Kauf / Kaufbrief
(erstellt: August 2012)
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1. Kaufvorgänge im Alten Testament
Kauf ist eine spezifische Form geschäftlicher Transaktion und zielt auf die Übertragung des Eigentums oder besser des Vollrechts an der Sache vom Verkäufer auf den Käufer gegen Entgelt. Es handelt sich um ein reines Austauschgeschäft. Inhaber der verkauften Güter wird durch den Kauf der Geldgeber, also entweder der Käufer selbst oder – im Fall eines Kaufs mit geliehenem Geld – der Darlehensgeber. Bei den Kaufobjekten kann es sich um Sachwerte, Immobilien, Tiere und auch Menschen (Sklavinnen und Sklaven; → Sklaverei
Auch Sklaven konnte man verkaufen oder tauschen, allerdings wohl keine Schuldsklaven, die dem Eigner nur für eine bestimmte Nutzungsfrist zur Verfügung standen (Lev 25,39
2. Terminologie
2.1. Kauf. Das in den semitischen Sprachen breit belegte Verb קנה qnh bedeutet in einem weiteren Sinn „in Besitz nehmen“, in einem engeren Sinn „kaufen / erwerben“ durch Tausch oder mit Hilfe von Zahlungsmitteln (komplementär zu מכר mkr „übertragen / verkaufen“). Bis in frühjüdische Zeit wird das Verb überwiegend im geschäftlich konkreten Sinn verwendet: für den Kauf von Immobilien (Feld, Weinberg, Grundstück, Haus), für den „Freikauf“ aus der Schuldknechtschaft (Neh 5,8
2.2. Verkauf. Im Hinblick auf die Terminologie des Verkaufs ist die Sache komplizierter, denn hebr. מכר mkr bedeutet in einem weiteren Sinn die Übergabe und Übertragung von Gütern, die nicht immer ein Verkauf sein muss, sondern auch die zeitweise Übertragung von Nutzungsrechten meinen kann (Lipinski, 1984, 869ff). Um zeitweise Übertragung von Nutzungsrechten handelt es sich vor allem bei Formen der Pfändung und Schuldentilgung. Die Übergabe von Haus, Land, eigener Arbeitskraft und derjenigen von Angehörigen (Schuldknechtschaft) sind streng genommen keine Verkaufsvorgänge, obwohl sie mit מכר mkr gebildet werden. Das Verb begegnet auch bei der Eheschließung (Gen 31,15
3. Jeremias Ackerkauf und Kaufbrief (Jer 32)
Bei kostbaren Kaufobjekten wurde durch die Ausstellung einer Kaufurkunde (Kaufbrief) die vom Verkäufer erbrachte Leistung beschrieben und der Empfang des Kaufpreises bestätigt. Jer 32,10f
4. Kaufverhandlungen (Feilschen)
Abrahams Kauf eines Begräbnisplatzes (Gen 23
5. Übertragene Bedeutungen
Die semantische Offenheit von קנה qnh bietet auch die Möglichkeit der Übertragung auf nichtkommerzielle Bedeutungsebenen in der poetischen und weisheitlichen Literatur, die sich auch in frühjüdischen und neutestamentlichen Schriften finden. Die Spruchweisheit stellt vielfach den Erwerb von Weisheit, Einsicht, Zeit, Freunde u.a. als ein gutes Geschäft dar (Spr 1,5
Literaturverzeichnis
Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 6. Aufl., München / Zürich 2004
- Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009
Weitere Literatur
- Hecker, K., Zur Beurkundung von Kauf und Verkauf im Altassyrischen, WO 11 (1980), 64-75
- Jursa, M. (Hg.), Aspects of the Economic History of Babylonia in the First Millennium BC, Veröffentlichungen zur Wirtschaftsgeschichte Babyloniens im 1. Jahrtausend v. Chr, Bd. 4 (AOAT 377), Münster 2010
- Kessler, R., Samaria-Papyri und Sklaverei in Israel, in: J.F. Diehl u.a. (Hgg.), „Einen Altar von Erde mache mir …“ (FS D. Conrad; KAANT 4/5), Waltrop 2003, 169-181
- Lipinski, E., Art. מכר mkr, in: ThWAT IV, Stuttgart 1984, 869-875
- Lipinski, E., Art. קָנָה qānāh, in: ThWAT VII, Stuttgart 1993, 63-71
- Migsch, H., Jeremias Ackerkauf. Eine Untersuchung von Jeremia 32 (Österreichische biblische Studien 15), Frankfurt u.a. 1996
Abbildungsverzeichnis
- Kaufurkunden auf Papyrus oder Leder wurden eingerollt und mit einem Band versehen, an dessen Knoten ein Tonklumpen mit Siegel befestigt wurde. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Beschriftete Gewichtssteine. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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