Jagd
(erstellt: August 2005)
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1. צוד ṣwd „jagen“ und יקשׁ jqš „Vögel fangen“
Das Verb יקשׁ jqš mit den Nebenformen נקשׁ nqš und קושׁ qwš bedeutet speziell „Vögel fangen“. Von ihm leiten sich יָקוֹשׁ jāqôš / יָקוּשׁ jāqûš „Vogelsteller“ und מוֹקֵשׁ môqeš „Vogelfalle / Vogelnetz / Wurfholz“ ab.
2. Jagd nach Wildbret
1) Bedeutung. In vorgeschichtlicher Zeit war die Jagd eine der wichtigsten Formen der Nahrungsbeschaffung. Mit der neolithischen Revolution, dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht, verlor sie jedoch immer mehr an Bedeutung. In der Zeit des antiken Israel spielte sie wirtschaftlich gesehen keine große Rolle mehr, und deswegen wird von ihr im Alten Testament nur selten erzählt. Der historischen Entwicklung entspricht die Bevorzugung des Hirten → Jakob
Von den erlegten Tieren wurde das Fleisch gegessen, das Fell als Decke verwendet oder zu Kleidung verarbeitet. Nach den Kultgesetzen mussten Wildtiere wie geschlachtete Haustiere ausbluten, da man kein Blut essen durfte. Dieses sollte man zu Boden laufen lassen und mit Erde zuscharren (Lev 17,13
2) Wildtiere. Im Alten Testament finden sich Listen, welche Tiere man essen darf bzw. nicht essen darf. Da wir die Bedeutung von hebräischen Tierbezeichnungen oft nicht kennen, wissen wir nicht, welche Tiere jeweils genau gemeint sind. Als essbar listet Dtn 14,5
3. Jagd auf gefährliche Tiere
Es gab in der Antike in Palästina eine Fülle von wilden, in unterschiedlichem Maße gefährlichen Tieren, von denen die meisten dort heute ausgestorben sind: Löwe, Leopard, Bär, Wolf, Schakal, Fuchs, Hyäne, Krokodil und Schlangen. Sie verwüsteten Felder, dezimierten Viehbestände, ja griffen Menschen an (Lev 26,22
4. Jagdgeräte
1) Schuss- und Wurfwaffen. Gejagt wurde mit Pfeil und Bogen (Gen 27,3
2) Netze. Zum Tierfang benutzte man verschiedene Arten von Netzen aus Flachs. Zur Hetzjagd auf kleinere und größere Tiere, z.B. Hirsche, baute man Stellnetze (מִכְמָר) zu einer Art Zaun auf und trieb die Tiere z.B. mit Hilfe von Jagdhunden hinein, damit sie sich in den Maschen verfingen und hilflos zappelnd dalagen (Jes 51,20
4) Fanggruben. Löwen und wohl auch anderes Großwild hat man u.a. in Gruben gefangen (שַׁחַת; Ez 19,8
5) Jagdhunde und Pferde. In der ägyptischen → Sinuhe
5. Jagd in bildlicher Sprache
In Bildern und Vergleichen wird im Alten Testament häufig auf die Jagd angespielt, besonders in den → Psalmen
An anderen Stellen erscheinen die Jäger in negativem Licht; die Sympathie liegt dann auf der Seite der Opfer. Frevler sind wie Vogelsteller hinter den Menschen her (Jer 5,26
6. Jagd als symbolischer Sieg des Guten über das Böse
Auf der Jagd konnte man sich und anderen Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Mut und Kampfeskraft beweisen. Deswegen stellt der Sieg über wilde Tiere in Heldenerzählungen ein festes Motiv dar. Es soll zeigen, wie sehr der jugendliche Held die genannten Eigenschaften verkörpert und damit für größere Aufgaben qualifiziert ist. So beginnen → Simson
Einen Nachklang findet diese Ideologie in der alttestamentlichen Zeichnung mesopotamischer Könige. Der legendäre König Nimrod, der traditionsgeschichtlich vielleicht ein Nachfahre des kriegerischen Gottes Ninurta ist und in Mi 5,5
Keine Rolle spielt die Jagd dagegen bei den Königen Israels und Judas. Sie ist als Topos der Königsideologie nicht rezipiert worden, und so hören wir nie davon, dass ein König auf Jagd geht und sich als großen Jäger feiern lässt. Die Jagd scheint noch nicht einmal ein Ideal gewesen zu sein. Einen Repräsentanten findet sie allenfalls in Esau, doch wird der nicht sehr positiv gezeichnet. In Visionen von einer eschatologischen Heilszeit ist nie von der Leichtigkeit der Jagd die Rede, im Gegenteil: man träumt von einem friedlichen Zusammenleben mit den wilden Tieren (Jes 11,6-8
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (צוד und יקשׁ)
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (Zoology)
- Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Altenmüller, H., Darstellungen der Jagd im Alten Ägypten, Hamburg / Berlin 1967
- Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. VI, Gütersloh 1939, 314ff (Nachdruck Hildesheim u.a. 1987)
- Helck, W., Jagd und Wild im Alten Vorderasien, Hamburg / Berlin 1968
- Janowski, B. / Neumann-Gorsolke, U., Wilde Tiere und Tierjagd, in: B. Janowski u.a. (Hgg.), Gefährten und Feinde des Menschen. Das Tier in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn 1993, 150-154
- Keel, O., Der Bogen als Herrschaftssymbol. Einige unveröffentlichte Skarabäen aus Ägypten und Israel zum Thema „Jagd und Krieg“, ZDPV 93 (1977), 141-177; auch in: O. Keel / M. Shuval / C. Uehlinger, Studien zu den Stempelsiegeln aus Palästina/Israel III, (OBO 100), Fribourg / Göttingen 1990, 27-65.263-279 (Nachträge)
- Keel, O., Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alten Testament, Neukirchen-Vluyn 4. Aufl. 1984, 78-84
- Osten-Sacken, E. von der, Hürden und Netze, MDOG 123 (1991), 133-148
- Riede, P., Im Netz des Jägers. Studien zur Feindmetaphorik der Individualpsalmen (WMANT 85), Neukirchen-Vluyn 2000, 339ff
- Riede, P., Tiere im Alten und Neuen Testament – Ein Überblick, in: ders., Im Spiegel der Tiere. Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im alten Israel (OBO 187), Fribourg / Göttingen 2002, 213-246
- Salonen, A., Jagd und Jagdtiere im Alten Mesopotamien, Helsinki 1976
Abbildungsverzeichnis
- Jagd auf Antilopen, Hasen und Vögel (Relief im Palast Sargons II. [721-705 v. Chr.] in Chorsabad). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Aufbruch zur Großwildjagd mit Netzen, Stangen und Hunden (Relief; Ninive, Nord-Palast Assurbanipals, 7. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Großwildjagd mit Stellnetz (Relief im Palast Assurbanipals in Ninive; 7. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Vogeljagd mit Zugnetz. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Vogeljagd mit Klappnetz (Wandmalerei in Beni Hassan, Ägypten; Mittleres Reich). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Jagd im Streitwagen mit Windhunden auf Antilope und Wildstiere (Goldschale aus Ugarit; 15.-14. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Simson tötet Löwen (Lukas Cranach d. Ä.; 1520-1525 n. Chr.).
- Königliche Löwenjagd Assurnasirpals II. (Relief im Nordwest Palast in Nimrūd; 9. Jh. v. Chr.). Aus: H. Gressmann, Altorientalische Bilder zum Alten Testament, Berlin / Leipzig 2. Aufl. 1927, Abb. 119
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