Hosea / Hoseabuch
(erstellt: Mai 2006)
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1. Name
2. Person
Hosea war ein Prophet, der nach Hos 1,1
Hos 1
Nach Hos 3 war der Prophet ein zweites Mal verheiratet. Diese zweite Frau ist nicht mit Gomer identisch. Von ihr heißt es, sie habe bereits einmal die Ehe gebrochen (Hos 3,1
3. Aufbau, Inhalt, Komposition
Das Hoseabuch läßt sich in die beiden Abschnitte 1-3 und Hos 4-14 gliedern.
1. Hos 1-3 sind inhaltlich durch das Thema der Ehe Hoseas als Sinnbild für Israels Untreue und formal durch den Wechsel von Gerichts- und Heilsbotschaft zusammengebunden. In Hos 1 wird in der 3. Person Singular Maskulinum über Hoseas Ehe berichtet, Hos 3 ist dagegen als prophetischer Selbstbericht über Hoseas Ehe konzipiert. Hos 2 wird eingeleitet mit der prophetischen Zukunftsansage des kommenden Heilstages (Hos 2,1-3
2. Hos 4-14 lässt sich in die beiden Teile Hos 4-11 und Hos 12-14 unterteilen. Inhaltlich werden nämlich unterschiedliche Themen angesprochen und der erste Teil wird in Hos 11,8-11
Hos 4-11 werden formal durch eine Reihe von Imperativen untergliedert: Hos 4,1
In Hos 12-14 geht es um Jakob (Hos 12), Israels Götzendienst (Hos 13,1-3
4. Textüberlieferung
Der Text des Hoseabuches ist in manchen Versen so schlecht erhalten, dass der ursprüngliche Sinn kaum noch ermittelt werden kann (vgl. etwa Hos 9,13
5. Entstehung
Die Frage nach der Entstehung des Hoseabuches ist heute in der Forschung sehr umstritten. Autoren, die das Hoseabuch insgesamt als Niederschrift des historischen Propheten verstehen (Gisin 2002), gibt es kaum noch. Auf der anderen Seite ist Nissinens Meinung (Nissinen 1991), wonach die ältesten Überlieferungsspuren gar nicht auf eine prophetische Einzelgestalt zurück gehen, sondern kollektive Klagerituale nach der assyrischen Eroberung reflektieren, ebenfalls zurückzuweisen. Als minimaler Grundkonsens lässt sich festhalten, dass das Buch in seiner überlieferten Gestalt eine in mehreren Phasen gewachsene planvolle Komposition darstellt. Die ursprünglich mündlich geäußerten Sprucheinheiten sind viel stärker als in anderen Prophetenbüchern von den Überlieferern und Redaktoren in längere reflektierende Textpassagen eingeschmolzen worden, die bestimmte Gedanken und Stichworte eher umkreisen als pointiert auf bestimmte Hörer hin zuzuspitzen. Gleichwohl besteht wenig Grund zu bestreiten, dass die Passagen zu einem guten Teil auf die mündliche Verkündigung des historischen Propheten Hosea zurückgehen.
Zweifellos hat das Buch seine Endgestalt in Juda erhalten, wie vor allem Hos 1,7
Zu den späteren Stadien des Wachstums zählt sicherlich die Überschrift Hos 1,1
Vielfach wird vertreten, dass auch die Heilsworte Hos 2,19-25
Zu den spätesten Zusätzen zählt wahrscheinlich das Nachwort Hos 14,10
6. Zeit
Das Wirken Hoseas fällt in die zweite Hälfte des 8. Jh.s v. Chr., die durch das Vordringen der Assyrerherrschaft nach Westen gekennzeichnet ist. Im Jahre 747 v. Chr. starb Jerobeam II. (ca. 787-747) von Israel, in dessen Regierungszeit Israel eine kleine Blütezeit erlebte. Die Macht der Aramäerstaaten war im Schwinden und die Expansionspolitik der Assyrer begann erst mit der Thronbesteigung Tiglatpilesers III. 745 v. Chr. In der Regierungszeit Jerobeams II. befand sich Israel in einem wirtschaftlichen Aufschwung, wie man aus den Ostraka von Samaria ersehen kann. Der Nachteil dieser Entwicklung war allerdings die soziale Spaltung Israels in Arme und Reiche sowie ein Wachsen von Korruption in Rechtsprechung und Verwaltung, was von den Propheten Hosea und Amos scharf kritisiert wird (Am 2,6-8
Ein wichtiges Ereignis fällt unmittelbar in die Wirkungszeit Hoseas: die syrisch-ephraimitsche Koalition gegen Juda (→ syrisch-ephraimitscher Krieg
7. Theologie
In theologischer Hinsicht ist das Hoseabuch ungemein reichhaltig. Thematisch werden zentrale theologische Fragen angesprochen: Polemik gegen → Baal
Ein wesentliches Kennzeichen der Theologie des Hoseabuches ist die breite Aufnahme der Heilstraditionen Israels: Jakobtradition in Hos 12; Mosetradition in Hos 12,13-14
Hosea polemisiert zudem scharf gegen den kanaanäischen Gott → Baal
Im Hoseabuch wird zugleich das gegenwärtige Königtum aufgrund seines Fehlverhaltens energisch kritisiert (z.B. Hos 8,4
Die Botschaft des Hoseabuches lässt sich als leidenschaftliches Plädoyer für den Gott verstehen, der sich Israel offenbart hatte, um von ihm erkannt zu werden und für es da zu sein.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998ff.
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
- Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (http://www.bautz.de/bbkl/h/hosea_p.shtml
)
2. Kommentare
- Ben Zvi, E., 2005, Hosea (fotl), Grand Rapids
- Jeremias, J., 1983, Der Prophet Hosea (ATD 24,1), Göttingen
- Wolff, H.-W., 3. Aufl. 1976, Hosea (BK XIV/1), Neukirchen-Vluyn
3. Weitere Literatur
- Eidevall, G., 1996, Grapes in the Desert. Metaphors, Models and Themes in Hosea 4-14 (CB OTS 43), Stockholm
- Gisin, W., 2002, Hosea. Ein literarisches Netzwerk beweist seine Authentizität (BBB 139), Berlin / Wien
- Jeremias, J., 1996a, Hosea und Amos. Studien zu den Anfängen des Dodekapropheton (FAT 13), Tübingen
- Jeremias, J., 1996b, Die Anfänge des Dodekapropheton: Hosea und Amos, in: ders. (1996a), 34-54
- Naumann, Th., 1991, Hoseas Erben. Strukturen der Nachinterpretation im Buch Hosea (BWANT 131), Stuttgart u.a.
- Nissinen, M., 1991, Prophetie, Redaktion und Fortschreibung im Hoseabuch. Studien zum Werdegang eines Prophetenbuches im Lichte von Hos 4 und 11 (AOAT 231), Kevelaer
- Schart, A. , 1998, Die Entstehung des Zwölfprophetenbuchs. Neubearbeitungen von Amos im Rahmen schriftenübergreifender Redaktionsprozesse (BZAW 260), Berlin / New York
- Seifert, Brigitte, 1996, Metaphorisches Reden von Gott im Hoseabuch (FRLANT 166), Göttingen.
- Sheppard, G.T., 1980, Wisdom as a Hermeneutical Construct. A Study in the Sapientalizing of the Old Testament (BZAW 151), Berlin / New York
- Wacker, Marie-Th., 1996, Figurationen des Weiblichen im Hoseabuch. Literarische, entstehungsgeschichtliche und religionsgeschichtliche Studien, unter besonderer Berücksichtigung von Hos 1-3 (HBS 8), Freiburg
- Yee, Gale A., 1987, Composition and Tradition in the Book of Hosea (SBL DS 102), Atlanta/Georgia
Abbildungsverzeichnis
- Der Prophet Hosea (Duccio di Buoninsegna; 1308-1311).
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