Faulheit / Fleiß
(erstellt: Juni 2009)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/18173/
1. Hintergrund und Einordnung
„Faulheit“ und „Fleiß“ sind Begriffe, die eng mit dem Verständnis von → Arbeit
Die Begriffe „Faulheit“ und „Fleiß“ besitzen – wie die Arbeit – eine soziale Dimension. Vor allem bei „Faulheit“ tritt dies zutage. Denn wer arbeitsfähig ist und nicht arbeitet, riskiert, die Gemeinschaft in eine heikle Situation zu bringen: Nämlich entscheiden zu müssen, ob sie ihre Ressourcen dazu einsetzt, den faulen Menschen vor dem Hungertod zu retten. Vor diesem Hintergrund hat „Faulheit“ den Beiklang des Lebens auf Kosten der Gemeinschaft, „Fleiß“ dagegen ist ein angemessenes oder besonders engagiertes Einbringen der eigenen Arbeitskraft zum Nutzen aller.
2. Begriffe und Bedeutungen
„Faulheit“ und „Fleiß“ werden im Alten Testament überwiegend in der Weisheitsliteratur erwähnt (→ Weisheit
2.1. Fleiß
Der hebräische Begriff חָרוּץ chārûṣ (vom Verb חרץ chrṣ II „eifrig sein“) kommt in der Bedeutung „fleißig“, „Fleiß“ nur fünf Mal im Alten Testament vor, und zwar in den Sprichwörtern. Dabei ist „Fleiß“ meist das Gegenteil von „Faulheit“. Im Gegensatz zu dieser bringt er Zufriedenheit (Spr 13,4
2.2. Faulheit
Ein differenzierteres Bild als vom „Fleiß“ lässt sich von der Faulheit zeichnen.
1. חשׁה chšh. In der Nähe zur Faulheit steht die bloße Untätigkeit, d.h. das Unterlassen oder Aufschieben einer Handlung. Dieses „faule“ oder „träge“ Zögern oder Zaudern kann sich auf einen kriegerischen Akt beziehen (Ri 18,9
2. רפה rfh. „Faulheit“ kann auch diejenige Untätigkeit sein, die auf physische oder psychische Erschöpfung zurückzuführen ist, also auf Müdigkeit und Schwäche, Mut- oder Antriebslosigkeit. Hier wird רפה rfh (Nif. / Hitp.) gesetzt (u.a. Jos 18,3
3. עָצֵל ‘āṣel. Der häufigste Begriff für den „Faulen“ ist עָצֵל ’āṣel, abgeleitet vom Verb עצל ‘ṣl. Weitere Ableitungen dieses Verbs sind עַצְלָה ‘aṣlāh (Spr 19,15
Ähnlich wie עצל ‘ṣl wird zur Bezeichnung der Faulheit noch רְמִיָּה rəmijjāh verwendet. Diese Ableitung von רמה rmh II ist am besten mit „Nachlässigkeit“ wiederzugeben. Sie wird parallel zur Faulheit genannt (Spr 19,15
4. In den deuterokanonischen Schriften (→ Apokryphen
Die alttestamentlichen Texte zu Fleiß und Faulheit fordern nicht aus prinzipiellen Erwägungen zur Arbeitsamkeit auf. Vor allem die weisheitlichen Texte schildern anhand der Konsequenzen, dass faules Verhalten gerade kein Gewinn an Lebensqualität darstellt. Stattdessen führt die Faulheit zur Lebensminderung und bringt im Extremfall die Faulen in Lebensgefahr.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
- Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1950ff.
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (zu den einzelnen hebräischen Begriffen)
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
2. Weitere Literatur
- Ebach, J., 1986, Arbeit und Ruhe. Eine utopische Erinnerung, in: ders., Ursprung und Ziel. Erinnerte Zukunft und erhoffte Vergangenheit, Neukirchen-Vluyn, 90-110
- Ebach, J., 2004, Menschsein mit, nicht durch Arbeit, ThPQ 152, 275-283
- Hieke, Th., 1998, „Geh zur Ameise, du Fauler …” (Spr 6,6), LebZeug 53, 1, 19-31
- Lang, B., 2006, Der arbeitende Mensch in der Bibel. Eine kulturgeschichtliche Skizze, in: V. Postel (Hg.), Arbeit im Mittelalter. Vorstellungen und Wirklichkeiten, Berlin, 35-56
- Segbers, F., 3. Aufl. 2002, Die Hausordnung der Tora, Luzern
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)