Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Dezember 2009)

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1. Name

Gerar (גְּרָר Gərār) bedeutet möglicherweise „abgeschabter / kahler Ort“. Eine abweichende Erklärung, die den Namen mit dem ähnlich lautenden Wortstamm גור gûr „sich als Fremdling / Immigrant aufhalten“ theologisch assoziiert, findet sich in Gen 20,1: Abraham weilt als → Fremdling in (der Gegend um) Gerar.

Als älteste Belege nennen keilschriftliche Dokumente des 2. Jt.s den Namen gari sowie ägyptische Listen → Thutmosis’ III. (15. Jh.) krr. Nach der in den → Amarnabriefen (Nr. 256,23) bezeugten Bezeichnung „Land Gari” handelt es sich um einen Zentrumsort mit großem Umland. In hellenistischer Zeit ist der Name von der Stadt auf die Landschaft übertragen worden (2Makk 13,24; Josephus, Antiquitates 8,294, Text gr. und lat. Autoren; Euseb, Onomastikon 60, Text Kirchenväter 3).

2. Biblische Überlieferung

Gerar ist eine von Nichtisraeliten bewohnte Stadt an der Südgrenze des kanaanäischen Siedlungsgebiets (Gen 10,19). Die Ortschaft begegnet hauptsächlich in Erzählungen um → Abraham (Gen 20) und → Isaak (Gen 26). Beide müssen zeitweilig ins Herrschaftsgebiet der → Philister auswandern, weil sie im eigentlichen judäisch-israelitischen Kernland wirtschaftlich nicht mehr überleben konnten. Konstitutiv in diesen Erzählungen ist der konfliktträchtige zivilisatorische Gegensatz zwischen der fremden Stadt mit ihrer Zentrums- und Herrschaftsfunktion einerseits und dem von den Halbnomaden bewohnten Hinterland andrerseits: → Abraham fürchtet als rechtloser Immigrant und Ehemann einer schönen Frau um sein Leben (→ Preisgabeerzählungen; → Fremder). Er bittet deshalb seine Ehefrau → Sara, dass sie sich als seine Schwester ausgebe. Darauf gliedert → Abimelech, der König von Gerar, Sara in seinen Harem ein, bis er von Gott im Traum die Wahrheit erfährt und daraufhin Sara frei gibt. In der Isaak-Erzählung haben sich hingegen die Machtverhältnisse insofern verschoben, als Abimelech in den harten Auseinandersetzungen um die existenzsichernden Wasserquellen nun Isaak als den Stärkeren einschätzt; darauf schließt Abimelech mit ihm einen Vertrag (→ Bund), um der zukünftigen Loyalität Isaaks sicher zu sein. In beiden Erzählungen fällt eine positiv gezeichnete Humanität des philistäischen Königs Abimelech auf.

Literarisch spät sind Erwähnungen Gerars in 2Chr 14,12-13 sowie (laut der griechischen Übersetzung der Septuaginta) in 1Chr 4,39.

3. Lage

Grundsätzlich unbestritten ist, dass Gerar im nordwestlichen Teil des → Negev liegt, d.h. zwischen dem judäischen Bergland und dem mittelländischen Küstengebiet in einem Gürtel mit einigermaßen ausreichenden Regenfällen (Jahresdurchschnitt 250 mm). Umstrittener ist die genaue Lage. Am häufigsten vorgeschlagen wird eine Ansetzung auf Tell Abū Hurēra (= Tel Haror; Koordinaten 11257.08795; N 31° 22' 54'', E 34° 36' 25''). Dieser Ort überzeugt durch seine dominierende Größe (14 Hektar) sowie seine geographische Lage in der Mitte des Verkehrsweges zwischen → Gaza und → Beerscheba, wie dies insbesondere durch nachbiblische Geographen für Gerar bezeugt wird (Euseb, Onomastikon 60; Peutingersche Straßenkarte). Nach den in den 1980er Jahren unter der Leitung von Eliezer D. Oren durchgeführten Grabungen war der Tell seit der Kupfersteinzeit besiedelt. Bedeutung gewann der Ort in der Mittleren Bronzezeit IIB, aus der vor allem ein großer Tempelbezirk sowie Palast- und massive Befestigungsanlagen stammen. Die Stadt der Späten Bronzezeit ist deutlich kleiner. Aus der Eisenzeit I (philistäische Zeit; 11. Jh.) wurde eine massive Zitadelle gefunden. In der Eisenzeit II wurden im 8. Jh. Befestigungsanlagen errichtet, die jedoch im 7. Jh. zerstört wurden; der Ausgräber vermutet, dass es sich um ein assyrisches Verwaltungszentrum handelte, das von Ägyptern erobert wurde.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993 (Tel Haror)

2. Weitere Literatur

  • Keel, O. / Küchler, M., 1982, Orte und Landschaften der Bibel, Band 2 (Der Süden), Zürich u.a., 134-137

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Gerar. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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