Eltern / Elterngebot (AT)
(erstellt: Januar 2006)
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1. Im alttestamentlichen Recht
Das Elterngebot, dessen Anfänge vermutlich im Sippenrecht der Nomaden anzunehmen sind, hatte ursprünglich zum Ziel, die Altersversorgung der alt gewordenen Eltern zu sichern.
Darauf deuten insbesondere terminologische Verbindungen zu altorientalischen Urkunden im Zusammenhang von Adoptionsregelungen und Erbverträgen hin. Mit dem Begriff כבד kbd Pi., der mit „ehren“ wiedergegeben wird, sollte die praktische Versorgung des alten Vaters und der alten Mutter garantiert werden. Vor allem der nach dem Tod des Ehepartners allein zurückbleibende Elternteil sollte von den Kindern unterstützt werden.
Das setzt freilich voraus, dass die Kinder ihre Eltern achten und wertschätzen, also auch im immateriellen Sinn ehren, wobei dieser Gedanke sich explizit erst in nachalttestamentlicher Zeit findet. Die beim Gebot zur Versorgung der alten Eltern implizierte respektvolle Haltung gegenüber Mutter und Vater wird jedoch in der Antike grundsätzlich erwartet.
Andere Rechtssätze über Eltern im Alten Testament ergänzen dieses Grundanliegen unter völlig unterschiedlichen Perspektiven. Gleichursprünglich mit dem Elterngebot will etwa eine Reihe von Rechtssätzen im → Bundesbuch
Eine noch stärker herausgehobene Rolle hatten Eltern in der Zeit des babylonischen Exils, als die Weitergabe des Glaubens wie auch der Identität Israels als Gottes Volk ausschließlich bei der Familie lag, nachdem keine Verbindung zum Tempel oder anderen religiösen Einrichtungen möglich war. Die Spitze des alttestamentlichen Elternrechts findet sich entsprechend im → Heiligkeitsgesetz
Die im Dekalog noch offen gelassene Zuordnung des Elterngebots ist hier nun eindeutig geklärt: den Eltern nicht nur Versorgung zu geben, sondern ihnen in allen Dingen Respekt und Gehorsam zu erweisen, gehört auf die Seite der Gebote, Gott zu ehren. Eltern werden gleichsam „Stellvertreter Gottes“.
2. Außerhalb der Gesetzeskorpora
Außerhalb der Gesetzeskorpora können wir weitere Entwicklungen differenziert beobachten. Im → deuteronomistischen Geschichtswerk
Die priesterschriftliche Erzähltradition (→ Priesterschrift
In der Weisheitsliteratur des Alten Testaments finden wir über das Elterngebot hinausgehend dann die Mahnung zum Gehorsam gegenüber Vater und Mutter (Spr 23,22
Die prophetischen Bücher des Alten Testaments nehmen die Beziehung zu den Eltern sehr viel seltener in den Blick. Charakteristischerweise ist es → Ezechiel
Die nachexilischen Bücher des Alten Testaments (→ Chronistisches Werk
Literaturverzeichnis
- Jungbauer, H., „Ehre Vater und Mutter“. Der Weg des Elterngebots in der biblischen Tradition (WUNT II/146), Tübingen 2002
Abbildungsverzeichnis
- Das Elterngebot; Detail aus: Die Zehn Gebote; Gemälde von Lucas Cranach, geschaffen für die Gerichtsstube im Rathaus zu Wittenberg (1516; heute im Refektorium des Lutherhauses).
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