Feige / Feigenbaum (AT)
(erstellt: Januar 2018)
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1. Botanisch
Die Feige (Ficus carica L. var. domestica) gehört zur Familie der Maulbeergewächse (moraceae). Sie kommt in ganz Vorderasien und so auch in Palästina vor. Wildformen gibt es im ganzen Mittelmeerraum. Die Feige ist bereits im 8. Jt. als Kulturpflanze belegt. In → Geser
Der Feigenbaum ist eine strauch- oder baumförmige, milchsaftführende, zweihäusige Pflanze. Er wächst auch bei geringer Bewässerung selbst auf steinigem Gelände. Der Baum wird 3-5 m hoch, hat gefingerte, rauhe Blätter, die zu Beginn des Winters abgeworfen werden und im zeitigen Frühjahr wieder austreiben. Der Baum kann bis zu 40 Jahre alt werden und braucht etwa 6 Jahre, bis er Früchte trägt. In freier Natur ist für die Fruchtbildung die Fremdbestäubung notwendig. Es gibt männliche und weibliche Bäume, wobei der männliche Baum sowohl weibliche wie männliche Blüten aufweist, der weibliche Baum dagegen nur weibliche Blüten. Feigenbäume tragen zweimal im Jahr Früchte. Nur die Feigen weiblicher Pflanzen werden gegessen, die Feigen männlicher Bäume, die auch unter der Bezeichnung Bocksfeigenbäume (Caprifigus) bekannt sind, werden als Bocks- oder Holzfeige bezeichnet.
Neben den auf Fremdbestäubung angewiesenen Wildformen ist seit dem Altertum die Zucht von Feigenbäumen bekannt, die auch ohne Befruchtung saftige, süße Früchte hervorbringen. Die Vermehrung der Bäume geschieht nicht durch Samen, sondern auf vegetativem Wege durch Stecklinge weiblicher Pflanzen.
2. Altes Testament
2.1. Bezeichnung
Der Feigenbaum heißt hebräisch תְּאֵנָה tə’enāh. Er trägt mehrfach im Jahr Früchte. Die ungenießbaren Vorfrüchte heißen פַּגִּים paggîm, die Ende Mai und im Juni zu erntenden Frühfeigen בִּכּוּרִים bikkûrîm (Hos 9,10
2.2. Bedeutung
Die Feige gehört zu den sieben Früchten des Landes Israel (Dtn 8,8
2.3. Verwendung
Die Feige wird bereits in der zweiten Schöpfungserzählung (→ Paradieserzählung
2.4. Metaphorik
Vom Feigen ist in der alttestamentlichen Metaphorik mehrfach die Rede. Sie stehen in der Vision von den beiden Feigenkörben als Bild für Juda bzw. seine Bewohner (Jer 24,1-10
Häufig wird der Feigenbaum zusammen mit dem Weinstock genannt (→ Jotam
3. Neues Testament
3.1. Bezeichnung
Der Feigenbaum bzw. die Feige hat die griechische Bezeichnung συκῆ sykē. Die Spätfeige heißt ὂλυνθoς olynthos (nur Apk 6,13
3.2. Metaphorik
Ein Feigenbaum, der schon drei Jahre keine Frucht mehr trägt, dem man aber vor dem Fällen ein letztes Jahr die Chance gibt, doch noch Frucht zu bringen, verdeutlicht, dass den Menschen noch eine Chance zur Umkehr eingeräumt wird („vielleicht“), dass die Zeit zur Umkehr aber begrenzt ist (Lk 13,6-9
Ebenso wie das Ausschlagen des Feigenbaums das Kommen des Sommers ankündigt, so gibt es auch Zeichen für das Nahen der Gottesherrschaft, die es zu erkennen gilt (Mk 13,28f
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, Stuttgart 1894-1972
- Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
- Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
- Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
2. Weitere Literatur
- Cebulj, Chr., Vom edlen Wettstreit der Natur. Zur Pflanzenwelt im Neuen Testament, in: P. Riede / U. Neumann-Gorsolke, Das Kleid der Erde, 250-273
- Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina I/1, Gütersloh 1928, 99f.257; I/2, Gütersloh 1928, 378f
- von Gemünden, P., Vegetationsmetaphorik im Neuen Testament und in seiner Umwelt (NTOA 18), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1993
- Giesen, H., Art. Feige, in: Neues Bibel-Lexikon, Bd. 1, Zürich u.a. 1991, 662f
- Goor, A., The History of the Fig in the Holy Land from Ancient to the Present Day, Economic Botany 19 (1965), 124-135
- Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 110-112
- Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, Chr., Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land, Bd. 1, Zürich u.a. 1984, 80f
- Löw, I., Die Flora der Juden, Bd. I, Nachdruck Hildesheim 1967, 224-254
- Meinhold, A., Die Sprüche, Teil 2: Sprüche Kapitel 16-31 (ZBK.AT 16/2), Zürich 1991
- Moldenke, H.N., Plants of the Bible, Waltham 1952, 103-106
- Neumann-Gorsolke, U. / Riede, P. (Hgg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart / Neukirchen-Vluyn 2002
- Riede, P., Und sie brachten Weihrauch und Myrrhe. Heil- und Duftpflanzen in der Bibel, in: ders., Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und zur Anthropologie des Alten Testaments (MThSt 106), Leipzig 2009, 43-52
- Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986, 58f
Abbildungsverzeichnis
- Feigenbaum. Aus: Wikimedia Commons; © Joanbanjo, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 nicht portiert; Zugriff 20.2.2018
- Früchte an einem Feigenbaum. Aus: Wikimedia Commons; © SuperJew, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 nicht portiert; Zugriff 20.2.2018
- Aufgeschnittene Feige. Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 20.2.2018
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