Gefäße
(erstellt: Mai 2021)
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1. Archäologische Funde (Jennifer Zimni)
1.1. Einleitung
Als Gefäße werden Behälter bezeichnet, die mit Flüssigkeiten oder festen Stoffen gefüllt werden können. Sie gehören in der Archäologie zu den am häufigsten gefundenen Gattungen. Gefäße werden zum einen anhand ihres Materials, zum anderen auch anhand ihres Verwendungszweckes wie Transport, Lagerung, Zubereiten beziehungsweise Zuführung von Nahrung, rituelle Zwecke sowie funeralen Gebrauch unterschieden.
Vermutlich wurden die ältesten „Gefäße“ (Essgeschirr) bereits aus naturgegebenen Materialien (Früchte bzw. deren Schalen) hergestellt. Am häufigsten werden auf Ausgrabungen Gefäße aus → Keramik
Die Gefäßformen und -typen der verschiedenen Materialen beeinflussen sich gegenseitig im Laufe der Zeit – ihre Formen und Verzierungen regen einander an. Die heutige Klassifikation von antiken Gefäßformen lehnt sich an der Bezeichnung von modernen Gefäßformen an. Aufgrund einer mangelnden fachübergreifenden Terminologie werden für orientalische Formen auch teilweise die klassischen, griechischen Namen verwendet. Die detaillierte Typologie der einzelnen Gefäßformen unterscheidet sich je nach Region und Epoche. Durch seinen individuellen Stil (Form, Verzierung etc.) kann jeder Gefäßtyp einer bestimmten Kultur oder Zeitepoche zugeordnet werden. Daher dienen Gefäßformen Archäologen als Möglichkeit zur Datierung der Befunde. Insbesondere ein Ensemble von Gefäßen, die über unterschiedlich lange Zeiträume, aber nur über einen kurzen Zeitraum gleichzeitig benutzt worden sind, kann die Datierung eines Stratums in ein relativ enges Zeitfenster ermöglichen.
Durch interkulturelle Interaktion verschiedener Gruppen aus unterschiedlichen Regionen können neue Gefäßformen oder Verzierungsarten in das jeweilige örtliche Spektrum übernommen werden. Oft werden so die „neue Formen“ auf lokale Materialien und Produktionsmethoden übertragen.
Anhand der Funde von Formen, welche für die jeweilige Region eher untypisch sind, können Archäologen diese Handelsbeziehungen / interkulturelle Interaktion mit anderen Regionen (Import und Export), in denen die gefundenen Gefäße typisch sind, rekonstruieren.
1.2. Material und Funktion
Je nach Material und Form kommt Gefäßen eine bestimmte Funktion zu. Die Rekonstruktion der Verwendung von antiken Gefäßen ist bisweilen nicht ganz einfach. Allerdings erlauben zum Beispiel organische Rückstände sowie bildliche und schriftliche Quellen Rückschlüsse auf die jeweilige Funktion. Schwieriger ist die Zuordnung zur antiken Bezeichnung eines Gefäßes in schriftlichen Quellen. Sie ist nur möglich, wenn das Gefäß im Text genau beschrieben wird, doch ist dies nur selten der Fall.
Grob kann zwischen Gebrauchs- und Kultgefäßen unterschieden werden. Die Wahl des Materials geschah vermutlich teilweise aufgrund der möglichen Funktion des Gefäßes. Solche, die für Götter oder Könige bestimmt waren, wurden eher aus kostbarem Material wie zum Beispiel Metall (Gold, Silber, Kupfer) hergestellt, wohingegen Gefäße für den alltäglichen Gebrauch wohl eher aus Ton oder Stein gefertigt wurden.
1.2.1. Material
Zu den ersten menschengemachten Gefäßen zählen Stein- sowie Keramikgefäße. Auch aus Holz hergestellte Gefäße gehören vermutlich zu den frühesten Gefäßen. Jedoch zerfällt Holz relativ schnell, sodass bei der Auffindung eines Fundplatzes durch die Archäologen hiervon kaum mehr etwas auszugraben ist.
Steingefäße tauchen in der südlichen Levante ungefähr ab dem späten Paläolithikum auf. Die Wahl des verwendeten Gesteins für die Herstellung eines Steingefäßes hängt zuerst einmal von den jeweiligen regionalen Ressourcen ab – so können für Gefäße natürlich nur die in der jeweiligen Region vorkommenden Gesteine (→ Alabaster
Keramikgefäße (→ Keramik
Seit 1500 v. Chr. werden in Ägypten, neben Keramik- und Steingefäßen, auch Glasgefäße (→ Glas
Mit dem Aufkommen der Metallurgie in der südlichen Levante ab dem Chalkolithikum werden auch Gefäße aus Metallen wie Kupfer, Silber und Gold hergestellt. Gefertigt aus Silber und Gold gehören sie naturgemäß zu den wertvollen Gefäßen.
1.2.2. Vorratsgefäße
Für die Lagerung, Transport und Herstellung von Nahrungsmitteln eignen sich große, robuste, aus Keramik oder Stein gefertigte Gefäße mit einem hohen Fassungsvermögen (Amphoren, Pithoi, Reibgefäße). Sollen die darin enthaltenen Güter lange Zeit aufbewahrt werden, so sind insbesondere die gefüllten Gefäße meist zu groß und zu schwer, um einfach bewegt werden zu können.
Für den Transport (oftmals auch auf dem Seeweg) müssen robuste Gefäße verwendet werden, welche bequem und stabil auf dem Boden stehen können. Wenn sie nicht eigenständig stehen können, werden die Gefäße in dafür vorgesehenen Halterungen transportiert.
1.2.3. Öl- und Salbgefäße
Kleinere, filigrane Gefäße enthielten oft kostbare Substanzen zur Körperpflege, wie zum Beispiel Öle oder Salben. Daher können sie als Öl- oder Salbgefäße bezeichnet werden. Sie können aus Glas, Keramik oder Stein hergestellt sein. Eine eigene Gattung der Glasgefäße bilden die sogenannten „Kohl Tubes“, die zur Aufbewahrung von Kosmetika, wie Kohl (meist schwarzes Kosmetikpulver, das um die Augen herum aufgetragen wird), dienen.
1.2.4. Ess- und Trinkgefäße
Die einfachen Formen von Ess- und Trinkgefäßen (→ Getränke
In poröseren Keramikgefäßen können sich organische Rückstände der darin transportierten oder aufbewahrten Stoffe feststellen lassen. Diese können naturwissenschaftlich untersucht werden und liefern so Hinweise auf die ehemalige Funktion des Gefäßes. Auch können so Rückschlüsse auf die Ess- und Trinkkultur und die Ernährungsgewohnheiten gezogen werden.
1.2.5. Kultgefäße
Neben dem Gebrauch im alltäglichen Leben wurden Gefäße verschiedener Art auch für den kultischen Bereich verwendet. Hierbei spielen Bestattungen eine große Rolle. Den Verstorbenen wurden neben anderen Grabbeigaben oft Gefäße mitgegeben. Diese waren gefüllt mit Nahrungsmitteln, die die Versorgung des Verstorbenen auch in der Nachwelt sicherstellen sollten. Ebenso können in Gefäßen, meist aus Ton, Gaben für Götter dargebracht werden. Die Formen der Kultgefäße lehnen sich an die der Gebrauchsgefäße an.
Im ägyptischen Raum sind, neben den üblichen Gefäßgrabbeigaben, die Sonderform der „Kanopen“ bekannt, welche die Organe des mumifizierten Verstorbenen enthielten. Ebenfalls in Ägypten existierten ab der Spätzeit standardisierte Gefäße für den Balsamierungsabfall.
1.3. Gefäßteile
Die detaillierten Gefäßtypologien in der Archäologie wenden differenzierte Formenkriterien an, um die einzelnen Typen genauer zu unterscheiden. Ausschlaggebend sind dabei zum Beispiel die Form und Verzierung des Gefäßkörpers (Ritzverzierung, Stempel, Bemalung, Glasur), der Durchmesser der Gefäßöffnung, die Form der Randlippe und des Bodens, Ansatz sowie Form und Anzahl der Henkel. Unabhängig von Material und Form können die verschiedenen Abschnitte eines Gefäßes wie folgt unterteilt werden:
1.3.1. Randlippe / Öffnung / Mund. Die Öffnung eines Gefäßes wird als Mund (Mündung) mit Randlippen bezeichnet. Sie variiert in Durchmesser, Form und Aussehen, denn dieser Teil des Gefäßes ist eng mit seiner Funktion (Schütten, Gießen, Schöpfen) verknüpft. Die Form der Randlippe unterscheidet sich ebenfalls in ihrer Ausführung (verdickt, ausladend, eingezogen, profiliert). Meist ist der Ausguss eines Gefäßes bereits hier angebracht. Auch er unterscheidet sich in ihrer Form und Aufbau (Röhre, Sieb, Schnabel).
1.3.2. Hals / Schulter. Die Schulter ist ein eher kleines Segment am Gefäß. Hierbei handelt es sich um den Übergang zwischen Öffnung und dem Körper eines Gefäßes. Auch hier lassen sich Form und Ausführung differenzieren. Unterschieden werden kann hier zum Beispiel, ob der Übergang zu den anderen Segmenten eher fließend oder als Knick auftritt.
1.3.3. Gefäßkörper / -bauch. Der Körper bzw. Bauch ist der Teil eines Gefäßes, welcher den meisten Raum einnimmt. Somit kann hier der maximale Durchmesser des Gefäßes bestimmt werden. Auch die typischen Verzierungen eines Gefäßes sind meist dort zu finden.
1.3.4. Henkel. Die Henkel eines Gefäßes können entweder horizontal oder waagerecht angebracht sein. Auch können sie an unterschiedlichen Stellen angesetzt sein, wie an der Randlippe oder am Gefäßbauch.
1.3.5. Gefäßboden. Das unterste Teil oder auch die Standfläche eines Gefäßes wird Boden oder Fuß genannt. Dabei wird zwischen Fläche, Ring und Fuß unterschieden.
1.4. Gefäßformen
Aufgrund der sich regional und zeitlich unterscheidenden Gefäßtypen ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen über Gefäßformen zu treffen. Immer wieder wurden Versuche unternommen, dies zu tun (zum Beispiel Delougat 1952; Hachmann 1969). Auch wurde versucht, diese nach mathematischen Kriterien zu erstellen (zum Beispiel Karstens 1994). Der aktuelle Forschungstrend geht dahin, computergestützte Systeme zu entwickeln, welche anhand von mathematischen Kriterien Keramikformen erkennen sollen. Die Formen selbst können noch detaillierter in verschiedene Typologien (→ Keramiktypologie
Wichtig für die genaue Identifizierung von Gefäßen ist ihre Verzierung. Zum einen können Verzierungen auf die Oberfläche selber aufgetragen werden (zum Beispiel Glasur, Überzug [„Slip“]) oder separat angefertigte Applikationen, die an das Gefäß angebracht wurden. Auf der anderen Seite kann die Gefäßoberfläche selbst modifiziert werden. Es können Stempelverzierungen, Ritzverzierungen oder Kammverzierungen aufgebracht sein.
Über die Funktion und Bedeutung von Verzierungen von Gefäßen wird in der wissenschaftlichen Forschung viel diskutiert. Oftmals basieren archäologische Untersuchungen auf ethnografischen Studien. Zum einen kann die Gefäßverzierung als eine Art von künstlerischem Ausdruck interpretiert werden. Zum anderen kann die Dekoration von Gefäßen auch in einem weiteren sozio-kulturellen Kontext (Religiosität, soziale Hierarchie, ethnische Zugehörigkeit) gesehen werden. Da die Bandbreite der Motive sehr groß ist (naturalistisch, realistisch und geometrisch) ist eine generelle Interpretation der Bedeutung von Verzierungen auf Gefäßen kaum möglich.
1.4.1. Amphora
Eine Amphore ist ein vasenförmiges Gefäß mit zwei Henkeln. Ihr Hals ist weitaus schmaler und kleiner als der Rest des Gefäßkörpers. Amphoren existieren in sehr vielen verschiedenen Ausführungen und Größen sowie mit unterschiedlicher Dekoration. Sie werden je nach Größe zum Transport und zur Lagerung von Lebensmitteln verwendet.
1.4.2. Pithos
Pithoi sind generell größer (oft mannshoch oder höher) und voluminöser als Amphoren und dienen so als typisches Vorratsgefäß, das gefüllt nicht mehr so leicht bewegt werden kann. Daher haben sie oft Transportösen auf der oberen Hälfte des Gefäßes, durch die Seile gezogen werden können, mit denen der Pithos bewegt werden kann.
1.4.3. Kanne / Krug
Eine Kanne oder ein Krug wird meist zum Anreichen oder Gießen von Flüssigkeiten verwendet. Daher weisen sie meist eine Art von Ausgussvorrichtung auf, die in ihrer Form auch variieren kann. Darüber hinaus gibt es Vorratskrüge, in denen meist Flüssigkeiten transportiert oder gelagert wurden. Diese fassen meist bis 20-50 Liter.
1.4.4. Flasche
Eine Flasche ist ein Hohlgefäß, welches einen abgesetzten, schmalen Hals und eine enge, schmale Mündung aufweist. Die Höhe der Flasche kann doppelt so hoch wie der Durchmesser des Gefäßes sein. Der Übergang zur Kanne und zum Krug kann fließend sein. Flaschen werden meist zum Transport oder Konsum von Getränken verwendet.
1.4.5. Schüssel / Schale
Eine Schüssel bezeichnet ein tiefes bauchiges Gefäß, welches in der Regel breiter als hoch ist. Der Durchmesser beträgt meist mehr als 10-15 cm. Eine sehr niedrige Schüssel kann auch als Schale bezeichnet werden. Die Übergänge und Definitionen von Schalen, Schüsseln und Tellern können fließend ineinander übergehen.
1.4.6. Teller / Platte
Ein Teller ist niedriger und flacher als eine Schale. Meist ist der Rand eines Tellers ausgeprägter verziert als der einer Schale oder einer Schüssel. Eine Platte ist größer, aber niedriger als ein Teller. Oftmals ist sie sehr flach geformt. Wie teilweise Schalen und Schüsseln werden Teller und Platten zum Darreichen von Speisen verwendet.
1.4.7. Topf
Ein Topf hat einen bauchigen Gefäßkörper und eine ausgeprägte Schulter. Gefäße, die zum Kochen verwendet werden, werden als Kochtöpfe bezeichnet. Diese hatten meist eine große Öffnung, sodass der Inhalt darin gut umgerührt werden konnte. Oftmals konnten diese mit einem Deckel verschlossen werden. Eine spezifische Form der Kochtöpfe ist die der Kasserolen, welche einen Deckel hatten sowie waagrecht angebrachte Henkel.
Kochtöpfe sind im archäologischen Befund relativ leicht zu erkennen, denn oft weisen sie noch Rückstände von Feuer (Brandspuren) auf. Außerdem sind sie aus einer für die Gattung charakteristischen Tonware gefertigt, die sich deutlich von der der Alltagskeramik unterscheidet.
1.4.8. Becher / Kelch / Tasse
Ein → Becher
2. Gefäße im Alten Testament (Erasmus Gaß)
In der Bibel wird an zahlreichen Stellen auf die unterschiedlichsten Gefäße verwiesen. Da das archäologische Formenspektrum sehr reichhaltig ist, kann bei den biblischen Texten oft nicht mehr genau bestimmt werden, um welchen Gefäßtyp es sich im Einzelfall handelt, zumal die Bibel fast nur über die Funktion des jeweiligen Gefäßes informiert, nicht aber über das Aussehen. Meist ist auch nicht gesichert, aus welchem Material die erwähnten Gefäße gefertigt waren.
Der hebräische Oberbegriff für Gefäß ist kәlî. Eine spezifische Gefäßform ist für kәlî nicht erkennbar, auch wenn z.B. in Ez 4,9
Ein weiteres allgemeines Wort für ein tönernes Gefäß könnte ‘ӕṣӕv (Jer 22,28
Ein ähnlicher Oberbegriff wie kәlî scheint das aramäische Wort māʼn zu sein (Kelso, 22; Becking, 20). Dieses Lexem, das entweder von einer Wurzel ʼNJ „fassen / enthalten“ oder ʼūN „stark / wuchtig sein“ abgeleitet werden kann, wird in den biblischen Texten für Metallgefäße der unterschiedlichsten Art verwendet, die kultisch eingesetzt werden. Derartige goldene und silberne Kultgefäße, die zum Trinken geeignet waren, werden profaniert (Dan 5,2.3.23
2.1. Krug / Kanne
Für Krug bzw. Kanne verwendet das Alte Testament die unterschiedlichsten Wörter: Krüge werden als kad, nevæl bzw. ṣappaḥat bezeichnet. Sie dienen dem Transport und der Bevorratung von Flüssigkeiten und Schüttgut. Für ein Krüglein findet sich der Begriff ʼāsûkh, der funktional mit der Salbung verbunden ist.
Darüber hinaus werden vielleicht noch die Begriffe ṣinṣænæt, qaśwāh und ʼagarṭāl für bestimmte Kannen in kultischer Verwendung gebraucht.
Es hat den Anschein, dass die meisten dieser Gefäße aus Ton hergestellt sind. Lediglich die Kannen, die in kultischem Kontext eingesetzt wurden, könnten vielleicht auch aus Metall gefertigt sein.
2.1.1. kad – großer Transport- / Vorratskrug
Das semitische Wort kad (18 Belege) hat zahlreiche Kognate in den verwandten Sprachen, hängt aber auch mit dem griechischen Begriff kados zusammen, bei dem es sich um eine Weinamphore handelt (Brown, 155f.). Die biblische kad ist demgegenüber ein relativ großer Transport- und Vorratskrug.
Dementsprechend wird eine kad verwendet, um Wasser vom Brunnen bzw. der Wasserquelle zum Haus zu transportieren (Pred 12,6
Zeitweise konnte eine kad zudem als Vorratskrug dienen. Denn ein derartiger Krug wird immer wieder zum Aufbewahren von Nahrungsmitteln verwendet (1Kön 17,12.14.16
Eine kad taucht handlungstragend in der Gideonerzählung auf (→ Gideon
Bisweilen wird das Wort kad nicht nur als Gefäß, sondern – wie andere Gefäßtypen auch – als ganz bestimmtes Hohlmaß verstanden (Kletter, 29f.), über dessen Größe jedoch nichts bekannt ist.
In übertragener Bedeutung kann das Bild einer zerbrochenen kad mit Tod und Vergänglichkeit verbunden sein (Pred 12,6
Aufgrund der oft beobachteten Füllung einer kad mit Wasser wird es sich um einen Wasserkrug handeln, worauf die griechische Übersetzung ὑδρία hydria der → Septuaginta
2.1.2. nevæl – Transport- / Lagerkrug
Oft wird vermutet, dass das Nomen nevæl (11 Belege) zunächst ein Lederschlauch gewesen sei (Honeyman, 85). In der Bibel wird nevæl allerdings fast durchwegs als Begriff für einen großen Vorratskrug mit zwei oder vier Henkeln verwendet, der mit Öl, Wein oder Getreide befüllt wurde (Kelso, 25). Wein wird zudem gerne in einem nevæl abgefüllt (Jer 13,12
Metaphorisch wird die Vorstellung entwickelt, dass der Himmelsozean in nivlê šāmajim „Himmelskrüge“ abgefüllt ist, die umgestürzt werden können (Hi 38,37
Die Identifizierung eines nevæl mit einer bestimmten Keramikform ist schwierig. Vielleicht gehören die sogenannten lmlk-Lagerkrüge zum Gefäßtyp nevæl (Kelso, 26). Darüber hinaus wird mit dem sogenannten Askos ein weiterer Typ für die Identifikation mit dem biblischen nevæl vorgeschlagen (Aharoni, 96), zumal auch der Askos eine ähnliche Form wie ein lederner Weinschlauch hatte. Ein Askos hat zudem einen geradlinigen Ausguss, der oberhalb mit einem Henkelgriff verbunden ist. Offenbar war das Füllungsvermögen eines Askos (14 l) in etwa standardisiert.
Möglicherweise ist nevæl ähnlich wie kad auch ein Hohlmaß für Flüssigkeiten, da in 1Sam 1,24
2.1.3. ṣappaḥat – kleiner Transport- / Lagerkrug
Das Wort ṣappaḥat (6 Belege) lässt sich etymologisch als qattalat-Form von einer hypothetischen Wurzel ṢPḤ ableiten, deren Bedeutung unklar ist, da es die unterschiedlichsten semitischen Kognate gibt („zusammenpressen“, „ausbreiten“, „ausgießen“). Vielleicht deutet die Wurzel ṢPḤ an, dass es sich um ein dünnwandiges bauchiges Gefäß handelt, das einen Ausguss hatte. Meist wird das Lexem ṣappaḥat mit „bauchiger Krug“ wiedergegeben, der für Wasser (1Sam 26,11.12.16
Aufgrund des Kontextes von 1Sam 26, als → David
In der Erzählung von der Witwe von → Sarepta
Bisweilen wird vermutet, dass es sich bei ṣappaḥat um die zweihenkelige Pilgerflasche handelt (Kelso, 30). Da in einer ṣappaḥat aber auch geringe Vorräte an Öl gelagert werden können, ist die einschränkende Deutung auf eine Pilgerflasche für Wasser zweifelhaft. Ähnlich wie kad ist auch ṣappaḥat ein Transport- und ein Lagergefäß, allerdings von kleinerer Größe.
2.1.4. ʼāsûkh – Salbkrüglein
Angesichts der etymologischen Ableitung des biblischen hapax legomenon ʼāsûkh von der hebräischen Wurzel SūK „salben“ scheint es sich bei ʼāsûkh um ein Salbgefäß zu handeln (Honeyman, 79). Bisweilen wird ʼāsûkh etymologisch als jiqtol der Wurzel NSK „ausgießen“ gedeutet (Kelso, 16f.), was aber unwahrscheinlich ist.
In der Bibel ist ʼāsûkh ein Krüglein, in dem Öl aufbewahrt werden konnte (2Kön 4,2
Vielleicht handelt es sich bei ʼāsûkh um einen vierhenkeligen Vorratskrug, bei dem ein Henkel eine Vertiefung für das Schöpfgefäß aufweist. Durch diesen sogenannten „falschen Ausguss“ konnte das Öl zudem in das Gefäß zurücklaufen.
2.1.5. ṣinṣænæt – Vorratskanne
Die etymologische Ableitung des Lexems ṣinṣænæt (1 Beleg) ist schwierig. Ob es sich um einen Korb, wie die etymologische Verbindung mit aramäisch ṣinnāʼ „Korb“ nahelegt, oder um einen Krug, wie die antiken Übersetzungen andeuten, handelt, ist ungewiss. Es scheint zumindest ein Gefäß gewesen zu sein.
Das nur einmal belegte Wort ṣinṣænæt bezeichnet ein Gefäß, in welches Mose ein Gomer Manna (etwas mehr als 2 l) zur Aufbewahrung für Jahwe hineingab (Ex 16,33
2.1.6. qaśwāh – Libationskanne (Kult)
Der Begriff qaśwāh (4 Belege) ist entweder als Primärnomen zu deuten oder von einer ansonsten unbekannten Wurzel QŚJ abzuleiten, sodass die genaue Bedeutung von qaśwāh kaum noch ermittelt werden kann. Das Bedeutungsspektrum reicht daher von Kanne über Schale bis hin zu Löffel.
Dieses kultische Gefäß, das zusammen mit drei anderen Gefäßtypen auf dem Schaubrottisch stand, ist zumindest aus Gold gefertigt (Ex 25,29
Bei den beiden Aufzählungen der Gefäße des Schaubrottisches wird entweder qaśwāh (Ex 37,16
2.1.7. ʼagarṭāl – Krater (Kult)
Die etymologische Ableitung von ʼagarṭāl (2 Belege) ist abgesehen von dem prosthetischen Aleph unsicher. Vielleicht ist ein Bezug zum griechischen Wort Krater möglich.
In nachexilischer Zeit wird als Gefäß der sogenannte ʼagarṭāl verwendet (Esr 1,9
Der Ausdruck ʼagarṭāl scheint ein Oberbegriff für verschiedene Behälter aus Gold oder Silber zu sein, da in Esr 1,9
2.2. Flasche
Flaschenähnliche Gefäße sind in der hebräischen Bibel nur selten belegt. Außerdem ist die Abgrenzung zu Krug bzw. Kanne schwierig.
2.2.1. baqbûq – Dekanter
Vermutlich gehört zu dieser Gruppe der sogenannte baqbûq (3 Belege), der ausweislich seiner onomatopoetischen Ableitung und mehrerer semitischer Kognate ein „gurgelndes Gefäß“ ist (Honeyman, 80). Dementsprechend wird das mit baqbûq verbundene Gefäß einen engen Hals besessen haben, sodass beim Ausgießen ein gurgelndes Geräusch entsteht und das Wasser auf diese Weise belüftet wird.
Wenn dieses Gefäß zerbrach, konnte es aufgrund seines engen Halses nicht mehr wiederhergestellt werden, sodass Jeremia bei seiner in Jer 19 erzählten prophetischen Zeichenhandlung einen baqbûq verwendete (Jer 19,1.10
Die Identifizierung eines baqbûq mit einem archäologisch belegten Gefäßtyp ist schwierig. Ein baqbûq scheint zumindest eine Art Wasserdekanter zu sein, der für die unterschiedlichsten Zwecke dienen konnte. Oft wird angenommen, dass der baqbûq ein enghalsiges, einhenkeliges, bauchiges Gefäß mit Standring ist.
2.2.2. pakh – kleine Flasche
Darüber hinaus gibt es für den Gefäßtyp der Flasche auch noch die Bezeichnung pakh. Ausweislich der Etymologie von einer Wurzel PKJ „tröpfeln“ wird es sich um ein Gefäß mit einem dünnen Hals handeln, da dieses Verb das Tropfen onomatopoetisch verdeutlicht.
Dieses Gefäß wird bei der → Salbung
Bei einem pakh ist wahrscheinlich eine kleine Flasche im Blick, die aufgrund der biblischen Belege zur Aufnahme von parfümiertem Öl zur Salbung gebraucht werden kann. Ob es noch andere Verwendungszwecke für pakh gibt, ist fraglich, zumal bei allen Belegen immer noch explizit die Bezeichnung šӕmӕn „Öl“ ergänzt wird. Insofern ist es auch möglich, dass ein pakh mit anderen Flüssigkeiten gefüllt werden kann.
2.3. Schüssel
Für den Gefäßtyp der Schüssel finden sich in der hebräischen Bibel nur zwei Wörter: mišʼæræt und qә‘ārāh.
2.3.1. mišʼæræt – Brottrog / -schüssel
Das seltene Wort mišʼæræt (4 Belege) kann eine bestimmte Schüssel bezeichnen, die zum Backen verwendet wird. Vermutlich ist dieses Wort von dem Primärnomen śәʼor „Sauerteig“ abzuleiten. Dementsprechend würde mit diesem Gefäß ein Sauerteig angesetzt werden. Eine mišʼæræt wäre folglich je nach Größe ein Backtrog bzw. eine Backschüssel, in der der Teig geknetet wird.
Zu dieser Ableitung passt ebenso die biblische Verwendung. Denn in Ex 7,28
Archäologisch ist mišʼæræt nur schwer mit einem belegten Gefäßtyp zu identifizieren. Derartige Gefäße sind zudem entweder aus Ton oder aus Holz gefertigt (Kelso, 25). Offenbar ist zudem der Verwendungszweck der mišʼæræt auf den Bereich des Backens eingeschränkt.
2.3.2. qә’ārāh – Metallschüssel (Kult)
Der Begriff qә‘ārāh scheint ausweislich der etymologischen Ableitung von einer Wurzel Q‘R „tief sein“ eine Schüssel zu sein, da dieses Wort eine größere Vertiefung bzw. Aushöhlung im Blick hat. Insofern kann qә‘ārāh eigentlich keine Platte sein (so aber Carstens, 116).
Derartige Schüsseln stehen auf dem Schaubrottisch, ohne dass hier deren Funktion beschrieben wird (Ex 25,29
Eine Identifizierung mit einer archäologisch bezeugten Gefäßform ist nahezu unmöglich. Es handelt sich jedoch um eine Metallschüssel aus Gold oder Silber, die kultisch verwendet wurde.
2.4. Schale
Für Schale gibt es in der hebräischen Bibel ebenfalls zahlreiche Bezeichnungen: ʼaggān, gullāh, kaf, mizrāq, mənaqqît, saf, sefæl, ṣallaḥat, ṣәloḥît und eventuell noch jā‘, sowie der nur in nachexilischen Texten belegte Terminus kәfôr. Einige dieser Schalen tauchen ausschließlich in kultischen Kontexten auf, während andere Schalen offenbar auch in profanem Gebrauch üblich sind.
2.4.1. ʼaggān – Misch- / Sprengschale
Bei ʼaggān (3 Belege) könnte es sich um ein akkadisches Lehnwort handeln, das für eine weite Tonschale steht, in der Mischwein gereicht wurde (Hhld 7,3
Nach Jes 22,24
Darüber hinaus kann ein ʼaggān aber auch kultisch verwendet werden. Derartige ʼaggānôt dienen zur Aufbewahrung des Opferbluts (Ex 24,6
Eine Identifizierung dieser Mischschale bzw. kultischen Sprengschale mit einem bestimmten archäologisch belegten Gefäßtyp ist kaum noch möglich. Vielleicht handelt es sich um eine große Bankettschale mit zwei oder vier Henkeln, die halb so hoch wie ihr Durchmesser (etwa 40 cm) war.
2.4.2. gullāh – Ölschale
Aufgrund der Herleitung des hebräischen Lexems gullāh (3 Belege) von einer Wurzel GLL und der semitischen Kognate scheint gullāh eine runde, kugelförmige bzw. schalenartige Form gehabt zu haben. Die Etymologie scheint etwas Rundes anzudeuten, sodass die abgeleitete Bedeutung „Schale / Becken“ durchaus naheliegend ist.
Nach Sach 4,2-3
Bei einer gullāh handelt es sich offenbar um eine Ölschale aus Metall, die zur Beleuchtung verwendet wurde. Eine Identifizierung mit archäologisch belegten Gefäßen ist schwierig.
2.4.3. sefæl – Bankettschale
Ein weiterer Ausdruck für Schale ist sefæl. Bei ihm könnte es sich um ein Lehnwort handeln, das vom akkadischen Lexem saplu „(Metall)schale / Schüssel“ abgeleitet werden kann. Noch in der Neuzeit wird eine große Schüssel aus Ton mit einem Durchmesser von etwa 1 m, die als Waschbecken verwendet wird, als sifl bezeichnet. Das arabische Wort sifl ist zudem ein hebräisch / aramäisches Lehnwort und hängt direkt mit sefæl zusammen (Sukenik, 59f.). Allerdings ist fraglich, ob ein derart großes Gefäß zum Trinken geeignet ist.
In der Bibel wird ein sefæl nur zweimal im Richterbuch genannt. → Jael
Es könnte sich bei sefæl um eine große zweihenklige Bankettschale aus Ton handeln (Kelso, 28), auch wenn dies eigentlich nicht zum arabischen Lehnwort sifl passt. Aber in einer solchen Bankettschale könnte man Milch reichen und auch die nasse Wolle ausdrücken. Dafür, dass sefæl aus Metall hergestellt sein könnte, gibt es keinen Hinweis. Obschon sefæl aufgrund der Verwendung in Ri 5,25
2.4.4. ṣallaḥat – Servierschale
Bei ṣallaḥat (3 Belege) könnte es sich um eine Art Servierschale handeln, was ausweislich der etymologischen Ableitung von einer Wurzel ṢLḤ „aushöhlen“ durchaus naheliegend ist (Thomas, 273). Gelegentlich wird eine Verbindung zu akkadisch ṣilūtu gezogen, ebenfalls ein Gefäß (Cathcart, 56).
Nach 2Kön 21,13
Der Begriff ṣallaḥat bezeichnet somit nach Ausweis der biblischen Belege vielleicht eine mittelgroße Servierschale, die kleiner als sefæl war und keine Henkel besaß (Kelso, 29f.).
2.4.5. ṣәloḥît – kleine Schale
Das Lexem ṣәloḥît, das nur einmal in der Bibel belegt ist, ist vermutlich eine aramaisierende Nominalform der Wurzel ṢLḤ „aushöhlen“. Dementsprechend wird es sich wohl wie bei ṣallaḥat um eine Schale handeln.
Im Kontext von 2Kön 2,20
Es könnte sich bei einer ṣәloḥît entweder um eine kleine Schale oder um einen Napf von kleiner oder mittlerer Größe handeln. Eine Identifizierung mit archäologisch belegten Gefäßtypen ist nicht möglich.
2.4.6. kaf – Räucherschale (Kult)
Das hebräische Wort kaf „Hand(fläche)“ bezeichnet einen handähnlichen Gegenstand und kann daher ebenfalls eine Art kleine Schale meinen, die nach dem Kontext der Belegstellen kultisch verwendet wurde.
Das Wort kaf (19 Belege) wird für kultische Gefäße aus reinem Gold verwendet. Derartige Schalen gehören zur Ausstattung des Schaubrottisches der Stiftshütte (Ex 25,29
Daneben könnte es noch weitere Schalen aus Bronze gegeben haben, die im Opferritual verwendet wurden (Jer 52,18
Offenbar handelt es sich bei kappot ausschließlich um goldene Räucherschalen. Eine Identifizierung mit archäologisch belegten Exemplaren ist jedoch schwierig.
2.4.7. mizrāq – Sprengschale (Kult)
Ein geläufiger Terminus für eine besondere Art von Schale ist das Wort mizrāq (32 Belege). Das an sich maskuline Wort bildet zwei unterschiedliche Pluralformen mizrāqîm (nur Sach 14,20
Diese Sprengschalen aus Bronze sind im Kontext des Brandopferaltars (Ex 27,3
Außerdem werden zwölf silberne Sprengschalen von den Stammesfürsten für das Heiligtum gespendet (Num 7,13.19.25.31.37.43.49.55.61.67.73.79.84.85
Unter → Joasch
Nach dem Propheten → Amos
Falls man sich ausschließlich auf diese Verortung im Trinkgelage stützt, dann könnte man mizrāq mit einer großen vierhenkligen oder kannelierten Trinkschale gleichsetzen (King, 104). Dies gilt freilich nur, wenn man in Am 6,6
Manchmal wird mizrāq mit einem kernos identifiziert (Borowski, 153). Ein kernos ist ein röhrenförmiger Ring, an dessen Oberseite Vorsprünge in Form von Tieren, Vögeln, Früchten oder anderen Objekten angebracht sind. Dieser Ring kann auch mit einer Schale verbunden sein. Aus diesen Vorsprüngen lässt sich das Getränk in die Münder der Trinkgesellschaft von Am 6,6
Ob man jedoch nur mit Am 6,6
2.4.8. mәnaqqît – Libationsschale (Kult)
Unter dem Wort mәnaqqît versteht man aufgrund der etymologischen Ableitung von NQJ „reinigen“ eine Opferschale aus Gold, die im Kult zur Reinigung eingesetzt wurde. Möglicherweise ist auch eine Verbindung zu akkadisch naqu „opfern / libieren“ möglich (Carstens, 116).
Derartige Libationsschalen wurden im Kult der Stiftshütte (Ex 25,29
Auffälligerweise finden sich die Libationsgefäße mәnaqqît und qaśwāh nicht mehr in der Beschreibung der Tempelgefäße in 1Kön 7 (Hurowitz, 162). Vielleicht wurden daher mәnaqqît und qaśwāh erst relativ spät in den Tempelkult eingeführt, zumal mit einer Libation die anthropomorphe Vorstellung eines aus Trinkschalen trinkenden Gottes abgeschwächt wird.
Vermutlich ist die mәnaqqît eine Libationsschale. Eine Identifizierung mit archäologisch belegten Gefäßen ist schwierig, da es die mәnaqqît nur im Tempel gab und diese Gefäße nach der Eroberung Jerusalems verlustig gingen. Eine Deutung als Schöpflöffel oder Rohr ist demgegenüber eher unwahrscheinlich.
2.4.9. saf – Opferschale (Kult)
Das Primärnomen saf (5 Belege) ist nur schwierig wiederzugeben, zumal die Homonyme unterschiedliche Bedeutungen haben. Die Übersetzungsmöglichkeiten reichen von Schale über Schüssel bis hin zu Becken. Interessanterweise wird dieser Begriff auch in akkadischen Texten als kultisches Gefäß für Getränke benutzt, die in Verbindung zu einem Gabentisch für eine Gottheit analog zum biblischen Schaubrottisch stehen (Hurowitz, 155).
Ein saf scheint aufgrund der biblischen Belege zunächst eine kleine Schale aus Keramik für den alltäglichen Gebrauch zu sein (Kelso, 27f.), da alle Israeliten ein derartiges Gefäß vermutlich aus Keramik für das Opferblut haben, das mit einem Ysopzweig an die Türpfosten gestrichen wird (Ex 12,22
Aufgrund der Verwendung von saf als Schale für das Opferblut in der Passanacht könnten auch die gleichnamigen kultischen Gefäße für die Aufnahme des Opferblutes gedacht sein. Derartige Schalen sind aus Gold (1Kön 7,50
Im Rahmen einer Ansage des Unheils kann saf in übertragener Bedeutung ebenfalls verwendet werden, wenn es in Sach 12,2
Zunächst scheint saf eine kleinere Keramikschale gewesen zu sein, die aber aufgrund der Verwendung in der Passanacht später für den Kult ebenfalls herangezogen und aus Gold oder Silber hergestellt wurde. Eine kultische Opferschale wurde folglich nach der biblischen Erzählung auf eine alltägliche Keramikschale zurückgeführt. Eine genaue Identifizierung mit bekannten archäologischen Gefäßtypen ist nicht möglich. Ob diese Schale einen hohen Fuß hatte, wie dies gelegentlich vermutet wird, ist nicht gesichert. Es wird sich eher um eine gewöhnliche Schale gehandelt haben.
2.4.10. jā‘ – bronzene Opferschale (Kult)
Unsicher in seiner Deutung ist der Begriff jā‘ (9 Belege), der nur als Plural belegt ist. Meist wird jā‘ mit der Wurzel J’J „beseitigen / wegfegen“ verbunden und daher mit „Schaufel“ wiedergegeben (Propp, 422). Allerdings tauchen jā‘îm immer wieder in Verbindung mit anderen Gefäßen auf, sodass es sich hierbei ebenfalls um Behälter handeln wird. Hierfür spricht auch die etymologische Verbindung mit arabisch wi‘āʼ „Gefäß / Behälter“, während eine ägyptische Herleitung eher zweifelhaft ist (so Kelso, 18f.).
Derartige jā’îm werden in der Bibel wiederholt mit dem transportablen Brandopferaltar genannt (Ex 27,3
Da die jā’îm meist zwischen den Töpfen und Sprengschalen genannt werden, wird es sich auch bei ihnen um Opferschalen gehandelt haben, die ausschließlich aus Bronze hergestellt wurden. Eine Identifizierung dieses Kultgeräts mit archäologisch belegten Gefäßen ist nicht mehr möglich.
2.4.11. kәfôr – nachexilische Opferschale (Kult)
Ein spätes nachexilisches Wort ist kәfôr (9 Belege). Möglicherweise ist kәfôr eine qitāl-Form der Wurzel KPR „sühnen“. Derartige Nominalbildungen werden für die Namen von Werkzeugen verwendet. Dementsprechend wäre kәfôr ein Gefäß zur Sühnung, vielleicht eine spezielle Opferschale.
Schon im Salomonischen Tempel gab es angeblich kәfôrîm. Diese Gefäße sind aus Gold und Silber hergestellt (1Chr 28,17
Zur Form eines kәfôr kann ausweislich der schütteren biblischen Angaben nur sehr wenig gesagt werden. Auch die semitischen Kognate von kәfôr, die zwischen Korb, Krug und Gefäß schwanken, lassen keine spezifische Form erkennen. Angesichts dieser Unbestimmtheit wird der kәfôr entweder als Schale oder als Becher wiedergegeben. Oft wird vermutet, dass kәfôr in nachexilischer Zeit den Terminus saf ersetzt habe. Demnach wäre kәfôr ebenfalls eine Schale gewesen. Bisweilen wird sogar angenommen, dass kәfôr ein Deckelbecher gewesen sei. Allerdings gibt es hierfür keine schlüssige Begründung. Eine Identifizierung des kәfôr mit einem archäologisch belegten Gefäßtyp ist kaum möglich. Dies ist schon deshalb schwierig, da der Begriff kәfôr oft wie ein Allgemeinbegriff bei Aufzählungen verwendet wird, sodass eine spezielle Form eigentlich nicht angezeigt ist.
2.5. Topf / Becken
Für die Gefäßform „Topf“ gibt es in der hebräischen Bibel verschiedene Bezeichnungen: dûd, mærqāḥāh, maśret, sîr, pārûr, ṣelaḥāh und qallaḥat.
Für die Bedeutung „Becken“, die unterschiedliche Funktionen haben können, werden die Lexeme ʼāḥ und kijjôr verwendet.
2.5.1. sîr – sehr großer Kochtopf
Von dem hebräischen Primärnomen sîr (28 Belege) ist das arabische Lehnwort zīr „großes Tongefäß“ abhängig, sodass es sich bei sîr vermutlich um ein großes Gefäß handelt.
Das Wort sîr bezeichnet vermutlich einen großen Topf mit einer weiten Öffnung, da man dieses Gefäß auch als Waschbecken verwenden kann (Ps 60,10
Der Begriff sîr kann darüber hinaus in kultischer Verwendung ein Oberbegriff für Topf sein, der sich von mizrāq oder ṣallahat differenzieren lässt (Ex 38,3
Bisweilen wird sîr mit dem archäologisch belegten, großen zweihenkeligen Kochtopf mit großer Öffnung und abgerundetem Boden identifiziert (Honeyman, 85). In früheren Zeiten hatte dieser Kochtopf noch keine Henkel (Kelso, 27).
2.5.2. dûd – großer Kochtopf
Aufgrund der semitischen Kognate ist dûd (3 Belege) sicher ein Topf, der zum Kochen verwendet wurde. Da das Lexem dûd zudem für „Korb“ stehen kann, sieht diese Gefäßform vermutlich wie ein Korb aus.
Ein dûd wird im profanen Bereich zum Kochen verwendet (Hi 41,12
Ein dûd ist entweder ein tiefer Kochtopf mit rundem Boden und einem Henkel (Honeyman, 81) oder ein tiefer zweihenkliger Kochtopf mit gerundetem Boden (Kelso, 18). Eine definitive Entscheidung für einen bestimmten archäologisch belegten Kochtopftyp kann nicht getroffen werden.
2.5.3. pārûr – kleiner Kochtopf mit Henkel
Der Begriff pārûr (3 Belege) könnte sich explizit auf einen Kochtopf beziehen, wenn man das hebräische Lexem mit dem arabischen Wort fāra „kochen“ zusammenbringen darf.
Auf die Bedeutung „Kochtopf“ weist auch Num 11,8
Aus alledem folgt, dass es sich bei pārûr vermutlich um einen eher kleinen, tiefen, einhenkligen Kochtopf mit rundem Boden aus Ton handelt (Kelso, 29).
2.5.4. ṣelaḥāh – mittelgroßer Kochtopf (Kult)
Etymologisch kann ṣelaḥāh von einer Wurzel ṢLḤ „aushöhlen“ abgeleitet werden (Thomas, 273). Dieser Gefäßtyp ist schon aufgrund der fehlenden Reduplikation und der anderen Funktion nicht mit ṣallaḥat „Schale“ gleichzusetzen (entgegen Cathcart, 55).
Der nur hier genannte Terminus ṣelaḥāh wird in 2Chr 35,13
Da die ṣelaḥāh nur hier und ohne weitere Spezifizierung genannt wird, lässt sich über die Form nichts Genaues aussagen. Dementsprechend kann die ṣelaḥāh kaum noch mit einem archäologisch belegten Gefäßtyp identifiziert werden.
2.5.5. qallaḥat – mittelgroßer Kochtopf (Kult)
Es handelt sich bei qallaḥat vermutlich um ein ägyptisches Lehnwort (Ellenbogen, 149), auch wenn es im Ugaritischen ein ähnlich lautendes Kognat gibt (Cathcart, 57f.).
Am Heiligtum von Silo wird neben anderen Kochgefäßen auch eine qallaḥat genannt (1Sam 2,14
2.5.6. mærqāḥāh – Salbentopf
Ein spezieller Topf ist die mærqāḥāh (1 Beleg). Dieses Wort lässt sich von einer Wurzel RQḤ „Salben / Gewürze mischen“ ableiten und wird daher ein Topf sein, mit dem man Salben oder Gewürze zubereiten konnte.
Schon die Parallele zu sîr in Hi 41,23
Der Verwendungszweck einer mærqāḥāh legt nahe, dass es sich um ein Metallgefäß handeln wird, da man in einem Keramikgefäß die Temperatur nicht exakt regeln kann, was aber für die Salbenzubereitung notwendig ist. Außerdem absorbiert ein Metallgefäß nicht das teure Parfüm (Kelso, 25). Gelegentlich wird auch vorgeschlagen, dass es sich um einen Topf zum Mischen von Wein mit Gewürzen handelt, worauf auch Hhld 5,13
2.5.7. maśret – Frittiertopf
Formal handelt es sich bei dem Lexem maśret (1 Beleg) um eine maqtil-Form der Wurzel ŚRT, deren Bedeutung aber unbekannt ist. Auf alle Fälle ist maśret eine erstarrte Partizipialform des Kausativs, die vor allem für Werkzeuge verwendet wird.
Aufgrund von 2Sam 13,9
Eine maśret war somit vermutlich ein Topf zum Frittieren in Öl. Ob dieses Gefäß zur leichteren Handhabung einen Griff hatte, ist fraglich (Honeyman, 84). Eindeutige archäologische Belege für Frittiertöpfe sind schwierig zu finden. Vielleicht ähnelt die maśret dem großen zweihenkeligen Kochtopf mit großer Öffnung und abgerundetem Boden (Kelso, 25).
2.5.8. kijjôr – Wanne / Kessel
Meist wird vermutet, dass kijjôr (23 Belege) ein akkadisches Lehnwort ist. Allerdings kann kijjôr auch mit einer Wurzel KWR „herumgehen“ oder mit kûr „Schmelzofen“ verbunden werden (Propp, 480).
Ein kijjôr ist ausweislich der biblischen Belege ein Waschbecken aus Bronze, das zum Brandopferaltar der Stiftshütte gehört (Ex 30,18.28
Außerdem gibt es im Salomonischen Tempel zehn kijjorot aus Bronze, die jeweils auf fahrbare Gestelle gesetzt wurden (1Kön 7,30.38.43
Daneben gibt es am Salomonischen Tempel vielleicht noch weitere kijjorôt für den Kultbetrieb, die von Hiram aus Bronze hergestellt wurden (1Kön 7,40
Daneben bezeichnet kijjôr noch den großen Kochkessel, der von den Priestern in Silo verwendet wurde (1Sam 2,14
Alles in allem ist das Lexem kijjôr entweder eine Waschwanne, ein Kessel für die unterschiedlichsten Funktionen oder ein Feuerbecken. Bisweilen wird vermutet, dass es sich hierbei auch um ein kleines Keramikgefäß handeln könnte, mit dem man die glühende Holzkohle transportieren konnte (Kelso, 20). Allerdings passt dies nicht zu den übrigen Belegen, wo eher von einem größeren Becken auszugehen ist.
2.5.9. ʼāḥ – Kohlebecken
Für ein Kohlebecken wird im Hebräischen das aus dem Ägyptischen entlehnte Wort ʼāḥ verwendet (3 Belege).
Nach Jer 36,22f
Derartige Kohlebecken waren entweder aus Ton oder Metall gefertigt (Kelso, 16). Da es sich um ein ägyptisches Lehnwort handelt, ist die Form des Kohlebeckens sicherlich von ägyptischen Vorbildern inspiriert.
2.6. Becher / Kelch
Der gebräuchlichste Begriff für Becher ist in der hebräischen Bibel das Wort kôs. Daneben gibt es noch die Bezeichnungen gāvîa‘ und qubba‛at. Ein derartiges Gefäß war in der Regel fuß- und henkellos und hatte einen Durchmesser von etwa einer Hand.
2.6.1. kôs – napfartiger Becher / Schale mit Standfuß
Ausweislich des biblischen Kontextes und der semitischen Kognate ist kôs (31 Belege) sicher ein Trinkgefäß, das tief und weit ist (Ez 23,32
Eine kôs dient zum Trinken von Wein (Jer 35,5
Es gibt nirgendwo einen Hinweis darauf, dass eine kôs einen Henkel hatte (Honeyman, 82). Dementsprechend wird es sich bei einer kôs um eine Art Becher oder eine Schale gehandelt haben. Diese Trinkgefäße sind aus Ton, Stein oder verschiedenen Metallen gefertigt. Die Größe wie auch die Form derartiger Gefäße war variabel, sodass unter der Bezeichnung kôs der napfartige Becher, aber auch die Schale mit Standfuß fallen konnte (Kelso, 19f.).
2.6.2. qubba‛at – Kelch
Meist wird vermutet, dass das Primärnomen qubba‛at etymologisch irgendwie mit gāvîa‘ „Kelch“ zusammenhängt. Hierzu passt auch das arabische Kognat qav‛a „Blütenkelch“.
Wie in anderen semitischen Sprachen bildet qubba‛at auch in der Bibel ein Wortpaar mit kôs (Cathcart, 57; Avishur, 374f.). Schon aus diesem Grund scheint auch qubba‛at nicht eine Schale (so Borowski, 153), sondern tatsächlich eine Art Becher zu sein. Das Wort qubba‛at wird in der Bibel allerdings nur für einen speziellen Becher verwendet (Jes 51,17.22
Aus dem biblischen Kontext geht allerdings nicht hervor, ob es sich bei qubba‛at um ein Keramik- oder ein Metallgefäß handelt. Eine Identifikation mit archäologisch belegten Gefäßtypen ist schwierig.
2.6.3. gāvîa‘ – Kelch (Kult)
Das Wort gāvîa‘ (6 Belege) ist vielleicht ein ägyptisches Lehnwort und könnte daher zunächst ein Libationsgefäß gewesen sein. Ein kultischer Verwendungszweck des gāvîa‘ zeigt sich ebenfalls in der Josefsgeschichte.
Das hebräische Lexem gāvîa‘ wird vor allem in der → Josefserzählung
Bisweilen wird der gāvîa‘ mit einem Einhenkelkrug mit gekniffenem oder rundem Ausguss identifiziert, der etwa 25 cm hoch war (Honeyman, 80; Kelso, 17). Aufgrund der Verwendung in der Josefserzählung und als Dekorelement kann es sich bei gāvîa‘ aber kaum um diesen gewöhnlichen Keramikkrug für Wein und Wasser handeln. Ein gāvîa‘ ist eher ein Kelch, der aus Metall hergestellt wurde.
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Abbildungen
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