Hand (AT)
(erstellt: März 2007)
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1. Körperteil des Menschen
Das Hebräische besitzt mehrere Bezeichnungen für Hand: jād „Hand“, kaf „Hand / Handfläche“, jāmîn „rechte Hand“, weniger häufig finden sich auch śəmo’l „linke Hand“ u.a. Alle diese Lexeme dienen zur Beschreibung eines bestimmten Aspektes des Körperteils „Hand“. Die Wahrnehmung der Hand als Körperteil, mit dem entsprechende „Hand-lungen“ zu verrichten sind, deckt sich mit heutigem Verständnis und Gebrauch. Mit der Hand kann der Mensch greifen, Gesten ausführen, essen u.ä.: „Der Faule steckt seine Hand in die Schüssel, und es wird ihm sauer, sie zum Munde zurückzuführen.“ (Spr 26,15
1.1. Gestische Bedeutung der Hand
In das Bedeutungsspektrum aller Begriffe von „Hand“ sind etliche gestische Bedeutungsaspekte eingeflossen. Im Folgenden sind einige der wesentlichen Gesten wiedergegeben. Wichtig ist zu erkennen, dass Gesten nicht alle und automatisch „überzeitlich“ und „überkulturell“ gültig sind; manche der im Alten Testament üblichen Gesten können unmittelbar nachvollzogen werden, einige nicht.
● Die Hand auf etwas geben (Besiegelung / Gültigkeit): 2Kön 10,15f
● In die Hände klatschen (Freude u.a.): In Ez 25,6
● Hände zum Gebet erheben: Ps 44,21f
Auch wenn hier die Hände mangels Detailgenauigkeit nicht wiedergegeben sind, bleibt der Gestus – an dem körperlich gesehen auch der Arm beteiligt ist, der wiederum bei der Versprachlichung der Geste nicht erwähnt wird – doch klar erkennbar.
● Hände zum Schwur erheben: Gen 14,22f
● Hände zum Schwur an das Geschlecht des Partners legen: Gen 24,1-4
● Hände zum Segnen auflegen: Gen 48,14f
● Weitere gestische Bedeutungen: Hände (und Füße) waschen als Zeichen der Reinheit (Ex 30,19
1.2. Gestisch-funktionale, metaphorische und abstrakte Bedeutung der Hand
Die Vielfalt der gestischen Bedeutung der Hand ist groß. Viele der gestischen Bedeutungen tendieren schon zu Abstraktbedeutungen hin. Die stärker abstrakten und funktionalen Bedeutungsaspekte sollen hier in einem eigenen Abschnitt thematisiert werden.
● Funktionale Bedeutungsfacette: „an der Hand halten“ im Sinne von „beschützen / umschließen / führen“, positiv „Macht über jemanden besitzen“: Ps 73,23
● Funktionale Bedeutungsfacette: „Arbeit tun“: Dtn 14, 29 „Und es soll kommen der Levit […] und der Fremdling und die Waise und die Witwe, […] und sie sollen essen und sich sättigen, auf dass Jahwe, dein Gott, dich segne in allen Werken deiner Hand, die du tust.“ Hand steht hier stellvertretend für alle Arbeit, alles Tun des Menschen.
● Funktionale Bedeutungsfacette: „In der Hand sein von / in der Hand haben“ im Sinne von „in der Gewalt sein / haben“ bzw. „Macht ausüben“ begegnet in Ps 22,17
2. Die Hand im „Bild“
Die sprachlichen Beispiele für die Deutung von „Hand“ lassen sich durch die Information des Textumfeldes meist einigermaßen gut deuten. Schwieriger ist die Ausgangslage bei der Deutung von Bildern bzw. bildlichen Darstellungen von „Hand“. Wird in den Bildern nicht auf eine Geste abgehoben – Beispiele dafür s.o. – , dann ist die Abbildung einer Hand schwer zu deuten, obschon die solitär abgebildete Hand durchaus zur Darstellung kommt und damit fast alles, was mit dem Bedeutungsspektrum der „Hand“ ausgedrückt werden kann.
Prominente Beispiele sind die Hand aus → Chirbet el-Qōm
Schroer plädiert für eine apotropäische Funktion der in Chirbet el-Qōm dargestellten Hand, Mittmann will sie als schützende Hand Gottes auffassen. Aus der Abbildung selbst bzw. dem benachbarten Text kann man keine klaren Hinweise auf eine bestimmte Deutung entnehmen.
Sind auf der 46 cm hohen Steinstele aus → Hazor
Wie ein hebräischer Terminus, der nicht stereotyp übersetzt werden kann, so ist auch das materiale oder mentale Bild einer Hand nicht stereotyp zu deuten. Wie in einem Vexierbild spielen oft verschiedene Bedeutungsaspekte zusammen. In den Bildern ist ebenso wie auch in den sprachlichen Belegen für „Hand“ – selbst bei dem körperhaften Bedeutungsaspekt – keinerlei Interesse an individueller Formgestaltung der Hand zu erkennen.
3. Die Hand Gottes
Sowohl die gestischen als auch die funktionalen Bedeutungen der bisher besprochenen Belege von „Hand“ öffnen den Zugang zu den Belegen, in denen von der Hand bzw. den Händen Gottes die Rede ist: mit entsprechenden Wendungen werden auch bei der Übertragung auf Gott sehr ähnliche Bedeutungen zum Ausdruck gebracht, wie im menschlichen Bereich. Unterschieden ist im Alten Testament die Wirkungsweise der Hände Gottes grundsätzlich dadurch, dass die Handlungsmöglichkeiten Gottes weit über das hinausgehen, was als Handlungsmöglichkeit des Menschen angesehen wird.
Wie die Hand des Menschen formend tätig sein kann, so auch die Hand / Hände Gottes; allerdings kann sich diese Tätigkeit Gottes bis zur Ausformung der (gesamten) Schöpfung steigern: sie erscheint als „Werk seiner Hände“ (Ps 19,2
Parallel zum Gebrauch von → Arm
Erfasst sein durch die Hand Gottes verleiht den Propheten besondere Kräfte (1Kön 18,46
Die Hand Gottes kann Schutz zum Ausdruck bringen, wenn sie etwa wie Jes 25,10
Auf einem Wandfresko einer Synagoge aus Dura-Europos sind die Hände Gottes auch bildlich belegt: Obwohl von der „linken Hand Gottes“ im Alten Testament nie die Rede ist, sind hier beide Hände zu sehen; vgl. auch Ps 119,83
Gemeinsam mit Aussagen über Arm / Arme und Fuß / Füße Jahwes / Gottes bringen Formulierungen mit Hand / Händen Jahwes / Gottes zum Ausdruck, was Gott an den Menschen und der Welt getan hat und tut; alle diese Aussagen gehören zu einem theologischen Sprach- bzw. Bildkonzept über Gott, das die Erfahrungen des Handelns Gottes in der Welt auf dem Vorstellungshintergrund alttestamentlich-altorientalischer Körperaussagen (vgl. Wagner) und der alttestamentlichen anthropomorphen Redeweise kommunizierbar macht.
Literaturverzeichnis
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- Stele mit Händen in der Stelenreihe aus Hazor (Spätbronzezeit; 1500-1200 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Gottes Hand (Wandfresko einer Synagoge in Dura-Europos; ca. 250 n. Chr.).
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