Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: März 2008)

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1. Name

Joab (יוֹאָב) ist ein Bekenntnisname mit der Bedeutung „Jahwe ist Vater“.

2. Joab, der Feldherr Davids

2.1. Herkunft und Funktion

Joab ist einer der drei Söhne der Zeruja (vgl. 2Sam 2,18) und damit ein Neffe → Davids und Enkel des → Isai aus → Betlehem. Sein Name wird erstmals beiläufig in 1Sam 26,6 erwähnt. Als handelnde Person tritt er erst nach dem Tod → Sauls von 2Sam 2,13 an auf. Er zählt zu den Gefolgsleuten Davids und ist der oberste Befehlshaber seines Heeres (hebr. Titel: שַׂר־צָבָא und עַל־הַצָּבָא vgl. 2Sam 8,16; 2Sam 19,14; 2Sam 20,23). Nach der → Chronik wurde Joab wegen seiner besonderen Tapferkeit bei der Einnahme Jerusalems mit einem militärischen Amt betraut (1Chr 11,6). Eine Zugehörigkeit Joabs zu den Anhängern Davids bereits zu Lebzeiten Sauls lässt sich aus den Texten nicht erkennen.

2.2. Taten

Obwohl David im 2. Samuelbuch (→ Samuelbücher; → Thronfolgeerzählung) im Mittelpunkt steht, ist Joab dort als ein eigenständiger Charakter gezeichnet, der bei aller Loyalität zu seinem König nicht immer in dessen Sinne handelt. Das zeigt sich bereits in 2Sam 3,22-39, der hinterhältigen Ermordung → Abners durch Joab. Als Joab erfährt, dass David mit dem Überläufer Abner eine Vereinbarung getroffen hat, macht er dem König heftige Vorwürfe (2Sam 3,24-25) und beseitigt den suspekten Rivalen auf eigene Faust (2Sam 3,27). David klagt darüber, dass er sich gegen die Söhne der Zeruja nicht durchsetzen kann (2Sam 3,39).

Joab erreicht durch die Vermittlung der weisen Frau von Tekoa, dass David den Brudermörder → Abschalom wieder nach Jerusalem zurückkehren lässt (2Sam 14,1-24). David ist sich darüber im Klaren, dass Joab im Hintergrund die politischen Fäden gezogen hat (2Sam 14,19). Für die Aussöhnung Abschaloms mit David setzt sich Joab aber erst ein, nachdem der Königssohn ihn dazu genötigt hat (2Sam 14,28-33).

Am deutlichsten ist der Gegensatz zwischen David und Joab bei der Behandlung des aufständischen Abschalom (2Sam 18,6-32). Gegen den ausdrücklichen Befehl Davids, Abschalom zu verschonen (2Sam 18,5; vgl. 2Sam 18,12), tötet Joab ihn gemeinsam mit seinen Waffenträgern (2Sam 18,14-15). Als David wegen des Todes seines Sohnes in Trauer versinkt, redet Joab ihm ins Gewissen und droht ihm sogar mit der Aufkündigung der Loyalität seines Volkes (2Sam 19,1-9a). In der Folge verspricht der König die Feldherrnposition dem → Amasa (2Sam 19,14; vgl. 2Sam 20,4). Dies zeigt, dass Joab das Vertrauen Davids verloren hat. Da Amasa sich aber als unfähig erweist (2Sam 20,5), greift David auf → Abischai und damit auch auf dessen Bruder Joab zurück: Beide schlagen den Aufstand des → Scheba nieder (2Sam 20,6-22), Joab ermordet Amasa heimtückisch (2Sam 20,10).

Die Loyalität Joabs gegenüber dem König kommt besonders in der Urija-Episode der → Batseba-Erzählung (2Sam 11,1-27) zum Ausdruck: Ohne Zögern erfüllt er den Befehl Davids und stellt → Urija an den Platz mit den gefährlichsten Gegnern, sodass er zu Tode kommt (2Sam 11,14-16). Auch die Eroberung der Ammoniterstadt Rabba überlässt Joab dem König zu dessen Ehre (2Sam 12,26-31). Trotz seiner Bedenken führt Joab die Volkszählung im Auftrag Davids durch (2Sam 24,1-9). In kriegerischen Auseinandersetzungen tritt Joab noch in 2Sam 2,12-32 (Kampf gegen Abner, den Feldherrn → Ischbaals) und 2Sam 10,7-14 (Kampf gegen die Ammoniter und Aramäer) auf. Insgesamt gesehen verfolgt Joab eine radikalere und ausgrenzendere Politik als David, der sich um Integration unterschiedlicher Strömungen bemüht. Auf den Königsthron selbst hat er keine Ambitionen.

2.3. Tod

Das bereits in 2Sam 3,29 dem Joab angekündigte Unheil trifft ein, als er sich in den Auseinandersetzungen um die Nachfolge Davids auf die falsche Seite stellt und → Adonija unterstützt (1Kön 1,7). Unmittelbar vor seinem Tod erinnert David in 1Kön 2,5-6 den neuen König Salomo an die beiden hinterhältigen und noch ungesühnten Bluttaten des Joab, die Morde an Abner (2Sam 3,27) und Amasa (2Sam 20,10). Die Ermordung Abschaloms (2Sam 18,14-15) wird in diesem Zusammenhang nicht genannt. Obwohl Joab in das Zelt des Herrn flieht und die Hörner des Altars ergreift und damit Asyl begehrt (vgl. aber Ex 21,14), lässt Salomo ihn dort durch → Benaja töten, der auch sein Nachfolger als Feldherr wird (1Kön 2,28-35).

3. Weitere Personen

Den Namen Joab tragen außer dem Feldherrn Davids ein judäisches Familienoberhaupt in den genealogischen Listen der Chronik (1Chr 4,14) und eine Heimkehrerfamilie aus dem babylonischen Exil (Esr 2,6 par. Neh 7,11; Esr 8,9). Auch epigraphisch ist der Name auf einem in Karthago gefundenen hebräischen Stempelsiegel belegt (vgl. Renz / Röllig, II/2, 244).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (im Internet)

2. Weitere Literatur

  • Bietenhard, S.K., 1998, Des Königs General. Die Heerführertraditionen in der vorstaatlichen und frühen staatlichen Zeit und die Joabgestalt in 2 Sam 2-20; 1 Kön 1-2 (OBO 163), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
  • Dietrich, W., 1997, Die frühe Königszeit in Israel. 10. Jahrhundert v. Chr. (Biblische Enzyklopädie 3), Stuttgart u.a.
  • Dietrich, W., 2002, Das Ende der Thronfolgegeschichte (2000), in: ders., Von David zu den Deuteronomisten. Studien zu den Geschichtsüberlieferungen des Alten Testaments (BWANT 156), Stuttgart u.a., 32-57
  • Dietrich, W. / Naumann, T., 1995, Die Samuelbücher (EdF 287), Darmstadt
  • Eschelbach, M.A., 2005, Has Joab foiled David? A Literary Study of the Importance of Joab's Character in Relation to David (Studies in Biblical Literature 76), New York u.a.
  • Fischer, A.A., 2004, Von Hebron nach Jerusalem. Eine redaktionsgeschichtliche Studie zur Erzählung von König David in II Sam 1-5 (BZAW 335), Berlin / New York
  • Gesenius, W., 18. Aufl 1987ff, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. Begonnen von Rudolf Meyer, bearb. und hrsg. von Herbert Donner, Berlin u.a., 450
  • Hentschel, G., 1994, 2 Samuel (NEB), Würzburg
  • Muntingh, L.M., 1984/85, The Role of Joab in the Succession Narrative, OTWSA 27/28, 202-217
  • Polak, F.H., 2001, Joab and David in Double Vision, Bibl. 82, 264-269
  • Rechenmacher, H., 1997, Personennamen als theologische Aussagen. Die syntaktischen und semantischen Strukturen der satzhaften theophoren Personennamen in der hebräischen Bibel (ATSAT 50), St. Ottilien
  • Renz, J. / Röllig, W., 2003, Handbuch der althebräischen Epigraphik, Bd. II/2, Darmstadt
  • Rüterswörden, U., 1985, Die Beamten der israelitischen Königszeit. Eine Studie zu śr und vergleichbaren Begriffen (BWANT 117), Stuttgart u.a.
  • Seiler, S., 1998, Die Geschichte von der Thronfolge Davids (2 Sam 9-20; 1 Kön 1-2): Untersuchungen zur Literarkritik und Tendenz (BZAW 267), Berlin / New York
  • Wesselius, J.W., 1990, Joab's Death and the Central Theme of the Succession Narrative (2 Samuel ix – 1 Kings ii), VT 40, 336-351

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