Gift
(erstellt: März 2010)
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In der Hebräischen Bibel wird für gewöhnlich zwei verschiedenen hebräischen Worten die Nebenbedeutung „Gift“ zugeschrieben: רֹאשׁ ro’š mit der eigentlichen Grundbedeutung „Kopf“, und חֵמָה ḥemāh, was eigentlich „Hitze“ bedeutet. In der Mehrzahl der Fälle werden die Begriffe, wenn sie Gift bedeuten, metaphorisch verwendet, indem bestimmte Phänomene des sozialen Zusammenlebens in ihrer schädlichen Wirkung für das Gottesvolk mit der Wirkung von Giftstoffen verglichen werden.
1. רֹאשׁ ro’š II „Giftpflanze / Gift“
1.1. Die konkrete Bedeutung von רֹאשׁ ro’š II
Dem hebräischen Wort רֹאשׁ ro’š wird an 12 Stellen die Bedeutung „Gift“ zugeschrieben. Das in den einschlägigen Lexika als רֹאשׁ ro’š II geführte Lemma ist nur im Hebräischen, nicht aber in anderen semitischen Sprachen überliefert. Es kann allein als Nomen stehen (Dtn 29,17
In der Kommentarliteratur wurde beizeiten erwogen, ob die Grundbedeutung von רֹאשׁ ro’š „Kopf“ entweder etwas mit der äußeren Form der Pflanze zu tun habe oder dass die Wirkung der Pflanze etwa durch Kopfschmerzen spürbar sei.
Die Belege in den antiken Bibelübersetzungen deuten darauf hin, dass ihnen die Bedeutung von רֹאשׁ ro’š II bereits nicht mehr bekannt war. Die → Septuaginta
Insbesondere aus Hos 10,4
1.2. רֹאשׁ ro’š und לַעֲנָה la‘ănāh – „Gift“ und „Bitterkeit“
Nicht selten steht רֹאשׁ ro’š im Parallelismus mit dem Nomen לַעֲנָה la‘ănāh (Dtn 29,17
1.3. Der religiöse Gebrauch
Wenn das → Deuteronomium
Die Metapher vom „Gift“ kann besonders gut hervorheben, dass vergleichsweise geringfügige und unscheinbare Eingriffe in den Organismus fatale Folgen haben können.
2. חֵמָה ḥemāh II „Gift“
Ein weiterer Terminus, der „Gift“ bedeuten kann, ist חֵמָה ḥemāh.
חֵמָה ḥemāh ist gemeinsemitisch bezeugt und rührt von einer Wurzel *wḥm / ḥmm „heiß sein“ her. Dass die Nominalform ḥemāh „Hitze“ als Nebenbedeutung auch „Gift“ bezeichnen kann, allerdings selten und zumeist metaphorisch, ist ebenso ein gemeinsemitisches Phänomen (akkadisch, ugaritisch, aramäisch, arabisch, mandäisch und syrisch). Im Akkadischen etwa wird die Isoglosse imtu dadurch spezifiziert, dass sie als regens im status constructus zu stehen kommt. Als nomen rectum wird dann das Verursachende genannt (z.B. imat zuqaqīpi „Skorpiongift“). Das Syroaramäische kennt ḥemtā als Gemeinschaft zerstörenden und Leben vernichtenden, weil nicht verlöschenden „Ingrimm“.
Im Bibelhebräischen ist das Nomen חֵמָה ḥemāh mit seinen insgesamt 125 Belegen zuallermeist im Bereich der Emotionalität („Wut / Zorn“), auch der Zornesregung Gottes, beheimatet und bezeichnet im Gegensatz zum äußeren Aspekt von „Zorn“ אַף ’af die innere Seite im Sinne eines eruptiven „Glühens / Geiferns“ (→ Zorn
Dass der Terminus חֵמָה ḥemāh, freilich nur gelegentlich, die Nebenbedeutung „Gift“ hat, ergibt sich aus den Konstruktusverbindungen, in denen ḥămat als nomen regens – analog zum Akkadischen – mit Namen giftiger Reptilien in Verbindung steht (Dtn 32,24
Die Bedeutung „Gift“ dürfte sich von der Grundbedeutung „Hitze“ insofern ableiten, als an die Erhöhung der Körpertemperatur durch Fieber oder einfach an brennenden, durch die Giftabsonderung hervorgerufenen Schmerz zu denken ist, wie sie analog durch Kontakt mit sehr heißen Dingen erzeugt wird (vgl. im Deutschen „brennender Schmerz“). Da bestimmte Sekretionen von Reptilien oder Gifte von → Schlangen
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- The International Standard Bible Encyclopedia, Grand Rapids 1986ff
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997
2. Weitere Literatur
- Fischer, G., 2005, Jeremia 1-25 (HThKAT), Freiburg
- McKane, W., 1980, Poison, Trial by Ordeal and the Cup of Wrath, VT 30, 474-492
- Seybold, K., 1984, Art. לַעֲנָה l‘nh, in: ThWAT 4, Stuttgart u.a., 586-588
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