Gebet Manasses
(erstellt: April 2007)
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1. Inhalt
Bei dem Gebet Manasses (lateinisch: Oratio Manasse; abgekürzt: OrMan oder GebMan) handelt es sich um ein Bußgebet, das in Anknüpfung an 2Chr 33,19
Das Gebet gehört nicht zu den Kanonausprägungen des Judentums und des Christentums, sondern ist zu den pseudepigraphischen (apokryphen) Schriften zu rechnen (→ Kanon
2. Textüberlieferung
Als älteste Textzeugen sind die griechischen Bibelhandschriften Codex Alexandrinus (5. Jh. n. Chr.) und Codex Turicensis (7. Jh. n. Chr.) – jeweils im Zusammenhang der an die Psalmen angefügten Hymnen – und die ebenfalls griechischen „Apostolischen Konstitutionen“ (II 22,12-14; um 380 n. Chr.) sowie die syrische Fassung der „Didaskalia Apostolorum“ (3. Jh. n. Chr.) zu nennen. Darf die syrische Fassung der Didaskalia (die ihrerseits auf eine griechische Vorlage zurückgeht) als eine Vorstufe der Apostolischen Konstitutionen gelten, so lassen sich zwei Texttypen unterscheiden: einer wird durch die Septuagintaüberlieferung repräsentiert, der andere durch Didaskalia und Apostolische Konstitutionen. Umstritten ist, welcher der Textzeugen die ältere Textfassung bietet. Einen umfassenden Überblick über die handschriftliche Überlieferung gibt Denis (664-676).
Unumstritten sekundär sind die Textfassungen in lateinischer (ab dem 13. Jh. in Vulgatahandschriften bezeugt, dort aber mit 2Chr 33
3. Entstehung
Trotz einzelner Voten für einen christlichen Ursprung des Gebets darf die Annahme jüdischen Ursprungs als am ehesten wahrscheinlich gelten. Dafür sprechen vor allem sehr enge Parallelen zu anderen frühjüdischen Schriften (vgl. u.a. Tob 3,1-6
4. Theologie
Das Gebet des Manasse ist ein eindrückliches Zeugnis frühjüdischer Sünden- und Gnadentheologie. Der Beter empfindet seine Sünde geradezu als übermächtig und schwer auf ihm lastend. Er kann sich ihrer nicht erwehren und sieht zugleich seine persönliche Verantwortlichkeit. Angesichts dieser überschweren Last kann er sich allein auf die gnädige Barmherzigkeit seines Gottes berufen, und die ihm einzig mögliche Haltung ist die des demütigen und bußfertigen Sünders (GebMan 1,11
Dem universalen Sündenverständnis des Gebets entsprechen die universalen Züge des Gottesbildes. Dafür ist im Besonderen das Ineinander von Klage und Lobpreis bezeichnend. Gottes alles bestimmende Schöpfermacht wird gepriesen, seine Heiligkeit und (!) Barmherzigkeit sind gleichermaßen grenzenlos. Insofern ist es folgerichtig, dass die Möglichkeit der Buße hier radikal von Gott her gedacht wird. Gott hat sie „gesetzt“ (GebMan 1,8
Das Gebet darf insofern als ein Lobpreis der göttlichen Vergebungsbereitschaft gelten, der seine Tiefe gerade durch die aufgezeigte Spannung von Zorn und Gnade innerhalb Gottes gewinnt. Bezeichnend ist, dass die Vergebungsbereitschaft Gottes (nicht untypisch für frühjüdisches Denken) im Horizont seiner Schöpfung gesehen wird (vgl. vor allem GebMan 1,2-3
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007 (Manasse-Gebet)
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2. Weitere Literatur
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