Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: August 2020)

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1. Name, Herkunft und Sprache

Hethiter 01
1.1. Name. Die Bezeichnungen „Hetiter” (so in modernen Bibeln) und „Söhne Hets” beziehen sich im Alten Testament auf Bewohner der hethitischen Nachfolgestaaten im mittleren und nördlichen Syrien, die nach dem Untergang des Hethitischen Reiches um 1180 v. Chr. noch lange „Hethiterland” genannt wurden. Auf den biblischen Namensformen חִתִּים ḥittȋm bzw. בְּנֵי־חֵת bәnȇ ḥet basieren die heutigen Termini: dt. Hethiter (in der traditionellen Schreibweise der Lutherbibel), engl. und franz. Hittites, ital. hittiti / ittiti und etei, russ. хетты. Die zugrunde liegende Wurzel ḫat(t)-, die sich im Namen von Hattusa / Hattuscha (heute Boğazkale), der Hauptstadt des Hethitischen Reiches, und dem heth. Adverb ḫattili „auf Hattisch“ findet, ist mit den nicht-indogermanischen Hattiern, dem ältesten namentlich bezeugten Volk Zentralkleinasiens, verbunden, für die die damals Ḫattu(s) genannte Hauptstadt des wichtigsten ihrer Stadtstaaten in den ersten Jahrhunderten des 2. Jt.s v. Chr. namengebend war. Aus dieser Zeit stammt auch die Akkadographie (KUR) URUḪATTI „(Land) Hatti“, die später auf das Hethitische Reich übertragen wurde (Kryszeń 2017); im Hethitischen entspricht ihr die Apposition Ḫattusas (udnē) „(Land) Hattusa“. Folglich bezieht sich der heth. Terminus Ḫattusumnes „Hattusaer“ sowohl auf die Bewohner der Hauptstadt als auch auf die ganze multiethnische Bevölkerung des Hethitischen Reiches. Es handelt sich hier aber keinesfalls um ein Ethnikon.

Auch sonst ist es im Alten Orient üblich, dass die Bevölkerung eines Landes, wie z.B. Assyrer, Babylonier usw., nach deren Hauptstadt benannt worden ist. Bezeichnenderweise nannten die Hethiter ihre eigene indogermanische Sprache „Nesisch”, vgl. die Adverbien nasili, nesili „auf Nesisch“ und nesumnili bzw. kanešumnili „nach Art (einer Person) von Kaneš / Nesa“, die sich von Nesa, dem hethitischen Namen der Stadt Kaneš (heutiges Kültepe in der Nähe von Kayseri), ableiten. Auch der in einem Ritual in Bezug auf eine „auf Nesisch” singende Gruppe überlieferte Terminus Nesumenes „Nesier“ verweist auf Kaneš / Nesa als die mit dem historischen Gedächtnis der Hethiter verbundene Stadt. Gegen die communis opinio ist er jedoch nicht als die ursprüngliche Selbstbezeichnung der Hethiter zu betrachten, sondern eher als wesentliches Element der Ideologie althethitischer Großkönige, die ihre Herrschaftslegitimation nach der Machtübernahme in Hattusa aus der Tradition der Großmacht Kaneš / Nesa herleiteten, deren Könige der zweiten Hälfte des 18. Jh.s v. Chr., Pithana und Anitta, zu einem anderen Zweig desselben hethitischen Königshaues aus Kussar(a) gehörten. Im Gegensatz zu zwei anderen anatolischen Völkern des 2. Jt.s v. Chr., Luwiern und Palaern, bleibt das eigentliche hethitische Ethnonym nach wie vor unbekannt (s. jetzt auch Gordesiani / Tatišvili 2019, mit der Literatur).

1.2. Herkunft. Zur Herkunft der anatolischen Indogermanen gibt es unterschiedliche Hypothesen. Der Anatolien-Hypothese zufolge hätte die Urheimat der indogermanischen Grundsprache selbst in Vorderasien oder speziell in Kleinasien gelegen und die Ausbreitung der Indogermanen von Kleinasien nach Europa sei mit der neolithischen Expansion verbunden, die seit etwa 6600 v. Chr. aus Kleinasien über die Balkanhalbinsel bis zur mitteleuropäischen Linienbandkeramik erfolgte (Renfrew 1990; Gamkrelidze / Ivanov 1995). Diese Hypothese und die daraus folgende Annahme, dass die Sprecher des Uranatolischen zur frühesten Bevölkerung Kleinasiens gehört hätten, muss man aber aus naheliegenden Gründen für wenig wahrscheinlich halten, auch deswegen, weil die anatolischen Sprachen mit den übrigen indogermanischen Sprachen viele Kulturwörter für technische Innovationen, z.B. im Transport wie Wagen, Rad, Joch usw., teilen, die nicht früher als das späte 5. Jt. v. Chr. außerhalb Kleinasiens eingeführt worden sind. Daher kommt für die Urheimat der Uranatolier die Kurgan-Hypothese in Frage (Gimbutas 1997), die sie mit der Jamnaja-Kultur der ukrainischen und russischen Steppen verbindet. In der Literatur wurden dabei zwei mögliche Einwanderungswege vorgeschlagen – über den Kaukasus im Nordosten oder über die Dardanellen bzw. den Bosporus im Westen. Für diese zweite Möglichkeit sprechen sowohl eine typologische Analyse von Einwanderungsmechanismen (Oettinger 2004, 366-367) als auch die Verwandtschaft des Anatolischen mit dem Westindogermanischen, insbesondere mit italischen Sprachen (Melchert 2017a). Die Chronologie dieser Migration ist unsicher, doch dürfte es mehrere Einwanderungswellen gegeben haben, die letzte von ihnen ist spätestens in die erste Hälfte des 3. Jt.s v. Chr. zu datieren.

1.3. Sprache. Der anatolische Zweig des Indogermanischen (Popko 2008, 45-117; Eichner 2015; Adiego 2016; Melchert 2017b) umfasst mindestens vier im 2. Jt. v. Chr. gesprochene Sprachen bzw. Dialekte, nämlich Hethitisch, Palaisch, Keilschriftluwisch und Hieroglyphenluwisch; daneben dürfte es noch weitere Sprachen oder Dialekte gegeben haben, wie z.B. der (keilschrift)luwische Dialekt aus Istanuwa oder luwische Sprachen Westkleinasiens, von denen gar keine Textzeugnisse, abgesehen von einzelnen Eigennamen, erhalten sind. Diese Einzelsprachen haben sich wohl erst innerhalb Kleinasiens aus dem Uranatolischen auseinanderentwickelt. Sie unterscheiden sich aber so bedeutend voneinander, dass das Uranatolische spätestens auf die erste Hälfte des 3. Jt.s v. Chr. datieren muss. Im 1. Jt. v. Chr. wurden in Anatolien mehrere, dem Luwischen verwandte Sprachen wie Lykisch, Karisch, Pisidisch und Sidetisch gesprochen, sowie das Lydische, dessen Sprecher im 2. Jt. v. Chr. wohl noch nicht im klassischen Lydien, sondern eher in Bithynien gewohnt hatten (Beekes 2002 und 2003).

Hethiter 02
Von all diesen Sprachen ist das Hethitische, die Amtssprache des Hethitischen Reiches, am besten bekannt (Hoffner / Melchert 2008; Rieken 2015), zumal die in dieser Sprache verfassten Texte in den in Hattusa freigelegten Tafelsammlungen stark überwiegen. Das Hethitische weist in seinem Aufbau und Wortschatz viele Archaismen auf und teilt zugleich keinerlei gemeinsame Neuerungen mit anderen anatolischen Sprachen (Rieken 2009). Folglich hatten die Hethiter wahrscheinlich lange in einer Gegend gelebt, wo sie keinen Kontakt zu anderen anatolischen Sprachen hatten. Ihre frühe Heimat ist wohl östlich von Hattusa anzusetzen, in der Gegend um Kayalıpınar / Samuha am oberen Kızılırmak und die später gegründete Stadt Kuşaklı / Sarissa in der Nähe des heutigen Sivas, wo höchstwahrscheinlich auch die Stadt Kussar(a), der Herkunftsort sowohl von Pithana und Anitta als auch des althethitischen Königshauses, lag – eher als im Gebiet von Zalp(uw)a am Schwarzen Meer, von dem aus die Hethiter dann die Gegend von Kaneš / Nesa hätten besiedeln sollen (pace Oettinger 2004). Die Isoliertheit des Hethitischen innerhalb der anatolischen Gruppe könnte mit der Anwesenheit der nicht-indogermanischen Vorbevölkerung in Zusammenhang gestanden haben, die in dieser frühen Epoche (gegen Ende des 3. Jt.s v. Chr.?) weiter südlich als in historischen Zeiten gelebt haben dürfte. Ein Anzeichen der späteren allgemeinen Verbreitung der hethitischen Sprache über ein ursprünglich hattisches Gebiet im Kızılırmak-Bogen ist die Hethitisierung alter Ortsnamen, die größtenteils thematisiert, also zu a-Stämmen erweitert wurden, z.B. Hattusa < Hattus, Arinna < *Arinni, Ankuwa < *Hanikku, Ziplanda < Ziplant(i), Hanhana < Hanhan(i), Durmitta < Durhumit, Zalp(uw)a < *Zalpu. Die hethitisierte Namensform Hattusa ist bereits in einem akkadischen Brief aus Mari aus dem 18. Jh. v. Chr. belegt (Dossin 1939; Ziegler 1996); dazu die Nisbe Ḫa-tù-š[a]-i-a[m] in einem Kültepe-Text (Larsen 1972, 100). Sie dürfte aber unabhängig als kanesisch-hethitisch entstanden sein (vgl. Kloekhorst 2019).

2. Historischer Überblick

Die Geschichte des Hethitischen Reiches (Klengel 1999; Bryce 2005; Klinger 2007; Genz / Mielke 2011; Burney 2018; Bryce 2019), die, wie bereits erwähnt, nicht mit der Geschichte der Hethiter als Volk gleichzusetzen ist, konnte durch die Auswertung der in Hattusa entdeckten umfangreichen Annalen sowie königlichen Edikte, Staatsverträge und Briefe in wesentlichen Zügen rekonstruiert werden, insbesondere für die Großreichszeit (14.-13. Jh. v. Chr.). Gleichwohl ist noch vieles unklar, z.B. die Anfänge der Staatlichkeit und eine längere Periode von andauernden Thronstreitigkeiten und Königsmorden in der Zeit des Alten Reiches sowie die Umstände, die den Niedergang des Hethiterreiches und seiner Hauptstadt in den achtziger Jahren des 12. Jh.s v. Chr. herbeiführten.

2.1. Die Zeit der assyrischen Handelskolonien (20.-18. Jh. v. Chr.)

Hethiter 03
Die Anwesenheit von Hethitern und auch Luwiern in Kaneš in der Zeit der assyrischen Handelskolonien des 20.-18. Jh.s v. Chr. ist durch das in den kappadokischen Texten belegte einheimisch-anatolische onomastische Material sowie eine Reihe von Kulturwörtern, die im Hethitischen Anknüpfungsmöglichkeiten haben, gut dokumentiert. Insbesondere ist die in den einheimischen Eigennamen erhaltene sog. -(a)hsu-Sprache wahrscheinlich als hethitischer Dialekt bzw. als eine weitere, ältestbezeugte Sprache des anatolischen Zweigs zu betrachten (Kloekhorst 2019; vgl. auch Tischler 1995; Popko 2008, 33-36).

Die Taten von Pithana und seinem Sohn Anitta sind uns aus einem hethitischen Text bekannt, der sich in mehreren Abschriften in den Tafelsammlungen von Hattusa erhalten hat (Neu 1974; Carruba 2003). Pithana war Vertreter der hethitischen Dynastie aus der noch nicht wiederentdeckten, im Osten gelegenen Stadt Kussar(a). Nachdem er Kaneš erobert hatte, verlegte er seine Residenz dorthin. Sein Nachfolger, Großkönig Anitta (1742-1723), hatte viele Städte Zentralkleinasiens in seine Gewalt gebracht, darunter auch die Stadt Hattusa, die er zerstörte, und deren Ruine er mit einem Fluch belegte. Sie wurde dennoch schon bald wieder besiedelt.

2.2. Altes Reich (17.-16. Jh. v. Chr.)

Über die Zeit nach der Herrschaft des Anitta ist wenig bekannt. Labarna (II.), der gegen Mitte des 17. Jh.s v. Chr. an die Macht gekommen ist, stammte wieder aus einem Zweig der Dynastie aus Kussar(a). Er machte Hattusa zu seiner Hauptstadt und nahm in Verbindung damit den Namen Hattusili (I.) an. Das historische Gedächtnis der Hethiter, das sich in der Reihenfolge der frühen Könige des Alten Reiches auf dem großreichszeitlichen sog. „Kreuzsiegel” widerspiegelt (Dinçol / Dinçol / Hawkins / Wilhelm 1993), bewahrte die Namen seiner zwei Vorgänger, Huzzija (I.) und Labarna (I.). In diesem Fall kann aber von einer patrilinearen dynastischen Thronfolge keine Rede sein. Nach der Selbstbezeichnung Hattusilis war er ein „Brudersohn der Tawananna”, der Gemahlin von Labarna I. Er dürfte der erste Hethiter auf dem Thron in Hattusa und demgemäß der Gründer der althethitischen Dynastie gewesen sein.

Das wichtigste außenpolitische Ziel Hattusilis I. war die Eroberung von Halab, dem heutigen Aleppo in Nordsyrien. Es wurde allerdings erst durch seinen Enkel und Nachfolger Mursili I. erreicht, der anschließend in einem einmaligen Feldzug weiter euphratabwärts zog. 1595 v. Chr. eroberte er Babylon, was jedoch keinesfalls von dauerhafter Bedeutung für das Hethitische Reich war.

Mit dem von seinem Schwager Hantili (I.) begangenen Mord an Mursili setzten blutige Auseinandersetzungen innerhalb der Königsfamilie ein, die drei Generationen andauerten, wobei ein Schwager anscheinend gern gegen den regierenden Herrscher auftrat (Überbleibsel von matrilinearen Erbfolgetraditionen?).

Die ökonomische sowie die innen- und außenpolitische Lage des Hethitischen Reiches verbesserte sich zeitweilig in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v. Chr. unter König Telipinu. Er gründete neue Städte, darunter wahrscheinlich auch Kuşaklı / Sarissa im Oberen Land, legte an zahlreichen Orten Speicher an und schloss einen Vertrag mit dem König von Kizzuwatna in der Absicht, den Einfluss des Reiches von Mitanni in diesem zwischen dem Hethiterreich und Nordsyrien liegenden Land zu schwächen. Telipinu gab auch einen Thronfolgeerlass heraus, um die Machtkämpfe innerhalb der königlichen Familie zu verhindern.

Die Krise des Hethiterreiches dauerte allerdings noch ein halbes Jahrhundert an. Für die Regierungszeit Hantilis (II.) ist erstmals die Bedrohung durch Angriffe der im Nordosten Kleinasiens beheimateten Kaskäer belegt, die zu jener Zeit die Gegend um die heilige Stadt Nerik einnahmen.

2.3. Neues Reich (15.-13. Jh. v. Chr.; Großreichszeit: 14.-13. Jh. v. Chr.)

Nach einem geglückten Staatsstreich und der Ermordung Huzzijas III. in der ersten Hälfte des 15. Jh.s v. Chr. kam mit Muwattali (I.) eine neue Königsfamilie mit luwischer Herkunft an die Macht. Damit einher ging die Verbreitung hurritischer dynastischer Kulte und Riten (→ Hurriter) im Rahmen des hethitischen Staatskults und im Allgemeinen der luwisch-hurritischen Kulturtraditionen aus Südostkleinasien und Nordsyrien. Ob es sich um einen Dynastiewechsel handelt, ist noch nicht abschließend geklärt. Alternativ werden von vielen Forschern die luwisch-hurritischen Einflüsse in der Zeit des Neuen Reiches durch den Anschluss des hurritisierten Kizzuwatna bzw. durch dynastische Heiratsverbindungen mit diesem Land erklärt.

Durch die Ermordung Muwattalis ebnete Kantuzzili, der wohl zu einem anderen Zweig der Königsfamilie gehörte, seinem Sohn Tuthalija (I.) den Weg auf den Thron. Ihm gelang es, verlorene Machtpositionen wieder herzustellen und sogar Aleppo zu erobern. Sein gleichnamiger Nachfolger (viele Forscher gehen auch von ein und derselben Person aus), Tuthalija II., leitete siegreiche Feldzüge gegen das Königreich Arzawa und dann zusammen mit seinem Schwieger- und Adoptivsohn Arnuwanda (I.) gegen das Land Assuwa in Westkleinasien. Zu jener Zeit wurde auch Kizzuwatna endgültig annektiert.

Zur Regierungszeit Arnuwandas und noch einmal unter dessen Sohn und Nachfolger Tuthalija (III.) war das Hethitische Reich wieder in eine schwere Krise geraten. Seine Kerngebiete wurden durch Kaskäer-Einfälle verwüstet; möglicherweise fiel Hattusa selbst dem Brand zum Opfer. Tuthalija, der die Hauptstadt verließ, residierte in Kayalıpınar / Samuha im Oberen Land und auch für einige Zeit in Ortaköy / Sapinuwa. Im Südwesten Kleinasiens hatte sich Arzawa soweit gefestigt, dass sein König sogar in diplomatischen Kontakt mit dem Pharao Amenhotep III. treten konnte.

Das Hethiterreich wurde schließlich durch Tuthalijas Schwieger- und Adoptivsohn Suppiluliuma aus der Krise geführt, dem der kränkelnde König die Heeresleitung überließ. Noch zu Lebzeiten Tuthalijas III. verdrängte er die Kaskäer aus dem hethitischen Kernland und eroberte die Territorien im Südwesten Kleinasiens zurück. Suppiluliuma I. (1357-1322) tötete den minderjährigen legitimen Erben, der wie sein Vater Tuthalija hieß, und usurpierte den Thron. Als Eroberer Nordsyriens, das er einem hethitischen Vizekönig mit Sitz in Kargamiš unterordnete, wurde Suppiluliuma von seinen Nachfolgern zu Recht als Begründer des hethitischen Großreichs gesehen. Durch seine Machtpolitik nahm das politische Gewicht der Hethiter im Vorderen Orient stark zu.

In seinen letzten Regierungsjahren kämpfte er gegen Assyrien, das in der Zwischenzeit zu einer Großmacht aufgestiegen ist, und vor allem gegen Ägypten. Suppiluliuma selbst sowie sein Sohn und Nachfolger Arnuwanda (II.) fielen wohl beide einer von den Ägypten-Feldzügen eingeschleppten Seuche zum Opfer, die unter dem folgenden Herrscher Mursili II. (1321-1295) das Hethiterland mehrere Jahrzehnte hindurch verwüstete. Ansonsten war Mursili, der den Thron nach dem Tod seines älteren Bruders minderjährig bestieg, insgesamt erfolgreich. Im Westen zerschlug er das mächtige Königreich Arzawa in mehrere Teilstaaten, mit denen Vasallenverträge abgeschlossen wurden. In Syrien unterdrückte er von Ägypten unterstützte Aufstände lokaler Herrscher, wobei ihm der König von Kargamiš wichtige Hilfe leistete.

Aus nicht näher bekannten Gründen verlegte Mursilis Sohn und Nachfolger Muwattali II. (1295-1272) die Hauptstadt in eine bislang nicht lokalisierte Stadt namens Tarhuntassa in Südkleinasien. Ein neu eingerichtetes Unterkönigtum im Norden übertrug er seinem jüngeren Bruder Hattusili, der in der nordanatolischen Grenzstadt Hakmis(a) residierte und dessen Hauptaufgabe darin bestand, die durch die Kaskäer verwüsteten Gebiete zurückzuerobern und wieder zu besiedeln. Hattusili verfolgte mit großem Erfolg die gestellten Ziele. In Westkleinasien wurde das von Mursili II. begründete Vasallensystem um das Könighaus von Wilusa erweitert, das von einigen Forschern mit Troja (Ilios) identifiziert wird. Die Rivalität mit Ägypten um Syrien erreichte ihren Höhepunkt, als es 1274 bei Kadesch in Mittelsyrien zur Hauptschlacht zwischen den Heeren → Ramses II. (1279-1213) und Muwattalis kam, die zwar die Vorherrschaft der Hethiter sicherte, aber auch die Kräfte beider Seiten erheblich schwächte (→ Schlacht von Kadesch).

Muwattalis Sohn und Nachfolger Urhi-Teššub / Mursili III. (1272-1267), der Hattusa wieder zur Hauptstadt machte, wurde von seinem ehrgeizigen und machthungrigen Onkel sechs Jahre auf dem Thron geduldet. Schließlich stürzte Hattusili seinen Neffen, schickte ihn in die Verbannung und bestieg selbst den Thron. Als Usurpator musste Hattusili III. (1267-1237) vor allem seine Herrschaft im Inneren sichern. Um die erbberechtigte Dynastielinie Muwattalis abzufinden, schuf er nach dem Vorbild von Kargamiš ein erbliches Unterkönigtum in Tarhuntassa, wo ein anderer Sohn Muwattalis mit Namen Kurunt(ij)a als König inthronisiert wurde. Angesichts der Machtpolitik Assyriens suchte Hattusili Allianz mit dem babylonischen König, er konnte aber die Expansion der Assyrer nicht stoppen, die die Territorien von Mitanni östlich des Euphrats endgültig eroberten. Im Südwesten Kleinasiens unternahm er einige Feldzüge gegen die aufrührerischen Lukka-Länder und dann in Reaktion auf feindliche Aktivitäten eines rebellierenden westanatolischen Prinzen mit Namen Pijamaradu, der sich dem hethitischen Zugriff durch Flucht aus Milawanda (Milet) in das mykenische Königreich von Ahhijawa entzog und dessen Auslieferung Hattusili in einem Brief an den Großkönig von Ahhijawa forderte. Ein 1259 nach langen Unterhandlungen geschlossener Friedens- und Freundschaftsvertrag mit Ramses II. regelte dauerhaft die Beziehungen zu Ägypten.

Unter Hattusilis Sohn Tuthalija IV. (1237-1209) begann der allmähliche Machtverfall. In den Anfängen seiner Regierungszeit musste Tuthalija eine schwere Niederlage gegen die Assyrer hinnehmen, was wohl Kurunt(ij)as Anspruch auf die Großkönigswürde nach sich zog. Es kam sogar möglicherweise zu einer kurzfristigen Interimsregierung Kurunt(ij)as im Sinne eines Staatsstreiches o.ä. Nachdem Tuthalija wieder an die Macht gekommen ist, kämpfte er erfolgreich im Südwesten Kleinasiens gegen die Lukka-Länder und übernahm die Kontrolle von Milawata (Milet); ihm gelang es auch, Alasija (Zypern) zu erobern. Die politische Instabilität hinderte ihn nicht daran, in Hattusa und anderorts ein umfangreiches, mit politisch zelebrierenden Reliefs und hieroglyphischen Monumentalbeischriften verbundenes Bauprogramm zu realisieren, das bereits von seinem Vater Hattusili III. aufgenommen und dann von seinem Sohn Suppiluliuma (II.) fortgesetzt wurde (Marazzi 2019).

Nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Arnuwanda III. (1209-1207) bestieg Suppiluliuma II. (1207-1180) den Thron. Er war der letzte bezeugte Herrscher des hethitischen Großreichs. In der ersten Hälfte seiner Regierungszeit kämpfte er erfolgreich vor und auf Alasija sowie in Südwestkleinasien, unter anderem gegen Tarhuntassa. Dann aber wurde die Landbevölkerung von Hunger geplagt, der von großräumigen klimatischen Veränderungen ausgelöst wurde. Die sogenannten → „Seevölker” verwüsteten in den ersten Dekaden des 12. Jh.s v. Chr. große Teile des östlichen Mittelmeerraumes, ihr „Sturm” aber reichte nicht bis nach Hattusa. Mangels Quellen bleiben die Umstände, unter denen die Zentralgewalt zusammenbrach und die Hauptstadt verlassen wurde, bis heute ungeklärt (s. jetzt de Martino 2019; Alaura 2020; Miller 2020). Wir wissen auch nicht, was indessen mit Suppiluliuma II. geschah.

Nach dem Untergang des Großreichs wurde die hethitische Kultur in den sogenannten Nachfolgestaaten Südostkleinasiens und Nordsyriens weiter gepflegt, deren Herrscher sich noch einige Jahrhunderte lang in hethitischer Tradition sahen. Die Könige von Kargamiš bezeichneten sich sogar zeitweise als Großkönige. Auch die Bevölkerung und / oder Oberschichten Nord- und Mittelsyriens wurden noch lange von ihren Nachbarn „Hethiter” genannt (→ Hethiter im AT).

3. Religion

Festbeschreibungen, Kultinventare und andere religiöse Urkunden, die größtenteils aus den Archiven der Hauptstadt stammen, vermitteln uns Glaubensvorstellungen vor allem mit Bezug auf das Kernland des Hethitischen Reiches, während z.B. die Glaubenssysteme West- bzw. Ostkleinasiens durch die schriftlichen Quellen nur in ganz beschränktem Umfang beleuchtet werden. Die Liste der belegten Götternamen ist sehr umfangreich (van Gessel 1998), doch kann bei einer solchen Liste nach wie vor kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. In der einschlägigen Literatur (s. vor allem Haas 1994; Popko 1995; Taracha 2009; Cammarosano 2018) werden meistenteils nur „große” Gottheiten behandelt; auch die Struktur traditioneller lokaler Panthea ist uns vielfach nur in groben Zügen bekannt.

3.1. Das hethitische Reichspantheon und die wichtigsten Festrituale

Ein „Reichspantheon” definiert in der Regel die Gesamtheit „derjenigen Gottheiten, die für einen bestimmten, von einem König beherrschten Territorialstaat als repräsentativ gelten. Dabei handelt es sich nicht um den Versuch einer umfassenden Auflistung aller im jeweiligen Land verehrten Gottheiten; vielmehr formen das eigentliche Pantheon nur einige wenige ‚große’ Gottheiten, die namentlich genannt werden. Im Reichspantheon findet die staatliche Verfaßtheit der Götterwelt in Analogie zur königlichen Herrschaft Ausdruck, die ihrerseits häufig durch den an der Spitze des Reichspantheons stehenden Götterkönig übertragen und legitimiert wird“ (Schwemer 2006, 241).

3.1.1. Althethitische Zeit. Das Reichspantheon althethitischer Zeit lässt sich der obigen Definition zufolge aufgrund der Zeugnisse zum großen Trinkzeremoniell für die größtenteils hattischen Gottheiten rekonstruieren, das während des KI.LAM-Festrituals stattgefunden hat (Singer 1983, 101ff.; Yoshida 1996, 77ff.; Taracha 2009, 39ff.). Das in der Hauptstadt gefeierte KI.LAM-Fest geht anscheinend auf eine alte Tradition des hattischen Königsreiches von Hattus zurück. Die althethitische Dynastie hat die Tradition des hattischen Staatskults bewahrt. Die Liste von über 30 beopferten Gottheiten beschränkt sich bezeichnenderweise auf traditionelle lokale Panthea des eigentlichen Landes Hattusa, einschließlich der Hauptstadt, der zwei Kultstädte Alacahöyük / Arinna und Ziplanda (wohl Kuşsaray in der Nähe von Çorum), der Stadt Ankuwa unweit von Ziplanda wie auch einiger Orte im Tal vom Çekerek / Zulija. An der Spitze stehen der Wettergott von Hattusa und die Sonnengöttin von Arinna als Hauptgottheiten des Reichspantheons. Darauf folgen Inar, die ursprüngliche Stadtgöttin von Hattusa, der heilige Berg von Arinna mit Namen Hulla und der Vegetationsgott → Telipinu. Des weiteren werden u.a. Katahhi („Königin“) von Ankuwa und der Wettergott von Ziplanda sowie der Kriegsgott Wurunkatte als göttlicher Patron des hattischen Königtums erwähnt. Bis zum Untergang des hethitischen Reiches wurde der offizielle Kult von sechs Gottheiten weitertradiert, die den Grundstock des traditionellen Staatspantheons bildeten. Diese Gruppe umfasst die Sonnengöttin von Arinna, den Wettergott, Mezzulla, Inar, Hulla und Telipinu (Yoshida 1996, 88ff.; Taracha 2009, 41). Ausgenommen Telipinu, handelt es sich hier um die wichtigsten Gottheiten der traditionellen lokalen Panthea von Hattusa und Arinna.

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3.1.2. Zeit des Großreichs. Die Auswahl der Schwurgötter der großreichszeitlichen Staatsverträge als ein theologisches Konzept innerhalb der hethitischen Religion repräsentiert „alle (oder Tausend) Götter des Landes Hattusa” (Kestemont 1976; Singer 1994; Yoshida 1996, 7ff.; Taracha 2005, 92ff.101ff.; Schwemer 2006, 243ff.). Die Schwurgötterlisten bieten ein hierarchisch angeordnetes, im Prinzip gleichbleibendes Reichspantheon, dessen geographischer Horizont nach wie vor dem kleinasiatischen Kernbereich des Hethitischen Reiches entspricht, wenn auch er im Vergleich zum Alten Reich um die Schwarzmeerregion im Norden, das Obere Land am oberen Kızılırmak und das Untere Land und Kizzuwatna im Süden erweitert wurde. Trotz der Eroberungen Suppiluliumas I. und seiner Nachfolger galten Westanatolien und Nordsyrien keinesfalls als integraler Bestandteil des Landes Hattusa im kultisch-religiösen Sinne. Werden fremde Gottheiten in das hethitische Reichspantheon der Verträge aufgenommen, so findet dies nur punktuell in Hinsicht auf den jeweiligen Vertragspartner statt.

Im Gegensatz zum größtenteils hattischen Pantheon althethitischer Zeit bieten die großreichszeitlichen Listen der hethitischen göttlichen Zeugen der Verträge eine Mischung von Gottheiten unterschiedlicher, sowohl anatolischer als auch hurritischer, syrischer und mesopotamischer Herkunft. An der Spitze der Schwurgötter stehen zwei Sonnengottheiten – der Sonnengott des Himmels und die Sonnengöttin von Arinna – und entsprechend zwei Wettergötter – der Wettergott des Himmels und der Wettergott von Hattusa. Darauf folgen verschiedene, nach bestimmten Orten bzw. aspektiv differenzierte Wettergottgestalten, eine Gruppe von Schutzgottheiten, Aja (Ea), zahlreiche Gestalten der Göttin Šawuška (→ Ischtar), Kriegsgötter, Unterweltsgottheiten und diverse „große” Göttinnen zentral- und südanatolischer Ortschaften. Die Liste schließen die Sammelbezeichnungen „die Bergbewohner-Götter, die Steppenbewohner-Götter, alle Götter des Landes Hattusa” ab.

3.1.3. Festrituale. Erstaunlicherweise findet das Reichspantheon der Verträge keine Entsprechung in den Festritualen, die vom hethitischen Großkönig oder von anderen Mitgliedern der Königsfamilie in der Hauptstadt und ihrer Umgebung für die Götter des Landes Hattusa zelebriert worden sind. Diese Feste sind meistenteils aus zentralanatolisch-hattischer Kulttradition entstanden, die weit zurück in prähistorische Zeit reichen dürfte, wenn auch in der Großreichszeit in den Ablauf der Feste Abschnitte integriert wurden, die den in Hattusa im Rahmen der offiziellen religiösen Politik eingeführten luwischen, hurritischen und mesopotamischen Gottheiten gewidmet sind. Dazu kommen auch aus den verschiedensten Landesteilen zusammengetragene Festrituale und Feste fremder Gottheiten. Im Folgenden können nur die wichtigsten, im Rahmen des Staatskults begangenen hethitischen Feste angesprochen werden (s. jetzt Taracha 2017, 142ff.).

Zur hattischen Kultschicht gehören kalendarisch festgelegte, regelmäßig begangene Frühlings- und Herbstfeste, deren Zweck die Aktivierung und Erneuerung der den Gottheiten und der Natur innewohnenden Lebenskräfte zur Erlangung ergiebiger Regenfälle, üppiger Ernteerträge, zur Vermehrung des Viehbestandes und der Jagdtiere war. Mit diesen traditionellen Jahreszeitenfesten stehen das purullija- und das KI.LAM-Festritual in enger Verbindung, die jeweils im Frühling und in der Erntezeit gefeiert wurden und auf Gegebenheiten der ofiziellen Kulte der ersten Stadtstaaten Zentralanatoliens lange vor der Zeit der Hethiter rekurrieren dürften.

Der Zweck des purullija-Festes, das in mehreren traditionellen Kultzentren Zentralanatoliens begangen wurde, „ist primär eine Art der Welterneuerung [...] und damit verbunden auch eine Erneuerung der charismatischen Kräfte des Königs [...] bzw. die Bestätigung seines Amtes durch die Götter” (Haas 1994, 697). Im Mittelpunkt der Festhandlungen steht ursprünglich Katahhi, die wichtigste Göttin hattischer lokaler Panthea (s.u. 3.3.). In der Großreichszeit wird dieses Fest von dem König für die Wettergötter von Hattusa und Ziplanda sowie für die hattische Unterweltsgottheit Lelwani (mit der mesopotamischen Göttin Allatu gleichgesetzt) zelebriert, deren Rolle im frühesten Stadtpantheon von Hattusa dunkel bleibt. Wie schon oben bemerkt, wurde das KI.LAM-Fest für den Wettergott, Inar und die Gottheiten der wichtigen Ortschaften des eigentlichen Landes Hattusa gefeiert, deren Priester bei dieser Gelegenheit in der Hauptstadt angekommen sind.

Das Monatsfest, in dem heilige Berge und andere Gottheiten des Königsreiches Hattusa zur Versammlung in der Hauptstadt angerufen werden (Klinger 1996, 285ff.), diente auch dem Zweck, den König in seinem Amt zu bestätigen. Obwohl die frühesten, diesem Festritual angehörigen Textfragmente erst aus der Zeit des Neuen Reiches stammen, kann es sicherlich mit der althethitischen Kulttradition verbunden werden.

Zwei großreichszeitliche „Reisefeste” des hethitischen Königs, AN.TAḪ.ŠUM-Fest und nuntarrijašḫa-Fest, denen spätestens zur Zeit Suppiluliumas I. die grundlegende Gestalt verliehen worden ist und die nachher von Mursili II. und schließlich von Hattusili III. und Tuthalija IV. erweitert und umgestaltet wurden, führen im Wesentlichen die zentralanatolisch-hattische Tradition der Feste des Kalenderjahres fort. In die beiden Großrituale wurden auch zumindest Elemente des purullija- bzw. des KI.LAM- und des Monatsfestes integriert. Jedes von ihnen dauerte in seiner endgültigen Ausgestaltung mehr als einen Monat. „Die Korrespondenz zwischen den beiden Großritualen beschränkt sich jedoch nicht auf ihren jeweiligen Umfang und die markante Position im Jahr. Vielmehr lassen zahlreiche strukturelle Gemeinsamkeiten darauf schließen, dass man zwischen Frührjahrs- und Herbstfest eine korrelative Beziehung sah” (Schwemer 2004, 395).

Das Fest der AN.TAḪ.ŠUM-Pflanze („Krokus“?) als Symbol des Vorfrühlings wird „für die Sonnengöttin von Arinna und für die Gottheiten des Landes Hattusa” gefeiert. „Das Ritual besteht aus ursprünglich selbständigen, zum Teil schon althethitisch überlieferten Frühlingsfesten. Sie wurden unter Beibehaltung des lokalen kultischen Brauchtums zu einem großen, in sich geschlossenen Ritual zusammengefaßt und unter die Obhut des Staates gestellt” (Haas 1994, 772; s. auch Galmarini 2013). Die meisten Festhandlungen finden in Hattusa statt. Der König unternimmt aber auch Rundreisen, um die Gottheiten des Landes Hattusa in ihren Tempeln zu verehren. Er besucht die wichtigen religiösen Zentren, u.a. Arinna und andere Kultstätten der Sonnengöttin, die Verehrungsorte des Wettergottes in Ziplanda und auf dem heiligen Berg Daha, und den Tempel der Göttin Katahha in der benachbarten Stadt Ankuwa. Es handelt sich hier also um die hattischen Gottheiten des traditionellen hethitischen Staatspantheons.

Das nuntarrijašḫa-Fest, oder das „Fest der Eile”, ist ähnlicherweise aus den verschiedensten Festritualen kompiliert worden (Nakamura 2002). Es wird im Herbst nach der Rückkehr des Königs von den militärischen Kampagnen für die zumeist hattischen Gottheiten des Landes Hattusa gefeiert. Die Kultreisen des Königs und der Königin im Rahmen dieses Festes schließen vielfach dieselben Ortschaften wie die Kultreisen des AN.TAḪ.ŠUM-Festes ein, obgleich sich die Itinerare im Einzelnen erheblich unterscheiden können.

3.2. Das dynastische Pantheon

1. Im Gegensatz zum offiziellen, größtenteils hattischen Reichspantheon sind die in der hethitischen Königsfamilie des Alten Reiches gepflegten Hauskulte kaum dokumentiert. Die Darstellung der vom althethitischen Königshaus verehrten Gottheiten in einer Gruppe bezieht sich wohl auf ein Opferzeremoniell, das auf dem Dach des Palastes abgehalten wird. Die Gottheiten werden paarweise mit Namen aufgerufen: Wettergott und die Mutter Erde, Sonnengöttin und Mezzulla, der Landwirtschaftsgott Šuwalijat und die Getreidegottheit Halki, Mondgott und Išpanzašepa („Nachtgenius“), Herd und Hilašši („Hofgenius“), Malija und „männliche Gottheiten”, Waškuwattašši und Kuwanšeš (Haas 1994, 273-274; Yoshida 1996, 87; Taracha 2009, 50-51 und 2017, 133). Sieht man von der Sonnengöttin und Mezzulla ab, handelt es sich hier um „kanesische“ Gottheiten und Hausnumina (s.u. 3.3.).

Betont sei allerdings nochmals, dass das hethitische Königtum auf dem Erbe der hattischen Tradition basierte, die dem König die Rolle des vom Wettergott und der Sonnengöttin von Arinna eingesetzten und legitimierten Verwalters des Landes Hattusa zugeteilt hatte. Aus diesen Gründen ist bei dem obersten Götterpaar des offiziellen Reichspantheons die Grenze zwischen dem Staats- und dem dynastischen Kult fließend. Auch in der Großreichszeit gelten die Sonnengöttin von Arinna und der Wettergott von Hattusa als Bewahrer des Königtums und des Königinnentums, obwohl zu jener Zeit der anatolische Wettergott und der hurritische → Teššub als göttlicher Patron der neuen, hurritisierten Königsfamilie weitgehend zu einer Gestalt verschmelzen (→ Hurriter); der König wird als Kriegsherr in der Gestalt des Teššub und als oberster Priester in der Gestalt des Sonnengottes bildlich dargestellt, die wir aus der Ikonographie des hurritischen Šimige auf dem Felsrelief von Yazılıkaya kennen.

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2. Zur Rekonstruktion des dynastischen Pantheons der Großreichszeit greift man vor allem auf die berühmten Reliefs der Hauptkammer A im Felsheiligtum von Yazılıkaya unweit von Hattusa zurück, die zwei sich scheinbar aufeinander zu bewegende Prozessionen der kizzuwatnäisch-hurritischen Götter und Göttinnen darstellen (Taracha 2005, 99-101 und 2009, 92-95). Andere Deutungen gehen davon aus, dass es sich bei den Felsreliefs von Yazılikaya um „das zentrale Pantheon des hethitischen Staates” handle (z.B. Klinger 2007, 82), das zur Zeit Hattusilis III. in Folge seiner Heirat mit der gebürtigen Kizzuwatnäerin Puduhepa hurritisiert worden sei. Die Hauptszene stellt das oberste Götterpaar und seine Familie dar: den hurritischen Wettergott Teššub (mit seinen heiligen Stieren Šerri und Hurri) und ihm gegenüber seine Gemahlin Hebat, deren Sohn Šarrumma und zwei Göttinnen Allanzu und Kunzišalli, Tochter und Enkelin des Teššub. Die Anordnung der Prozession von 40 männlichen Gottheiten ist mit der Standard-kaluti-Liste im Kult von Teššub zu vergleichen (Wegner 2002, 53-54). Dem Wettergott folgen Tašmišu, Kumarbi, Ea, die kriegerische Šauškagestalt mit ihren Dienstmädchen Ninatta und Kullitta, der Mondgott Kušuh, der Sonnengott Šimige, der Kriegsgott Aštabi, der Schutzgott und weitere Götter, deren Identität zum Teil nicht gesichert ist. Führende Positionen in der Prozession von 20 Göttinnen, deren Folge der der hurritischen Opferlisten im Kult von Hebat entspricht (Wegner 2002, 55-56), nehmen die Liebesgöttin Šauška, Tagidu, die Schicksals- und Muttergöttinnen Hudena Hudellurra, die Unterweltsgöttin Allatu, Nabarbi, Damkina, Nikkal und Aja ein.

3.3. Stadtpanthea und lokale Kulte

Das ursprüngliche indogermanische Glaubenssystem der Hethiter lässt sich aufgrund der auf uns gekommenen Quellen kaum rekonstruieren. Die in den Festritualen der Großreichszeit verehrte Gruppe der Gottheiten von Kaneš, denen zu Ehren in hethitischer Sprache gesungen wird, wirft ein gewisses Licht auf den frühen Glauben der anatolischen Indogermanen. Sie umfasst ein Substrat von zum Teil altkleinasiatisch-kappadokischen Gottheiten, deren Kult die indogermanischen Ankömmlinge in Kaneš übernommen haben, wie z.B. Haššušara („Königin“) und der Gott Hašam(m)ili. Haššušara, die stets mit dem Berggott Aškašepa (Erçiyes Dağı?, s. Haas 1994, 614) verbunden ist, gehört zur gleichen Kategorie der Großen Göttinnen wie die hattische „Königin“ (Katahhi), die oft zusammen mit einem lokalen Berggott das oberste Götterpaar der traditionellen Stadtpanthea des Kızılırmak-Bogens bildet (s. unten). Bei anderen Gottheiten, wie die mit Pferden verbundenen Kamrušepa, Per(u)wa und Malija, dem in der Kültepe-Glyptik belegten Schutzgott auf dem Hirsch (dessen luwischer Name Kurunta / Kurunti(ja) in späteren Texten belegt ist), Šuwalijat, Šiwat („Tag“), Išpant („Nacht“), Aššija(n)t, Ilali(jant) u.a., dürfte es sich dagegen um „uranatolische“ Gottheiten handeln, da sie sowohl in luwischen als auch in palaischen Panthea vorkommen. Manche von ihnen begegnen auch unter den in der althethitischen Königsfamilie verehrten Gottheiten (s.o. 3.2.). Kamrušepa als Gemahlin des Sonnengottes Tiwad gehört zu den wichtigsten Gottheiten der Luwier; im Pantheon der Palaer, die westlich der Mündung des Kızılırmak in das Schwarze Meer, auf dem Gebiet der antiken Landschaft Blaene, ansässig waren, und die einen engen kulturellen Kontakt zu ihrer hattischen Nachbarschaft gepflegt hatten, ist sie die Gemahlin des Wettergottes mit dem Epitheton Zaparwa / Ziparwa und trägt den hattischen Namen Katahzipuri. Der Wettergott, dessen indogermanischer Name – hethitisch Tarhu, Tarhunna, luwisch → Tarhun(t) – etymologisch auf ein ursprüngliches Partizip „dahinstürmend“ (heth. *tarḫuwant-) zurückgeführt wird, ist ebenfalls mit dem frühesten Glauben der anatolischen Indogermanen zu verbinden. Der luwische bzw. palaische Sonnengott Tiwad (Tijat) dagegen hatte zwar den Namen des urindogermanischen Tageslichtgottes beibehalten, seine Gestalt dürfte aber durch eine Sonnengottheit des vor-anatolischen Substrats West- und Südkleinasiens beeinflusst worden sein. Bezeichnenderweise ist im frühen Pantheon der Hethiter keine männliche Sonnengottheit belegt (pace Steitler 2017).

Bei den lokalen Kulten des nördlichen Zentralanatolien ergeben sich ähnliche Verehrungsmuster, die in der grundsätzlichen Struktur der Panthea traditionell hattischer Städte im Kızılırmak-Bogen ihre Widerspiegelung finden. Die wichtigsten religiösen Zentren des eigentlichen Landes Hattusa, nämlich die Hauptstadt selbst, Arinna (zusammen mit Tahurpa), Ziplanda, Ankuwa und Katapa, bilden allerdings „ein in sich geschlossenes Kultgebiet, das sich von dem anderer zentralanatolischer Städte wie Nerik oder den Siedlungen an der pontischen Küstenregion deutlich unterscheidet” (Haas 1994, 584).

An der Spitze der frühen Panthea des nördlichen Zentralanatolien stehen die Große Göttin, deren Hauptposition durch ihren hattischen Eigenschaftsnamen Katahhi / Katahha „Königin“ zutreffend charakterisiert wird (in manchen Kultzentren führt sie auch andere Namen und Epitheta, wie Zašhapuna oder Tetešhapi „große Göttin“), und ein lokaler Berggott, dessen Kult oft anikonisch war. Auch der Vegetationsgott Telipinu gehört zu den wichtigsten Gottheiten; charakteristisch für seine Kulte sind ebenfalls anikonische Kultbilder (wie z.B. eine silberne Kanne im Kult von Nerik) und Symbole, vor allem der immergrüne eja-Baum (Tanne?) als Symbol des Frühlings und das Schaffell (kurša), das als Schutzgottheit verehrt wurde. Die anikonischen Kulte reichen zweifelsohne in prähistorische Zeit zurück.

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Das eigentliche Land Hattusa hatte offenbar sehr früh die Entstehung von Stadtstaaten erlebt (Alacahöyük / Arinna spätestens gegen Mitte des 3. Jt.s v. Chr.; zu neuen 14C-Daten für die Elitengräber von Alacahöyük s. Yalçın / Yalçın 2013, 38; Yalçın 2016, 70), was wohl zu politisch bedingten tiefgreifenden Veränderungen in der Struktur lokaler Panthea führte. Die formative Phase der ersten Stadtstaaten im nördlichen Zentralanatolien ist gegen Ende des 3. Jt.s v. Chr. abgeschlossen (zu jener Zeit könnte auch die Stadt Hattu(s) als neues Machtzentrum gegründet worden sein, Schachner 2020), aber die politischen Mechanismen, die hinter der Neugestaltung der traditionell hattischen Panthea einzelner Ortschaften standen, bleiben mangels Schriftquellen aus der entsprechenden Zeit nach wie vor im Dunkeln. So wissen wir nicht, unter welchen Umständen die Sonnengöttin zur Hauptgottheit Arinnas geworden (im Rahmen des allgemeinen Mechanismus der Solarisation altorientalischen Königtums?, vgl. Pongratz-Leisten 2013) und wie überhaupt ein altes, offenbar vorhethitisches Konzept dreier Generationen der Göttinnen, die in Arinna regierten – die Sonnengöttin, ihre Tochter Mezzulla und ihre Enkelin Zintuhi –, entstanden ist, wenn auch zugleich der Berggott Hulla seine traditionelle Hauptposition als männliche Gottheit behalten hatte. Der Wettergott spielte im lokalen Kult nur eine untergeordnete Rolle (Popko 2009, 25ff.). In Hattusa selbst, wie übrigens bei anderen traditionellen Panthea des nördlichen Zentralanatolien, gehörte wohl ursprünglich die große Göttin, hier mit dem Namen Inar(a), als Schutz- und Stadtgöttin zur Spitze des Pantheons. Sehr bald aber wurde sie in der Rolle der Hauptgottheit durch den Wettergott ersetzt. Politische(?) Umstände dieser Veränderung, die offenbar noch in vorhethitischer Zeit stattfand, sind uns unbekannt. Zu dieser Zeit dürfte auch der Wettergott von Ziplanda an die oberste Stelle im lokalen Pantheon aufgerückt sein, während in der benachbarten Ortschaft Ankuwa die Göttin Katahhi nach wie vor als Hauptgottheit galt.

In der Großreichszeit fand die Reorganisation der lokalen Kulte statt, die offenbar mit der religiösen Politik hethitischer Könige in Verbindung stand. Am besten ist sie in den Quellen aus der Zeit Tuthalijas IV. belegt. In manchen traditionell hattischen Panthea des nördlichen Zentralanatolien erscheinen jetzt neben früher verehrten Göttern luwische und hurritische (teilweise auch dynastische) Gottheiten (Taracha 2009, 95ff.). Allerdings lässt sich nach Ausweis der einschlägigen Texte keine durchgängige Tendenz zu einer Hurritisierung der lokalen Festgebräuche erkennen (s.o. 3.1.).

4. Schriftkundigkeit und Literatur

Die Hethiter haben aus Syrien in der Regierungszeit Hattusilis I. eine Variante der altbabylonischen Keilschriftkursive (sog. alter Duktus) übernommen (van den Hout 2012). Im Laufe der Zeit erfolgte die Entwicklung von Zeichenformen, die von entscheidender Bedeutung für die Datierung der Quellen ist. In die frühe Phase des Neuem Reiches fällt die Einführung des sog. mittelhethitischen Duktus, die wohl mit der Organisation einer königlichen Kanzlei in Verbindung stand. Ein Wendepunkt kam wiederum nach der Eroberung des Mitanni-Reiches durch Suppiluliuma I., als Formen und Gewohnheiten des „assyrisch-mitannischen Duktus” in die hethitische Schreibtradition (sog. junghethitischer Duktus) eingebracht wurden.

Mit der Einführung der Keilschrift wird Anatolien Teil der Keilschriftkultur des Alten Orients. In der Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln (Košak 2002-2020) konnten bisher fast 28000 Texte und Textfragmente, zumeist aus Hattusa, registriert werden. Diese Zahl wurde mittlerweile durch Joins auf etwas mehr als 23000 Einzelstücke reduziert, wobei mehr als 3000 unpublizierte Texte aus Ortaköy Sapinuwa bislang unberücksichtigt bleiben müssen. Der hethitischen keilschriftlichen Schreibtradition und Diplomatie sowie der Schreibkunst, den Schreiberschulen und Schreibwerkstätten sind zwei umfangreiche Monographien gewidmet (Gordin 2015; Waal 2015).

Im hethitischen Kulturraum wurde nicht nur auf Ton und nicht nur in Keilschrift geschrieben. Keilschrifturkunden von besonderer Bedeutung, wie Staatsverträge, wurden auf Metall kopiert; genannt seien hier schriftlich bezeugte Silbertafeln des Friedensvertrags Hattusilis III. mit Ägypten und eine 1986 in Hattusa gefundene Bronzetafel des Vertrags Tuthalijas IV. mit Kurunta von Tarhuntassa (Otten 1988). Wie im übrigen Alten Orient schrieb man auch auf Wachstafeln (Cammarosano / Weirauch / Maruhn / Jendritzki / Kohl 2019). Neben der Keilschrift gab es eine parallele Schreibtradition: die anatolische Hieroglyphenschrift. Im Gegensatz zur Keilschrift war sie bis auf wenige Ausnahmen auf das Luwische begrenzt (Payne 2015). Dank der Interaktion zwischen Text, ikonischer Valenz der Zeichen und ikonographischem Beiwerk eignete sie sich für verschiedene Zwecke, sowohl auf Siegellegenden und Tonbullen als auch innerhalb der königlichen Propaganda in Monumentalinschriften auf Basen, Stelen, Fassaden und Felswänden (6.). Die Hieroglyphenschrift überlebte den Zusammenbruch des hethitischen Reiches und hatte als sogenannte „städtische Schrift” ihre Blütezeit in den späthethischen Nachfolgestaaten Südostkleinasiens und Nordsyriens (Payne 2012; vgl. auch Popko 2008, 78ff.).

Einen Überblick über die hethitische Keilschriftliteratur geben Güterbock 1978, von Schuler 1987-1990 und Haas 2006. Im weitesten Sinne des Wortes wird Literatur als überhaupt alles Geschriebene verstanden. Manche Autoren wollen sie aber nach subjektiv bestimmten Kriterien auf das „sprachliche Kunstwerk” beschränken. Nach einem neueren Vorschlag von Theo van den Hout (2002) ist mit Bezug auf das hethitische Schrifttum zwischen der über einen längeren Zeitraum tradierten Überlieferungsliteratur und den restlichen Textgattungen, wie Briefe, Inventare, Landschenkungsurkunden, Zukunftstexte, Gelübde, Gerichtsprotokolle und Bibliothekskataloge, zu unterscheiden. Dementsprechend sind Texte, die zur Überlieferungsliteratur gehören, im Katalog der Texte der Hethiter (www.hethiter.net/CTH) in folgende Inhaltsgruppen kategorisiert: historische Texte (die verschiedene Textsorten wie die sog. „Palastchronik”, mytho-historische Texte, königliche Annalen, Staatsverträge und Edikte umfassen), Fest- und Beschwörungsrituale (die allein ca. 60% aller Texte ausmachen), Mythen, Epen, Hymnen und Gebete, Gesetzessammlungen, Instruktionen, fachliche, gelehrte und fremdsprachige Texte. Neben eigenen Schöpfungen gibt es viele aus Babylonien und Nordsyrien importierte Textgattungen, die sowohl in sumerischer, akkadischer und hurritischer Sprache als auch in hethitischer Übersetzung (teilweise als Bilinguen) vorliegen, z.B. (oftmals in Umgestaltungen) mytho-poetische Dichtungen und Epen, Hymnen und Gebete; Formulare von Briefen oder Verwaltungsurkunden, rituelle, medizinische und mantische Texte sowie verschiedene Typen lexikalischer Listen. Das fremdsprachige Textkorpus wird durch Kompositionen in hattischer, luwischer und palaischer Sprache, meistenteils Rituale und mythologische Geschichten (auch in bilingualer Ausführung), vervollständigt.

5. Architektur

Der hethitischen Baukunst sind in deutschsprachiger Literatur zahlreiche Publikationen gewidmet (s. Naumann 1971; Schirmer 2002 sowie entsprechende Kapitel bei Bittel 1976; Neve 1993; Schachner 2011 und Seeher 2015). Jährliche Berichte der Grabungen in der hethitischen Hauptstadt finden sich im Archäologischen Anzeiger (seit 1980); die abgeschlossenen Bereiche und Themenkomplexe werden in den Publikationsreihen Boğazköy-Hattuša und Boğazköy-Berichte des Deutschen Archäologischen Instituts fortlaufend publiziert.

5.1. Stadtplanung und Hausformen

Die althethitische Stadt stand in der seit der Frühbronzezeit andauernden Tradition eines verwinkelten Systems von Gassen, die zwischen Häusern unterschiedlicher Größe mit unregelmäßigen Grundrissen verliefen. Die dicht besiedelten Teile der Unterstadt von Hattusa westlich des im 16. Jh. v. Chr. errichteten Großen Tempels hatten dieses Bild bis zur früheren Großreichszeit weitgehend behalten. In der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v. Chr. tritt eine Hausform auf, die Peter Neve als Stadthaus beschreibt (Neve 1978). Im Vergleich zu althethitischen Wohnhäusern ist es deutlich größer und weist die innere Gliederung um einen langrechteckigen, zentralen Raum auf, der wohl repräsentativen Zwecken diente. Spätestens seit dem frühen 15. Jh. v. Chr. sind parallel zu den Zentralraumhäusern neue Formen nachweisbar, die Neve als „Hallenhäuser“ bezeichnet (vgl. auch Schachner 2011, 244ff. mit Abb. 117).

Seit der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v. Chr. veränderte sich der hethitische Urbanismus grundlegend (Schachner 2009). Die hethitische Zentralmacht konnte in weiten Bereichen Zentralanatoliens neue, auf astronomischen Beobachtungen und geometrischen Messungen basierende Prinzipien in der Stadtplanung flächendeckend durchsetzen. Im Vergleich zu den traditionellen anatolischen Siedlungsmustern weisen sie stark regulierte urbane Formen auf. Als bestes Beispiel kann die Oberstadt von Hattusa sowie das zur gleichen Zeit entstandene Kuşaklı / Sarissa im Oberen Land gelten (Müller-Karpe / Müller-Karpe / Schrimpf 2009; González García / Belmonte 2014; Müller-Karpe 2013 und 2015).

In der Hauptstadt wurde damals die gesamte umwallte Fläche, einschließlich der Oberstadt, genutzt. Im Gegensatz zu den organisch gewachsenen Stadtbereichen der Unterstadt mit ihren schiefwinkligen Grundstücksgrenzen wird erstmals an den Befunden in der Oberstadt der Wille zu einer übergreifenden Raumordnung erkennbar. Insbesondere bestand der im letzten Drittel des 16. Jh.s v. Chr. neugegründete Stadtteil im Tal westlich von Sarıkale aus symmetrisch vorgeplanten Raummodulen, die man zu quadratischen oder rechteckigen Gebäuden an einem rechtwinkligen Straßensystem kombinierte (Schachner 2011, 86f.).

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Wie die Beispiele in Hattusa und Kuşaklı / Sarissa zeigen, sind Staudämme und hydrotechnische Anlagen zur Wasserversorgung eine der Grundlagen des seit dem 16. Jh. v. Chr. intensiv vorangetriebenen hethitischen Städtebaus gewesen (Hüser 2007; Seeher 2010b; Schachner 2011, 227ff.). Wegen ihrer Größe sowie des logistischen Aufwands ihrer Errichtung und regelmäßiger Erneuerung galten sie als unter Obhut des Königs stehende öffentliche Bauwerke. Inschriftlich sind insbesondere die Aktivitäten der Könige des 13. Jh.s v. Chr. bezeugt, so z.B. hatte Tuthalija IV. zahlreiche Staudämme errichtet, u.a. in Karakuyu, in Yalburt (Poetto 1993) und in Gölpınar bei Alacahöyük / Arinna. Die in der Regel mit einer Quelle verbundenen Stauseen galten als Kultorte, wie z.B. der in Eflatun Pınar (unmittelbar östlich vom Beyşehir-See), an dessen Rand eine Kultfassade aufgebaut wurde (Bachmann / Özenir 2004).

5.2. Die Stadtmauern und Stadttore

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Die an der Wende vom 17. zum 16. Jh. v. Chr. errichtete Poternenmauer an der Südseite der Unterstadt von Hattusa weist das für den hethitischen Festungsbau typische Schema einer Kastenmauer auf, dessen Vorläufer bereits in den Karum-zeitlichen Schichten von Alişar Höyük und Konya-Karahöyük belegt sind. Entsprechende Poternen, d.h. Tunnel, die unter der Mauer hindurch führen, finden sich in vielen hethitischen Städten (Alacahöyük / Arinna, Alişar Höyük, Külhöyük, Korucutepe, Oymaağaç / Nerik, vgl. Miglus 2005, 607f. Abb. 2). Wie der Lehmziegel-Aufbau der Kastenmauer aussehen konnte, veranschaulicht die Rekonstruktion eines 65 Meter langen Abschnitts der westlichen Stadtmauer mit zwei Türmen in der Unterstadt von Hattusa (Seeher 2007a und 2010a).

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Die ersten Befestigungsanlagen der Oberstadt wurden spätestens in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v. Chr. (vgl. Schachner 2011, 90-92) wohl auch in Form einer Lehmziegel-Kastenmauer errichtet. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sie bereits zu dieser Zeit große Toranlagen – das Löwentor und das Königstor – aufwiesen, die sich durch die Torlaibungen aus monumentalen, mit Skulpturen verzierten Blöcken und eine parabelförmige Fassade des Durchgangs hervortun. Diese Stadttore stehen mit den frühesten monumentalen Tempeln der Oberstadt in klarer funktionaler Verbindung (etwa das Königstor mit dem Tempel 5), die wohl zur gleichen Zeit oder sogar im Rahmen desselben Bauprojekts entstanden sind (s.u. 5.3.). Der monumentale Ausbau der Stadtmauer der Oberstadt, mit dem künstlich aufgeschütteten Wall und dem Fußgänger-Sphinxtor von Yerkapı, das im Gegensatz zu den früheren Stadttoren keine fortifikatorische Funktion erfüllte (vielmehr diente es als Bühne für Kulthandlungen und Prozessionen), erfolgte in der zweiten Hälfte des 14. oder in der ersten Hälfte des 13. Jh.s v. Chr. (vgl. Mielke 2018). Wie ein ähnliches, kultisch motiviertes Projekt der figürlichen Verzierung der Quader-Mauersockel von Türmen des Sphinxtores in Alacahöyük / Arinna als Kulisse für religiöse Inszenierungen und Prozessionen (Taracha 2011) wurde der Wall nie zur Gänze fertiggestellt.

5.3. Monumentalbauten

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Der zentrale Palast der hethitischen Großkönige auf dem die Unterstadt überragenden Felsmassiv von Büyükkale in Hattusa unterschied sich grundsätzlich von königlichen Residenzen Syriens und Mesopotamiens, die offenbar in einem Zug als ein in sich geschlossenes Gebäude geplant und errichtet wurden. Die Palastanlage des 13. Jh.s v. Chr. von Hattusa ist dagegen das Ergebnis einer längeren Entwicklung; je nach den sich ändernden Bedürfnissen wurde sie um neue Gebäude erweitert (vgl. Schachner 2011, 136ff.). Im Gegensatz zur königlichen Residenz auf Büyükkale weisen lokale Paläste in Provinzstädten wie Alacahöyük / Arinna, Maşat Höyük / Tapigga, Ortaköy / Sapinuwa, Kayalıpınar / Samuha, Inandıktepe und Hüseyindede nach ähnlichem Muster strukturierte, untereinander vergleichbare Grundrissformen auf, deren Tradition weit zurück in die Zeit des Alten Reiches reicht.

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Als „Haus Gottes“ haben hethitische Tempel ihren formalen Ursprung entweder in der Tradition der Wohnhäuser des späten 3. Jt.s v. Chr. oder genauer gesagt in den Palastbauten der Karum-Zeit (vgl. Schachner 2011, 175ff.; Müller-Karpe 2013). Ihre Grundrisse basieren auf einem wahrscheinlich bereits im späten 17. oder frühen 16. Jh. v. Chr. nach religiösen Kriterien festgelegten Schema, das sich durch eine einheitliche Kombination von Eingangstor, großem Hof, der von einer oder zwei Seiten von Pfeilerhallen umgeben wurde, und einem oder mehreren Adyta auszeichnet. Die Tempel von Hattusa entwickelten sich im Laufe der Zeit von einer starken äußeren Unregelmäßigkeit (Tempel 2, 3, 5) zu einer klaren inneren und äußeren Symmetrie, die man im Grundriss des im 16. Jh. v. Chr. errichteten Großen Tempels (Tempel 1) der Unterstadt erkennen kann (Neve 1996). Der festgefügte Grundrisstyp der Heiligtümer wurde nicht nur in Hattusa, sondern auch in Provinzstädten wie Kuşaklı / Sarissa und Oymaağaç / Nerik verwendet.

6. Bildkunst

Die bildende Kunst des hethitischen Kleinasien, die sich inhaltlich, ikonographisch und stilistisch weitestgehend eigenständig präsentiert, ist in mehreren reichlich illustrierten und höchst informativen Büchern, Artikeln und Enzyklopädie-Einträgen sowohl in Bezug auf ihre Entwicklung und Funktion als auch auf die Symbolik und kompositorischen Aspekte einzelner ikonographischer Motive dargelegt (s. z.B. Bossert 1942; Vieyra 1955; Güterbock 1957; Akurgal 1961; Alkım 1968; Mellink 1974; Bittel 1975 und 1976; Canby 1976 und 1989; Darga 1992; Özyar 2006; Schachner 2012; Taracha 2012). Sie ist allerdings im Vergleich zu anderen Kulturen des Alten Orients weit weniger gut bekannt, zumal viele der erhaltenen Kunstwerke keinesfalls sicher zu datieren sind und nur wenige an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort gefunden wurden (Schachner 2011, 204). Die hethitische Kunst wird auch unterschiedlich definiert. Nach manchen Autoren liegen ihre Anfänge bereits im späten 3. Jt. v. Chr. bzw. spätestens in der Zeit der assyrischen Handelskolonien (vgl. Vieyra 1955; Bittel 1976). Die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich ungeachtet dessen auf die hethitische Zeit und gelten solchen Objekten und Monumenten, die einem einheitlichen Kunststil bzw. einer gemeinsamen Bildsprache typisch hethitischer Prägung angehören. Andreas Schachner bemerkt in diesem Zusammenhang: „Da der Übergang von den Karum-zeitlichen Stadtstaaten zu einem gefestigten hethitischen Reich im Laufe des 17. Jahrhunderts v. Chr. historisch und archäologisch noch weitgehend unklar ist, wird man erst ab dem 16. Jahrhundert v. Chr. von einer genuin hethitischen Kunst sprechen können” (Schachner 2011, 204f.).

6.1. Die Vollplastik

Beispiele rundplastischer Figuren sind im hethitischen Kulturraum überhaupt selten. Dies gilt insbesondere für vollplastische monumentale Bildwerke. Orthmanns Behauptung (1975, 420), „[dass] es keine eigene [hethitische] Tradition monumentaler Rundskulptur gab”, muss allerdings anhand von archäologischen und schriftlichen Quellen zurückgewiesen werden. Der säulenförmige Torso einer überlebensgroßen Kalksteinstatue aus Alacahöyük (Koşay / Akok 1973, 78-79 Taf. 40-41), der halblebensgroße Steinkopf einer Göttin aus Hattusa (Bittel 1976, 298 Abb. 340) und der Chloritschieferkopf einer weiblichen Statue, der in der Unterstadt von Hattusa sekundär verbaut gefunden wurde (Schachner 2011, 216 Abb. 102), sind alle in die althethitische Zeit datiert. Die in Yekbaz (heute Evren, 4 km nördlich von Boğazkale) entdeckte Basaltbasis mit zwei Füßen einer Großstatue (von Tuthalija IV.?) stammt möglicherweise aus der Kammer B des Felsheiligtums von Yazılıkaya (Neve 1982, 389-391 Abb. 8-10).

Vollplastische Steinskulpturen von Tieren sind im hethitischen Kulturraum nahezu unbekannt. Ähnlich wie im Falle der Brunnensteine aus Bisek und Derbent (Schachner 2011, Abb. 49; Neve 1988) sowie des Löwenbeckens von Hattusa (Schachner 2011, Abb. 36) und des Stierbeckens von Dokuz (Güterbock 1969/1970), bei denen der Kopf eines Löwen oder Stiers als Teil eines Wasserspenders bzw. einer als zweidimensionales Relief gefertigten liegenden Tierfigur vollplastisch gearbeitet war, könnten wenige Beispiele liegender bzw. kniender rundplastischer Tierfiguren aus Stein, die uns aus Eflatun Pınar (Bachmann / Özenir 2004, 99-100 Abb. 19-20) und Hattusa (Neve 2001; Schachner 2018) überkommen sind, ebenfalls „einen besonderen Bezug zu Anlagen im Zusammenhang mit Wasser gehabt haben” (Schachner 2018, 260). Fragmente von teilweise rundplastischen Löwen- und Sphinxskulpturen aus Gabbro (Schachner 2011, Abb. 91-92), die in den Tempeln 2 und 3 der Oberstadt von Hattusa gefunden wurden, fungierten als Türwächter. Sie gehören zur gleichen Kategorie wie die Löwen und Sphingen als Stadttorwächter in Hattusa und Alacahöyük, die halb in Freiskulptur, halb in Hochrelief die Torleibungen ausmachen (s.u. 6.2.).

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Tierförmige Gefäße, die bereits in der Karum-Zeit weit verbreitet sind, dienten offenbar kultischen Zwecken. In hethitischer Zeit wurden sie aus unterschiedlichen Metallen und gebranntem Ton in Protomengestalt (Tuchelt 1962) oder der eines stehenden bzw. liegenden Tieres hergestellt. Zwei silberne Rhyta unbekannter Provenienz in Form eines knienden Stiers und einer Hirschprotome mit dem Figurenfries am Hals (Bittel 1976, 160 Abb. 169 und 165 Abb. 178), die sich heute in der Schimmel Collection des Metropolitan Museums in New York befinden (Muscarella 1974), zählen zu den berühmtesten Beispielen der Gefäße mit Tierprotomen hethitischen Stils.

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Zur Gruppe der tierförmigen Gefäße gehören auch große, vollplastische Terrakottafiguren von Stieren und Löwen aus der ausgehenden althethitischen Zeit und der früheren Phase des Neuen Reiches, zumal sie die Eingussvorrichtung auf dem Rücken und den Ausguss durch die Nüstern aufweisen. Die berühmtesten Beispiele der Stierfiguren, die als heilige Stiere des Wettergottes gelten können, wurden in İnandıktepe (Özgüç 1988, Abb. 60.Ia) sowie paarweise auf Büyükkale (jeder von den aufgezäumten Stieren ist 91 cm hoch) und im Tempel des Wettergottes in Kuşaklı / Sarissa gefunden (Bittel 1976, 151 Abb. 156; Müller-Karpe 1998, 117 Abb. 17-18; Schachner 2011, 148-149 Abb. 63-64). In der späteren Großreichszeit kommen vergleichbare großformatige Tierfiguren bzw. Tierprotomen immer noch als Teile großer Gefäße vor, wie z.B. eine im Haus des GAL MEŠEDI in Hattusa entdeckte, fast zwei Meter hohe Vase mit einem Ausguss in Form eines Stierkopfes (Schachner 2011, Abb. 130 und Schachner 2015).

Neben zahlreichen Beispielen der Terrakotta- und Metallkleinplastik (vor allem Menschen-, Götter- und Tierfiguren), die in der Tradition der Reichskunst stehen, gibt es auch ikonographisch und stilistisch einfachere Erzeugnisse der Kleinkunst, die die verschiedenen Ebenen des künstlerischen Könnens representieren und am ehesten als eine Art Volkskunst zu beschreiben sind. Da kaum eine von diesen Figurinen in gesicherten Fundzusammenhängen entdeckt wurde, lässt sich ihr Sitz im Leben meistens nicht bestimmen (vgl. Schachner 2011, 222ff.).

6.2. Die Flachbildkunst

Das Medium des Stein- bzw. Felsreliefs erfreute sich offenbar besonderer Beliebtheit in der hethitischen Monumentalkunst. Es sei hierbei allerdings betont, dass nicht nur die Felsbilder, die verzierten Wasserbecken, die Bild- oder Inschriftenstelen, die bildhauerische Dekoration der Kultfassaden und der Stadttore, sondern auch mehrere Beispiele der Kleinkunst wie Plaketten, Appliken und Siegel mit figürlichen Darstellungen ausnahmslos in der Tradition der staatlichen Hochkunst stehen.

Dass es in der althethitischen Zeit reliefierte Orthostatenfriese gegeben hat, beweisen zwei auf Büyükkale gefundene Reliefs aus Granit bzw. Kalkstein, die Kampfszenen zeigen (Bittel 1976, 149f. Abb. 153; Schachner 2011, Abb. 96). Die im Hochrelief angefertigten Darstellungen aus der späteren Phase des Alten Reiches bzw. aus der früheren Großreichszeit, wie z.B. ein kriegerischer Gott am Königstor (Bittel 1976, 231f. Abb. 267-268; Schachner 2011, Abb. 98) und eine Bildstele des Königs Tuthalija (I. oder II.?) aus Tempel 5 in Hattusa (Schachner 2011, Abb. 93) sowie ein in Kayalıpınar / Samuha in einer frühgroßreichszeitlichen Schicht des 15. Jh.s v. Chr. gefundenes architektonisches Relief einer sitzenden Göttin (Müller-Karpe / Müller-Karpe 2009, 178ff. Abb. 3), unterscheiden sich durch den verwendeten, fast schon rundplastischen Stil von den Flachreliefs des 13. Jh.s v. Chr., für die die Flachbildskulpturen des Felsheiligtums von Yazılıkaya und die figürlichen Friese auf beiden Seiten des Sphinxtors von Alacahöyük repräsentative Beispiele darstellen (s. unten). Die Datierung des Reliefzyklus in Alacahöyük ist allerdings umstritten. Entgegen der communis opinio wird gelegentlich die Ansicht vertreten, dass die Reliefs nicht in das 14. bzw. 13. Jh. v. Chr., sondern in das frühe 15. oder sogar in das 16. Jh. v. Chr. zu datieren sind (s. Schachner 2011, 207f. und 2012, 139).

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Keines der großen hethitischen Felsreliefs ist wesentlich vor rund 1300 v. Chr. entstanden (Kohlmeyer 1983; Ehringhaus 2005). Das älteste datierte Felsrelief von Sirkeli in Kilikien zeigt den König Muwattali II. (1295-1272). Zumindest einige dieser Felsreliefs, die den Großkönig bzw. einen politisch von der hethitischen Zentralmacht weitgehend unabhängigen lokalen Herrscher (z.B. Kurunt(ij)a von Tarhuntassa in Hatip und Targasnawa von Mira in Karabel) darstellen, liegen in den Grenzgebieten oder an markanten Stellen des hethitischen Wegesystems. Der Großkönig bzw. die Hauptfigur tritt entweder im vollen Ornat oder in kriegerischer Gestalt mit Lanze und geschultertem Bogen auf. Manche Bilder auf Felsen verewigen religiöse Inhalte, wie das Fraktın-Relief (Bittel 1976, 176f. Abb. 198; Schachner 2011, Abb. 90), in dem der König Hattusili III. und die Königin Puduhepa je vor einem Altar dem Wettergott und der Sonnengöttin ein Trankopfer spenden, oder das Felsblockrelief von İmamkulu (Bittel 1976, 182 Abb. 203; Schachner 2011, Abb. 101) mit der Darstellung des Wettergottes von Aleppo auf einem mit Stieren bespannten Adlerwagen in einem ikonographischen Schema, das in der Miniatur-Ausführung auf dem großköniglichen Siegel von Mursili III. belegt ist.

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Eine ganze Anzahl von Werken der Kleinkunst entspricht inhaltlich, ikonographisch, stilistisch und kompositorisch Relieftypen der Monumentalkunst. Genannt sei hier ein Reliefzyklus mit einer Jagdszene am Sphinxtor von Alacahöyük, die den Schutzgott symbolisiert und mit der auf einer Bronzeschale des 13. Jh.s v. Chr. aus dem Hortfund von Kınık (bei Kastamonu) zu vergleichen ist (Emre / Çinaroğlu 1993; Czichon 1995). Das untere Register der linken Fassade des Torbaus zeigt einen durch das Königspaar geleiteten Opferzug, der sich nach rechts auf den Wettergott in Stiergestalt zubewegt. Folglich wird man in der Gottheit der Gegenseite seine Gemahlin, die Sonnengöttin von Arinna, sehen dürfen (Taracha 2011 und 2012).

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Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Monumental- und Kleinkunst gegenseitig aufeinander einwirken, ist eine an einem Quellsee stehende, aus Quadern errichtete Kultfassade von Eflatun Pınar, im späteren Pisidien, aus dem ausgehenden 13. Jh. v. Chr., die einen Gott und eine Göttin, von einem ganzen System Flügelsonnen tragender Mischwesen umgeben, darstellt. Eine riesige geflügelte Sonnenscheibe deckt das ganze Bild ab und schließt es in Form einer Ädikula zusammen (Bachmann / Özenir 2004). Das Monument von Eflatun Pınar wird öfters mit einer in Megiddo gefundenen Elfenbeinplakette im hethitischen Stil verglichen. Die Plakette zeigt den Sonnengott selbst unter der Flügelsonne und, wie Kurt Bittel bemerkt (1976, 225), „gehört in den gleichen Rahmen“. Sonst ist das Motiv der Mischwesen mit Himmel und Sonne über sich auch in der mitannischen und mittelassyrischen Glyptik nicht selten.

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„Setzt sich schon der Götterzug der großen Kammer [des Felsheiligtums von Yazılıkaya (s.o. 3.2.)] aus hintereinandergereihten Einzelbildern zusammen, die genauso für sich bestehen könnten, so trifft das für das 2,2 m hohe Relief des in vollem Ornat (...) bekleideten, den Krummstab tragenden und auf Bergen stehenden Großkönigs Tudhaliya IV. an der dem Hauptbild zugekehrten Innenwand der großen Kammer erst recht zu” (Bittel 1976, 222). Ein anderes Relief des Tuthalija IV. aus der Kammer B, das die sog. Umarmungsszene zwischen dem König und dem Gott Šarruma zeigt (Bittel 1976, 219 Abb. 253), ist ikonographisch mit ähnlichen Darstellungen der großköniglichen Siegel seit Muwattalli II. zu vergleichen, in denen als Patrongott des Herrschers der Wettergott Teššub auftritt.

Seit dem 13. Jh. v. Chr. sind Stelen und Paneele belegt, die erstmals großformatige Hieroglypheninschriften als neue Form der Kommunikation einsetzen. In der Hauptstadt selbst wurde unter der Regierung der letzten hethitischen Könige auf Büyükkale und in jenen Arealen der nördlichen Oberstadt (Südburg, Nişantaş), die nach der Aufgabe des Tempeltals und der Baukomplexe im Tal von Sarıkale von einem intensiven Wiederaufbauprozess betroffen waren, ein architektonisches Programm vorgenommen, das in der Zelebration der politischen Macht durch die Einrichtung der auf öffentliche Wirkung zielenden Monumentalinschriften seinen Fokus hatte (Marazzi 2019).

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Unter zahlreichen Fragmenten von Reliefkeramik ist eine Gruppe althethitischer Kultvasen unterschiedlicher Größe besonders auffallend, deren farbig gefasste Friese religiöse Feste darstellen. Am besten erhaltene Beispiele sind in İnandıktepe (Özgüç 1988), Bitik (Özgüç 1957; Boehmer 1983, 20 Abb. 7) und Hüseyindede (Sipahi 2000 und 2001) bekannt geworden; ikonographisch interessante Fragmente weiterer Beispiele wurden in Boğazköy (Boehmer 1983; Seeher 2007b), Alacahöyük und Eskiyapar (Strupler 2012) gefunden. Aus der Großreichszeit stammen zwei Silbergefäße in Form einer Hirschprotome (s.o. 6.1.) bzw. einer Faust (Güterbock / Kendall 1995), deren getriebene Reliefstreifen Opferszenen darstellen. Wie die althethitische Reliefkeramik dienten sie ebenfalls kultischen Zwecken.

Stempelsiegel sind eine eigenständige Kunstform, die nicht nur mit dem Staat und dem König verbunden, sondern auch in der Gesellschaft weit verbreitet war. Die stilistische und ikonographische Entwicklung der hethitischen Glyptik wird in zahlreichen Monographien umfassend dargestellt, s. z.B. Güterbock 1940 und 1942; Beran 1967; Boehmer / Güterbock 1987; Herbordt 2005; Dinçol / Dinçol 2008; Herbordt / Bawanypeck / Hawkins 2011. Wie schon oben bemerkt, sind einzelne Themen, wie die Umfassung des Königs von seinem Schutzgott, seine Darstellungen in kriegerischer Gestalt mit Lanze und geschultertem Bogen, die in der Ikonographie der Glyptik sozial eine weite Verbreitung fanden, oder auch der Wettergott von Aleppo auf seinem Wagen, üblich für die Bilderwelten der Reliefs und der Siegel.

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