Andere Schreibweise: Gezer (engl.)
(erstellt: Februar 2006)
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1. Name
Da der sprachliche Ursprung des Ortsnamens Geser (hebräisch gæzær; ägyptisch q-ḏ-r > q-3-ḏ-y-rw/-r; akkadisch ga-az-ru; griechisch gazer und gazara) nicht bekannt ist, bleibt auch die Bedeutung unklar. Seine Ableitung von dem hebräischen Verb gzr „trennen / abtrennen / teilen“, auch „abschlachten / zerstören“ ist jedoch wahrscheinlich. Deshalb ist die Bedeutung „abgesperrter Raum / Abtrennung“ vorgeschlagen worden.
2. Biblische Überlieferung
Die biblische Landnahme-Überlieferung kennt einen König von Geser namens Horam (Jos 10,33
Nach 1Kön 9,15-17
Zur Zeit der → Makkabäer
3. Lage und Identifizierung
Die Überreste des biblischen Geser befinden sich auf dem 8 km südsüdwestlich von Ramla gelegenen Ruinenhügel Tell el-Ǧazarī (Koordinaten: 1425.1407; N 31° 51' 34'', E 34° 55' 15''
Die vom französischen Gelehrten Charles Clermont-Ganneau 1871 vermutete Gleichsetzung von Tell el-Ǧazarī mit dem biblischen Geser wurde bereits 1873 durch seine Entdeckung von Grenzinschriften aus hasmonäischer oder herodianischer Zeit bestätigt (s.u.).
4. Geschichte
4.1. Die altvorderasiatischen Quellen
Erstmals erwähnt wird Geser in einer Inschrift in Karnak aus dem 23. Jahr → Thutmosis III.
Unter den Pharaonen der 19. Dynastie kam die Stadt erneut unter die Herrschaft Ägyptens. Sowohl → Ramses II.
Der neuassyrische König → Tiglat-Pileser III.
4.2. Die Ausgrabungen
In einer großflächigen, jedoch methodisch ungenauen Ausgrabung legte R.A. Steward Macalister 1902-1905 und 1907-1909 für den britischen Palestine Exploration Fund Überreste aus mehreren Epochen frei. In den Jahren 1914 und 1921 unternahm Raymond-Ch. Weill Ausgrabungen für den Fund (finanziert von Baron Rothschild), der primär bronzezeitliche und eisenzeitliche Gräber erforscht hat. Die Grabungen des Funds auf Tell Geser wurden 1934 von Alan Rowe wieder aufgenommen, danach jedoch nicht mehr weitergeführt. In einer Zusammenarbeit zwischen dem Hebrew Union College Jerusalem und dem Harvard Semitic Museum wurde Geser zwischen 1964-1974 von namhaften amerikanischen Archäologen wie G. Ernest Wright, William G. Dever und Joe D. Seger ausgegraben. Dever (Universität von Arizona / USA) führte 1984 und 1990 (zusammen mit Randall W. Younker, Andrews University, USA) Nachgrabungen durch. Im Sommer 2006 wurden die Grabungen unter Leitung von Steven M. Ortiz (Center of Archaeological Research - New Orleans Baptist Seminary / USA) und Sam Wolff (Israelische Antikenbehörde / Jerusalem) wieder aufgenommen und sollen über mehrere Jahre fortgeführt werden.
4.3. Die Siedlungsgeschichte
Str. XXVI-XXV Direkt auf der Felssohle wurden die Überreste einer kargen spätchalkolithischen Siedlung aus der zweiten Hälfte des 4. Jt.s v. Chr. freigelegt. Die in Str. XXVI gefundene Keramik zeigt Ähnlichkeiten auf mit der spätchalkolithischen Töpferware anderer Ortschaften in der Küstenregion und in Süd-Palästina (etwa der Ghassul- und der Beerscheba-Kultur).
Wie vor allem die Ausgrabungen in Feld I zeigen, wurde die unbefestigte Siedlung am Anfang der Frühbronzezeit um 3200-3100 v. Chr. etwas vergrößert. Ihre Einwohner lebten in Häusern und in Höhlen. In manchen Höhlen (wie z.B. Höhle I.3A) wurden neben Steinwerkzeugen und Schleifsteinen auch Töpferware (u.a. mit Weizen gefüllte Vorratskrüge) und steinerne Gefäße gefunden. Unter den in Geser ausgegrabenen kargen keramischen Leitfossilien der Frühbronzezeit I befinden sich u.a. rötlich geschlämmte und trickle-painted Töpferware.
Str. XXIV-XXIII Während der darauf folgenden Frühbronzezeit II dehnte sich die weiterhin unbefestigte Siedlung längere Zeit (3100-2600 v. Chr.) wahrscheinlich über nahezu die gesamte Oberfläche des Tells aus. Neben den üblichen, aber kargen Überresten von Töpferwaren wurden lokal hergestellte Henkelkrüge des Abydos-Typus und wenig Importware aus Ägypten geborgen.
Str. XXII-XX Während der zweiten Hälfte des 3. Jt.s v. Chr. war die Stätte weitgehend verlassen. Erst während der ersten Hälfte des 2. Jt.s, während der Übergangsphase von der Mittleren Bronzezeit I zu IIA (19. Jh. v. Chr.), wurde der Ort neu besiedelt. Überreste dieser Epoche wurden vor allem in Feld VI der amerikanischen Grabung freigelegt. Dabei kamen ein verputzter Kornspeicher und einige Wohnungen ans Licht. Außerdem legten die Archäologen in Vorratskrügen bestattete Kinderskelette sowie geschlämmte und polierte Knickwandschalen frei. Aus dieser Zeit stammt möglicherweise auch die Statuette des ägyptischen Beamten Hekab (eine Zuordnung zu den Schichten XXI-XIX kann jedoch nicht ausgeschlossen werden).
Während der Mittleren Bronzezeit IIA(spät)-IIB (ca. 1750-1650 v. Chr.; Str. XXI-XX) expandierte und blühte die weiterhin unbefestigte Siedlung. Die in Feld VI ausgegrabenen Häuser wurden entlang der am Hang der Akropolis angelegten Terrassen errichtet. Die Ausstattung und Qualität der Einrichtungen (u.a. verputzte Wohnungsböden und Höfe und von Drainagen versorgte Zisternen) zeugen von der Lebensqualität der städtischen Anlage.
Str. XIX-XVIII Gegen Anfang der Mittleren Bronzezeit IIC (um 1650 v. Chr.) wurde die Siedlung zum ersten Mal ummauert und erreichte den Höhepunkt ihrer Macht. Große Teile der Stadtmauer (mit ihren inneren und äußeren Befestigungsanlagen) und Überreste mehrerer mit behauenen zyklopischen Steinen errichteten Türme (die Stadt dürfte mindestens 25 Befestigungstürme gehabt haben) kamen während der britischen und amerikanischen Ausgrabungen ans Licht. Das mittelbronzezeitliche Südtor (mit seinen drei Torbögen) und der westlich davon gelegene 15,6 m breite Turm 5017 zeugen von der beeindruckenden Anlage dieser Epoche. Gegen Ende der Mittleren Bronzezeit wurde ein aus festgestampftem Kalk und Bauschutt bestehendes Glacis gegen die innere Mauer aufgeschüttet.
Ebenfalls aus dieser Periode stammt das von Macalister ausgegrabene Megalithheiligtum mit seinen zehn in Nordsüdrichtung aufgestellten Monolithen bzw. → Mazzeben
Mehrere reiche Grabbeigaben (z.B. die in Grab 28-II gefundenen Juwelen, Skarabäen und Alabastergefäße) und ein Hortfund mit Goldjuwelen (darunter zwei aus Goldfolie hergestellte weibliche Figurinen) belegen den Wohlstand der damaligen Metropole. Nennenswert ist auch ein Ostrakon aus dem 17.-16. Jh. v. Chr. mit dem in protosinatischen Schriftzeichen eingravierten Wort bzw. Namen [?]klb (hebr. Hund, Kaleb?).
Spuren einer gewaltigen Feuersbrunst markieren das Ende der mittelbronzezeitlichen Stadt (wohl ca. 1500 / 1480 v. Chr.). Westlich des Südtors wurden an der Innenseite der Stadtmauer (ähnlich wie auf Tell es-Sultan / → Jericho
Str. XVII und Str. XVI Nach der Zerstörung der mittelbronzezeitlichen Stadt scheint Geser während nahezu der gesamten Spätbronzezeit I (A-B) – d.h. zwischen ca. 1500/1480-1400 v. Chr. – karg besiedelt und unbefestigt gewesen zu sein. Einige Grabüberreste und Grabbeigaben (Höhle I.10A in Feld I) stammen aus dieser Periode. Dasselbe trifft vielleicht auch auf wenige Überreste bichromer (zweifarbiger) Keramik zu.
Während der Spätbronzezeit IIA – Mitte des 14. Jh.s v. Chr. und zeitgleich mit der Amarnazeit in Ägypten – erlebte der Ort eine neue Blütezeit. Der von den Amerikanern in Feld VI ausgegrabene Palast 14120 und das früher bereits von Macalister in Feld XI entdeckte und 1990 neu erforschte „Canaanite Castle“ (administratives Gebäude oder Residenz) zeugen nicht nur von der zunehmenden Macht Gesers, sondern auch von der Oberherrschaft Ägyptens über Kanaan. Die Abhängigkeit Gesers von Ägypten wird in dieser Zeit durch die Amarnabriefe aus Geser sowie durch eine vor Ort geborgene Keilschrifttafel bestätigt, auf der vermutlich der Fürst von Geser gebeten wird, in Kiddimu / Gittaim (?) zu erscheinen. Auch ägyptische Importwaren, Glass, Schmuck, der Sockel einer ägyptischen Statuette usw. belegen den engen Kontakt zum Nachbarn am Nil. Wie die jüngsten Funde der Ausgrabungen im Jahre 1990 zu bestätigen scheinen, wurde Geser ungefähr zu dieser Zeit neu befestigt. Die äußere Mauer (Wall 22002 mit fünf Bauphasen vom 14./13. Jh. bis Mitte des 8. Jh.s v. Chr.) entstand vermutlich im 14. oder frühen 13. Jh., wie die früheste Keramik (Spätbronzezeit IIA-B) bestätigt.
Str. XV-XIV Trotz des Fehlens einer eindeutigen Zerstörungsschicht am Ende von Str. XVI deutet die Neuorientierung der wenig eindrucksvollen Gebäude in den Schichten XV-XIV auf eine neue Phase hin: Während des 13. Jh.s v. Chr. zerfiel die Stadt langsam. Die Keramik ist primitiver, und es gibt kaum noch Importware. In Feld II gibt es deutliche Spuren einer gewaltsamen, jedoch vielleicht örtlich begrenzten Zerstörung am Ende von Str. XV. In Feld VI wurden Anhaltspunkte für eine Siedlungslücke und in Feld I für Steinraub gefunden. Diese Überreste (Str. XIV) repräsentieren vielleicht eine partielle Siedlungslücke nach der Zerstörung von Str. XV. Sie ist mit der Eroberung der Stadt durch Pharao Merenptah um 1207 v. Chr. in Verbindung gebracht worden, der sowohl auf der Israel-Stele als auch in seiner Amada-Inschrift die Eroberung Gesers ausdrücklich erwähnt. Die Ausgrabungen Macalisters brachten eine Sonnenuhr mit den Kartuschen Merenptahs ans Licht. Alternativ könnte die Zerstörung Gesers am Ende der Spätbronzezeit aber auch mit der Landnahme der Israeliten (die Eroberung der Stadt wird jedoch in der biblischen Überlieferung nicht erwähnt) oder anderer Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht werden.
Str. XIII-XI Obwohl Geser während der Übergangsphase von Spätbronze- bis zur Eisenzeit I in Feldern II und VI kurze Siedlungslücken aufweist, wurde an anderer Stelle (Feld I) neu gebaut. Die Keramik weist eine Kontinuität mit der Töpferware der zweiten Hälfte des 13. Jh.s auf. Auf einer Aufschüttung in Feld VI entstand ein öffentlicher Kornspeicher, umgeben von einer großen Tenne. Die gefundene Philisterkeramik datiert den Anfang dieser Struktur auf das frühe 12. Jh., während ihre Zerstörung im Licht datierbarer Kleinfunde (u.a. ägyptische Skarabäen) und Keramik um 1150 v. Chr. erfolgt sein muss. Am Ende des 12. Jh.s entstanden an Stelle des Kornspeichers zwei schöne Häuser mit Gehöften, die jedoch nach zwei aufeinander folgenden Verwüstungen im 11. Jh. wieder aufgegeben wurden.
Str. X-IX Darauf folgten zwei wenig eindrückliche Strata, deren Besiedlung gewaltsam beendet wurde. Repräsentativ für die Periode sind die rötliche, jedoch nicht polierte Töpferware und bescheidene Bauten, die vor allem in den Feldern II und VI ausgegraben wurden. Die Zerstörung wird nach der höheren traditionellen Chronologie (u.a. von Dever) mit der Zerstörung der Stadt durch einen Pharao zur Zeit des biblischen Königs Salomo in Verbindung gebracht (1Kön 9,15-17
Str. VIII Am Anfang der Eisenzeit IIA blühte Geser, zumindest als administratives Zentrum, wieder auf. Trotz des eher unscheinbar wirkenden Baustils der bürgerlichen Wohnhäuser erinnern das äußere Zwei- (Bauphase 5 - später) und das innere (bzw. obere) Sechskammertor mit den verputzten Bänken in den Kammern (Feld III: Bauphase 6 - früher), die mit dem Sechskammertor verbundene Kasemattenmauer (u.a. Feld II-III: Bauphase 6 - früher), die teilweise aus der Spätbronzezeit wieder verwendete und neu befestigte äußere Ringmauer, die mit Quadern erbauten Türme (u.a. Feld II: Bauphase 5 - später) und die Überreste des Palastes 10.000 (Bauphase 5) an ähnliche Strukturen des zeitgenössischen → Megiddo
Spuren einer gewaltsamen Feuersbrunst wurden vor allem in der Nähe des Tors (Feld III) gefunden und sind mit dem in Karnak auf einer Feldzugliste erwähnten Palästina-Feldzug → Scheschonqs I.
Str. VII-VI In der Nachfolgezeit hat sich Geser die gesamte Königszeit über kaum von der Zerstörung erholt und war nur begrenzt besiedelt. Während die inneren und äußeren Festungsmauern (in Feld II-III und VI) kontinuierlich bis zur assyrischen Eroberung in Gebrauch blieben, wurde das Sechskammertor im 9. bzw. frühen 8. Jh. in Str. VII durch ein Vierkammertor und die erwähnte Palastanlage durch Palast 8000 ersetzt (Feld III). In Str. VI entstand an Stelle des Vierkammertors ein Zweikammertor. Deutliche Spuren einer gewaltsamen Zerstörung wurden u.a. in den Befestigungswerken in Feld III und im Wohngebiet (Feld VII) gefunden. Die Verwüstung wird allgemein dem Feldzug → Tiglat-pilesers III.
Str. V Diese wenig imposante Besiedlung gehört der letzten Phase der judäischen Königszeit an. Die Befestigungswerke in Feldern II und III wurden nicht wiederaufgebaut. Mehrere Henkel mit judäischem Königsstempel (→ Stempel
Str. IV Nach einer möglichen Siedlungslücke wurde die Stätte während der Perserzeit neu besiedelt. Nur karge Mauerreste einer kurzen Besiedlung des 5.-4. Jh.s v. Chr. (Schicht IV – Felder II und VI) sind im Kontext bewahrt geblieben. Die meisten Funde stammen jedoch aus Gruben und Gräbern (u.a. aus den früher von Macalister so bezeichneten Philistergräbern mit reichen Grabbeigaben). Neben einigen Krughenkeln mit Jehud-Siegelabdrucken, Räucherkästchen aus Kalkstein, Waffen, einem aramäischen Ostrakon, einer Steinplatte und einem Stempelsiegel des Pharaos Nepherites der 29. Dynastie (399-393 v. Chr.) wurden auch Überreste attischer Töpferware geborgen (Stern 2001).
Str. III-II Überreste aus der Zeit der ptolemäischen Oberherrschaft im 3. Jh. v. Chr. (Str. III) sind dürftig (u.a. Jehud- und Jeruschalem-Stempelabdrucke). Während das Tor in Feld III vielleicht vom syrischen General Bakchides wiederaufgebaut wurde, stammen die meisten Funde (Str. II) aus der Zeit der → Hasmonäer
Str. I Überreste aus der Römerzeit sind spärlich, wenn auch Grabfunde aus dem 2.-3. Jh. n. Chr. bezeugen, dass der Ort weiterhin, wenn auch nur dünn, besiedelt blieb. Die in den Felsen eingravierten Grenzinschriften mit hebräischen und griechischen Texten (techûm gzr und u.a. Alkiou) in der Umgebung des Tells zeigen entweder, dass sich der Ort während der herodianischen Zeit auf einem privatem Grundbesitz befand oder an private Ländereien angrenzte. Auch ein hasmonäisches Datum der Grenzinschriften ist vorgeschlagen worden (Reich 1990). Zu den spärlichen Funden späterer Zeit gehören einige byzantinische Gräber und ein paar Funde aus dem Mittelalter.
*Dr. Steven M. Ortiz und Dr. Randall W. Younker sei für ihre freundliche Unterstützung bei der Suche nach den aktuellsten Publikationen zu Ausgrabungen auf Tell Geser und Dr. Troy Sagrillo für die ägyptischen Hinweise herzlich gedankt.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Geser. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Plan von Geser. Aus: Dever, 1993a, 496 (bearbeitet)
- Die mittelbronzezeitlichen Mazzeben von Geser. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1994)
- Sechskammertor mit Kanal. © R. Wiskin / P. van der Veen
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