Hebron
(erstellt: Juni 2006; letzte Änderung: Mai 2016)
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1. Name
Der Name Hebron (חֶבְרוֹן ḥævrôn) wird von der Wurzel חבר ḥbr II „sich verbünden“ (Gen 14,3
Die Namensform Kirjat-Arba, die das Alte Testament als weiteren Namen des Ortes kennt, bedeutet „Stadt der Vier“. Die Zahl könnte auf vier Stadtquartiere hinweisen. Weniger wahrscheinlich ist die Annahme, dass vier bei Hebron ansässige Clans (Lipiński) gemeint sind. Im → Josuabuch
Der Name Mamre (מַמְרֵא mamre’) wird meist von מרא mr’ III „fett sein / fett machen“ abgeleitet. „Fetter / fruchtbarer Ort“ könnte sich auf das fruchtbare und landwirtschaftlich gut nutzbare Gelände um Hebron beziehen. Allerdings ist מרא mr’ III im Alten Testament lediglich in Derivaten bezeugt (v.a. מְרִיא mərî’ „Mastvieh“, 2Sam 6,13
Für den Namen Machpela (מַכְפֵּלָה makhpelāh) wird mitunter eine Ableitung von der Wurzel כפל kpl „doppelt legen“ (Ex 26,9
2. Biblische Überlieferung
Wenn Hebron als alleiniger Name der Stadt angeführt ist, handelt es sich um Erzählungen vom Königtum, sei es vom vorisraelitischen (Jos 10-12) oder von Davids Königtum (2Sam). Die Verwendung der übrigen Ortsnamen (Kirjat-Arba, Mamre, Machpela) dagegen findet sich ausschließlich in Erzählungen zur nichtköniglichen Zeit, entweder in solchen zur vorköniglichen Zeit (Erzelterngeschichte Gen 12-50; Landnahmeüberlieferungen Num 13; Jos 14; Jos 15) oder zur nachköniglichen Zeit, der Epoche persischer Suprematie (Neh 11,25
2.1. Erzelternerzählungen Gen 12-50
bəḥævrôn
2.2. Landnahmeüberlieferungen
Beim ersten Versuch einer → Landnahme
Auch im Kontext der Landnahmeerzählungen wird im Zusammenhang der Schilderung des – in diesem Fall vorisraelitischen – Königtums lediglich der Ortsname Hebron verwendet, während in der Kundschaftererzählung (Num 13) und den damit zusammenhängenden Notizen (Jos 14; Jos 15) neben Hebron auch das Toponym Kirjat-Arba genannt ist. Dabei wird Kirjat-Arba entweder mit Hebron gleichgesetzt (Jos 15,13
Inwieweit die Darstellung Hebrons als imposanter Königsstadt in den Landnahmeerzählungen noch ein Reflex der zentralen Stellung der Stadt auf dem judäischen Bergland im 2. Jt. v. Chr. ist (s.u. 4.1.), muss offen bleiben. Die Verbindung von Kaleb mit Hebron setzt vermutlich territorialgeschichtliche Verhältnisse der Zeit nach 586 v. Chr. voraus, als das Gelände von Hebron unter der Kontrolle edomitisch-arabischer Gruppen war. Kaleb wird zwar an einigen Stellen als Judäer bezeichnet (Num 13,6
2.3. Davids Königtum
Die zentrale Stellung Hebrons für → Davids
Inwieweit die Überlieferungen von Davids frühem Königtum in Hebron (2Sam 2,1-2Sam 5,5) historisch Zutreffendes enthalten, muss offen bleiben. Die kritischen Textanalysen führten bislang nocht nicht zu einem breit akzeptierten Konsens darüber, wie die Scheidung von Tradition und Redaktion in den Texten vorzunehmen ist und welche Überlieferungszüge älteres bzw. historisch zutreffendes Erzählmaterial enthalten. Ein Königtum in Hebron wird jedoch am Übergang vom 11. zum 10. Jh. v. Chr. nicht mehr als eine lokale oder eine begrenzte regionale Herrschaft gewesen sein (s.u. 4.2.).
Nach der Übernahme Jerusalems durch David kommt Hebron erzählerisch nur noch einmal in den Blick, beim Aufstand Absaloms. → Absalom
3. Lage und Lokalisierung
3.1. Hebron
Hebron liegt ca. 30 km südlich von Jerusalem im Zentrum des judäischen Berglands auf einer Höhe zwischen 925 und 975 m ü.NN. (Koordinaten: 1605.1035; N 31° 31' 29'', E 35° 06' 39''
In alttestamentlicher Zeit lag Hebron westlich der heutigen Stadt auf dem Abhang des Ǧebel er-Rumēde (Koordinaten: 1597.1036; N 31° 31' 28'', E 35° 06' 08''
3.2. Kirjat-Arba
Kirjat-Arba wird in der alttestamentlichen Überlieferung meist mit Hebron gleichgesetzt. Zwei Mal ist gesagt, Kirjat-Arba sei der alte Name von Hebron (Jos 14,15
3.3. Machpela
3.4. Mamre
Die alttestamentlichen Texte kennzeichnen Mamre als einen offenen Platz, der bei Hebron bzw. noch im Territorium von Hebron lag. Eine Lage im oder am Rande des Stadtgebiets von Hebron setzt auch die Angabe voraus, Machpela liege „gegenüber von Mamre“ (Gen 23,19
Etwa 3,5 km nördlich der heutigen Stadt Hebron befindet sich die Ruinenstätte Rāmet el-Chalīl (Koordinaten: 1602.1072; N 31° 33' 25'', E 35° 06' 25''
Hinsichtlich einer Gleichsetzung des Platzes mit dem alttestamentlichen Mamre sind jedoch Zweifel berechtigt. Bis auf einige frühbronzezeitliche Grabfunde sowie sehr wenige Scherben der → Eisenzeit II
Eine weitere Lokaltradition zu Mamre findet sich bei der Chirbet Sibte ca. 2 km nordwestlich von Hebron. Sie lässt sich allenfalls bis in das späte Mittelalter zurückverfolgen. Im 19. Jh. wurde dort eine „Eiche Abrahams“ gezeigt. Heute wird der Platz von der russisch-orthodoxen Kirche betreut.
4. Geschichte
4.1. Bronzezeit
Die archäologisch nachweisbare Geschichte Hebrons beginnt in der Frühbronzezeit. Aus der Frühbronzezeit I (spätes 4. Jt. / frühes 3. Jt. v. Chr.) sind Grabfunde vom Ǧebel er-Rumēde belegt. In der Frühbronzezeit III (zweite Hälfte 3. Jt. v. Chr.) wurde erstmals eine massive Stadtmauer errichtet, von der auf dem Ǧebel er-Rumēde zwei Teilstücke von ca. 14 m und ca. 12 m nachgewiesen sind. In der Mittelbronzezeit II (18.-16. Jh. v. Chr.) wurde eine neue massive Stadtmauer angelegt, deren Verlauf etwas von der frühbronzezeitlichen Mauerführung abweicht. Die mittelbronzezeitliche Stadtmauer war mit Türmen und Vorsprüngen versehen. Sie ist heute noch stellenweise auf dem Gelände des Ǧebel er-Rumēde zu erkennen. Aus der Mittelbronzezeit stammt auch ein Keilschrifttäfelchen, das neben vier Personennamen eine Liste von Tieren enthält. Der Fund gehört zu den wenigen bisher in Palästina nachgewiesenen Schriftzeugnissen der Bronzezeit. Zusammen mit der massiven Stadtmauer weist er darauf hin, dass Hebron um die Mitte des 2. Jt.s v. Chr. eine wichtige Stadt war, vermutlich das Zentrum eines teilautonomen Stadtstaates, der größere Teile des zentralen judäischen Berglands umfasst haben dürfte. Aus der Spätbronzezeit (15.-13. Jh. v. Chr.) sind bislang nur Grabfunde nachgewiesen. Wahrscheinlich bestand auf dem Ǧebel er-Rumēde zu dieser Zeit keine dauerhaft bewohnte Siedlung.
4.2. Eisenzeit I
Die Besiedlung setzt erst wieder in der ausgehenden → Eisenzeit I
4.3. Eisenzeit II
Ein städtisches Zentrum wurde Hebron erst wieder in der späteren → Eisenzeit II
Die zentrale Funktion der Stadt für das judäische Bergland belegen auch die Königsstempel aus dem späten 8. Jh. v. Chr. Dabei handelt es sich um Stempelabdrücke, die fast ausschließlich im judäischen Bergland und im westlich angrenzenden Hügelland, der Schefela, gefunden wurden. Nach letzten Angaben sind mindestens 2000 solcher Stempelabdrücke bekannt. Sie waren auf Henkeln von Vorratskrügen mit einem Fassungsvermögen von 40-45 Litern angebracht. Alle Stempelabdrücke folgen dem gleichen Muster. Im Zentrum steht ein vierflügliges oder ein zweiflügliges Symbol (Skarabäus oder Flügelsonne). Über dem Symbol steht lmlk „für den König“, unter dem Symbol ein Ortsname. Insgesamt sind vier Ortsnamen nachgewiesen, neben Hebron noch Socho, Sif und ein bislang nicht genau identifizierter Platz namens mmšt (Mamschit). Etwa 500 Stempelungen sind mit dem Ortsnamen Hebron nachgewiesen, davon fünf aus Hebron selbst. Die Ortsangaben weisen auf Orte hin, an denen landwirtschaftliche Produkte (Getreide, Wein, Öl) aus der Region gesammelt, in Krüge abgefüllt und anschließend der königlichen Verwaltung zugeführt wurden. In der Fachliteratur wird häufig angenommen, dass diese Maßnahmen im Zusammenhang mit den Verteidigungsvorbereitungen standen, die König Hiskia am Ende des 8. Jh.s v. Chr. zur Vorbereitung auf einen zu erwartenden Angriff des assyrischen Heeres durchführen ließ. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit den durch die Königsstempel dokumentierten Maßnahmen und dem auch nach Juda führenden Feldzug des assyrischen Königs Sanherib im Jahr 701 v. Chr. (vgl. 2Kön 18-2Kön 19; TUAT 1, 389f) ist jedoch nicht nachzuweisen. In jedem Fall zeigen die Königsstempel, dass die königliche Verwaltung im ausgehenden 8. Jh. v. Chr. ein hohes Maß an Effektivität erreicht hatte und dass Hebron ein wichtiges ökonomisches Zentrum auf dem judäischen Bergland war.
4.4. Persische, hellenistische und römisch-byzantinische Zeit
In persischer Zeit (6.-4. Jh. v. Chr.) bricht die Besiedlung auf dem Ǧebel er-Rumēde ab. Dagegen sind Siedlungsreste auf Chirbet Nimrā nördlich des heutigen Stadtzentrums nachgewiesen. Damit deutet sich eine Siedlungsverlagerung in Richtung auf den Talgrund an. In hellenistischer und römischer Zeit befanden sich auf dem Ǧebel er-Rumēde lediglich landwirtschaftliche Anlagen. Auf die byzantinische Zeit dürfte das Kloster Dēr el-’Arba’īn zurückgehen, dessen Ruinen noch auf dem Gipfelplateau des Ǧebel er-Rumēde sichtbar sind. Alle Anzeichen deuten somit darauf hin, dass in hellenistischer oder römischer Zeit die Stadt in den Talgrund verlegt wurde. Allerdings sind aus den Anfängen der Siedlungstätigkeit im Bereich der heutigen Stadt außer den Grundmauern des Ḥaram el-Chalīl keine archäologischen Reste bekannt.
4.5. Territorialgeschichte
Nach Ausweis der Königsstempel des 8. Jh.s v. Chr. gehörte das Gelände von Hebron in dieser Zeit und vermutlich auch im nachfolgenden 7. Jh. v. Chr. zum Herrschaftsbereich der judäischen Könige, mithin zu Juda. Nach der Einnahme Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. und insbesondere in der Zeit persischer Oberherrschaft im Vorderen Orient ab dem späten 6. Jh. v. Chr. änderten sich die territorialen Verhältnisse. Die Listen der aus dem babylonischen Exil Zurückkehrenden (Esr 2; Neh 7) erwähnen Hebron nicht. Ebensowenig wurden im Gebiet von Hebron Stempelinschriften mit dem Provinznamen jh(w)d „Juda“ gefunden. Daher ist davon auszugehen, dass Hebron und sein Gelände im 5. und 4. Jh. v. Chr. nicht zur perserzeitlichen Provinz Juda gehörte. Der Ort lag im Bereich, der von edomitischen bzw. arabischen Gruppen kontrolliert wurde und der seit dem ausgehenden 4. Jh. v. Chr. als Eparchie Idoumaia belegt ist. Für diese Annahme sprechen aramäische Inschriften aus dem 4. Jh. v. Chr., die aus der Gegend westlich von Hebron stammen. Mehrfach sind in den Inschriften Namen mit dem theophoren Element Qōs belegt, das auf die gleichnamige edomitische Gottheit verweist. Auch griechische Grabinschriften aus Hebron selbst belegen Qōs-haltige Namen. In diesem Interpretationszusammenhang ist die Bezeugung von Kirjat-Arba in Neh 11,25
Literaturverzeichnis
Datenbank Ortsangeben der Bibel (odb)
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(Hebron, Kirjat-Arba, Mamre, Machpela)
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Hebron. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Das Zentrum Hebrons mit dem unter Herodes gebauten Ḥaram el-Chalīl, der teils als Synagoge, teil als Moschee genutzt wird und in dem sich angeblich die Gräber der Erzeltern befinden. Aus: Wikimedia Commons; © Yuvalhuck, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0; Zugriff 29.4.2016
- Das sog. Grab Isaaks im muslimischen Teil des Ḥaram el-Chalīl. Aus: Wikimedia Commons; © Zairon, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 4.0 international; Zugriff 29.4.2016
- Hebron und Umgebung nach einer Karte vom Ende des 19. Jh.s (1 Ǧebel er-Rumēde, 2 Ḥaram el-Chalīl, 3 Chirbet Nimrā, 4 Rāmet el-Chalīl, 5 Chirbet Sibte). Aus: Schick, 1898 (bearbeitet)
- Blick vom Ǧebel er-Rumēde auf das Zentrum der heutigen Stadt Hebron (el-Chalīl) mit dem Gebäude der Machpela (Ḥaram el-Chalīl) im Zentrum.
- Die Machpela (Ḥaram el-Chalīl). Aus: Wikimedia Commons; © Ooman, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0; Zugriff 29.4.2016
- Plan von Rāmet el-Chalīl. Aus: Mader, 1957 (bearbeitet)
- Ausgrabungen auf Rāmet el-Chalīl (Blick nach Osten).
- Ğebel er-Rumēde. © Detlef Jericke, Foto 1984
- Plan von Ǧebel er-Rumēde (schraffiert: Stadtanlage der Mittelbronzezeit, gestrichelte Linie: erschlossene Ausdehnung der Siedlung des 11./10. Jh.s v. Chr.). Aus: Jericke 2003, 320 Abb. 4
- Königsstempel. Vierflügliges Symbol (Skarabäus, links) und zweiflügliges Symbol (Flügelsonne) mit dem Ortsnamen „Hebron“ (jeweils unteres Register). Aus: Welten 1969, 36f
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