Färben / Färberei
(erstellt: Oktober 2011)
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→ Farbe
Die Rohstoffe der Textilfärberei sind Flachs und Wolle sowie Ziegen- und Kamelhaar. Sie besitzen eine natürliche Färbung. Für die Bezeichnungen der Farbnuancen der natürlichen „weißen, normalen, schwarzen, mehrfarbigen und gelblichen“ Schafwollen gibt es unterschiedliche Termini, die keine Unterscheidung zwischen Braun und Rot, Gelb und Grün erkennen lassen und keinen Hinweis auf die Farbe Blau geben. Die einzige Bereicherung besteht in Helligkeits- bzw. Sättigungsgraden, vor allem in der Rot-Reihe.
Aus dem 3. und 2. Jt. v. Chr. sind wenige Färbemittel bekannt. Für die Grablegen der 6. Dynastie am Ende des 3. Jt.s v. Chr. (Pepi I. und Merenres) wurden Leinengewebe mit Mineralfarben aus rotem und gelbem Eisenoxid bemalt. Im Mittleren Reich, zu Beginn des 2. Jt.s, wurden die Farbstoffe vermutlich in die Faser eingerieben. Im Alten Orient und Alten Israel kennt man zu Beginn des 2. Jt.s v. Chr. nur selten „lasurfarbene“ Wolle, dunkle Wolle (akkadisch atû), rote Wolle (akkadisch h/ruššātum), und dunkle, dunkelrote Wolle (akkadisch da’mātum). Im Verlauf des 2. Jt.s v. Chr. scheint eine Veränderung beim Färben von textilem Material eingetreten zu sein, vor allem als man mit dem Extrakt der Purpurschnecken färbte, die brillante, beständige Farben in der Rot- und Blauskala ergaben.
1. Voraussetzungen der Textilfärberei
Der chemische Aufbau der tierischen Wollfaser reagiert anders als der der pflanzlichen Zellulosefasern Leinen, Hanf und Baumwolle. Die Verbindung von Farbe und textilem Rohstoff vollzieht sich bei den Zellulosefasern auf physikalischem, bei den Wollfasern hingegen auf chemischem Wege. Leinen bindet den Farbstoff im alkalischen pH-Bereich, so dass vor dem Färben ein Beizmittel aufgebracht werden musste. Die Proteine der Wolle sind Zwitterione, die durch Zugabe von Säure oder Alkali als Kationen oder Anionen vorliegen. Eine Färbung findet nur statt, wenn die Zwitterionen dissoziieren. Meist setzt man Säure zur Ionisierung ein, die Kationen bildet. Bei einem pH-Wert von 4,9 hat die Wolle ihren isoelektrischen Punkt. Hier kann die Wolle am schonendsten behandelt werden, da sie die größte innere Festigkeit und geringste Filzeigenschaft aufweist. Dieses Wissen beruhte bei den altorientalischen Färbern auf Erfahrung, welche die Chemikalien so dosierten, dass durch ein rasches oder langsames Aufziehen der Färbeflotte bzw. des Färbebades das → Garn
2. Färben mit organischen Farbstoffen
Während das Färbemittel Indigo in der Pflanze Isatis tinctoria vorliegt, sind die bromierten Derivate des Indigos wie Monobromindigotin und Dibromindirubin nur in den Mollusken vorhanden, von denen Murex trunculus, Murex brandaris and Thais haemastoma (→ Schnecke
Die Murex-Schnecken wurden mit Körben aus dem Meer gefischt und lebend zerstampft. Die Hypobronchialdrüse der Schnecken enthält eine farblose bis gelbliche Flüssigkeit, die Vorstufe des Farbstoffes 6,6’-dibromoindigo. Man bevorzugte große Schnecken, denn aus einer Schnecke konnte man nur wenige Tropfen des Extraktes gewinnen. Für 1 g Farbstoff, benötigte man Tausende von Schnecken. Die Masse wurde mehrere Tage in Salz eingelegt, danach in gefaultem Urin gekocht, bis die Menge auf 1:16 eingedampft war. Die organischen Reste wurden dabei ständig abgeschöpft, der Farbstoff blieb im Kessel zurück und gab mit Wasser versetzt das Färbebad. Wegen des großen Gestankes der ca. 10 Tage andauernden Kochvorgänge befanden sich die Purpurfärbereien außerhalb der Städte, meist direkt am Meer, denn man benötigte sowohl Salz- wie Süßwasser zum Kochen. Die ältesten Hinweise (Schneckenhalden) zur Purpurfärberei an der Levante wurden in Mīnet el-Bēḍā’, dem Hafen bei → Ugarit
Der Ursprung dieser Färbetechnik weist ins minoische Kreta. Auf Koufonisi (Koordinaten: N 34° 56' 22'', E 26° 08' 19''
Aus diesem Grund versuchte man die intensiven Farben des Purpurs immer wieder nachzuahmen, was vor allem mit Orseille, einem Flechtenfarbstoff, gelang. Rot-violett bis Blautöne sind deshalb immer auf echten Schneckenpurpur zu überprüfen. Rotfärbungen erhielt man vor allem aus pflanzlichen und tierischen Extrakten. Rote Pflanzenfarbstoffe gewann man aus Saflor, dem Saflorkarmin (Carthamus tinctorius), der Krappwurzel (Rubia tinctoria L.) und aus dem Henna (Lawsonia alba). Die Färbedistel Saflor enthält neben dem Saflorkarmin auch einen gelben Farbstoff, Saflorgelb (Carthamus tinctorius). Tierische Farbstofflieferanten sind das Insekt der auf der Kermeseiche lebenden Schildlaus (Coccus ilicis, Insecta, Homoptera; → Laus
3. Färbevorrichtungen
In der Eisenzeit II besitzen Färbeanlagen (oft vier bis fünf Anlagen in einer Stadt) neben den Becken für die Färbeflüssigkeit weitere Becken zur chemischen Vorbehandlung des Materials, dem Beizen oder Verküpen, und Spülen. Das Beizmittel, Alaun, d.h. Kalium-Aluminiumsulfat oder Eisen- und Kupfersalze, dienen dazu, dass die Faser den Farbstoff aufnehmen kann. Erst beim Färben auf gebeizter Wolle ergeben sich brillante und intensive Töne. Küpenfarbstoffe wie der Indigo (Indigofera-und Isatis Spezies, sowie der Purpur) müssen zunächst mit Alkali und Reduktionsmittel wasserlöslich gemacht werden, d.h. in einem der beiden Kessel verküpt werden.
Verschiedene Farbstoffe entfalten bei bestimmten Temperaturen die optimale Färbungsintensität. Kaltes Wasser eignet sich nur bedingt zum Färben. Manche Farbstoffe lösen sich in kalter, die meisten Farbstoffe jedoch in warmer, heißer oder gar kochender Flotte (Färbebad). So genannte Kaltfärber benötigen heute eine Temperatur von mindestens 25°C. Wolle wird bei Kochtemperaturen gefärbt, was bei der Purpurfärberei besonders wichtig war und uns von Plinius d.Ä. und Aristoteles in der zweiten Hälfte des 1. Jt.s v. Chr. überliefert wird. Die Anlage eines zentralen Heizungssystems unter den Färberäumen in Geser in hellenistischer Zeit zeigt, dass man für bessere Färbeergebnisse warmes Wasser verwendete.
Nach dem Färben muss das Garn in beliebigen Becken mehrmals gespült werden, um den ungesättigten, d.h. überschüssigen Farbstoff zu entfernen. Gesicherte Kriterien zur Identifikation von Färbe- und Waschanlagen lassen sich in den Werkstätten der römischen Kaiserzeit wie in Pompeji nachweisen (Alberti 59-63). Färbe- und Waschanlagen gibt es im eisenzeitlichen Palästina in Bētīn, Tell Bēt Mirsim, Tell en-Naṣbe, Bēt Šemeš, et-Tīre, Nir David, Tell Qasile, aus hellenistischer Zeit in Geser und Tell Hēdar sowie aus makkabäischer Zeit in Beth-Zur.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Purpurschnecke. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Eiersäcke einer Kermesschildlaus. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Becken einer Färberei – so Albright; nach anderen eine Ölpresse (Tell Bēt Mirsim; Eisenzeit II). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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