Eupolemos
Andere Schreibweise: Eupolemus
(erstellt: September 2010)
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1. Person
Eupolemos (2. Jh. v. Chr.) ist, wenn man → Demetrios
Das in einem der Fragmente angegebene 5. Jahr des syrischen Königs Demetrius (→ Seleukiden
Neuerdings hat Clancy (2009) die ältere Ansicht von Graetz u.a. erneuert, dass es um Demetrius II. ginge, dessen fünftes Jahr (141 v. Chr.) wegen der Erlangung der jüdischen Unabhängigkeit von epochaler Bedeutung gewesen sei. Aber er muss komplizierte Zusatzannahmen machen, um die Angabe des „12. Jahres des Ptolemaios“ bei Clemens zu erklären, und übergeht völlig die Angaben zur römischen Chronologie. Auch bestreitet Clancy die Authentizität der (Clancy: angeblich) von Polyhistor referierten Fragmente 1-4 mit dem argumentum e silentio, dass Josephus von diesen keinen Gebrauch mache.
Zur Chronologie siehe auch den Exkurs unter 2.
Wahrscheinlich ist der Schriftsteller identisch mit dem Gesandten Eupolemos, Sohn des Johannes, des Sohnes des Akkos, der im Jahr 161 v. Chr. im Auftrag der → Makkabäer
2. Werk
Die überlieferten Fragmente dürften, obwohl unter verschiedenen Titeln zitiert, alle zu Eupolemos’ Werk „Über die Könige in Judäa“ (Clemens, Stromateis I, 153,4; Bibliothek der Kirchenväter
- Das erste der Fragmente (Euseb, Praeparatio evangelica IX, 26,1; Text Kirchenväter 3
- Im zweiten und dritten Fragment (IX, 30,1-34,18; 34,20) geht es ausführlich um Salomos Königtum, wobei sich die Darstellung vor allem am Bericht der biblischen → Chronikbücher
Umstritten ist, ob und ggf. von welchen Büchern Eupolemos die griechische Übersetzung benutzte. Sicher ist, dass er Hebräisch verstand und für die → Königsbücher
- Das vierte Fragment (IX, 39,2-5) berichtet von Jeremia und der Wegführung Jerusalems und enthält u.a. die auch 2Makk 2,4-8
- Das fünfte Fragment ist nur bei Clemens überliefert (Stromateis I, 141,4-5) und für die Datierung des Eupolemos wichtig (s.o.). Von Adam bis zum 5. Jahr des Demetrius seien 5149 Jahre vergangen, davon 2580 Jahre seit dem Exodus.
Somit bilden Mose und die Gegenwart des Autors den chronologischen Rahmen des Werkes, in dessen Zentrum der Tempel Salomos, von seinem Bau bis zu seiner Zerstörung, steht.
Exkurs zur Chronologie. Die Zahl 2580 (in Fragment 5) wird in zahlreichen Ausgaben zu 1580 korrigiert (vgl. Walter, 95, Anm.7), was leidlich zur Septuaginta-Chronologie und zu → Demetrios
Es lohnt sich aber, von den tatsächlich handschriftlich überlieferten Zahlen 2580 und 5149 auszugehen. Für den Exodus ergibt sich dann das Jahr 2569 n.A. (2569 + 2580 = 5149). Diese Angabe hat Eupolemos wohl aus seinem Textstudium gewonnen; sie liegt im Rahmen der Daten, die nach dem Masoretischen Text (je nach Interpretation 2448 bis 2688 n.A.) oder nach anderen palästinischen Traditionen (Jubiläenbuch: 2411 n.A.; Samaritanus: ca. 2750 n.A.) möglich sind. Für Eupolemos war, wie die Rückbezüge im Tempelbaubericht in Fragment 2 (Euseb, Praeparatio evangelica IX, 34,7f.14f.; Text Kirchenväter 3
Hiervon ausgehend, hat er ohne Zweifel dem Jahr 5140 n.A., 2570 Jahre nach der Weihe des Zeltheiligtums im Jahr 2570 n.A., besondere Bedeutung zugemessen. Alles spricht dafür, dass Eupolemos seine Chronologie darauf ausgerichtet hat, die makkabäische Tempelweihe (Dezember 165 v. Chr.) in dieses Jahr 5140 n.A. zu datieren. Sein Werk hätte er im neunten Jahr danach geschrieben und datiert (5149 n.A.), also wohl, unter Berücksichtigung der komplexen chronologischen Angaben des ersten Makkabäerbuches, im Sommer 156 v. Chr.
Die ungewöhnlich große Zeitspanne für die Zeit nach dem Exodus, die zu den zahlreichen Konjekturen Anlass gegeben hat, war schlicht nötig, um die Wiederherstellung des Tempelkults 165 v. Chr. als epochales Datum mit der erstmaligen Aufrichtung und Weihe des Zeltheiligtums, ein Jahr nach dem Exodus, in eine Reihe stellen zu können.
3. Pseudo-Eupolemos (samaritanischer Anomymus)
Ein weiteres von → Euseb
In dem Fragment ist nach einer kurzen Erwähnung der Turmbaugeschichte vor allem von → Abrahams
Der Verfasser kennt sowohl jüdische Henoch- und Abrahamlegenden, wie sie im aramäischen → Genesis-Apokryphon
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Bartlett, J.R., 1985, Josephus, Aristeas, the Sibylline Oracles, Eupolemus (Cambridge Commentaries on Writings of the Jewish and Christian World 1/1), Cambridge
- Briggs, R.A., 1999, Jewish temple imagery in the book of revelation (Studies in biblical literature 10), New York u.a.
- Clancy, F., 2009, Eupolemus the Chronographer and 141 BCE, Scandinavian Journal of the Old Testament 23/2, 274-282
- Delcor, M., 1988, La description du Temple de Salomon selon Eupolème et le Problème de ses sources, Revue de Qumran 13, 251-271
- Freudenthal, J., 1874-1875, Alexander Polyhistor und die von ihm erhaltenen Reste jüdischer und samaritanischer Geschichtswerke, Hellenistische Studien I-II, Breslau
- Graetz, H., 1905, Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Bd. 3, Geschichte der Judäer von dem Tode Juda Makkabis bis zum Untergange des judäischen Staates, Hälfte 2, 5. Aufl. Leipzig
- Holladay, C.R., 1983, Fragments from Hellenistic Jewish Authors. Vol. I: Historians, Chico
- Inowlocki, S., 2006, Eusebius and the Jewish authors. His citation technique in an apologetic context (Ancient Judaism and early Christianity, Vol. 64), Leiden
- Rießler, P., 1928, Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Augsburg (deutsche Übersetzung)
- Schunck, K.-D., 1954, Die Quellen des I. und II. Makkabäerbuches, Halle (Saale)
- Schunck, K.-D., 1991, Art. Makkabäer / Makkabäerbücher, TRE 21, Berlin / New York, 736-745
- Wacholder, B.Z., 1974, Eupolemus. A study of Judeo-Greek literature, Cincinatti u.a. (Standardwerk)
- Walter, N., 1980, Fragmente jüdisch-hellenistischer Historiker, in: Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Bd.1: Historische und legendarische Erzählungen, Lfg.2, Gütersloh (deutsche Übersetzung und Kommentar)
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