Deutsche Bibelgesellschaft

Geburtsankündigung (AT)

(erstellt: August 2008)

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Unterschieden werden in der exegetischen Literatur die Geburtsankündigung im eigentlichen Wortsinn und die „Gattung“ Geburtsankündigung („annunciation type-scene“).

Eine Geburtsankündigung im eigentlichen Sinn besteht mindestens aus dem Element der Ankündigung einer Person (einer Geburtshelferin, eines Propheten, eines göttlichen Boten) bzw. JHWHs, dass eine Frau ein Kind (einen Sohn) haben wird. Nach Finlay (93) lassen sich elf Geburtsankündigungen in der Hebräischen Bibel ausmachen (Gen 16,11-12; Gen 17,15-22; Gen 18,9-15; Gen 25,22; Gen 35,17; Ri 13,3-7; 1Sam 4,20; 1Kön 13,2; 2Kön 4,15-16; Jes 7,13-17; 1Chr 22,8-10).

Umstritten ist, welche Elemente zu der „Gattung“ Geburtsankündigung gehören: Beispielsweise besteht nach Alter (119f.) das Grundmuster aus drei Elementen: initial barenness, divine promise, birth of a son. Nach Finlay (91) sind es fünf Elemente: plight-of-the-woman, prayer, annunciation scene proper, birth report, concluding statement. Je nach Definition werden der „Gattung“ verschiedene Texte zugerechnet. Unstrittig sind Gen 18,1-15; Ri 13,2-24; 2Kön 4,8-17; Finlay berücksichtigt auch noch Gen 16,1-16; 1Sam 1,1-2,21 und (wenig überzeugend) Gen 21,1-7, Gen 25,20-26; Gen 29,31-30,14 sowie die „minor annunciation type-scenes“ Gen 35,16-18 und 1Sam 4,19-22.

Für die nichtbiblischen altorientalischen Texte, die Geburtsankündigungen enthalten (wie z.B. die ugaritischen Königsepen Dan’il und Keret), hält Parker (104) in seiner Untersuchung zusammenfassend fest: „All the examples mentioned suggest that the underlying narrative structure represents a standard interpretation of a birth to a childless couple following an appeal to the deity. It is possible that stories developed around this interpretation of experience had an independent existence in the communities of ancient East Mediterranean societies. Their purpose would have been to give hope to the childless by showing that the gods have granted offspring to those who have turned to them.”

Dies gilt sicherlich summa summarum auch für die biblischen Texte der Gattung Geburtsankündigung im Sinne von Alter. Darüber hinausgehend macht in den Erzelterngeschichten die Verheißung der Geburt eines Sohnes für eine unfruchtbare bzw. mehr oder weniger lange kinderlos gebliebene Erzmutter deutlich, dass JHWH für die Zukunft seines Volkes auf wunderbare Weise sorgt. Die beiden Geburtsorakel in der Prophetie (1Kön 13,1-3 und das Immanuel-Geburtsorakel Jes 7,14-17, das sich wohl auf Schwangerschaft und Geburt eines → Ahas nachfolgenden Davididen bezieht) zeigen JHWH als souveränen Gott, der in die Geschichte Israels gezielt eingreift. In Ri 13,2-24 wird die Geburtsankündigung zum literarischen Vorspann der Erzählung eines im Auftrag JHWHs agierenden Helden (ähnlich im Neuen Testament Lk 1,5-23.26-38).

Literaturverzeichnis

  • Alter, R., 1983, How Convention Helps Us Read. The Case of the Bible’s Annunciation Type-Scene, Prooftexts. A Journal of Jewish Literary History 3, 115-130
  • Finlay, T. D., 2005, The Birth Report Genre in the Hebrew Bible (FAT 2 / 12), Tübingen
  • Parker, S.B., 1989, The Pre-biblical Narrative Tradition. Essays on the Ugaritic poems Keret and Aqhat (Resources for biblical study 24), Atlanta
  • Westermann, C., 1976, Die Weisungen an die Väter. Studien zur Vätergeschichte (FRLANT 116), Göttingen
  • Williams, J.G., 1982, Women Recounted. Narrative Thinking and the God of Israel (Bible and literature series 6), Sheffield

Abbildungsverzeichnis

  • Die Ankündigung der Geburt Simsons (Govert Flinck; 1616-1660).

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