Joram
Andere Schreibweise: Jehoram; Ioram
(erstellt: April 2017)
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1. Name
Der Name „Joram“, der auch in anderen semitischen Sprachen belegt ist, erscheint im Alten Testament in der Langform יְהוֹרָם jəhôrām und der Kurzschreibweise יוֹרָם jôrām. יְהוֹרָם jəhôrām setzt sich aus dem Gottesnamen יהוה jhwh sowie der Wurzel רום rwm „hoch sein“ zusammen und bedeutet „JHWH ist erhaben“. Sowohl im Südreich Juda als auch im Nordreich Israel gab es je einen König mit dem Namen Joram. Beide regierten in der Mitte des 9. Jh.s v. Chr. Die genaue Datierung ist jedoch sehr umstritten. Teile der Forschung vertreten die These, dass Joram von Juda und Joram von Israel historisch gesehen ein und dieselbe Person sind, ebenso wie Ahasja von Israel und Ahasja von Juda. Joram stammte aus dem Nordreich, habe aber zunächst in Juda, das ein Filialkönigtum des Nordreichs gewesen sei, regiert und erst dann im Tausch mit seinem Bruder Ahasja im Nordreich geherrscht. Erst später habe die biblische Geschichtsschreibung daraus zwei Könige konstruiert. Als Gründe für die These werden die Namensgleichheit, die fast parallele Regierungszeit und die ähnliche Regierungsdauer angeführt. Ebenso führen beide Könige in 2Kön 9 gemeinsam Krieg, was auf eine enge Verbindung von Juda und Israel zu der Zeit hindeutet (Frevel, 160.204-208).
2. Joram, König von Juda
Über Joram als König von Juda liegen zwei biblische Darstellungen in 2Kön 8,16-24
2.1. Joram in den Königebüchern (2Kön 8,16-24)
2.1.1. Biblische Darstellung
Joram aus dem Hause Davids ist der Sohn von König → Joschafat
2Kön 8,20-22
2.1.2. Forschungsfragen
Der vorliegende Text bietet trotz seiner Kürze einige Spannungen und Indizien für Erweiterungen. Besonders die theologische Erklärung in 2Kön 8,19
Höchstwahrscheinlich ist der älteste Kern der Darstellung die Schilderung des Abfalls von Edom und der Stadt Libna im unübersichtlichen Abschnitt 2Kön 8,20-22
2.2. Joram in den Chronikbüchern
2Chr 21
Darauf folgen in 2Chr 21,5
Das folgende Sondergut stellt Jorams schlechte Taten in Juda nun ausführlich dar. 2Chr 21,11
2.3. Zur Rezeption Jorams im Neuen Testament und in der Kunst (Klaus Koenen)
Als König des Hauses David zählt Joram nach Matthäus zu den Vorfahren Jesu (Mt 1,8
3. Joram, König von Israel
3.1. Biblische Darstellung in 2Kön 3,1-3
Joram ist der Sohn → Ahabs
3.2. Krieg Jorams und Joschafats gegen Moab
3.2.1. Biblische Darstellung in 2Kön 3,4-27
2Kön 3
3.2.2. Forschungsfragen zu 2Kön 3,4-27
Der Moabiter-Krieg ist der bekannteste Text zu Joram. Besonders über die möglichen Bezüge zur → Mescha-Stele
Die Einheitlichkeit der Geschichte ist stark umstritten. Von den diversen literarkritischen Vorschlägen sei hier als Hauptspannung die Begegnung zwischen Elisa und den Königen in der Wüste in 2Kön 3,9-19
Das Ende der Geschichte bleibt rätselhaft. Fraglich ist, was der „große Zorn“ (קֶצֶף־גָּדוֹל) in 2Kön 3,27
1) In der Darstellung wurde eine alte Sage verarbeitet, in der die moabitischen Götter durch das Menschenopfer den Zorn gegen die Angreifer erwirken. Die Frage nach dem Ursprung des Zorns wird somit im Bibeltext bewusst offen gehalten, um den Eindruck zu vermeiden, dass JHWH schwächer sei als die Götter Moabs (Hentschel, 13).
2) Die Einführung Meschas und die Verschonung der Moabiter in 2Kön 3,4f.25b-27
3) Den Zorn zieht sich Joram durch seine Verfehlungen in 2Kön 3,2f.10.13
4) Der „Zorn“ umschreibt die Folge des Menschenopfers. Das Opfer erwirkt zwar Moabs Verschonung, aber diese resultiert nicht aus eigener Stärke, sondern durch eine Freveltat mit Beigeschmack, da Menschenopfer im Judentum verboten sind (Würthwein, 285).
3.3. Jorams Ende durch Jehu
3.3.1. Biblische Darstellung in 2Kön 9
Durch die Elia-Elisa-Geschichten unterbrochen geht der Erzähltext über Jorams Tod und den Untergang des Hauses Omri erst ab 2Kön 8,27
3.3.2. Forschungsfragen zu 2Kön 9
Die Putscherzählung Jehus in 2Kön 9 ist eher literarisch als historisch zu betrachten (Werlitz, 241). Zwei konträre Darstellungen durchziehen zudem den Text. So wird einerseits der kaltblütige Putsch Jehus aus der Perspektive der Opfer dargestellt, die, ohne es zu ahnen, ihren Mörder empfangen und hingerichtet werden (Minokami, 176). Andererseits finden sich immer wieder Passagen, die Jehu positiv bewerten, da er den Baalskult Isebels auslöscht, wie es das Deuteronomium vorschreibt. Auch in 2Kön 9,22
Weiterhin wird diskutiert, ob nicht die → Tel-Dan-Inschrift
4. Weitere Personen mit dem Namen Joram
1. In der Bibel tritt der Name „Joram“ weiterhin für den Sohn des Königs Toi von Hamath auf, der nach 2Sam 8,10
2. „Joram“ heißt auch der Sohn eines Leviten Jesaja in einer Levitenliste in 1Chr 26,25
3. Nach 2Chr 17,8
4. Nach der → Septuaginta
5. Inschriftlich ist der Name Joram mehrfach belegt, nämlich auf einem Ostrakon aus dem Judäischen Bergland (AHI II, 99.005,5; um 600 v. Chr.), auf einem Siegelabdruck unbekannter Herkunft (AHI II, 101.235,1) sowie einem Siegelabdruck aus → Lachisch
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
- Encyclopedia of the Bible and its Reception, Berlin / New York / Boston 2009ff
2. Weitere Literatur
- Cogan, M., 1988, 2 Kings: a new translation with introduction and commentary (AncB 11), New York.
- De Vries, S., 1978, Prophet against Prophet, the role of the Micaiah narrative (I Kings 22) in the development of early prophetic tradition, Grand Rapids.
- Frevel, C., 2016, Geschichte Israels (KStTh 2), Stuttgart.
- Fritz, V., 1998, Das zweite Buch der Könige (ZBK 10,2), Zürich.
- Galling, K., 1958, Die Bücher der Chronik, Esra, Nehemia (ATD 12), Berlin.
- Hentschel, G., 1985, 2 Könige (NEB.AT 11), Würzburg.
- Hobbs, T., 1985, 2 Kings (WBC 13), Waco/ Texas.
- Kratz, R.G., 2008, Chemosh’s Wrath and Yahweh’s No: Ideas of Divine Wrath in Moab and Israel, in: R.G. Kratz / H. Spieckermann (Hgg.), Divine Wrath and Divine Mercy in the World of Antiquity (FAT II/33), Tübingen, 92-121.
- Minokami, Y., 1989, Die Revolution des Jehu (GTA 38), Göttingen.
- Mulzer, M., 1992, Jehu schlägt Joram: text-, literar- und strukturkritische Untersuchung zu 2 Kön 8,25 - 10,36 (ATSAT 37), St. Ottilien.
- Noth, M., 1967, Überlieferungsgeschichtliche Studien: die sammelnden und bearbeitenden Geschichtswerke im Alten Testament, 3. Auflage, Tübingen.
- Rudolph, W., 1955, Chronikbücher (HAT 1,21), Tübingen.
- Wagner, T., 2006, Art. Mescha/ Mescha-Stele, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), (Zugriffsdatum: 26.4.2017).
- Werlitz, J., 2002, Die Bücher der Könige (NSK.AT. 8), Stuttgart.
- Würthwein, E., 1984, Die Bücher der Könige: 1. Kön. 17 - 2. Kön. 25 (ATD 11/2), Göttingen.
Abbildungsverzeichnis
- Joram in einer Wurzel Jesse (zweite Reihe von rechts; Archivolten des Hauptportals des Kölner Doms; 19. Jh.). © public domain (Foto und Beschriftung: Klaus Koenen, 2017)
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