Haran
Andere Schreibweise: Harran; Karrhai (gr.); Carrhae (lat.)
(erstellt: März 2015)
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1. Haran als Ortsname
In der alttestamentlichen Überlieferung ist Haran der Ort, an dem sich → Terach
1.1. Name
חָרָן Ḥārān „Haran“ ist die hebräische Form des akkadischen Ortsnamens Ḫarrānu(m), der bereits am Ende des 3. Jt.s v. Chr. in den Texten aus Ebla bezeugt ist (Bonechi, 176-177, Ḫarran). In den Texten aus Mesopotamien ist das Toponym durchgehend von der altbabylonischen (Groneberg, 92, Ḫarrānum) über die mittel- (Nashef, 120, Ḫarrānu) und neuassyrische (Parpola, 152-153, Ḫarrānu) bis zur spätbabylonischen Zeit (Zadok, 152, Ḫarrānu) belegt und erscheint auch in hethitischen Quellen (del Monte / Tischler, 90 u. del Monte, 287, Ḫarran). Keilinschriftlich wird Ḫarrānu(m) sowohl syllabisch als auch mit dem Logogramm KASKAL geschrieben. Akkadisch ḫarrānu(m) und sumerisch KASKAL bedeuten „Weg / Reise / Karawane“, was auf die strategische Lage der Stadt als Reise- und Handelsstation hindeuten könnte. Nicht auszuschließen ist aber, dass es sich um eine Volksetymologie handelt, die sich auf einen älteren Namen beziehen würde. In den aramäischen Quellen lautet der Name ḥrn. In der griechisch-lateinischen Überlieferung ist der Ortsname als Karrhai (gr.) bzw. Carrhae (lat.) bezeugt.
1.2. Biblische Überlieferung
Der hebräischen Bibel zufolge zog Terach zusammen mit seinem Sohn Abraham und seinem Enkel → Lot
Um ihren jüngsten Sohn vor seinem Bruder → Esau
1.3. Lage und Identifizierung
Haran war eine Stadt im Ğullāb-Tal im Balīḫ-Becken, die mit Altınbaşak (Koordinaten: N 36° 51' 53'', E 39° 01' 53''
1.4. Geschichte
Haran kommt bereits in den Texten aus Ebla (24. Jh. v. Chr.) vor, was eine Entsprechung in den durch einen Tiefschnitt erreichten Schichten aus dem 3. Jt. v. Chr. findet. In der altbabylonischen Zeit ist Haran durch die Texte von → Mari
1.5. Die religiöse Bedeutung von Haran
Haran war zusammen mit Ur eines der wichtigsten Kultzentren des Mondgottes Sîn im Alten Orient und gewiss das bedeutendste Zentrum im syro-palästinensischen Raum (→ Mond
2. Haran als Personenname
Haran steht eigentlich für zwei Namen, die in der Hebräsichen Bibel חָרָן Ḥārān und הָרָן Hārān gechrieben werden und sich auf drei unterschiedliche Personen beziehen. Beide Namen werden in der Septuaginta mit Arrhan wiedergegeben. Der Personenname Haran (הָרָן Hārān) ist auch Bestandteil des Ortsnamens Bet-Haran, östlich vom Jordanfluss in Gad (Num 32,36
2.1. Haran, der Sohn der Efa
Haran (חָרָן Ḥārān) ist einer der Söhne von Kaleb und seiner Nebenfrau Efa sowie Vater von Gases (1Chr 2,46
2.2. Haran, der Bruder Abrahams
Haran (הָרָן Hārān) ist Sohn des Terach, Bruder Abrahams und Vater des Lot (Gen 11,26-27
2.3. Haran, der Sohn Schimis
Haran (הָרָן Hārān) heißt auch einer von → Schimis
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Paulys Realencyclopädie, Stuttgart 1893-1978
- Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
2. Texteditionen und archäologische Quellen
- Donner, H. / Röllig, W., 1964, Kanaanäische und aramäische Inschriften, Wiesbaden (KAI).
- Fales, F.M. / Postgate, J.N., 1995, Imperial Administrative Records, Part II, Helsinki (SAA 11).
- Fuchs, A., 1994, Die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad, Göttingen.
- Grayson, A.K., 1987, Assyrian Rulers of the Third and Second Millennium BC (To 1115 BC), Toronto (RIMA 1).
- Grayson, A.K., 1991, Assyrian Rulers of the Early First Millennium I BC (1114-859 BC), Toronto (RIMA 2).
- Lloyd, S. / Brice, B., 1951, Harran, AnSt 1, 77-111.
- Parpola, S., 1993, Letters from Assyrian and Babylonian Scholars, Helsinki (SAA 10).
- Parpola, S. / Watanabe, K., 1988, Neo-Assyrian Treaties and Loyalty Oaths, Helsinki (SAA 2).
- Prag, K., 1970, The 1959 Deep Sounding at Harran in Turkey, Levant 2, 63-94.
- Schaudig, H., 2001, Die Inschriften Nabonids von Babylon und Kyros’ den Großen, Münster.
- Saggs, H.W.F., 1969, Neo-Babylonian fragments from Harran, Iraq 31, 166-169.
- Streck, M., 1916, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige bis zum Untergange Niniveh’s, Leipzig (VAB 7).
3. Weitere Literatur
- Baker, H.D., 2002, The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire. Part 3/I, P-Ṣ, Helsinki.
- Bonechi, M., 1993, I nomi geografici dei testi di Ebla, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 12/1).
- Del Monte, G., 1902, Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texten. Supplement, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 6/2).
- Del Monte, G. / Tischler, J., 1978, Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texte, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 6/1).
- Groneberg, B., 1980, Die Orts- und Gewässernamen der altbabylonischen Zeit, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 3).
- Nashef, Kh., 1982, Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Texte, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 5).
- Parpola, S., 1970, Neo-Assyrian Toponyms, Neukirchen-Vluyn.
- Radner, K., 1999, The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire. Part 1/II, B-G, Helsinki.
- Zadok, R., 1985, Geographical Names According to the New- and Late-Babylonian Texts, Wiesbaden (=Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes 8).
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Haran. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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