Elifas
Andere Schreibweise: Eliphas; Eliphaz; Elifaz
(erstellt: Juli 2009)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/17352/
1. Der Name
Bei dem männlichen Personennamen Elifas (אליפז ’ljpz, nach der masoretischen Vokalisation אֱלִיפַז ’älîfaz) handelt es sich um einen Satznamen, bestehend aus dem mit dem Possessivsuffix der 1. Pers. Sing. versehenen Nomen אֵל ’el „Gott“ und der Verbalwurzel pūz „siegen“, für die es zwar im biblischen Hebräisch keinen Beleg gibt, die aber im Arabischen als fāza nachgewiesen ist. Der Name ist ein Bekenntnissatz „Mein Gott ist Sieger / mein Gott siegt“. Die in der Forschung gelegentlich auch vertretene Deutung „Mein Gott ist Feingold“ (vgl. hebr. paz) oder „Mein Gott ist flink“ (vgl. hebr. pāzaz) ist philologisch möglich, aber unwahrscheinlich. Epigraphisch begegnet der Name in safatenischen (altnordarabischen) Inschriften als ’ljpwz (HALAT, 54).
In der → Septuaginta
Im Alten Testament haben zwei Figuren den Namen Elifas: 1. ein Sohn Esaus (Gen 36,4
2. Elifas, ein Sohn Esaus
In Gen 36
Die widersprüchlichen genealogischen Zuweisungen zeigen, dass es sich bei dem Geschlechtsregister Esaus in Gen 36
Im jetzigen Erzählverlauf des Buchs Genesis beschließt die Esau-Toledot (→ Genealogie
3. Elifas, ein Freund Hiobs
Elifas ist unter den drei Freunden, die zum Trost des unverschuldet ins Leid geratenen → Hiob
Ob der Name aus einer älteren (Hiob-)Überlieferung, aus der Esau-Toledot (Gen 36
3.1. Die Herkunft des Elifas
Elifas erscheint im Hiobbuch durchgehend mit der Herkunftsbezeichnung ha-têmānî „der Temaniter“. Zumeist wird dies mit → Teman
In dem in Qumran gefundenen aramäischen „Gebet des → Nabonid
In jedem Fall wird Elifas, von einem palästinischen Standort aus gesehen, als aus dem Süden kommend verstanden. In welcher geographischen Konstellation dies zu Hiob aus dem Lande → Uz
3.2. Die Funktion des Elifas
Als Figur eines dramatisch gestalteten, literarischen Dialogs erfüllt Elifas eine doppelte Funktion: 1. als Gegenüber Hiobs, und zwar als Subjekt des Tröstens (Hi 2,11
Die Bezeichnung als „Elifas der Temaniter“ lässt sich wie die Wahl der anderen Namen im Hiobbuch auch als dichterisches Programm verstehen. So zieht sich durch die Reden des Elifas die Überzeugung des allmächtig handelnden, souveränen Gottes. Sofern der Dichter bei Teman an Edom dachte, ist die Ambivalenz der Beziehung zwischen Israel und seinem südöstlichen Nachbarn, wie sie sich in den Erzählungen von den beiden Brüdern Jakob und Esau (Gen 25-36
3.3. Die Reden des Elifas
Die Reden des Elifas stellen, abgesehen von den sekundär in das Hiobbuch eingefügten → Elihureden
Die erste Elifasrede (Hi 4-5
Die zweite Elifasrede (Hi 15
Die dritte Rede (Hi 22
3.4. Ausblick auf die Wirkungsgeschichte
In der Hiob-Septuaginta (Hi-LXX), der wohl im 1. Jh. v. Chr. angefertigten griechischen Übersetzung des Hiobbuchs (Witte / Kepper), und in dem davon abhängigen Fragment des jüdisch-hellenistischen Exegeten Aristeas (übersetzt in: JSHRZ III, 293-296) erscheint Elifas als König (Hi 2,11
Im Testament Hiobs (→ Testament Hiobs
Ikonographisch ist besonders auf die Darstellung Elifas und seiner Begleiter in der byzantinischen Buchmalerei hinzuweisen, die diese gemäß der Septuaginta als Könige stilisiert und seit dem 6. Jh. über einen festen Bestand an Miniaturen zu einzelnen Szenen des Hiobbuchs verfügt (Wessel, 143ff., Huber).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York u.a. 1992
2. Weitere Literatur
- Bartlett, J.R., 1989, Edom and Edomites (JSOT.S 77), Sheffield
- Edelman, D.V. (Hg.), 1995, You Shall not abhor an Edomite for he is your brother. Edom and Sei‛r in History and Tradition, Atlanta
- Simon, J, 1959, The Geographical and Topographical Texts of the Old Testament. A Concise Commentary in XXXII Chapters, Leiden
- Weippert, M., 1971, Edom. Studien und Materialien zur Geschichte der Edomiter auf Grund schriftlicher und archäologischer Quellen, Diss./Hab.-schr. Tübingen
- Coats, G.W., 1983 (1987), Genesis with an Introduction to Narrative Literature (FOTL I), Grand Rapids
- Knauf, E.A., 1985, Alter und Herkunft der edomitischen Königsliste Gen 36,31-39, ZAW 97, 245-253
- Ruppert, L., 2005, Genesis. Ein kritischer und theologischer Kommentar, 3. Teilband: Gen 25,19-36,43 (FzB 106), Würzburg
- Seebass, H., 1999, Genesis II. Vätergeschichte II (23,1-36,43), Neukirchen-Vluyn
- Beuken, W.A.M., 2007, Eliphaz: One among the Prophets or Ironist Spokesman? The Enigma of Being a Wise Man in One’s Own Right (Job 4-5), in: Th. Krüger u.a. (Hgg.), Das Buch Hiob und seine Interpretationen (AThANT 88), Zürich, 293-314
- Clines, D.J.A., 1989, Job 1-20 (WBC 17), Dallas
- Clines, D.J.A., 2006, Job 21-37 (WBC 18a), Nashville
- Fohrer, G., 1989, Das Buch Hiob (KAT 16), 2. Aufl., Gütersloh
- Ginzberg, L., 1948 (1969), The Legends of the Jews, Bd. II, Philadelphia, 225-242
- Ginzberg, L., 1953 (1968), The Legends of the Jews, Bd. V, Philadelphia, 381-387
- Gordis, R., 1978, The Book of Job (MorS II), New York
- Görg, M., 1980, Ijob aus dem Lande ‛Ūṣ. Ein Beitrag zur „theologischen Geographie“, BN 12, 7-12
- Huber, P., 1986, Hiob. Dulder oder Rebell? Byzantinische Miniaturen zum Buch Hiob in Patmos, Rom, Venedig, Sinai, Jerusalem und Athos, Düsseldorf
- Knauf, E.A., 1983, Supplementa Ismaelitica 4. Ijobs Heimat, BN 22, 25-29
- Knauf, E.A., 1988, Hiobs Heimat, WO 19, 65-83
- Lévêque, J., 1970, Job et son Dieu. Essai d'exégèse théologie biblique (ÉtB), Bd. I-II, Paris
- Müller, H.-P., 1970, Hiob und seine Freunde. Traditionsgeschichtliches zum Verständnis des Hiobbuches (ThSt(B) 103), Zürich
- Schaller, B., 1979, Das Testament Hiobs (JSHRZ III/3), Gütersloh
- Scherer, A., 2008, Lästiger Trost. Ein Gang durch die Elifas-Reden im Hiobbuch (BThSt 98), Neukirchen-Vluyn
- Wessel, K., 1972, Art. Hiob, in: Reallexikon der byzantinischen Kunst, Bd. III, Stuttgart, 131-152
- Witte, M., 1994, Vom Leiden zur Lehre. Der dritte Redegang (Hiob 21-27) und die Redaktionsgeschichte des Hiobbuches (BZAW 230), Berlin / New York
- Witte, M. / Kepper, M., 2009, Job. Das Buch Ijob (Hiob), in: W. Kraus / M. Karrer (Hgg.), Septuaginta Deutsch, Stuttgart, 1007-1056
Abbildungsverzeichnis
- Landkarte zur Herkunft Hiobs und seiner Freunde. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Elifas (mit Bildad und Zofar) bei Hiob (Miniatur aus dem Codex Vatopédi; 12. Jh.).
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)