Gerechtigkeit / Gerechter / gerecht (AT)
(erstellt: Mai 2015)
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→ Recht
1. „Gerechtigkeit“ in Israels Umwelt
1.1. Mesopotamien
Recht und Gerechtigkeit stehen für die Ordnung, welche durch die Götter verkörpert und durch den → König
1.2. Ägypten
Die → Maat
Die Maat ist für die ägyptische Lebenswelt grundlegend und findet sich vom Alten Reich bis in die Spätzeit.
Beispielsweise gibt die Lehre des Ptahhotep (TUAT III, 194-221; → Weisheitsliteratur in Ägypten
Wenn hingegen die Maat nicht aufrechterhalten wird, geht die Stabilität einer Gesellschaft verloren, wie in der ägyptischen Auseinandersetzungsliteratur ausgeführt wird (→ Klagen des Ipuwer
Spätestens ab dem → Neuen Reich
1.3. Ugarit und Aram
In → Ugarit
Im ugaritischen Keret-Epos (KTU 1.14-1.16) heiratet Keret eine „Frau seiner Gerechtigkeit“, eine „Braut seiner Geradheit“ (KTU 1.14,14-15). Er hält sich also an Recht und Sitte.
Im Aqhat-Epos (KTU 1.17) wird Danil als jemand geschildert, der den Prozessfall für die gesellschaftlich Schwachen wie Witwen und Waisen führt und so die Rechtsordnung zu ihren Gunsten durchsetzt.
2. „Gerechtigkeit“ im Alten Testament
2.1. Bezüge zur Umwelt
mīšaru und kittu entsprechen dem hebräischen Idiom „Gerechtigkeit (צְדָקָה ṣədāqāh) und Recht (מִשְׁפָּט mišpāṭ)“. So wie kittu und mīšaru von Schamasch unterschieden werden, werden Gerechtigkeit und Recht von Jhwh unterschieden. Sie sind bildhaft die Stützen des Thrones Jhwhs (Ps 89,15
Die Namen → Melchisedek
In Ps 85,11-14
In Ägypten geht Gerechtigkeit als vertikale Solidarität vom Sonnengott Re über Maat an den König als Repräsentanten des Sonnengottes über. Auch in Mesopotamien repräsentiert der König den Sonnengott, der mit Recht und Gerechtigkeit auftritt.
Brunner (1958, 426-428) verweist darauf, dass Gerechtigkeit die Stütze des königlichen Thronsitzes (1Kön 9,18-20
Eine selbstständige Sonnengottheit tritt in den biblischen Texten nicht auf, jedoch verweisen Ortsnamen wie Bet-Schemesch (Jos 15,10
2.2. Begriffe
2.2.1. Dem Wortfeld „Gerechtigkeit“ entsprechen am häufigsten Wörter der Wurzel צדק ṣdq. Das Verb צדק ṣdq bedeutet im Qal „im Recht sein / Recht haben / Recht behalten / gerecht sein“. Im Nifal meint es „gerechtfertigt werden“, was sich bei einem zerstörten Heiligtum darin zeigt, dass es wiederhergestellt wird (Dan 8,14
Als Nominalbildungen finden sich צֶדֶק ṣædæq „das Rechte / das Richtige / die Gemeinschaftstreue“. Gerechtigkeit ist keine einem Menschen innewohnende Tugend, sondern ergibt sich nur in Relation zu einem Gegenüber. So kann das Verhalten eines Einzelnen in Bezug auf Gott, einen Menschen, eine soziale Gruppe (Familie, Volksgemeinschaft) oder auch die Schöpfung als gerecht angesehen werden.
Dort wo Dinge wie Waagschalen, Gewichtssteine und Hohlmaße als צֶדֶק ṣædæq „gerecht“ qualifiziert werden, wird hervorgehoben, dass sie den Vorgaben entsprechen und nicht abgeändert werden sollen (Lev 19,36
Das Femininum צְדָקָה ṣədāqāh „Gerechtigkeit“ meint häufig die dauerhafte und verlässliche Gerechtigkeit Gottes (Ps 36,7
Der Plural צְדָקוֹת ṣədāqôt „gerechte Taten“ steht für Manifestationen der Gerechtigkeit durch Wohltaten und meint das von Gott ausgeübte Heilshandeln (Ri 5,11
Das Adjektiv צַדִּיק ṣaddîq „recht / gerecht“ nuanciert sich nach dem kategorialen Kontext, so dass jemand rechtlich als im „Recht befindlich / einwandfrei“ (Ex 23,7
2.2.2. Auf akkadisch mīšaru gehen מִישׁוֹר mîšôr und מֵישָׁרִים mêšārîm von der Wurzel ישׁר jšr „gerade sein“ zurück. מִישׁוֹר mîšôr wird als „Geradheit / Rechtschaffenheit“ (Ps 45,7
מֵישָׁרִים mêšārîm meint ebenfalls „Geradheit / Aufrichtigkeit“ (Ps 96,10
2.3. Themenfelder
2.3.1. Gerechtigkeit Gottes
Die Gerechtigkeit Gottes ist Grundlage der zwischenmenschlichen Gerechtigkeit.
Die Heilsgaben Gottes sind nicht an die Gerechtigkeit Israels gebunden, sondern liegen im Wesen Gottes begründet (Ps 71,2
Dort jedoch, wo der Gottlose gegenüber dem Gerechten zu obsiegen scheint, erschlafft die → Tora
2.3.2. Recht und Gerechtigkeit
Die Wurzeln דין djn und שׁפט špṭ umschreiben das Wortfeld „Recht / Rechtssache / Gericht“ und beziehen sich auf Tätigkeiten des juridisch gerechten Handelns. Sie treten oft gemeinsam auf (1Sam 24,16
Recht (מִשְׁפָּט mišpāṭ) und Gerechtigkeit (צְדָקָה ṣədāqāh bzw. צֶדֶק ṣædæq) sind ein meist in dieser Reihenfolge auftretendes Idiom für das zum Wohl der Allgemeinheit aufgerichtete Recht (Jes 1,21
Wenn Recht und Gerechtigkeit nicht mehr ausgeübt werden, ist das soziale Miteinander gestört (Pred 5,7
Dort, wo die Reihenfolge Gerechtigkeit (צְדָקָה ṣədāqāh) und Recht (מִשְׁפָּט mišpāṭ) umgekehrt wird, liegt das Gewicht auf dem gemeinschaftskonformen Handeln Gottes (Ps 33,5
2.3.3. Ethik und Rechtsprechung
Obwohl das von Gott aufgerichtete Recht einen → Bund
1. → Abimelech
2. Die Tat → Tamars
3. → David
4. Als David, der als König nach Jerusalem zurückkehrt, → Merib-Baal
5. Nach der Tötung der 70 Söhne → Ahabs
Im Rechtskontext wird der Böse (רָשָׁע rāšā‘) zum Schuldigen (Ex 23,1.7
Eine Ethik der Gerechtigkeit fordert, dass die Rechtsordnung zugunsten der in der Gesellschaft Schwachen durchgesetzt wird. Dieses gilt besonders für Schutzbedürftige wie → Waisen, Witwen
Jemand wird als Gerechter bzw. Unschuldiger wahrgenommen, wenn er sich für Gerechtigkeit gegenüber einem Unschuldigen oder Notleidenden einsetzt. Hier setzt die Retrospektive auf → Hiobs
2.3.4. Gerechter und Ungerechter
Einen Gegensatz bilden die Ausdrücke „Ungerechter / Böser / Frevler“ (רָשָׁע rāšā‘) und „Gerechter“ (צַדִּיק ṣaddîq). Sie können für die Gesamtheit der Einwohner stehen (Ez 21,8
Weisheitliche Gegensatzsprüche finden sich bereits in der alten Erfahrungsweisheit und zwar im juristischen Kontext. Dort werden „singularisch und typisierend der Gerechte und der Frevler einander entgegengesetzt.“ (van Oorschot 1998, 227). Auf dem Hintergrund einer deuteronomisch-deuteronomistischen Geschichtstheologie (→ Deuteronomismus
Schließlich gibt es Situationen, in denen einem einzelnen Gerechten eine Vielzahl von Ungerechten bedrohlich gegenübersteht, JHWH sich aber auf die Seite des Gerechten stellt (Spr 10,3-11.16
Der Gerechte unterscheidet sich vom Ungerechten durch seine Ausrichtung auf die Tora (Spr 28,1-4
Der Gerechte hält sich an Jhwh (Spr 18,10
Die Erfahrung, dass der Ungerechte erfolgreich ist und fortbesteht, während der Gerechte zugrunde geht, führt → Kohelet
Einem Weisheitsspruch gleich kommt die „‘dogmatische’ Sentenz“ (Gunneweg 1986, 414) in Hab 2,4
2.3.5. Gerechtigkeit und Kult
Gerechtigkeit und Kult sind gelegentlich aufeinander bezogen (→ Kultkritik
Am Versöhnungstag (→ Jom-Kippur
3. Der leidende Gerechte
3.1. Im Alten Orient
In Mesopotamien gibt es Weisheitstexte, in denen das Leiden des Einzelnen thematisiert wird. Wie im Hiobbuch ist der jeweilige Protagonist in einer Weltsicht verankert, in der Tun und Ergehen aufeinander folgen, so dass er im eigenen Leben die Störung dieser Ordnung erfährt. Dabei wird wie im Buch Hiob nicht der → Theodizee-Frage
3.1.1. Im „sumerischen Hiob“, dem Weisheitstext „Der Mensch und sein Gott“ (TUAT III/1, 102-109), beklagt sich ein leidender Gerechter bei seinem persönlichen Gott über seine zu Unrecht erfahrene körperliche Krankheit. Er beschwert sich, dass Gott ihn vernachlässigt habe. Nachdem er anerkennt, dass es keinen sündlosen Menschen gibt und seine eigenen Sünden erkennt und bekennt (Z.111-113), erhört ihn sein persönlicher Gott und heilt ihn (Z.118-125).
3.1.2. Im „babylonischen Hiob“, dem akkadischen Weisheitstext „Ludlul bel nemeqi – Ich will preisen den Herrn der Weisheit“ (TUAT III/1 S. 110-135) steht der Protagonist Schubschi-meschre-Schakan ohne ersichtlichen Grund unter dem Zorn des Gottes → Marduk
3.1.3. Das aus → Ugarit
Der Text spricht nicht von einem Gerechten, aber von jemandem, der ohne erkenntliche Ursache todkrank wurde. Am Ende des fragmentarischen Textes klingt wie bei Hiob (Hi 40,4.5
3.1.4. Das ugaritische Keret-Epos (KTU 1.14-1.16; TUAT III/6, 1213-1253) ist auf drei Tafeln nur teilweise erhalten. Ob es ein Epos ist oder zuvor selbstständige Epen miteinander vereint, ist umstritten und erschwert die Rekonstruktion des Geschehens. Es handelt vom König Keret, der den Verlust seiner gesamten Familie erleidet. Seine sieben Frauen, seine sieben Brüder und alle Kinder sterben. Er bleibt allein übrig. Er bringt dem Gott → El
Da er ein an die Göttin Athirat gegebenes Gelübde bricht, stirbt ihm wieder die Familie weg, nur eine Tochter bleibt am Leben. Keret, der Sohn Els genannt wird, wird selbst mit Krankheit geschlagen und erst durch die Intervention Els, der sich gegen die anderen Götter durchsetzt und eine ihn heilende Beschwörerin Schatiqat erschafft, wieder geheilt. Darauf kommt es zu einem Thronfolgestreit mit seinem Sohn.
Keret wird als ein leidender Gerechter geschildert, der im Auf und Ab seines Ergehens den Launen der Götter unterworfen ist. Er als König steht unter dem Schutz Els, der so auch seine Vorherrschaft gegenüber den anderen Göttern erweist. Zu einer tieferen Auseinandersetzung über den Umgang mit dem Leiden eines Gerechten kommt es nicht.
3.1.5. Das fragmentarisch erhaltene altbabylonische Gedicht „Ein Mann und sein Gott“ (TUAT III/1,135-140
3.1.6. Die babylonische Theodizee (TUAT III/1, 143-157) ist ein akrostichischer Reim aus dem 8. Jh. v. Chr. Das → Akrostichon
3.2. Im Buch Hiob
Der leidende Gerechte ist ein eigenständiges Motiv alttestamentlicher und altorientalischer Weisheit. Es steht im Kontext der konnektiven Gerechtigkeit eines → Tun-Ergehen-Zusammenhangs
Im → Hiobbuch
Diese Darstellung Hiobs wirkt im Neuen Testament nach, wo er als Vorbild für Geduld und Beharrlichkeit angeführt wird (Jak 5,11
Die im Hauptteil des Hiobbuches geführte Auseinandersetzung zwischen Hiob und seinen Freunden läuft auf die Forderung nach der Einklagbarkeit des Rechts hinaus. Der Leidende Gerechte hält an seiner Unschuld fest und erwartet einen Zeugen, der für sein Recht eintritt (Hi 16,17-19
Hiob sieht sich im Recht (Hi 6,29
Im Hiobbuch erfolgt in der Rede Gottes aus dem Wettersturm (Hi 38,1-40,2
Die Schilderung des leidenden Gerechten und die Annahme, er sei von Gott gestraft, weist eine große Übereinstimmung zu Jes 49-53 auf, insbesondere in der Möglichkeit ihm Nachkommenschaft (Jes 53,10
Ein weiterer Lösungsansatz für das Ausbleiben der Gerechtigkeit liegt in der Erwartung des Gerichtshandelns Gottes, wie es in den Psalmen gepriesen wird (Ps 9,9
Dort, wo sich Unrecht und Ungerechtigkeit bis in die Rechtsprechung hinein durchsetzen und jemand demgegenüber machtlos ist, mag zwar auf ein zukünftiges Gerichtshandeln Gottes gehofft werden, dieses aber „sollte den Menschen weder dazu verführen, allein auf die jenseitige Gerechtigkeit zu bauen … noch sollte er sich die Freude an allem, was er tut, nehmen lassen“ (Lux 1986, 271). Entsprechend fordert Kohelet zur Lebensfreude auf (Pred 3,16-22
3.3. Der Gottesknecht als leidender Gerechter
In einem Akt der Substitution, dessen Bedeutung als kultische Handlung umstritten ist, trägt der sog. leidende → Gottesknecht
4. Gerechtigkeit in zwischentestamentlicher Zeit
4.1. Septuaginta und Deuterokanonische Schriften
In der → Septuaginta
Die Septuaginta übersetzt die hebräischen Begriff für Gerechtigkeit meist mit δικαιοσύνη dikaiosynē. Mit diesem Begriff betont sie die Seite des Gesetzes und hebt die angemessene Lebensweise als Forderung an den Gerechten hervor. So werden etwa die Eltern der → Susanna
Die religiöse Komponente, dass der Ungerechte sich in seinem Handeln indirekt auch gegen Gott stellt, da er gegen dessen Ordnungen verstößt, kommt erst in der Übersetzung der LXX erst dadurch zum Tragen, dass רָשָׁע rāšā‘ „Frevler“ regelmäßig mit ἀσεβὴς asebēs „Gottloser“ übersetzt wird und die Übersetzer einen „Begriff religiöser Tönung entsprechend ihrer eigenen Weltanschauung“ wählten (Reventlow 2006, 140).
Die Gerechtigkeit wird, wie auch die Weisheit, überhöht. Sie ist unsterblich (Weish 1,15-16
Wohl als „Interpretation des vierten Gottesknechtsliedes“ (Ruppert 1993, 49) sind Texte zu verstehen, die den Gerechten als Märtyrergestalt zeichnen (Weish 2,12-20
Der ethische Aspekt der Gerechtigkeit ist die sich im Handeln erweisende Toratreue. Die Anweisung, die Tora nicht zu übertreten, wird mit der zum gerechten Handeln verknüpft (Tob 4,6
In der nach-alttestamentlichen → Apokalyptik
In den → Testamenten der zwölf Patriarchen
Die Infragestellung der Gerechtigkeit von Reichen wird in der Assumptio Mosis und im Testament Hiobs aufgenommen. In Letzterem wird die negative Seite der Gerechtigkeit mit ironischer Note akzentuiert, da sie auf Kosten anderer erwirkt wird.
„Es gibt Unruhe unter den Angestellten Hiobs … und die Ursache besteht darin, dass die Milch in den Bergen, wo offenbar die Rinder grasen, nahezu überfließt. Der Ärger mit den Knechten ist hier eine Art Kontrastmittel, das den Wohlstand Hiobs profiliert. Die Köche wiederum, die den Witwen Nahrung bereiten, sind überarbeitet … Es war also die Güte Hiobs, aufgrund derer die zwecks Durchführung der Güte eingesetzten Köche etwas außer Atem gerieten“ (Dochhorn 2012, 85).
Schließlich wird die Gerechtigkeit von Gerechten prinzipiell in Frage gestellt, da ihnen wegen ihrer Sündlosigkeit die Barmherzigkeit fehlt (Testament Abrahams A 10,13-15
4.2. Damaskusschrift und Qumrantexte
צְדָקָה ṣədāqāh „Gerechtigkeit“ bezeichnet die heilswirkende und nicht die strafende Gerechtigkeit Gottes. Jedoch wird keine synthetische Auffassung eines Tat-Folge-Zusammenhangs vertreten, sondern Gott interveniert zum Vollzug seiner Gerechtigkeit: „Das Heil oder Unheil des Menschen ist nicht die unmittelbare Folge seines Tuns, sondern Folge als Tat Gottes. Gottes Wille und dessen Ausführung sind jetzt das Entscheidende.“ (Becker 1963, 59).
Wohl auf die Auseinandersetzungen um das Hohepriesteramt und den „Lehrer der Gerechtigkeit“ (מורה הצדק môreh haṣṣaddiq) hin wurden Gerechte und Frevler geschichtlichen Gruppen zugewiesen, so dass sich die Mitglieder der Qumrangemeinschaft als Gerechte ansahen. Es kommt zu einem dualistischen Denken, in dem die Gerechten zwar wie bereits in der → Weisheit Salomos
In einigen Texten tritt „Lehrer der Gerechtigkeit“ (CD I.11; VII.4; XI.5M; 1QpHab u.ö.) als Hoheitsbezeichnung auf. Dieser wird verfolgt, so dass aus innerer und äußerer Bedrängnis heraus „der Bund von Qumran ‚geboren‘“ (Schulz 1974, 203) wurde. Der Lehrer der Gerechtigkeit wird zum „Lehrer der יחד jaḥad (‚Gemeinde’)“ (CD XX.1; XX.14), der er vorsteht. Ihre Mitglieder sind es, welche „die Gerechtigkeit erkannt haben“ (יודעי צדק jôd‘ê ṣaddiq; CD I.1).
Im Anschluss an Mose wird er auch „[ihr] Lehrer“ genannt (CD XX.28; 4Q267 Frg. 3.7; 4Q269 Frg.2.3). Er erhebt den Anspruch, die richtige Auslegung der Tora zu vertreten und durch göttliche Offenbarung die Geheimnisse der Propheten erkannt zu haben (CD VII.4). Wenn auch die Identität seiner Person nicht geklärt ist, so steht er doch in der Tradition der Verbindung von Gerechtigkeit und Tora (CD XX.32-33), die ein gemeinschaftstreues Verhalten betont. Wenn vor Unzucht, Reichtum und der Entweihung des Heiligen gewarnt wird (CD IV.16-21), so werden Familie, Gesellschaft und Religion als drei zusammengehörende Bereiche dieser Gerechtigkeit angesehen.
In den Krisensituationen der Geschichte Israels brachte Gott immer wieder einen Lehrer der Gerechtigkeit für das Volk auf (CD I.11; 4Q266 Frg. 2 i.14; 4Q268 Frg. 1.17), um es nach seinem Herzen zu führen. Dazu lehrt er die Tora (1Q14 Frgs. 8-10, 6-7) und tritt am Ende der Tage auf (4Q266 Frg. 3 ii.17).
Er erlebt den Unglauben über die geheimen Worte, die er aus dem Munde Gottes erfährt (1QpHab II.2; VII.5; vgl. 4Q173 Frg. 1.3). Er wird zurückgewiesen (1QpHab V.10) und vom bösen Priester verfolgt (1QpHab IX.9; XI.5). Seine Gerechtigkeit ist mit seinem Autoritätsanspruch verbunden, welche er aus der Tora ableitet.
Literaturverzeichnis
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