Getränke (AT)
(erstellt: November 2008)
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1. Allgemeines
Getränke spielten im Alltag Israels eine bedeutende Rolle. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr war gerade angesichts der oft großen Hitze in diesem Land überlebensnotwendig. Getränke waren aber auch ein ganz wesentlicher Bestandteil des kulturellen Lebens. Sie wurden zu einer jeden Mahlzeit gereicht, sie wurden Besuchern angeboten und bei Feierlichkeiten genossen. Getränke gehörten zu den Freuden des Alltags.
Die biblischen Belege des Verbs trinken (hebr. שׁתה šātāh) sind denn auch von eben diesen beiden Aspekten, der bloßen Flüssigkeitsaufnahme einerseits und der mit dem Genuss von Getränken verbundenen Lebensfreude andererseits, geprägt. Trinken bedeutete, den Durst zu löschen (Gen 24,18
2. Die wichtigsten Getränke
2.1. Nichtalkoholische Getränke
2.1.1. Wasser
Das für den Alltag bedeutendste Getränk war das → Wasser
Während Trinkwasser in Ägypten und Mesopotamien vor allem aus Flüssen und Kanälen gewonnen wurde, wurde die Wasserversorgung in Israel vornehmlich durch natürliche Quellen, durch Brunnen, die zum Grundwasserspiegel gegraben wurden, sowie durch Zisternen und Teiche, in denen Regenwasser gesammelt wurde, sichergestellt (→ Wasserversorgung
Eine besondere Herausforderung war die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung in Zeiten feindlicher Belagerung. So wurde durch unterirdische Tunnel entweder ein Zugang zu außerhalb der Stadtmauern liegenden Quell- oder Brunnenanlagen geschaffen oder es wurde Wasser direkt unter die Stadt geleitet (vgl. zu den Anlagen an den verschiedenen Orten Peleg). Im Gegenzug wurden zur Abwehr einer feindlichen Belagerung bisweilen die vor der Stadt liegenden Wasserstellen, auf die die Feinde hätten zugreifen können, verdeckt (2Chr 32,3-4
Aufbewahrt wurde das Wasser in den Häusern in Krügen (1Kön 19,6
Für das Trinkwasser galten besondere Reinheitsgebote, die wohl als frühe Hygienevorschriften zu verstehen sein dürften. So galt Wasser, das mit einem toten Tier in Berührung gekommen war, als unrein (Lev 11,33f
Das Darreichen von Wasser war ein selbstverständlicher Akt der Gastfreundschaft (Ri 4,19
2.1.2. Milch
Milch (hebr. חלב chālāv) war in Israel als Getränk geschätzt. Sie gehörte zu den Grundnahrungsmitteln (Jes 55,1
Getrunken wurde in Israel sowohl Ziegenmilch (Ex 23,19
Umstritten ist die Bedeutung des in Ex 23,19
2.1.3. Most
Auch Most (hebr. תירושׁ tîrôš), also unvergorener oder nur leicht vergorener Fruchtsaft, wurde in Israel gerne getrunken. Most wurde vor allem aus Trauben, aber auch aus anderen Früchten, etwa aus Granatäpfeln (Hhld 8,2
2.1.4. Essig
Essig (hebr. חמץ chomæṣ) entsteht durch Gärung alkoholischer Getränke, wobei in Israel neben Wein auch andere alkoholische Getränke als Grundlage dienen konnten (Num 6,3
Essig wurde als Getränk verwandt (Num 6,3
Der bittere Geschmack des Essigs wurde als unangenehm empfunden (Ps 69,22
2.2. Alkoholische Getränke
Alkoholische Getränke waren in Israel selbstverständlicher Bestandteil der täglichen Ernährung. Dabei wurde in Israel vor allem Wein getrunken. Bier war demgegenüber von geringerer Bedeutung.
Problematisiert wird der Genuss alkoholischer Getränke im Alten Testament eher selten. Gerade der Wein wird vielfach für seine belebende Wirkung gepriesen (s.u. 2.2.1). Dass der Mutter des Simson eigens verboten wird, während der Schwangerschaft mit diesem besonderen Kind alkoholische Getränke zu sich zu nehmen (Ri 13,7
Kritische Stimmen gegen den Genuss von Alkohol finden sich v.a. in der Prophetie und der Weisheit. In der Prophetie wird Trunkenheit als Teil des dekadenten Lebens der Oberschicht angeprangert (Jes 5,11
Freiwillige oder von außen aufgezwungene Enthaltsamkeit von alkoholischen Getränken kam nur recht selten vor. So war den diensttuenden Priestern, um die ordnungsgemäße Verrichtung des Kults nicht zu gefährden, der Genuss alkoholischer Getränke unter Androhung der Todesstrafe verboten (Lev 10,8f
2.2.1. Wein
Weinbau hat in Palästina eine lange Tradition. Es wurden Kelteranlagen gefunden, die aus der zweiten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. stammen, und schon zu Beginn des 2. Jt. wird Palästina in der ägyptischen Erzählung des Sinuhe dafür gepriesen, dass es dort mehr Wein als Wasser gibt (§15,12; vgl. TUAT III,5, 887-911; Texte aus Ägypten
Wein (hebr. יין jajin) spielte im Alltag der Israeliten eine besondere Rolle. Er war Bestandteil einer jeden ordentlichen Mahlzeit (Gen 27,25
Die Zeit der Weinlese war denn auch eine Zeit besonderer Freude (vgl. Jes 16,9f
In biblischer Zeit war in Israel ausnahmslos Rotwein bekannt (vgl. Gen 49,11f
Bekannt war auch Mischwein (Spr 9,2
Gelagert wurde der Wein in Krügen. Für den Königshof und den Tempel sind größere Weinlager mit eigens hierfür verantwortlichem Personal belegt (1Chr 9,29
Wein wurde häufig als Geschenk oder Zeichen der Ehrerbietung überreicht (1Sam 16,20
Der Wein wurde – neben der durchaus auch belegten kritischen Bewertung (s.o. 2.2) – zumeist für seine belebende Wirkung gelobt. So erfreut der Wein das Herz des Menschen (2Sam 13,28
2.2.2. Bier
Im Gegensatz zum Wein war Bier als Getränk in Israel von untergeordneter Bedeutung. Eindeutige Belege für Bier fehlen im Alten Testament. Es wurde zwar immer wieder vermutet, dass der hebräische Begriff שׁכר šekhar, der häufig zusammen mit Wein belegt ist und gerne mit „starkes Getränk“ oder „Rauschtrank“ wiedergegeben wird (Lev 10,9
Anders waren die Verhältnisse hingegen in Ägypten und Mesopotamien. Hier kam dem Bier der Stellenwert zu, den in Israel der Wein einnahm (s.o. 2.2.1). Es war das wichtigste Getränk, das in sämtlichen Bevölkerungsschichten normalerweise täglich genossen wurde. Bier war Teil der Bezahlung der Arbeiter und der Beamten des Hofes. Es wurde bei privaten wie auch bei offiziellen und kultischen Feiern getrunken.
Aus Ägypten und Mesopotamien sind auch zahlreiche Informationen erhalten, wie Bier in damaliger Zeit hergestellt wurde. So wurden aus Gerstenmalz, Gerste, Emmer und Gewürzen zunächst sogenannte Bierbrote gebacken. Diese Bierbrote wurden mit Wasser übergossen, und die so gefertigte Maische wurde unter Kochen zum Gären gebracht. Nach dem Gärprozess wurde das fertige Bier in Vorratsbehälter abgesiebt. Auch in Ägypten wurde die Maische zur Bierherstellung aus Bierbroten gewonnen. Anders als in Mesopotamien wurde die Maische hier allerdings nicht erhitzt. Stattdessen wurde der Maische zur Gärung neben Wasser auch angegärtes Dattelmus beigegeben.
Bier wurde in verschiedenen Sorten hergestellt, die sich vor allem im jeweiligen Verhältnis von Gerste und Emmer unterschieden. So enthielt etwa das „dunkle Bier“ mehr Gerste, das „rotbraune Bier“ mehr Emmer. Daneben war auch mit Wasser vermengtes Dünnbier bekannt. Zudem wurden verschiedene Qualitätsstufen, vom „Normalbier“ bis zum „guten Königsbier“, unterschieden.
Gegenüber dem heutigen Bier war das Bier in der Antike eher trübe und hatte einen süßlichen Geschmack. Es war nur kurze Zeit haltbar. Getrunken wurde das Bier angesichts der aus dem Herstellungsprozess verbliebenen Rückstände häufig mit einem langen Strohhalm.
3. Getränke im Kult
Ein besonderer Fall der Verwendung von Getränken im Kult war schließlich der Gebrauch von Wasser im Zusammenhang des Gottesurteils (→ Ordal
4. Getränke in theologischen Kontexten
Entsprechend der klimatischen Bedingungen in Israel, wo eine mangelnde Versorgung mit Trinkwasser und ausbleibende Ernteerträge eine stetige Gefahr darstellten, wurde das Vorhandensein von Wasser wie auch von Most und Wein in besonderer Weise als Folge des segensreichen Handelns Jhwhs verstanden. So wird Jhwh häufig dafür gepriesen, dass er zur rechten Zeit Regen kommen lässt und seinem Volk Wasser gibt (Dtn 11,10-15
Die Hoffnung auf eine ausreichende Versorgung mit Wasser und anderen Getränken ist auch bei den prophetischen Darstellungen einer über die Gegenwart hinausgehenden, eschatologischen Zukunft von Bedeutung (→ Eschatologie
Getränke werden auch an zahlreichen Stellen in metaphorischem Sinne erwähnt. So wird Jhwh als Wasserquelle bezeichnet, aus der das Volk sein Heil schöpfen wird (vgl. Jes 12,2f
Beachtenswert ist schließlich die mehrfach belegte Gerichtsvorstellung, nach der Jhwh sein Volk oder die Völker aus einem Taumelbecher trinken lässt (Jes 51,17-23
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
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2. Weitere Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Der Wasserzugang in Megiddo. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1999)
- Krüge zur Aufbewahrung von Wasser oder Wein. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Schaf- oder Ziegenbälge wurden am Hals und an den Beinen zugeschnürt, um als Schläuche zum Transport von Getränken zu dienen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Um Butter herzustellen, wurde Milch in einem Tierbalg geschüttelt. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Männer beim Keltertreten (Wandmalerei; Grab des Nacht in Theben; 18. Dyn.; 1580-1350). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Getränke wie Wein oder Wasser wurden auch als Opfer dargebracht (Wandmalerei aus Mari; um 2000 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Mose lässt Wasser aus dem Felsen sprudeln (Tintoretto; 1577).
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