Goschen
Andere Schreibweise: Gosen, Goshen, Gesen, Geshen, Gessen.
(erstellt: Januar 2020)
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1. Goschen in Ägypten
1.1. Name und Lage
Bei Goschen (hebr. גֹּשֶׁן Gōšæn; Gen 45,10
In der → Septuaginta
Diese Wiedergabe dürfte auch ausschlaggebend für die Nennung bei Flavius → Josephus
Im griechisch überlieferten → Juditbuch
Egeria / Aetheria überliefert den Namen im späten 4. Jh. n. Chr. als Gesse (Peregrinatio Aetheriae VII, 1), als Iesse (VII, 8f.) sowie als Gessen (IX, 4-6; Brodersen 2016, 108.112.116; Donner 2002, 94-101). Zudem wird die Stadt in VII, 7f., wohl in Anklang an Eusebius von Caesarea (Onomastikon, XCIV, 11 [472]), als Heroum civitas bezeichnet (Brodersen 2016, 112; Donner 2002, 97f.). Im Epitaphium S. Paulae (14) wird der Name der Stadt als Gesen überliefert (vgl. Donner 2002, 162; Jericke 2013, 239).
1.2. Identifikation
Allgemein wird Goschen heute als ein Gebiet im östlichen Delta identifiziert, das gewöhnlich mit der Region um das Wādī ṭ-Ṭumēlāt und dem antiken zwanzigsten unterägyptischen Gau gleichgesetzt wird (u.a. Ebach 1977, 756; Gesenius, 18. Aufl., 232; Helck 1974, 197f.; 1977, 401; North 1967, 80-82.95; van Seters 2001, 267-269; de Vaux 1971, 287).
Die genaue Lokalisierung wird in der Forschung seit langem kontrovers diskutiert (Römer 2015, 671; van Seters 2001, 266-269). Vorgeschlagen wurde bereits von Heinrich Brugsch (1879, 427), Edouard Naville (1887, 15-20) und Henri Gauthier (1925, 145f.) eine Identifizierung mit dem altägyptischen Toponym Gsm und damit dem Bereich um das heutige Ṣaft el-Ḥinnah. Das Gebiet wäre somit im östlichen Delta im Bereich des zwanzigsten unterägyptischen Gaus mit seiner Hauptstadt Pr-śpd anzusiedeln. Möglicherweise war Gsm die ursprüngliche Hauptstadt dieses Gaus (Gomaà 1987, 127). Die Stadt Gsm liegt in einigen geographischen Texten speziell aus der griechisch-römischen Epoche vor (Belege bei Gauthier 1925, 145f.; Gomaà 1987, 127f.). Auch die Bezeichnung mit γῆ gē im Griechischen lässt die Deutung als ein Gebiet und einen Gau wahrscheinlich werden.
Die Gleichsetzung zwischen ägyptischem Gsm und dem biblischen Goschen wurde aber auch bestritten, da das betreffende Toponym als Šsm.t zu lesen sei, wie es z.B. Alan H. Gardiner (1918, 220-222) vorbrachte (vgl. auch Engel 1979 50-52; Helck 1974, 197f.; Gomaà 1987, 127; Görg 1991, 903). Hieraus folgte für Gardiner eine Identifizierung mit den Minenregionen auf dem Sinai, da im Ägyptischen mit šsm.t auch der Malachit bezeichnet wurde. Diese Lesung wie auch die regionale Distribution wurden bereits von Naville (1924, 32) und Pierre Montet (1957, 207) zu Recht in Zweifel gezogen.
In Gen 46,28
Als eine weitere These wurde vorgeschlagen, dass es sich bei Goschen nicht um ein ägyptisches, sondern ein ursprünglich semitisches Toponym handele (Gardiner 1918, 221; Mallon 1924, 91-101). Bei dieser Interpretation stellt sich allerdings die Frage, warum ein ägyptisches Gebiet nicht einen original ägyptischen Namen tragen sollte, wie auch sonst in der → Josefsgeschichte
Anders wollte Henri Cazelles (1977) Goschen nur als eine Bezeichnung der gleichnamigen Region im Süden → Judas
Die von Görg (1991, 903) vorgeschlagene Ableitung Goschens von t3 n(.j) qsn.t „Land des Elends / Hungers“, einer Wendung, die in der Prophezeiung des Neferti 35 erscheint und dort eine durch Asiaten im Ostdelta entstandene Notsituation qualifizieren soll, stellt pure Spekulation dar und ist durch den Konsonantenbestand sicher nicht zu stützen.
Die Gleichsetzung von Goschen mit dem ägyptischen Toponym Gsm und damit einem Gebiet, welches etwa dem zwanzigsten unterägyptischen Gau im Osten des Deltas entspricht, stellt heute die wahrscheinlichste Identifizierung dar. Die Wiedergabe von ägyptischem s mit hebräischem שׁ š lässt hierbei auf eine frühe Übernahme schließen, die bereits im 2. Jt. v. Chr. anzusetzen ist. Sie entspricht der Transliteration des Namens Mose, bei dem ägyptisch mśj.w „Kind“ im Hebräischen mit מֺשֶׁה Mošæh wiedergegeben wird. Dies steht im Gegensatz zur Wiedergabe der Ramsesstadt in Gen 47,11
2. Goschen in Palästina
2.1. Name und Lage
Ein Gebiet Goschen (hebr. גֹּשֶׁן Gōšæn; Jos 10,41
Nach Jos 15,48-51
Auch weiterhin sollte das südpalästinische Goschen angesichts der Lagebeschreibung vom ägyptischen Gebiet unterschieden werden (so auch Görg 1991, 903).
2.2. Erklärungen zum Namen
Für den Namen eines Gebiets wie einer Stadt im Süden Palästinas wäre ein Zusammenhang mit der gemeinsemitischen Wurzel gšm „Regen / Sturm“ denkbar (s. Cohen 1993, 196; Hoch 1994, 522). Hiermit könnte eine für die Landwirtschaft vorteilhafte Region bezeichnet worden sein.
Es wurde die These vorgeschlagen, dass es sich bei Goschen in Juda ursprünglich um den Eigennamen eines Herrschers handeln könnte, der sekundär auf ein Gebiet übergegangen ist (so z.B. Eph‘al 1984, 213; Hoffmeier 1997, 121f.; Jericke 2013, 240; Knauf 1988, 101f.; Rabinowitz 1956, 6f.; Redford 1992, 409; Ward 1992, 1076). Es wird ein Zusammenhang mit dem in Neh 2,19
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Goschen in Ägypten und Goschen in Juda. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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