglich ja vor allem im südlichen Negev ansässigen Edomiter mit dem Gott Jhwh in Verbindung standen, ist allerdings völlig unklar.
Unter diesen scheint nämlich, wie insbesondere das Onomastikon zeigt, vor allem der Gott Qaus verehrt worden zu sein. So findet sich in etlichen edomitischen Personennamen das theophore Element „Qaus“, und zwar über die Zeiten hinweg. So ist der Gott Qaus schon in Personennamen auf ägyptischen Listen aus dem 13. Jh. und dann bis in nachexilische Zeit belegt (Knauf). Da insbesondere auch edomitische Könige Qaus-haltige Namen trugen, ist anzunehmen, dass es sich bei Qaus um den Nationalgott der Edomiter handelt. Konkreteres über die Herkunft und die Verehrung dieses Gottes ist allerdings nicht bekannt.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zum Gebiet Edoms. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Das Gebiet um Timna. © public domain; Foto: Klaus Koenen, 2015
- Umm el-Bijāra im Gebiet von Petra. © public domain; Foto: Klaus Koenen, 1996
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