Jonatan
(erstellt: Juli 2005)
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1. Name
Jonatan (יְהוֹנתָן) bedeutet „Gott hat gegeben“. Die Bibel kennt eine Vielzahl von Gestalten dieses Namens, von denen aber nur zwei, nämlich der Sohn Sauls und der Makkabäer Jonatan, eine größere Rolle spielen.
2. Wichtige Personen
2.1. Jonatan, der Priester in Dan
Erst in Ri 18,30
2.2. Jonatan, der Sohn Sauls
Die bekannteste Jonatan-Gestalt der Bibel ist Jonatan, der Sohn → Sauls
Jonatan wird jedoch nicht nur als tapferer Kämpfer gezeichnet. Nach Davids Sieg gegen → Goliat
Mit der Abwendung Gottes von Saul ist letztlich auch das tragische Ende Jonatans vorgezeichnet: Bei der Totenbeschwörerin von → En-Dor
Über den historischen Jonatan lässt sich kaum Greifbares sagen, wichtiger ist daher seine literarische Rolle als Vermittler zwischen David und Saul wie auch als designierter Thronfolger, der zugunsten des von Jahwe Erwählten auf seinen Thron verzichtet.
2.3. Jonatan, der Makkabäer
Im Jahr 160 v. Chr. wurde Jonatan, der auch Apphus (vielleicht: „der Begünstigte“, der „Liebling“?) genannt wird (vgl. 1Makk 2,5
Jonatan hat sich zunächst mit der in Jerusalem erstarkten hellenistischen Bewegung und dem in Jerusalem amtierenden Statthalter Bakchides auseinander zu setzen, der versucht, ihn und mit ihm die makkabäische Bewegung endgültig auszulöschen. Dabei kann Jonatan zwar kleine Erfolge erringen – sein Kampf gegen Bakchides in den Jordansümpfen wird in Anlehnung an die Schlachten des Judas als eine Art „heiliger Krieg“ geschildert (1Makk 9,43-49
Die große Wende aber ist erst aufgrund der nun ansetzenden Thronstreitigkeiten im seleukidischen Königreich möglich. In den Auseinandersetzungen zwischen Demetrius I. Soter (162-150 v. Chr.) und Alexander Balas (150-146/45 v. Chr.) schlägt sich Jonatan trotz einiger Angebote des Demetrius auf die Seite des Usurpators Alexander, der ihn daraufhin im Jahr 152 v. Chr. zum Hohenpriester ernennt (1Makk 10,1-21
Dass dieser Anspruch keineswegs überall gut geheißen wurde – die Makkabäer waren ja nicht zadokidischen Geschlechts –, zeigt sich darin, dass Jonatan (oder sein Bruder Simeon) mit großer Wahrscheinlichkeit die Person ist, die in manchen Qumrantexten als der „Frevelpriester“ bezeichnet wird (vgl. z.B. 1QpHab 12,6-10). Die innerjüdische Opposition gegen die makkabäischen Ansprüche scheint gerade vor diesem Hintergrund wieder gewachsen zu sein. Als sich Alexander Balas schließlich endgültig gegen Demetrius I. durchsetzen kann, wird Jonatan bei einem Treffen zwischen dem ägyptischen Herrscher Ptolemaios VI. Philometor und Alexander Balas in Ptolemaïs öffentlich geehrt, als Zeichen der Freundschaft mit Purpur bekleidet und schließlich gar zum General und Provinzstatthalter erhoben. Damit aber erkennt erstmals ein seleukidischer König offiziell auch die politische Autorität des makkabäischen Führers an.
Als der Sohn Demetrius’ I., Demetrius II. Nikator (146/45-138), Alexander Balas die Herrschaft wieder streitig machen will (148/147 v. Chr.), gerät Jonatan erneut in eine schwierige Lage (1Makk 10,67-89
Trotz dieses schmählichen Todes ist es Jonatan letztendlich gelungen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass unter seinem Bruder Simeon Israel die Unabhängigkeit unter makkabäischer bzw. hasmonäischer Herrschaft erringen kann.
3. Weitere Personen
1) Jonatan, der Sohn Abjatars. Jonatan, der Sohn des Priesters Abjatar, informiert zusammen mit Ahimaaz während Abschaloms Aufstand David über den Feind (2Sam 15,27
2) Jonatan, der Neffe Davids. Auch der Sohn von Davids Bruder Schima, von dem 2Sam 21,21
3) Jonatan, einer der Helden Davids. In der Liste der dreißig Helden Davids bietet 1Chr 11,34
4) Jonatan, ein Aufseher zur Zeit Davids. Als Aufseher über die Vorräte auf dem Land, in den Städten, Dörfern und Türmen zur Zeit Davids, nennt 1Chr 27,25b
5) Jonatan, der Onkel Davids. 1Chr 27,32
6) Jonatan, der Sohn Jadas. In der Liste der Nachkommen Jerachmeels, die wiederum dem Stamm Juda zuzurechnen sind, ist ein Jonatan, Sohn Jadas, aufgeführt, der Vater zweier Söhne wird (1Chr 2,23
7) Jonatan, ein Levit. Einer der Leviten, die zusammen mit einigen Beamten zur Zeit Joschafats in die Städte Judas ziehen, um das Volk zu belehren, trägt den Namen Jonatan (2Chr 17,8
8) Jonatan, der Stadtschreiber. Der Prophet Jeremia wird nach Jer 37,15
9) Jonatan, der Truppenführer. Auch unter den Truppenführern Israels, die sich nach der Zerstörung Jerusalems 586/87 v. Chr. in Mizpa dem von Nebukadnezar neu eingesetzten Statthalter Israels, Gedalja, unterwerfen, findet sich ein Jonatan (Jer 40,8
10) Jonatan, der Vater Ebeds. Das Verzeichnis der Heimkehrer Israels aus Babylonien nennt u.a. den Namen „Ebed, der Sohn Jonatans“ (Esra 8,6
11) Jonatan, der Sohn Asaëls. Im Rahmen der Diskussion um die Auflösung der Mischehen begegnet in Esra 10,15
12) Jonatan, ein Priester. In den Priesterlisten des Buches Nehemia fällt der Name Jonatan mehrfach (Neh 12,14
13) Jonatan, der Sohn Abschaloms. Neben dem Hohenpriester Jonatan begegnet in 1Makk 13,11
14) Jonatan der Zeit Nehemias. Laut 2Makk 1,23
15) Jonatan im Neuen Testament. Die üblichen Ausgaben des Neue Testaments erwähnen keinen Jonatan, allerdings bieten Codex Bezae Cantabrigiensis, einige lateinische Handschriften sowie Hieronymus in Apg 4,6
16) Jonatan im außerbiblischen Judentum der Antike. Auch hier spielt der Name Jonatan immer wieder eine Rolle:
Ein Jonatan ben Bayaan, der aus Briefen Bar Kochbas bekannt ist, war während des jüdischen Aufstands von 132-135 n. Chr. Befehlshaber der strategisch wichtigen Region um En Gedi.
Mehrere rabbinische Autoritäten tragen den Namen Jonatan: Jonatan ben Uzziel (1. Jh. n. Chr.) galt nach Talmudtraktat Megilla 3a (Text Talmud 2
Literaturverzeichnis
1. Editionen
- Schunck, K.-D., 1980, 1. Makkabäerbuch (JSHRZ I.4), Gütersloh
2. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Dictionary of Judaism in the Biblical Period. 450 B.C.E. to 600 C.E., New York 1996
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
3. Weitere Literatur
- Dobbeler, S.v., 1997, Die Bücher 1/ 2 Makkabäer (NSK.AT 11), Stuttgart 1997, 103-124
- Haag, E., 2003, Das hellenistische Zeitalter. Israel und die Bibel im 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. (Biblische Enzyklopädie 9), Stuttgart, 87-95
- Hieke, T., 2. Aufl. 2004, Die Bücher der Makkabäer, in: E. Zenger (Hg.), Stuttgarter Altes Testament, Stuttgart, 882-988
- Müllner, I., 2. Aufl. 2004, Die Samuelbücher, in: E. Zenger (Hg.), Stuttgarter Altes Testament, Stuttgart, 460-562
- Sacchi, P., 2. Aufl. 2004, The History of the Second Temple Period, London / New York, 241-249
- Zenger, E., 2. Aufl. 2004, Das Buch der Richter, in: ders. (Hg.), Stuttgarter Altes Testament, Stuttgart, 411-452
Abbildungsverzeichnis
- Davids Abschied von Jonatan (Rembrandt, 1642); das Bild wird auch als Versöhnung von David und Absalom gedeutet.
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