Eschmun
Andere Schreibweise: Esmun; Eshmun (engl.); Echmoun (fr.)
(erstellt: Februar 2012)
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Eschmun ist ein phönizisch-punischer Gott, der insbesondere mit Heilung assoziiert und vor allem im Stadtstaat → Sidon
1. Name
Die Deutung seines Namens Eschmun ist umstritten:
1.1. „Der Achte“. Nach dem phönizischen Priester Sanchunjaton (→ Philo von Byblos
1.2. „Öl“. Die meisten Gelehrten aber halten es für möglich, dass Eschmun in → Ebla
1.3. „Der Gesalbte“. Die älteste Beleg für Eschmun findet sich wohl in einem um 754 v. Chr. anzusetzenden Vertrag zwischen Mati-El, dem König von → Arpad
1.4. Ebenfalls verfehlt ist der Vorschlag, Eschmun in dem ugaritisch belegten Eigennamen ’aḏmnj zu finden (Clemens 2001, 286-287).
2. Eschmuns Kult
2.1. Verbreitung. Sicher bezeugt ist Eschmun nicht vor dem 8. Jh. Sein Kult hat sich sehr schnell in allen phönizische Kolonien ausgebreitet: Ägypten, Zypern, Piräus, Karthago, Sardinien, Italien, Spanien. Phönizische und punische Personennamen zeigen, dass Eltern ihre Kinder gern als Verehrer Eschmuns auswiesen: ’mt’šmn, „Dienerin Eschmuns“, ‘bd’šmn „Diener Eschmuns“, ’šmn’dnj „Eschmun ist sein Herr“ (Benz 1972, 270, 278-279, 371; Jongeling 1984, 44). Ein Siegel aus Tell Kazel (Syrien) nennt einen n‘r ’šmn „Jüngling Eschmuns“.
2.2. Tempel in Sidon. Der sidonische König Eschmunezer II. (5. Jh. v. Chr.) und seine Mutter bauten für Eschmun ein Heiligtum auf einer Anhöhe 2 km nördlich von Sidon (Bostan eš-Šech, Koordinaten: N 33° 34' 46'', E 35° 24' 02''
2.3. Verbindung zu anderen Gottheiten. Wie schon im 2. Jahrtausend Ugarit, Sidon und Tyrus ein zusammenhängendes Kultzentrum bildeten (KTU 1.14 IV.35-36), so wird im 1. Jahrtausend Eschmun von Sidon manchmal auch mit dem Stadtgott Melkart von → Tyrus
Im 2. Jh. v. Chr. weiht ein gewisser Kleon auf der Insel Sardinien Eschmun einen Kupferaltar, weil er ihn geheilt hat (rpj’; KAI 66). Die griechischen und lateinischen Übersetzungen der Trilingue nennen den Gott Asklepios bzw. Esculapius.
3. Eschmuns Funktionen
Die Identifikation mit Asklepios bzw. Esculapius kennzeichnen Eschmun als Heiler, doch sollte man sich davor hüten, dies als seine einzige Funktion zu betrachten. In KAI 14,17 trägt er das Epitheton ‘njdll, was vielleicht „der dem Elenden antwortet“ bedeutet (andere erklären ‘n als „Quelle“ und jdll als deren Namen). In der bereits genannten dreisprachigen Inschrift KAI 66 aus San Nicolo Gerrei auf Sardinien (2. Jh. v. Chr.) wird Eschmun als m’rḥ (Part. Pi. < ’rḥ „gehen / wandern“) tituliert: „der die (Lebens)reise gehen lässt“ (vgl. ugaritisch ’rḥ mḫ „reibungslos reisen“, De Moor 1987, 229, Fn. 39). In Personennamen ist Eschmun mit Prädikaten verbunden, die ihn charakterisieren als „Retter“ (ḥlṣ), „Gnädiger“ (ḥn), „Zeuge“ (‘d), „Geber“ (jtn), „Helfer“ (‘zr), „Träger“ (‘ms), „Aufseher“ (pls), „Erfolgreicher“ (ṣlḥ), „Befreier“ (šlk), „Heil(bringer)“ (šlm), „Behüter“ (šmr), „Tröster“ (nḥm). Fast alle diese positiven Epitheta werden in phönizischen und punischen Personennamen auch → Baal
Die gelegentliche Gleichsetzung Eschmuns mit griechischen Göttern wie Asklepios, Apollon und Herakles darf nicht voreilig zur Übertragung von Eigenschaften dieser Götter auf Eschmun führen. Jedoch sind Funde wie die in San Nicolo Gerrei auf Sardinien (s.o.), in Amrit, wo Eschmun und Melkart zusammen verehrt wurden, und in Bostan eš-Šech überzeugende Beweise für die Gleichsetzung von Eschmun mit Asklepios. In beiden letzteren Orten war das Heiligtum des Gottes zudem mit einer Heilquelle verbunden.
Bisher sind keine anthropomorphen ikonographischen Darstellungen von Eschmun gefunden worden. Möglicherweise wurde Eschmun in der Form eines Beityls verehrt (Lipiński 1995, 167-168).
4. Hinweise im Alten Testament
Im Alten Testament kommt Eschmun nicht vor. Aber der antithetische Parallelismus in Jes 59,10
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Bereich des Eschmunheiligtums in Bostan eš-Šech: Aus dem Podium des Tempels der Perserzeit ragt die Ecke eines neubabylonischen Stufentempels. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
- Kerubenthron im Bereich des Eschmunheiligtums in Bostan eš-Šech. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2004)
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