Gemeinde (AT)
(erstellt: April 2014)
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1. Die Begriffe
Die Begriffe, die in der Hebräischen Bibel die „Gemeinde“ bezeichnen, sind v.a. קָהָל qāhāl und עֵדָה ‘edāh. Als Primärnomen der hebräischen Sprache hat קָהָל qāhāl die Grundbedeutung „Versammlung, versammelte Menschenmenge“ (Müller, 609); das von der Wurzel יעד j‘d Nif. „sich versammeln“ abgeleitete Nomen עֵדָה ‘edāh bedeutet zunächst „Gruppe“ oder „Ansammlung“. Mit diesen beiden Substantiven wird Israel zwar auch als Volks-, Heeres- und Rechtsgemeinschaft gedeutet, doch ihre Verwendung und die literarische Traditionsgeschichte der Texte zeigen, dass das Volk hiermit zumeist als Kultgemeinde angesehen wird. Politische, militärische und juristische Vorgänge erscheinen als Aktionen der Gemeinde JHWHs. In der → Priesterschrift
Die → Septuaginta
2. Die Kontexte
2.1. Zugehörigkeit zur Gemeinde
An verschiedenen Stellen werden die Grenzen der Kultgemeinde definiert. Grundsätzlich ist die Zugehörigkeit auf Männer beschränkt, nur in Neh 8,2
2.2. Rolle der Gemeinde
Die Gemeinde nimmt an kultischen Vorgängen und Handlungen teil, als deren Zeugin sie fungiert. So erfährt sie die Gesetzesoffenbarung am Sinai (Ex 19
3. Der Begriff „Gemeinde“ zur Bezeichnung Judas in persischer Zeit
Den Begriff „Gemeinde“ für Juda in persischer Zeit schlechthin zu verwenden, wie es gelegentlich geschieht (vgl. etwa Gerstenberger, 88-93, 334-339), ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zwar wird damit der Verlust der staatlichen Selbstbestimmung reflektiert, aber auch erheblich vom ursprünglichen Begriffskonzept abgewichen. Wenn „Gemeinde“ nämlich für eine Organisationsform oder politische Struktur wie etwa die Bürger-Tempel-Gemeinde im Sinne Weinbergs verwendet wird, löst man den Begriff von seinem eigentlichen theologischen Sinn als „Kultgemeinde“. Dasselbe gilt, wenn die Konzeption aus Esra und Nehemia übernommen wird (→ Esra- und Nehemiabuch
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
- Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006
2. Weitere Literatur
- Blum, E., Volk oder Kultgemeinde?, KuI 10 (1995), 24-42
- Gerstenberger, E.S., Israel in der Perserzeit. 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. (BE 8), Stuttgart 2005
- Müller, H.-P., Art. קָהָל qāhāl, in: Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, Bd. II, 5. Aufl., München / Zürich 1995, 609-619
- Rost, L., Die Vorstufen von Kirche und Synagoge im Alten Testament. Eine wortgeschichtliche Untersuchung (BWANT 76), Stuttgart 1938
- Rudnig, Heilig und Profan. Redaktionskritische Studien zu Ez 40-48 (BZAW 287), Berlin / New York 2000
- Rüterswörden, U., Art. Gemeinde II. Altes Testament, in: RGG 4. Aufl., Bd. 3, Tübingen 2000, 611
- Weinberg, J., The Citizen-Temple Community (JSOT.S 151), Sheffield 1992
- Willi, T., Kirche als Gottesvolk?, ThZ 49 (1993), 289-310
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