Frauen in der Literatur (AT)
(erstellt: Januar 2008)
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1. Gesellschaftliche Lebenszusammenhänge von Frauen
Die Gesellschaft Alt-Israels, die die Texte der Hebräischen Bibel hervorbringt, ist patriarchal geordnet (→ Frau
2. Geschlechterverhältnisse in den Schöpfungserzählungen (Gen 1-3)
Die Erzählungen von Gen 1-3
2.1. Weiblich und männlich erschaffen: Gen 1
Die Menschenschöpfung wird in Gen 1,26-31
2.2. Einander zur Hilfe: Die gottgewollte Geschlechterordnung in Gen 2
Während Gen 1
2.3. Die real existierende soziale Ordnung: Gen 3
Die folgende Geschichte des → Sündenfalls
3. Frauen in den Erzelternerzählungen (Gen 12-36; 38)
In der Forschung wurde der Textkomplex von Gen 12-36
Das Ringen um Nachkommenschaft, das die Erzeltern-Erzählungen durchzieht wie ein roter Faden, hat eine doppelte Sinndimension (Fischer, 2006a, 106-117): eine politische im Ringen um die Volkswerdung und eine theologische, der Hoffnung auf die Erfüllung der Verheißungen von → Volk
3.1. Verheißungsträgerinnen: Sara, Rebekka, Rahel, Lea
Dass die Verheißungen nicht nur an die Väter ergehen, sondern an die Eltern, zeigt sich daran, dass → Abraham
Wenn der Grabplatz für Sara als das erste Stück Eigentum im Land dargestellt wird (vgl. Gen 23,1f
3.2. Frauen schreiben Völkergeschichte
Die Rivalitäten, die auf diese Weise zwischen den Müttern der Söhne entstehen, wurden in der Forschung häufig als Weibergezänk bewertet und damit trivialisiert. Werden jedoch die Auseinandersetzungen zwischen Esau und Jakob, Jakob und → Laban
3.3. Gründerinnen Israels
Die Zentrierung der Erzeltern-Erzählungen auf die Erfüllung der Verheißungen von Volk und Land verbietet eine Festschreibung der Funktionen der Ahnfrauen auf bloßes Kindergebären, denn die Nachkommenschaft ist für beide Elternteile von theologischer Bedeutung (vgl. Gen 15,2
Die Gründung einer Genealogie durch eine Frau wird bei Rebekka betont: Auf sie läuft der in Haran verbliebene (Gen 11,27-32
3.4. Genealogische Bedeutung der Frauen
Die → Genealogien
3.5. Tamar: Die Gründerin des Juda-Stammbaumes
Auch Tamars vordergründig anstößige Aktion zur Sicherung der Nachkommenschaft, mit der sie sich als Prostituierte verkleidet, um inkognito ihren Schwiegervater zu verführen, hat die Dimension der Stammesgründung Judas (vgl. Gen 38,1f
4. Weitere Frauen der Anfangsgeschichte Israels
4.1. Die Rut-Erzählung als Fortsetzung der Erzeltern-Geschichte
Die Geschichte des Juda-Stammes wird durch eine weitere unkonventionelle Ahnfrau fortgeschrieben. Die verwitwete Moabiterin → Rut
4.2. Frauen retten Mose, den Retter Israels
Die Ursprungsgeschichte der in Ägypten zu einem Volk gewordenen „Familie“ Jakobs wird ebenfalls von Frauen geschrieben. Den Beginn des Exodus, des Auszugs aus der Sklaverei, markieren die beiden Hebammen Schifra und Pua, die sich unter Lebensgefahr dem Tötungsbefehl des Pharaos widersetzen (Ex 1,15-21
4.3. Rahab öffnet die Tore zum Verheißungsland
Auch als Israel aus Ägypten kommt und nach vierzig Jahren ins Land einziehen kann, geschieht die erste Einnahme einer Stadt mit Hilfe einer Frau: Jos 2,6
5. Genderrelevantes in Sitte und Rechtsbrauch
Die sozial-hierarchische Gesellschaftsordnung Israels (→ Frau
5.1. Eherecht
Da der Vater den Hauptteil seines Erbes an den ältesten Sohn weitergibt, und dieser daher im Vaterhaus wohnen bleibt, muss eine Frau bei der Eheschließung ihr Elternhaus verlassen und zum Mann ziehen (→ Ehe
Als Kompensationszahlung für die Familie der Frau, die mit der Heirat bei dieser virilokalen Eheform eine Arbeitskraft verliert, ist der Brautpreis zu verstehen. Die häufig als „Kauf einer Frau“ missdeutete Praxis der Entrichtung eines Brautpreises zeugt daher eher von einer höheren Wertschätzung des weiblichen Geschlechts als die Mitgiftpraxis, bei der die Eltern der Frau noch etwas bezahlen müssen, damit sie geheiratet wird. Von Geschenken der eigenen Familie an die Braut wird selten erzählt. Die Übergabe der beiden Sklavinnen an Lea und Rahel durch ihren Vater → Laban
Ehen können im Alten Israel polygyn sein, die Regel war jedoch die Monogamie. Das bedeutet, dass ein Mann gleichzeitig mit mehreren Frauen verheiratet sein kann, die Frau jeweils aber nur mit einem einzigen. Da es die Institution der Ehescheidung gibt, steht für Frauen die Möglichkeit der sukzessiven Monogamie offen.
Dieses geschlechterspezifische Eherecht (→ Frau
5.2. Witwenrecht
Witwe zu werden war für arme Frauen insbesondere dann eine Katastrophe, wenn die Kinder noch nicht erwachsen waren. Nicht von ungefähr gehören Waisen und Witwen zur plebs misera und stehen unter dem besonderen Schutz der Gottheit Israels (vgl. z.B. Dtn 10,18
5.3. Sexuelle Gewalt gegen Frauen
Ein Gebiet des Rechts, das genderspezifisch abgehandelt werden muss, ist sexuelle Gewalt gegen Frauen. Rechts- wie Erzähltexte sprechen von sexueller Nötigung und Vergewaltigung, die häufig auch im Familienkreis begangen werden: der Bruder vergewaltigt die Schwester (vgl. 2Sam 13,1f
5.4. Frauen und Kult
Ein Lebensfeld, in dem Frauen aufgrund ihrer biologischen Verfasstheit diskriminiert werden, ist der Kult. Die Vorschriften von Rein und Unrein treffen Frauen zyklisch, und sie sind daher wesentlich häufiger aus der Kultgemeinschaft ausgeschlossen als Männer (vgl. Lev 15
6. Die Anfangsgeschichte des Königtums als Frauengeschichte
Das Zeitalter des beginnenden Königtums wird ebenso als von vielen starken Frauen geprägt gezeichnet.
6.1. Michal
→ Michal
6.2. Abigajil und Maacha
Zwei weitere Frauen Davids sind am Aufbau seiner Macht wesentlich beteiligt: → Abigajil
6.3. Batseba
Die illegale Beziehung Davids zu der gebürtigen Jerusalemerin → Batseba
6.4. Abischag von Schunem
Am davidischen Königshof ist noch ein anderes hohes, von Frauen bekleidetes Amt belegt (1Kön 1,1-4
6.5. Rizpa
In der königskritischen Tradition steht → Rizpa
6.6. Weitere Frauen
In den weiteren Erzählungen kommen zwar immer wieder Geschichten über Frauen vor (wie etwa jene von 1Kön 14,1-18
7. Königinnen
Die Regentschaft von Frauen in der Königszeit wird rückblickend ebenso negativ bewertet wie die Regierung der meisten Könige.
7.1. Isebel
→ Isebel
7.2. Atalja
→ Atalja
7.3. Königin von Saba
Positive Bewertung erfahren hingegen die legendenhaften Regentinnen, die Königin von → Saba
7.4. Ester
Die märchenhafte Geschichte um → Ester
7.5. Die Stellung der Königinmutter
Umstritten ist, ob die Bezeichnung gəvîrāh für die Mutter des amtierenden Königs als ein Amt zu verstehen ist oder nicht (Kamusiime, 2004). Die Nennung zusammen mit dem König (1Kön 11,19
8. Ratgeberinnen und weise Frauen
Dem höfischen Milieu sind auch die weisen Frauen zuzuordnen, die Ratgeberinnenfunktion am Königshof wahrnehmen. Ob es sich dabei um ein offizielles Amt oder um eine informelle Funktion handelt, die man bei Bedarf in Anspruch nimmt, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen.
8.1. Weise Frau aus Tekoa
Zwei Geschichten um weise Frauen rahmen die Erzählung um die Thronrevolte Absaloms gegen David. Die weise Frau aus → Tekoa
8.2. Weise Frau aus Abel-Bet-Maacha
Das tatsächliche Ende der Aufstände gegen David und den Frieden im Land bringt aber das Verhandlungsgeschick einer anderen Frau (Schroer, 1996, 80-85). Die weise Frau aus Abel-Bet-Maacha verhandelt mit Joab, der die Stadt belagert, über die Auslieferung des Rebellen Scheba, der sich in der Stadt verschanzt hat (2Sam 20,14-22
8.3. Hiobs Frau
Zu den Ratgeberinnen könnte man auch die Frau → Hiobs
8.4. Seresch
Eine durchaus zwielichtige Funktion des Ratgebens in konkreten Lebenssituationen ist von Seresch, der Frau des Judenfeindes → Haman
8.5. Die weisesten der Fürstinnen in Ri 5
Eine klare Fehleinschätzung der Situation – die vielleicht aber bewusst zur Beruhigung der besorgten Königin gewählt wird – geben die „weisesten der Fürstinnen“ am Palastfenster zu Hazor: Sie besänftigen die grausamen Vorahnungen der Mutter damit, dass der Sohn sich verspäte, da er sich so intensiv dem Beutemachen – zu dem offensichtlich auch das Vergewaltigen gehört – widme (Ri 5,28-30
8.6. Die Lehre der Mutter als Glaubensunterweisung Israels
Im klassischen Weisheitsbuch der → Sprüche Salomos
8.7. Die sprichwörtlich fähige Frau
Wie die Lehre der Mutter konkret aussehen kann, zeigt sich sodann im letzten Abschnitt des → Sprüchebuches
9. Prophetinnen
Wer den im christlichen → Kanon
Zieht man jedoch die jüdische Kanoneinteilung mit Vorderer (Josua – 2. Könige) und Hinterer Prophetie (Jesaja – Maleachi) heran, so zeigt sich ein ganz anderes Bild: Die Prophetie folgt unmittelbar auf die Tora, da sie nach dem Prophetiegesetz von Dtn 18,9-22
9.1. Debora
Die unmittelbare Nachfolge in diesem Amt tritt nach dem Tod des Mose eine Prophetin an: → Debora
9.2. Frau von En-Dor
Da das Prophetiegesetz in Dtn 18,9f
9.3. Hulda
Der Kanonteil der Vorderen Prophetie, der vom Leben Israels im Verheißungsland erzählt, wird durch Geschichten um zwei Prophetinnen gerahmt: Debora ist die erste prophetische Gestalt nach Mose, → Hulda
Zu Zeiten, als bereits der später so berühmt gewordene Prophet Jeremia in Jerusalem wirkt, entscheiden sich die Staatsspitzen, nicht ihn für den König zu konsultieren, sondern die Prophetin Hulda. Da einige in der Hulda-Geschichte erwähnte Personen bzw. Personennamen auch außerbiblisch durch Siegelfunde belegt sind, wurde dies häufig als Indiz für die Historizität der Erzählung um die Prophetin gesehen. 2Kön 22
9.4. Prophetenjüngerinnen
Auch im Umkreis großer Prophetengestalten gab es nicht nur Jünger, sondern auch Jüngerinnen; darauf lässt etwa die Frau aus Schunem schließen (2Kön 4,8-17
9.5. Prophetin in Jes 8
Im Kanonteil der Schriftprophetie wird nur eine einzige Frau als nəvî’āh, „Prophetin“, bezeichnet. In der Exegesegeschichte wurde die Notiz aus Jes 8,1-4
9.6. Mirjam
Die Prophetin der Hebräischen Bibel schlechthin ist jedoch → Mirjam
Aus dem Konflikt der drei Führungsfiguren des Exodus um die Kompetenz des Wortempfangs, von dem Num 12,1f
In Dtn 24,8-9
Die Mirjamtraditionen, insbesondere von Num 12
9.7. Noadja
Fast alle Texte über Prophetinnen legen Spuren in die Perserzeit. Wenn diese zeitliche Ansetzung richtig ist, muss das Phänomen der weiblichen Prophetie in dieser Zeit so bedeutend gewesen sein, dass es schriftliche Spuren zu hinterlassen vermochte. Rainer Kessler hat erstmals versucht, die Mirjamtexte mit der Gruppe um → Noadja
Verortet man diese Notiz sozialgeschichtlich, so wird klar, dass diese Gruppe von prophetischen Menschen nicht zu jenem Bevölkerungsteil zu rechnen ist, der aus der Gola zurückkommt, sondern zu den im Lande Verbliebenen. Gerade in diese Zeit führen implizit auch die Spuren von Mirjam und Hulda. Vielleicht führen die Geschichten um Prophetinnen in ihrer heutigen Endform auch zu dieser soziologischen Gruppe, die von Frauen dominiert wird und die gegen die Ausgrenzungspolitik der Rückkehrer aus der Gola ihre Stimme erhebt, ohne jedoch die Verpflichtung auf die Tora (vgl. Neh 8
9.8. Prophetinnen in Ez 13
Prophetie ist weder ein ausschließlich männliches noch ein ausschließlich israelitisches Phänomen. Gerade die Ischtar-Prophetien, die etwa die prophetischen Gattungen des Heilsorakels („Fürchte dich nicht!“) oder des Botenspruchs („So spricht die Gottheit: …“) auch in außerbiblischer Verwendung bezeugen, stammen zum überwiegenden Teil von Frauen (Spieckermann, 1982, 302). Dabei handelt es sich um hochoffizielle Prophetien für den Königshof. Was diese Prophetinnen künden, sind damit keinesfalls Orakel für die sogenannte „private Frömmigkeit“, wozu häufig jene Bereiche, in denen Frauen als führend gezeichnet werden, trivialisiert werden. So sind auch die prophetisch redenden Frauen des Ezechielbuches (Ez 13,17f
9.9. Die Ausgießung des Geistes auf Männer und Frauen
Von Anfang an ist das Phänomen der Prophetie mit der Problematik der Falschprophetie verbunden: Woran erkennt man ein wahres Gotteswort und woran einen Falschpropheten? Aus den Komplikationen, die aus der prophetisch vermittelten Kommunikation zwischen Gott und Volk entstehen können, entwirft schließlich die nachexilische Zeit ein Konzept, das derlei Schwierigkeiten für das eigene Volk umgeht: Israels Söhne und Töchter, Jung und Alt, werden durch die Ausgießung des Geistes prophetisch begabt werden (Jo 3,1
10. Frauenbücher und Frauen in den Spätschriften des Alten Testaments
Während früher häufig angenommen wurde, dass ältere Texte von größerer Freiheit und Gestaltungsmacht von Frauen zeugen würden, haben die Forschungen der letzten Jahre deutlich gemacht, dass in nachexilischer Zeit Frauen öffentlich viel präsenter sind als bislang angenommen (Eskenazi, 1992). Diese Epoche ist nicht nur die prägendste für die Literaturwerdung, sondern auch eine Zeit der Polarisierung: Während die priesterlichen Gesetze durch die Kategorien Rein und Unrein Frauen aus der regulären Partizipation am kultischen Leben mehr und mehr verdrängen, gibt es offenkundig eine Gegenbewegung, die in der Entstehung der Frauenbücher der Bibel ihren Niederschlag gefunden hat. In den Büchern → Rut
10.1. Rut
Vermutlich ist das Buch → Rut
10.2. Ester
Das Buch → Ester
10.3. Judit
Auch im griechisch verfassten Buch → Judit
10.4. Susanna
Erweist das Buch Judit, dass die Frau mehr Courage hat als die Männer, so erzählt ZusDan 1,1f
10.5. Frauen im Buch Tobit
Im Buch → Tobit
Hanna, die Frau Tobits, ist wiederum ein erzählerisch dargestelltes Beispiel der fähigen Frau aus Spr 31,10-31
Die Wertschätzung der eigenen Tochter durch die Eltern lässt sich sodann bei Sara, der späteren Frau des Tobias, zeigen. Da ihr ein Ehemann nach dem anderen stirbt, kommt sie in den Ruf, von einem → Dämon
10.6. Hoheslied
Das → Hohelied
11. Weibliche Metaphorik
Die biblischen Bücher greifen in einer auffälligen Breite zu weiblichen Metaphern (→ Bildworte / Bildreden
11.1. Israel als Gottes Ehefrau
Die wohl bekannteste weibliche Metapher ist jene, die Israel als durch einen Bund an seine Gottheit Jahwe gebundene Ehefrau vorstellt. Hintergrund dieser Metaphorik ist die patriarchale Ehe, die von den Frauen unbedingte Treue verlangt. So wird etwa in Hos 1-3
So findet sich etwa in den Büchern Jesaja und Baruch gleichsam eine „Biographie“ dieser symbolischen Frau, die von der begehrten, unabhängigen, stolzen Tochter über die kinderreiche Ehefrau bis hin zur Verstoßenen, die vergewaltigt wurde und die all ihre Kinder verloren hat und schlussendlich wieder als Braut aufgenommen wird und wieder zu Kindern kommt, erzählt (vgl. z.B. Jes 1,8
Für die metaphorische Sprache ist zu betonen, dass ein bestimmtes Grundbild (z.B. Frau) sich konsequent sowohl in negativ (z.B. Prostituierte) als auch positiv (z.B. Braut) konnotierter Richtung entfalten kann. Die Gegenbilder sind als zwei Seiten ein und derselben Medaille zu verstehen. Die für Frauen negativen Folgen solcher Bilder müssen damit nicht primär in der Intention der metaphorischen Sprachwahl liegen, sind aber in Bezug auf die Rezeption und Wirkungsgeschichte nicht zu vernachlässigen.
11.2. Menstruation, Schwangerschaft, Geburt
Metaphern, die Bilder aus der weiblichen Biologie verwenden, illustrieren vom männlichen Blickwinkel aus überwiegend not- und schmachvolle Vorgänge und Zustände: → Menstruation
Auch die Thematisierung der leidvollen Erfahrung des Säuglingssterbens, das die noch stillende Mutter unmittelbarer trifft als etwa den Vater, findet sich. Jahwe wird dafür sorgen, dass das Leben langen Bestand haben wird, die Mühen der → Schwangerschaft
Vom Geburtsvorgang nimmt die männliche Außenwahrnehmung vor allem die unausweichliche Bedrängnis der Wehen, die krampfartigen Schmerzen und das Schreien der Gebärenden wahr (vgl. z.B. Jes 13,8
12. Weibliche Gottesbilder
12.1. Gott im Bild einer gebärenden Frau: Jes 42,14
Die geschlechtsspezifische Rezeption der metaphorischen Bilder um Schwangerschaft und Geburt erfährt in der Gottesrede von Jes 42,14
12.2. Gott als Hebamme: Jes 66,6ff.
Ähnlich ist der Übergang in Jes 66,6f
12.3. Gott als Schwangere: Num 11,12-14
Auch in Num 11,12-14
12.4. Gott als Mutter: Jes 46,3f.; 49,15
In den Gottesreden von Jes 46,3f
Alle diese Aussagen, die Gott im Bild einer Frau erscheinen lassen, finden sich in Gottesreden: Das Weibliche repräsentiert das Heilige offensichtlich ebenso wie das Männliche (Løland, 2007). Die Metaphernsprache für die in nachexilischer Zeit einzige Gottheit kann und muss gerade deswegen weibliche und männliche Bilder benützen, da es in monotheistischen Symbolsystemen keine Aufteilung von geschlechtsspezifischen Ressorts wie in polytheistischen gibt. Um sicherzustellen, dass Jahwe jegliche menschliche Erfahrung und Verfasstheit transzendiert, wird demonstriert, dass sämtliche innerweltliche Realität einer Gottesmetapher zum Vergleichspunkt werden kann. Das strikte Bilderverbot (vgl. Dtn 4,15f
Bei den Metaphern um Schwangerschaft, Gebären und Stillen ist die Konnotation mit dem Weiblichen unausweichlich. Nur jene Metaphern, die das Männliche absolut ausschließen, mit dem Weiblichen in Verbindung zu sehen, bedeutet jedoch eine Verfestigung der geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen. Es ist daher zu betonen, dass alle Bilder, die nicht exklusiv Männer nennen oder mit Vorgängen aus dem männlichen Lebenszusammenhang stammen (wie etwa Zeugen, reguläre Kriegsführung, das schlachtopfernde Priestertum oder die Bilder vom Vater und Ehemann), mit dem Menschen in Verbindung zu sehen sind und nicht automatisch mit dem männlichen Geschlecht. So sind etwa Gottesbilder, die Berufe wie Richter oder Hirte verwenden, keine männlichen Bilder, sondern menschliche, da die Bibel ausdrücklich Frauen in diesen Berufen zeigt (vgl. z.B. Gen 29,9
12.5. Frau Weisheit als potenzierte Weiblichkeit Gottes
Einen speziellen Aspekt der Repräsentation des Göttlichen durch das Weibliche finden wir in den Konzepten der „ḥåkhmāh“, der „Frau Weisheit“ und der grammatikalisch weiblichen Belege von ruaḥ, des Geistes und des Sturmbrausens. In der Exegesegeschichte wurde für beide die These der Hypostase Jahwes diskutiert, da sowohl die Weisheit als auch die ruaḥ an Gottes Stelle handeln können. Ruaḥ heißt in seiner Primärbedeutung „Wind“ oder „Sturm“, kann aber sowohl die Lebenskraft sein als auch „die Kraft, die große Personen mit Initiative und Selbstbewusstsein für ihr Wirken ausstattet“ (Schüngel-Straumann, 1992, 96) und kommt als solche von der Gottheit selber. Es findet sich sowohl die Formulierung „heiliger Geist“ (vgl. Jes 63,10f
Ob diese personifizierte Weisheit ein Relikt von altorientalischen Göttinnen darstellt (Schroer, 1996, 12-25; → Göttinnen
Literaturverzeichnis
Der Artikel ist in einer längeren Version in italienischer Sprache publiziert unter dem Titel: Donne nell’Antico Testamento, in: A. Valerio (Hg.), Donne e Bibbia. Storia ed esegesi (La Bibbia nella storia 21), Bologna 2006, 161-196
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