Hausgott / Terafim
(erstellt: April 2006)
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1. Der Begriff „Terafim“
Der meist mit „Hausgott“ übersetzte hebräische Begriff תְּרָפִים tərāfim „Terafim“, der sowohl im Singular als auch im Plural gebraucht werden kann, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine hebraisierte Form des hethitisch-hurritischen Begriffs tarpiš „Dämon / Schutzgeist“ (entsprechend dem akkadischen šēdu). Die → Septuaginta
Andere Ableitungen wie von trp „faulen“ (Fohrer, BHH III, 1952), rp’ „heilen“ bzw. rəfā’im „Heiler / Totengeister“ (Tropper 1989, 334) sind sowohl in etymologischer wie in sachlicher Hinsicht problematisch. Es besteht daher ein weitgehender Konsens, einer Ableitung von hethitisch / hurritisch tarpiš den Vorzug zu geben (Seybold, THAT, 1057; van der Toorn / Lewis, ThWAT VIII, 766; Lewis, DDD, 845).
2. Vorkommen im Alten Testament
Der Begriff tərāfim erscheint 15 mal im Alten Testament (Gen 31,19
In Gen 31,19
In Ri 17,4-5
Bei 1Sam 15,23
1Sam 19,8-24
2Kön 23,24
Ez 21,6
Hos 3,4
Sach 10,2
3. Bedeutung und Funktion der Terafim
Mit Seybold (THAT II, 1057-1060) muss festgestellt werden, dass der alttestamentliche Gebrauch von Terafim eine Deutung in Richtung unterschiedlicher Ritual- oder Kultobjekte zulässt:
In Gen 31
Die häufige Erwähnung der Terafim im Kontext mantischer Praktiken, insbesondere deren explizite Befragung in Ez 21,6
Weniger klar ist die Bedeutung von Terafim in Ri 17,4-5
Die offensichtliche Mehrdeutigkeit von Terafim spricht dafür, dass der Begriff wohl unterschiedliche, im weiteren Sinne anthropomorphe Ritualobjekte bezeichnen konnte. Da jedoch die Mehrzahl der Belege auf kleinplastische Objekte hinweist, ist im Kontext der häuslich-familiären Religion am ehesten an eine der auch archäologisch bezeugten Ahnenstatuetten zu denken, die zur Befragung des Totengeistes des Ahnen Verwendung finden konnte (Lewis 1989; Loretz 1992).
4. Archäologisch
Bei den in Gen 31 mit Terafim bezeichneten Objekten liegt eine Deutung in Richtung einer anthropomorphen göttlichen Repräsentation am nächsten. Da archäologisch in der Eisenzeit I-II keine hölzernen und nur in Ausnahmen metallene Statuetten gefunden wurden, ist bei Terafim wohl am ehesten an eine der zahlreichen in Palästina belegten Terrakottafigurinen zu denken. Diese Objekte sind gleichzeitig leicht und stabil genug, um sie mit sich nehmen zu können. Wenn bei den Terafim an eine Repräsentation des persönlichen Gottes Labans bzw. an eine Repräsentation eines Ahnen zu denken ist, muss an eine Identifikation mit einer männlichen Terrakottafigurine gedacht werden. Diese sind zwar prozentual gegenüber den eisenzeitlichen Säulenfigürchen der Brüste haltenden Frau bzw. der Frau mit der Rahmentrommel deutlich weniger stark repräsentiert, aber dennoch recht gut bezeugt: Beispiele der Eisenzeit II B-C finden sich in u.a. in → Megiddo
Eine Deutung der Terafim als Kultmasken kann zwar von den textlichen Befunden aus erwogen werden, erscheint aber in Hinblick darauf, dass Masken aus Israel und Juda nur selten, vor allem nicht in Kultanlagen belegt sind, deren Inventar sich erhalten hat (Lachisch room 49; Megiddo, locus 2081 und room 340), nur schwer verifizierbar.
Am wahrscheinlichsten sind die Terafim daher mit den männlichen Kleinplastiken zu identifizieren, die als Repräsentationen der Ahnen anzusprechen sind.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1956-1965 (Die RGG 3. Aufl.)
- Biblisch-Historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979 (BHH)
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart 1973-2000 (ThWAT)
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 2. Aufl., München / Zürich 1979 (THAT)
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1988-2001 (NBL)
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998ff. (Die RGG 4. Aufl.)
- Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Auflage, Leiden u.a. 1999 (DDD)
2. Weitere Literatur
- Lewis, T.J., 1989, Cults of the Dead in Ancient Israel and Ugarit (HSM 39), Atlanta, Georgia
- Loretz, O., 1992, Die Teraphim als „Ahnen-Götter-Figur(in)en“ im Lichte der Texte aus Nuzi, Emar und Ugarit, UF 24, 133-178
- Schmitt, R., 1999, Philistäische Terrakottafigurinen, UF 31, 577-676
- Tropper, J. 1989, Nekromantie. Totenbefragung im Alten Orient und im Alten Testament (AOAT 223), Kevelarer / Neukirchen-Vluyn
Abbildungsverzeichnis
- Männliche Figurine von Tell eṣ-Ṣāfī. Aus: Schmitt, 1999, Nr. 91; © Rüdiger Schmitt
- Männliche Figurine aus Megiddo. Aus: Schmitt, 1999, Nr. 78; © Rüdiger Schmitt
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