Hörnerkrone
(erstellt: September 2009)
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1. Gottheiten
Die Hörnerkappe oder -krone ist in Mesopotamien seit dem Anfang des 3. Jt.s als göttliche Kopfbedeckung bekannt (Seidl, 116) und wird als Zeichen der göttlichen Machtbefugnis verstanden. Ikonographisch ist ihre Gleichsetzung mit Gottheiten exemplarisch auf babylonischen Kudurrus (Grenzsteinen) belegt, wo Hörnerkappen mit den Göttern Anu, Enlil / Mullil und Ea / Enki identifiziert werden.
Auf einem neuassyrischen Relief (Börker-Klähn, Abb. 203) werden drei Hörnerkappen als Anu, Ea / Enki und Assur bezeichnet (Gräff, 1). In der → Ikonographie
Im Gegensatz zu deren nach oben oder vorne weisenden Hörnern finden sich auch zur Seite hin ausladende Hörner, so eines ägyptischen Gottes auf einem nordwestsyrischen Rollsiegel aus → Megiddo
Mehrdeutig sind die Hörner zweier nackten Göttinnen des „Qudschu-Typs“ (Cornelius, 94-99), die auf einem Pferd stehend in beiden Händen Blumen halten: Ein Tonmodel vom Tel Qarnajim (Cornelius 2004: pl. 5.13) zeigt sie mit zur Seite weisenden Hörnern und auf einer Goldfolie vom Tel Chǎrāšîm [Tel Charaschim] trägt sie eine Atefkrone mit horizontal und je einem Paar vertikal neben den in der Mitte der Krone platzierten Federn angeordneten Hörnern (Abb. 4).
Sind die Hörner als Zeichen der Göttlichkeit, Fruchtbarkeit oder gar der Aggressivität zu deuten, da das Pferd „in der SB-Zeit ausschließlich kriegerische Konnotationen“ (Keel / Uehlinger, 76) hat? Eine Bronzefigurine aus Kafr Kannā (Seeden, Nr. 1726) und ein Terrakottakopf aus Chorvat Qiṭmit [Chorvat Qitmit] (Abb. 5) wurden als schlagende Göttinnen klassifiziert. Beide sind mit drei Hörnern ausgestattet, zwei zur Seite und eins nach vorne, die wohl den kampfbetonten Charakter der Göttinnen unterstreichen sollen.
2. Mischwesen
Hörner werden auch von Mischwesen getragen, die oft mit einem Helden um die kosmische Herrschaft kämpfend dargestellt werden. So richtet z.B. der südlevantinische Baal-Seth auf einem Skarabäus aus Tell el-Fār‘a Süd seinen Speer (Petrie 1930, pl. 12,171) und ein Bogenschütze auf einem mesopotamischen Rollsiegel aus → Geser
Auf einem Rollsiegel aus Palästina (Parker, no. 172) kämpft der Gott Ninurta mit Pfeil und Bogen gegen den gehörnten Anzu-Drachen und auf einer Bulle aus Samaria packt der persische Held einen gehörnten und geflügelten Löwendrachen an der Gurgel (Crowfoot / Crowfoot / Kenyon 1957, pl. 15,42). Wiederholt findet sich dieses Mischwesen auch auf Münzen (Abb. 8).
Der als „Herr der Tiere“ in Szene gesetzte Held auf einem Stempelsiegel aus Dor (Stern 1994, fig. 124,1-2) hält zwei geflügelte Mischwesen an ihren Hörnern unter Kontrolle. Passiv ist hingegen der gehörnte Mušchuššu-Drache auf der Seite eines Konoids vom Tell Kēsān, wenn er liegend die Symbole → Marduks
3. Herrscher
In seltenen Fällen werden Hörner auch zur Kennzeichnung vergöttlichter Menschen verwendet. Nicht nur Naram-Sin, König von Akkad am Ende des 3. Jt.s, trägt auf der nach seinem Namen benannten Stele eine Hörnerkrone (Abb. 9),
Literaturverzeichnis
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- Tufnell, O. u.a., 1953, Lachish III (Tell ed-Duweir). The Iron Age, London
Abbildungsverzeichnis
- Babylonischer Grenzstein mit Göttersymbolen, u.a. zwei Hörnerkappen (Susa; 1188-1174 v. Chr.). Vgl. Seidl 1989: pl. 15a, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Baal-Seth hält mit einer Hand die gehörnte Schlange und in der anderen ein Schwert (Skarabäus; 13.7 x 9 x 6 mm; Lachisch; undatiert). Vgl. Tufnell u.a., pls, 43/43A,22, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Bleifigurine einer Brüste haltenden nackten Göttin (72 mm; Tell el-‘Ağğūl; 18.-16. Jh. v. Chr.). Aus: O. Keel / C. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg u.a. 5. Aufl. 2001, 25b (vgl. Negbi, no. 1602); © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Goldfolie mit der Darstellung einer auf einem Pferd stehenden Göttin des „Qudschu-Typs“ (Goldfolie; 11.2 x 20.4 mm; Lachisch; 12. Jh. v. Chr.). Vgl. Cornelius 2004, pl. 5.22, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Terrakottakopf einer gehörnten Göttin aus dem edomitischen Heiligtum von Chorvat Qiṭmit (12 x 9 cm; 7./6. Jh. v. Chr.). Vgl. Beck, no. 78, figs. 3.53, 3.55, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Mesopotamischer Heros als Bogenschütze im kosmischen Kampf gegen die Chaos-Schlange (Rollsiegel; Geser; 8./7. Jh. v. Chr.). Aus: Macalister, III pl. 214,19
- Ein Held rettet einen am Boden liegenden Menschen vor einem gehörnten Dämonen (Rollsiegel; 18 x 8 mm; Tell el-‘Aǧǧūl, 1500-1100 v. Chr.). Vgl. Petrie 1934, pl. 12,1, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Philistäische Silberdrachme mit Löwendrache und Rinderkopf (5./4. Jh. v. Chr.). Vgl. Gitler / Tal, pl. 96, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Siegesstele des Naram-Sin, der Feinde niedertritt (Ende 3. Jt.). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 15.10.2009
- Begegnung des Fürsten im Wulstsaummantel mit dem Wettergott (Rollsiegel; Tell el-‘Aǧǧūl; 18.-16. Jh.). Vgl. Petrie 1934, pl. 12,2; Parker 1949: pl. 2,8, © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
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