Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: August 2015)

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1. Terminologie

„Frucht“ heißt hebräisch פְּרִי pərî (von פרה prh „hervorbringen / aufsprießen / Frucht bringen“). Die griechische Bezeichnung lautet καρπός karpos. Die Rede von Frucht oder Früchten wird in den biblischen Schriften in unterschiedlichen Zusammenhängen aufgenommen.

2. Altes Testament

2.1. Früchte von Pflanzen

Zunächst einmal sind Früchte die Teile von Pflanzen, die Samen enthalten ( Gen 1,11f.29). Im Hervorbringen von Früchten verwirklicht sich ein Hauptzweck der Pflanze: Sie bringt dem Menschen essbaren Ertrag, u.a. Trauben, Feigen, Oliven, Äpfel, Granatäpfel, Nüsse. Wenn eine Pflanze Frucht bringt, zeigt sich zudem, dass sie gesund ist (Jer 17,8; 2Kön 19,30).

Viele Früchte dienen Menschen und Tieren zur Nahrung ( Ps 107,37). Mit der Wendung „Frucht des Landes“ ist der landwirtschaftliche Ertrag gemeint (Lev 23,39f), der den Menschen hilft, ihr Leben zu fristen (Lev 25,19). Dabei wird unterschieden zwischen Baumfrüchten (Gen 1,29; Ex 10,15; Mk 11,14), Früchten des Weinbergs (2Kön 19,29; Mk 12,2) und Früchten des Feldes (Ps 72,16; Gen 4,3; 2Tim 2,6).

Dass Früchte entstehen, dazu braucht es menschliche Arbeit – das Anpflanzen sowie die Pflege der Pflanzen ( Lev 19,23-25) – und göttlichen → Segen (Jer 2,7; Dtn 28,4), der Wachstum und Gedeihen schenkt. Besonders wichtig für die Versorgung der Menschen waren im Ablauf des Erntejahres die Erstlingsfrüchte (Ex 23,16), die auch Teil von Opfern waren (Ex 23,19; Ex 34,26).

Zu Unheilsansagen gehört die Ankündigung, dass die Früchte eines Landes vernichtet oder anderen anheimfallen werden ( Ex 10,12.15; vgl. Am 2,9; Ez 25,4). Umgekehrt ist es gängiger Bestandteil von Heilszusagen, dass die Pflanzen Frucht geben und die Menschen diese genießen können (Jes 4,2; Ez 34,27; Am 9,14; Sach 8,12; Mal 3,11 u.ö.).

2.2. Frucht von Tieren und Menschen

Als Frucht (des Leibes) kann auch die Nachkommenschaft von Tieren ( Gen 1,22) und Menschen bezeichnet werden (Gen 30,2; Ex 21,22; Dtn 28,4; vgl. Lk 1,42; Apg 2,30), die ebenfalls auf Gott zurückgeführt wird (Ps 127,3; Ps 132,11).

2.3. Früchte in der Metaphorik

In übertragenem Sinn kann „Frucht“ stehen für das Ergebnis, den Ertrag, den Gewinn oder die Folge eines Tuns. Von Frucht kann gesprochen werden in Bezug auf den Mund ( Spr 12,14; Spr 13,2; Spr 18,20), die Arbeit (Spr 31,16), eine Handlung (Jes 3,10; Jer 17,10; Mi 7,13) oder das toratreue Tun von Menschen (Ps 1,3). Frucht kann verbunden sein mit Gerechtigkeit (Ps 72,16; Am 6,12) und Weisheit (Spr 8,19), aber auch mit Hochmut (Jes 10,12). Der Zweig, der wieder Frucht bringt, ist Bild für das künftige Erstarken des Königshauses (Jes 11,1). Schließlich kann Gott selbst mit einem Baum verglichen werden, dessen Früchte seinem Volk zukommen (Hos 14,9).

3. Neues Testament

Viele der im Alten Testament belegbaren Redeweisen von Frucht finden sich auch im Neuen Testament. Neben Hinweisen auf die Bedeutung der Früchte im bäuerlichen Leben ( Mt 21,19; Mk 4,29; Jak 5,7.18) werden diese besonders in metaphorischen Zusammenhängen erwähnt. Johannes der Täufer verbindet die Umkehr der Menschen mit dem Tun der guten Werke, sie sind gleichsam gute Frucht (Mt 3,8-10). Das Bild der Früchte kann sich auf Taten (Mt 7,19f) oder das Reden des Menschen (Mt 12,32-37) beziehen. Andere Stellen, wie das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat, unterstreichen bezogen auf das Kommen des Reiches Gottes die Unabhängigkeit des Fruchtbringens von menschlichem Tun (Mk 4,26ff). In besonderer Weise nimmt das Bildwort vom Weinstock und seinen Reben Bezug auf die Früchte (Joh 15). Hier ist es die intakte Gemeinschaft mit Christus, die die guten Früchte hervorbringt. Der Heilige Geist bewirkt bei den Glaubenden vielerlei Früchte (Gal 5,22; vgl. Eph 5,9), z.B. die Lebensheiligung (Röm 6,22 und den Kontrast in Röm 6,20f). Den Zusammenhang von Sterben und Fruchtbringen unterstreicht Joh 12,24 mit Hinweis auf den Tod Jesu.

Schließlich kann der Erfolg der Arbeit der Apostel ( Röm 1,13; Phil 1,22; 2Tim 2,6; 1Kor 9,7) ebenso als Frucht bezeichnet werden wie die Kollekte der paulinischen Gemeinden zugunsten der Christen in Jerusalem (Röm 15,28).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Von Gemünden, P., Vegetationsmetaphorik im Neuen Testament und seiner Umwelt. Eine Bildfelduntersuchung (NTOA 18), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1993
  • Lozeron, A., La Notion de Fruit dans le NT, Diss. Lausanne 1957
  • Rüthy, A.E., Die Pflanze und ihre Teile im biblisch-hebräischen Sprachgebrauch, Bern 1942, 69ff

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