Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Gezer (engl.)

(erstellt: Februar 2006)

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1. Name

Da der sprachliche Ursprung des Ortsnamens Geser (hebräisch gæzær; ägyptisch q-ḏ-r > q-3-ḏ-y-rw/-r; akkadisch ga-az-ru; griechisch gazer und gazara) nicht bekannt ist, bleibt auch die Bedeutung unklar. Seine Ableitung von dem hebräischen Verb gzr „trennen / abtrennen / teilen“, auch „abschlachten / zerstören“ ist jedoch wahrscheinlich. Deshalb ist die Bedeutung „abgesperrter Raum / Abtrennung“ vorgeschlagen worden.

2. Biblische Überlieferung

Die biblische Landnahme-Überlieferung kennt einen König von Geser namens Horam (Jos 10,33; Jos 12,12). Obwohl von seiner Hinrichtung durch die Israeliten berichtet wird und die Stadt sowie das umliegende Gebiet den Stämmen Ephraim und Levi zugeteilt wurde, wohnten dort bis in die frühe Königszeit auch Kanaaniter (Jos 16,10; Ri 1,29; 1Sam 7,14).

Nach 1Kön 9,15-17 hat ein Pharao die Stadt durch Feuer zerstört und → Salomo als Brautschatz überlassen, mit dem er sich durch Heirat verbündet hatte. Salomo soll die in der Pufferzone zwischen dem Philistergebiet und dem judäischen Bergland (2Sam 5,25; 1Chr 14,16) gelegene Stadt dann befestigt und ausgebaut haben. Danach wird Geser im Alten Testament nicht mehr erwähnt.

Zur Zeit der → Makkabäer wird die Stadt unter dem Namen Gazara wieder erwähnt. Der seleukidische General Bakchides befestigte sie (1Makk 9,52), 142 v. Chr. wurde sie von Simeon Makkabäus erobert und ausgebaut. Er und später sein Sohn Johannes Hyrkanos residierten dort (1Makk 13,43-48.53; 1Makk 16,19).

3. Lage und Identifizierung

Die Überreste des biblischen Geser befinden sich auf dem 8 km südsüdwestlich von Ramla gelegenen Ruinenhügel Tell el-Ǧazarī (Koordinaten: 1425.1407; N 31° 51' 34'', E 34° 55' 15''). Die längliche Form des Tells, der sich 225m über den Meeresspiegel erhebt, umfasst eine Fläche von ca. 13 ha. Der strategisch gut platzierte Ort am Eingang zum Ajalontal befindet sich an der Kreuzung der in Nordsüdrichtung verlaufenden Via Maris und der modernen Hauptverbindungsstrasse zwischen Jerusalem und Tell Aviv.

Die vom französischen Gelehrten Charles Clermont-Ganneau 1871 vermutete Gleichsetzung von Tell el-Ǧazarī mit dem biblischen Geser wurde bereits 1873 durch seine Entdeckung von Grenzinschriften aus hasmonäischer oder herodianischer Zeit bestätigt (s.u.).

4. Geschichte

4.1. Die altvorderasiatischen Quellen

Erstmals erwähnt wird Geser in einer Inschrift in Karnak aus dem 23. Jahr → Thutmosis III. (1479-1426 v. Chr.), und zwar als eine unterworfene Stadt (s.u. Str. XVIII). Kriegsgefangene aus Geser wurden während der Regierung von Thutmosis IV. (1400-1390 v. Chr.) beim Totentempel des Pharaos angesiedelt. Als die Amarnazeit in Kanaan Mitte des 14. Jh.s v. Chr. zu politischen Unruhen führte, schloss sich Milkilu, der Fürst von Geser, den revoltierenden → habiru-Banden, zu denen auch Labaju von Sichem gehörte, und ihrer Aufstandsbewegung an (Amarnabriefe 267-271; Moran 1992). Zusammen mit Schuwardata, dem Fürsten von Gimtu / Gat, u.a. bedrohte er benachbarte Orte wie Ajalon und Jerusalem (Amarnabriefe 286-287.289-290).

Unter den Pharaonen der 19. Dynastie kam die Stadt erneut unter die Herrschaft Ägyptens. Sowohl → Ramses II. (1279-1213 v. Chr.; Inschrift aus Tanis) als auch sein Sohn → Merenptah (1213-1204 v. Chr.; Israel-Stele und Amada-Stele) eroberten die Stadt. Die Eroberung von Geser dürfte in Szene 2 auf dem Kriegsrelief von Merenptah in Karnak dargestellt sein (Yurko 1997).

Der neuassyrische König → Tiglat-Pileser III. (744-727 v. Chr.) zeigt die Eroberung der Stadt durch die Assyrer auf den Mauern seines Palastes in → Kalchu / Nimrud.

4.2. Die Ausgrabungen

In einer großflächigen, jedoch methodisch ungenauen Ausgrabung legte R.A. Steward Macalister 1902-1905 und 1907-1909 für den britischen Palestine Exploration Fund Überreste aus mehreren Epochen frei. In den Jahren 1914 und 1921 unternahm Raymond-Ch. Weill Ausgrabungen für den Fund (finanziert von Baron Rothschild), der primär bronzezeitliche und eisenzeitliche Gräber erforscht hat. Die Grabungen des Funds auf Tell Geser wurden 1934 von Alan Rowe wieder aufgenommen, danach jedoch nicht mehr weitergeführt. In einer Zusammenarbeit zwischen dem Hebrew Union College Jerusalem und dem Harvard Semitic Museum wurde Geser zwischen 1964-1974 von namhaften amerikanischen Archäologen wie G. Ernest Wright, William G. Dever und Joe D. Seger ausgegraben. Dever (Universität von Arizona / USA) führte 1984 und 1990 (zusammen mit Randall W. Younker, Andrews University, USA) Nachgrabungen durch. Im Sommer 2006 wurden die Grabungen unter Leitung von Steven M. Ortiz (Center of Archaeological Research - New Orleans Baptist Seminary / USA) und Sam Wolff (Israelische Antikenbehörde / Jerusalem) wieder aufgenommen und sollen über mehrere Jahre fortgeführt werden.

4.3. Die Siedlungsgeschichte

Str. XXVI-XXV Direkt auf der Felssohle wurden die Überreste einer kargen spätchalkolithischen Siedlung aus der zweiten Hälfte des 4. Jt.s v. Chr. freigelegt. Die in Str. XXVI gefundene Keramik zeigt Ähnlichkeiten auf mit der spätchalkolithischen Töpferware anderer Ortschaften in der Küstenregion und in Süd-Palästina (etwa der Ghassul- und der Beerscheba-Kultur).

Wie vor allem die Ausgrabungen in Feld I zeigen, wurde die unbefestigte Siedlung am Anfang der Frühbronzezeit um 3200-3100 v. Chr. etwas vergrößert. Ihre Einwohner lebten in Häusern und in Höhlen. In manchen Höhlen (wie z.B. Höhle I.3A) wurden neben Steinwerkzeugen und Schleifsteinen auch Töpferware (u.a. mit Weizen gefüllte Vorratskrüge) und steinerne Gefäße gefunden. Unter den in Geser ausgegrabenen kargen keramischen Leitfossilien der Frühbronzezeit I befinden sich u.a. rötlich geschlämmte und trickle-painted Töpferware.

Str. XXIV-XXIII Während der darauf folgenden Frühbronzezeit II dehnte sich die weiterhin unbefestigte Siedlung längere Zeit (3100-2600 v. Chr.) wahrscheinlich über nahezu die gesamte Oberfläche des Tells aus. Neben den üblichen, aber kargen Überresten von Töpferwaren wurden lokal hergestellte Henkelkrüge des Abydos-Typus und wenig Importware aus Ägypten geborgen.

Str. XXII-XX Während der zweiten Hälfte des 3. Jt.s v. Chr. war die Stätte weitgehend verlassen. Erst während der ersten Hälfte des 2. Jt.s, während der Übergangsphase von der Mittleren Bronzezeit I zu IIA (19. Jh. v. Chr.), wurde der Ort neu besiedelt. Überreste dieser Epoche wurden vor allem in Feld VI der amerikanischen Grabung freigelegt. Dabei kamen ein verputzter Kornspeicher und einige Wohnungen ans Licht. Außerdem legten die Archäologen in Vorratskrügen bestattete Kinderskelette sowie geschlämmte und polierte Knickwandschalen frei. Aus dieser Zeit stammt möglicherweise auch die Statuette des ägyptischen Beamten Hekab (eine Zuordnung zu den Schichten XXI-XIX kann jedoch nicht ausgeschlossen werden).

Während der Mittleren Bronzezeit IIA(spät)-IIB (ca. 1750-1650 v. Chr.; Str. XXI-XX) expandierte und blühte die weiterhin unbefestigte Siedlung. Die in Feld VI ausgegrabenen Häuser wurden entlang der am Hang der Akropolis angelegten Terrassen errichtet. Die Ausstattung und Qualität der Einrichtungen (u.a. verputzte Wohnungsböden und Höfe und von Drainagen versorgte Zisternen) zeugen von der Lebensqualität der städtischen Anlage.

Str. XIX-XVIII Gegen Anfang der Mittleren Bronzezeit IIC (um 1650 v. Chr.) wurde die Siedlung zum ersten Mal ummauert und erreichte den Höhepunkt ihrer Macht. Große Teile der Stadtmauer (mit ihren inneren und äußeren Befestigungsanlagen) und Überreste mehrerer mit behauenen zyklopischen Steinen errichteten Türme (die Stadt dürfte mindestens 25 Befestigungstürme gehabt haben) kamen während der britischen und amerikanischen Ausgrabungen ans Licht. Das mittelbronzezeitliche Südtor (mit seinen drei Torbögen) und der westlich davon gelegene 15,6 m breite Turm 5017 zeugen von der beeindruckenden Anlage dieser Epoche. Gegen Ende der Mittleren Bronzezeit wurde ein aus festgestampftem Kalk und Bauschutt bestehendes Glacis gegen die innere Mauer aufgeschüttet.

Geser 4

Ebenfalls aus dieser Periode stammt das von Macalister ausgegrabene Megalithheiligtum mit seinen zehn in Nordsüdrichtung aufgestellten Monolithen bzw. → Mazzeben – manche Steine sind über 3m hoch – und einem rechteckigen Becken oder Sockel im zentralnördlichen Bereich der Akropolis (Feld V). Die Entdeckung mehrerer Tierknochen deutet auf den dort praktizierten Opferkult hin. Häuser, Höfe und Zisternen im nordwestlichen Teil der Stadt (Feld VI) bestätigen, dass dort während der gesamten Mittleren Bronzezeit II (A-C) die Besiedlung ununterbrochenen bestand. Auch das bereits von Macalister ausgegrabene Wassersystem, das Ähnlichkeiten aufzeigt mit dem in jüngster Zeit in Jerusalem (Davidstadt) ausgegrabenen mittelbronzezeitlichen Wassersystem, dürfte aus dieser Zeit stammen (Reich / Shukron 2003).

Mehrere reiche Grabbeigaben (z.B. die in Grab 28-II gefundenen Juwelen, Skarabäen und Alabastergefäße) und ein Hortfund mit Goldjuwelen (darunter zwei aus Goldfolie hergestellte weibliche Figurinen) belegen den Wohlstand der damaligen Metropole. Nennenswert ist auch ein Ostrakon aus dem 17.-16. Jh. v. Chr. mit dem in protosinatischen Schriftzeichen eingravierten Wort bzw. Namen [?]klb (hebr. Hund, Kaleb?).

Spuren einer gewaltigen Feuersbrunst markieren das Ende der mittelbronzezeitlichen Stadt (wohl ca. 1500 / 1480 v. Chr.). Westlich des Südtors wurden an der Innenseite der Stadtmauer (ähnlich wie auf Tell es-Sultan / → Jericho) unter dem Zerstörungsschutt mehrere mit Weizen gefüllte Vorratskrüge gefunden. Da Thutmosis III. die Unterwerfung Gesers erwähnt (s.o.), ist der gewaltsame Untergang wiederholt mit seinen Eroberungen in Verbindung gebracht worden, doch scheint dies nicht sehr plausibel. In vielen Fällen haben die Ägypter die von ihnen eroberten Städte nicht zerstört (Spalinger 2004; Hoffmeier 1989), sondern nach Belagerung zur Übergabe gezwungen (es sei denn man wollte ein Exempel statuieren). Die Zerstörung kann um 1500 v. Chr. ebenso vielleicht mit Spannungen, Bevölkerungsdruck und Stammesrivalitäten aufgrund des Zustroms von Vorderasiaten (Proto-Israeliten?) aus Ägypten in Verbindung gebracht werden (Bienkowski 1986; Hoffmeier 1989; Bimson 2005).

Str. XVII und Str. XVI Nach der Zerstörung der mittelbronzezeitlichen Stadt scheint Geser während nahezu der gesamten Spätbronzezeit I (A-B) – d.h. zwischen ca. 1500/1480-1400 v. Chr. – karg besiedelt und unbefestigt gewesen zu sein. Einige Grabüberreste und Grabbeigaben (Höhle I.10A in Feld I) stammen aus dieser Periode. Dasselbe trifft vielleicht auch auf wenige Überreste bichromer (zweifarbiger) Keramik zu.

Während der Spätbronzezeit IIA – Mitte des 14. Jh.s v. Chr. und zeitgleich mit der Amarnazeit in Ägypten – erlebte der Ort eine neue Blütezeit. Der von den Amerikanern in Feld VI ausgegrabene Palast 14120 und das früher bereits von Macalister in Feld XI entdeckte und 1990 neu erforschte „Canaanite Castle“ (administratives Gebäude oder Residenz) zeugen nicht nur von der zunehmenden Macht Gesers, sondern auch von der Oberherrschaft Ägyptens über Kanaan. Die Abhängigkeit Gesers von Ägypten wird in dieser Zeit durch die Amarnabriefe aus Geser sowie durch eine vor Ort geborgene Keilschrifttafel bestätigt, auf der vermutlich der Fürst von Geser gebeten wird, in Kiddimu / Gittaim (?) zu erscheinen. Auch ägyptische Importwaren, Glass, Schmuck, der Sockel einer ägyptischen Statuette usw. belegen den engen Kontakt zum Nachbarn am Nil. Wie die jüngsten Funde der Ausgrabungen im Jahre 1990 zu bestätigen scheinen, wurde Geser ungefähr zu dieser Zeit neu befestigt. Die äußere Mauer (Wall 22002 mit fünf Bauphasen vom 14./13. Jh. bis Mitte des 8. Jh.s v. Chr.) entstand vermutlich im 14. oder frühen 13. Jh., wie die früheste Keramik (Spätbronzezeit IIA-B) bestätigt.

Str. XV-XIV Trotz des Fehlens einer eindeutigen Zerstörungsschicht am Ende von Str. XVI deutet die Neuorientierung der wenig eindrucksvollen Gebäude in den Schichten XV-XIV auf eine neue Phase hin: Während des 13. Jh.s v. Chr. zerfiel die Stadt langsam. Die Keramik ist primitiver, und es gibt kaum noch Importware. In Feld II gibt es deutliche Spuren einer gewaltsamen, jedoch vielleicht örtlich begrenzten Zerstörung am Ende von Str. XV. In Feld VI wurden Anhaltspunkte für eine Siedlungslücke und in Feld I für Steinraub gefunden. Diese Überreste (Str. XIV) repräsentieren vielleicht eine partielle Siedlungslücke nach der Zerstörung von Str. XV. Sie ist mit der Eroberung der Stadt durch Pharao Merenptah um 1207 v. Chr. in Verbindung gebracht worden, der sowohl auf der Israel-Stele als auch in seiner Amada-Inschrift die Eroberung Gesers ausdrücklich erwähnt. Die Ausgrabungen Macalisters brachten eine Sonnenuhr mit den Kartuschen Merenptahs ans Licht. Alternativ könnte die Zerstörung Gesers am Ende der Spätbronzezeit aber auch mit der Landnahme der Israeliten (die Eroberung der Stadt wird jedoch in der biblischen Überlieferung nicht erwähnt) oder anderer Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht werden.

Str. XIII-XI Obwohl Geser während der Übergangsphase von Spätbronze- bis zur Eisenzeit I in Feldern II und VI kurze Siedlungslücken aufweist, wurde an anderer Stelle (Feld I) neu gebaut. Die Keramik weist eine Kontinuität mit der Töpferware der zweiten Hälfte des 13. Jh.s auf. Auf einer Aufschüttung in Feld VI entstand ein öffentlicher Kornspeicher, umgeben von einer großen Tenne. Die gefundene Philisterkeramik datiert den Anfang dieser Struktur auf das frühe 12. Jh., während ihre Zerstörung im Licht datierbarer Kleinfunde (u.a. ägyptische Skarabäen) und Keramik um 1150 v. Chr. erfolgt sein muss. Am Ende des 12. Jh.s entstanden an Stelle des Kornspeichers zwei schöne Häuser mit Gehöften, die jedoch nach zwei aufeinander folgenden Verwüstungen im 11. Jh. wieder aufgegeben wurden.

Str. X-IX Darauf folgten zwei wenig eindrückliche Strata, deren Besiedlung gewaltsam beendet wurde. Repräsentativ für die Periode sind die rötliche, jedoch nicht polierte Töpferware und bescheidene Bauten, die vor allem in den Feldern II und VI ausgegraben wurden. Die Zerstörung wird nach der höheren traditionellen Chronologie (u.a. von Dever) mit der Zerstörung der Stadt durch einen Pharao zur Zeit des biblischen Königs Salomo in Verbindung gebracht (1Kön 9,15-17). Obwohl kein König der zeitgenössischen 21. Dynastie die Einnahme Gesers erwähnt, wurde ihr 6. König, → Siamun, mehrfach als Kandidat in Betracht gezogen, da dieser auf einem Relief aus Tanis im Kampf mit einem nicht näher identifizierbaren ausländischen Feind mit Doppelaxt (?) gezeigt wird. Diese Verbindung muss, obwohl sie möglich ist, aufgrund mangelnder Beweise und chronologischer Unklarheiten eine Vermutung bleiben (Currid 1997; Schipper 2002; Gilboa et al. 2004).

Str. VIII Am Anfang der Eisenzeit IIA blühte Geser, zumindest als administratives Zentrum, wieder auf. Trotz des eher unscheinbar wirkenden Baustils der bürgerlichen Wohnhäuser erinnern das äußere Zwei- (Bauphase 5 - später) und das innere (bzw. obere) Sechskammertor mit den verputzten Bänken in den Kammern (Feld III: Bauphase 6 - früher), die mit dem Sechskammertor verbundene Kasemattenmauer (u.a. Feld II-III: Bauphase 6 - früher), die teilweise aus der Spätbronzezeit wieder verwendete und neu befestigte äußere Ringmauer, die mit Quadern erbauten Türme (u.a. Feld II: Bauphase 5 - später) und die Überreste des Palastes 10.000 (Bauphase 5) an ähnliche Strukturen des zeitgenössischen → Megiddo (Schicht VA / IVB) und → Hazor (Schicht X). Aufgrund biblischer Angaben (1Kön 9,15-17) und assoziierter (rötlich geschlämmter und von Hand polierter) Töpferware sind diese Anlagen mehrfach und primär dem Bauprogramm des biblischen Königs Salomo zugewiesen und in die zweite Hälfte des 10. Jh.s v. Chr. datiert worden. Ob sie jedoch wirklich salomonisch sind (so Dever) oder eher aus der Zeit der Omriden im 9. Jh. v. Chr. stammen (so Finkelstein 2002; Ussishkin 1990), bedarf weiterer Untersuchungen. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der bekannte Bauernkalender aus Geser (→ Fest 2.3.), der bereits 1908 von Macalister entdeckt wurde. Sein exakter archäologischer Kontext kann jedoch wegen der Ungenauigkeit der damaligen Grabungen nicht mehr rekonstruiert werden.

Spuren einer gewaltsamen Feuersbrunst wurden vor allem in der Nähe des Tors (Feld III) gefunden und sind mit dem in Karnak auf einer Feldzugliste erwähnten Palästina-Feldzug → Scheschonqs I. (945-925 v. Chr.) in Verbindung gebracht worden. Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass Geser hier erwähnt wird. Die Zerstörung muss wohl eine andere Ursache gehabt haben.

Str. VII-VI In der Nachfolgezeit hat sich Geser die gesamte Königszeit über kaum von der Zerstörung erholt und war nur begrenzt besiedelt. Während die inneren und äußeren Festungsmauern (in Feld II-III und VI) kontinuierlich bis zur assyrischen Eroberung in Gebrauch blieben, wurde das Sechskammertor im 9. bzw. frühen 8. Jh. in Str. VII durch ein Vierkammertor und die erwähnte Palastanlage durch Palast 8000 ersetzt (Feld III). In Str. VI entstand an Stelle des Vierkammertors ein Zweikammertor. Deutliche Spuren einer gewaltsamen Zerstörung wurden u.a. in den Befestigungswerken in Feld III und im Wohngebiet (Feld VII) gefunden. Die Verwüstung wird allgemein dem Feldzug → Tiglat-pilesers III. aus dem Jahr 734 v. Chr. zugeschrieben, der die Belagerung der befestigten Stadt ga-az-ru auf den Wänden seines Palastes in → Kalchu / Nimrud verewigen ließ (Reich / Brandl 1985).

Str. V Diese wenig imposante Besiedlung gehört der letzten Phase der judäischen Königszeit an. Die Befestigungswerke in Feldern II und III wurden nicht wiederaufgebaut. Mehrere Henkel mit judäischem Königsstempel (→ Stempel) und beschriftete Gewichtssteine zeigen, wie die Stadt am Ende des 8. bis ins 7. Jh. v. Chr. ins Einflussgebiet des Südreiches Juda geriet. Zwei auf die Jahre 651 und 649 v. Chr. datierte neuassyrische Kaufverträge belegen, dass hier während der Zeit der pax assyriaca Bürger verschiedenster Herkunft (mit u.a. israelitischen / judäischen, ägyptischen, assyrischen und babylonischen Personennamen) lebten. Vielleicht waren sie, zumindest teilweise (ähnlich wie bei den aus der nahe liegenden Ortschaft Tel Hadid stammenden Keilschrifttafeln aus den Jahren 698/7 und 664/3 v. Chr.), dorthin durch Zwangsumsiedlung gelangt (2Kön 17,24; Becking 1983; Na‘aman / Zadok 2001). Mehrere mesopotamische Roll- und Stempelsiegel, wie auch Siegelabdrucke auf den bereits erwähnten neuassyrischen Keilschrifttafeln, eine assyrische Knickwandschale (des Assyrian Palace Ware Typus) und weitere Kleinfunde zeugen von der Besiedlung dieser Epoche. Typische späteisenzeitliche Keramik belegt, dass Str. V bis ins frühe 6. Jh. v. Chr. bewohnt blieb. Die Zerstörung u.a. des Zweikammertors, eines Vorratsraums (Feld VII) und der Wohngebiete in Feldern II und VIII deuten auf die Eroberung durch die Babylonier hin.

Str. IV Nach einer möglichen Siedlungslücke wurde die Stätte während der Perserzeit neu besiedelt. Nur karge Mauerreste einer kurzen Besiedlung des 5.-4. Jh.s v. Chr. (Schicht IV – Felder II und VI) sind im Kontext bewahrt geblieben. Die meisten Funde stammen jedoch aus Gruben und Gräbern (u.a. aus den früher von Macalister so bezeichneten Philistergräbern mit reichen Grabbeigaben). Neben einigen Krughenkeln mit Jehud-Siegelabdrucken, Räucherkästchen aus Kalkstein, Waffen, einem aramäischen Ostrakon, einer Steinplatte und einem Stempelsiegel des Pharaos Nepherites der 29. Dynastie (399-393 v. Chr.) wurden auch Überreste attischer Töpferware geborgen (Stern 2001).

Str. III-II Überreste aus der Zeit der ptolemäischen Oberherrschaft im 3. Jh. v. Chr. (Str. III) sind dürftig (u.a. Jehud- und Jeruschalem-Stempelabdrucke). Während das Tor in Feld III vielleicht vom syrischen General Bakchides wiederaufgebaut wurde, stammen die meisten Funde (Str. II) aus der Zeit der → Hasmonäer aus der zweiten Hälfte des 2. Jh.s v. Chr. Die eisenzeitliche Außenmauer wurde ausgebessert, Türme wurden von halbrunden Bollwerken eingeschlossen und neue Häuser mit Innenhöfen wurden in Feldern II und VI-VII hinzugebaut. In einem der Häuser kamen u.a. eisernes Bauerngerät, ein beschriftetes Bleigewicht, Krughenkel mit Siegelabdrucken (mit u.a. der griechischen Inschrift SIMIOU, „von Simeon“) sowie Münzen von Demetrios II. Nikator (144 v. Chr.) und Antiochos VII. Sidetes (ca. 133 v. Chr.) ans Licht. Ein griechisches Graffito in der Nähe des Torbogens (Feld III) erinnert an den Widerstand nach der Übernahme der Stadt durch Simeon Makkabaios: „Pamphras, möge er (Feuer) auf Simeons Palast herablassen!“

Str. I Überreste aus der Römerzeit sind spärlich, wenn auch Grabfunde aus dem 2.-3. Jh. n. Chr. bezeugen, dass der Ort weiterhin, wenn auch nur dünn, besiedelt blieb. Die in den Felsen eingravierten Grenzinschriften mit hebräischen und griechischen Texten (techûm gzr und u.a. Alkiou) in der Umgebung des Tells zeigen entweder, dass sich der Ort während der herodianischen Zeit auf einem privatem Grundbesitz befand oder an private Ländereien angrenzte. Auch ein hasmonäisches Datum der Grenzinschriften ist vorgeschlagen worden (Reich 1990). Zu den spärlichen Funden späterer Zeit gehören einige byzantinische Gräber und ein paar Funde aus dem Mittelalter.

*Dr. Steven M. Ortiz und Dr. Randall W. Younker sei für ihre freundliche Unterstützung bei der Suche nach den aktuellsten Publikationen zu Ausgrabungen auf Tell Geser und Dr. Troy Sagrillo für die ägyptischen Hinweise herzlich gedankt.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Geser. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Plan von Geser. Aus: Dever, 1993a, 496 (bearbeitet)
  • Die mittelbronzezeitlichen Mazzeben von Geser. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1994)
  • Sechskammertor mit Kanal. © R. Wiskin / P. van der Veen

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