Fasten / Fastentage (AT)
(erstellt: August 2012)
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„Fasten“ bedeutet: freiwilliger und zeitlich begrenzter, vollständiger Verzicht auf Nahrungsaufnahme (teilweise einschließlich Getränken). Damit ist Fasten von einer auf Dauer angelegten, durch Speisegesetze geregelten Vermeidung bestimmter Lebensmittel zu unterscheiden. Als Bestandteil von sog. Selbstminderungsriten (Zeichen zum Ausdruck von → Trauer
1. Terminologie
Die weitaus am häufigsten im Alten Testament für „Fasten“ verwendeten Begriffe sind das Verbum צום ṣûm (21-mal im Qal) bzw. das Nomen צוֹם ṣôm (26-mal). Ein Alternativbegriff ist ענה ‘nh II „niedrig sein / sich demütigen“, der nicht zuletzt in der Redewendung ענה אֵת נֶפֶשׁ bzw. ענה נֶפֶשׁ ‘nh (’æt) næpæš Piel „seine næpæš / seine Seele / sein Leben demütigen“ verschiedene Selbstminderungsriten einschließlich des Fastens abdeckt (vgl. Lev 16,29
2. Rituelles Fasten – Fastentage
In der alttestamentlichen Kultgesetzgebung verankertes rituelles Fasten findet allein als Teil der umfangreichen Riten für den → Jom Kippur
Darüber hinaus wird jedoch in verschiedenen Zusammenhängen von in Notsituationen eigens einberufenen Fastentagen gesprochen (vgl. u.a. 1Sam 7,6
im 4. Monat (17. Tammuz = Juni / Juli) der Erinnerung an die Überwindung der Jerusalemer Stadtmauer zuerst durch Nebukadnezar (vgl. Jer 39,2
im 5. Monat (9. Av = Juli / Aug.) der Trauer um die Zerstörung des ersten Tempels 587 v. Chr. (vgl. 2Kön 25,8ff
im 7. Monat (3. Tishri = Sept. / Okt.) dem Gedenken der Ermordung des Statthalters Gedalja (vgl. 2Kön 25,22ff
im 10. Monat (10. Tebet = Dez. / Jan.) der Erinnerung an den Beginn der Belagerung Jerusalems (vgl. 2Kön 25,1
Die Aussage Sacharjas zielt allerdings auch nicht auf die dauerhafte Installation von Fastentagen als Trauer- und Klagetagen, sondern gerade auf deren grundsätzliche Verwandlung von Trauer- zu Freudentagen.
Die Zusammengehörigkeit von Trauer, Klage und Fasten steht außer Frage. Ebenso klar ist, dass Fastentage, wie sie oben genannt wurden, kollektiv zu begehen sind. Unbeantwortet ist hingegen das Problem, inwieweit diese Tage liturgisch gestaltet sind. Die großen Volksklagelieder des Psalters mögen bei Klagefeiern gesungen worden sein, erweisen sich in ihrer jetzigen Gestalt aber als für den Buchzusammenhang gestaltete Texte. Die Lesung der Klagelieder Jeremias für den 9. Av ist erst seit der Mitte des 8. Jh.s n. Chr. belegt (Traktat Soferim 18,4). So ist es bisher bei Versuchen geblieben, ein Ritual eines Fastentages nachzuzeichnen (u.a. anhand von → Joel
So stellt sich schließlich die Frage, ob die Belege chronologisch zu ordnen sind. Fasten, sei es kollektiv oder individuell, ist ein weit verbreitetes kulturelles Phänomen. Das einzige im alttestamentlichen Festkalender verankerte Fasten, das des Jom Kippur, ist, je nach Datierung der Einführung dieses Sühnetages, wohl eher ein frühnachexilisches Phänomen. Für zwei Aspekte des Fastens lässt sich dennoch eine Entwicklung nachzeichnen. Die sühnende Wirkung des Fastens gewinnt erst im 3./2. Jh. v. Chr. an Bedeutung, ebenso wie sein divinatorischer Aspekt (→ Divination
3. Kollektives und individuelles Fasten
Auslöser oder Ziel eines Fastens für Kollektiv wie Individuum können sehr variieren. Wie die institutionalisierten Fastentage zeigen, sind Notsituationen jedoch ein wesentlicher auslösender Faktor. Das Ziel des Fastens kann in der Folge eine Bußbewegung sein, ein Zeichen der Umkehr (1Sam 7,6
Fasten in Notsituationen kann durch den König, einen Propheten, Priester oder die Ältesten einberufen (vgl. 1Sam 14,24-30
4. Funktionen des Fastens
4.1. Bußfasten
Not verlangt kollektive → Umkehr
→ David
4.2. Trauerfasten
Die Verbindung von Fasten mit anderen Selbstminderungsriten wird vor allem beim Trauerfasten deutlich. Im Kontext von → Sauls
4.3. Fasten zur Vorbereitung von Gottesbescheid und Gottesbegegnung
Das Fasten in Notlagen kann schließlich auch dem konkreten Ziel der Vorbereitung für einen Gottesbescheid oder der Bitte um helfendes Eingreifen Gottes dienen (vgl. Ri 20,26
5. Fasten-Kritik
Prophetisch geäußerte Fastenkritik bezieht sich, ähnlich der Kritik an Opfern und Festen, auf die Motivation der Fastenden, auf das Verfolgen eigener Interessen und auf das fehlende Bemühen um die Ehre Gottes. Auch die Annahme, Gottes Aufmerksamkeit erzwingen zu können, ist falsch. Das Fasten, das Gott hingegen gefällt, ist rechtes Handeln und Fürsorge für die Armen (vgl. Jes 58,1-12
Literaturverzeichnis
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