Kedesch
Andere Schreibweise: Kadesch; Kadesh; Kedes; Kedesh; Qedesh; Quedech; Cedes; Cades
(erstellt: April 2010)
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Biblische Orte namens Kedesch sind ausweislich des jeweiligen Kontextes in drei verschiedenen Gegenden zu suchen: in Galiläa bzw. in Naftali, in Issachar und in Juda.
1. Das galiläische Kedesch auf dem Gebirge Naftali war nach Jos 20,7
2. Vermutlich ist von dem galiläischen Kedesch ein eher unbedeutender südlicher Ort Kedesch-Naftali gemäß Ri 4,6
3. Das issacharitische Kedesch war nach 1Chr 6,57
4. Schließlich gibt es nach Jos 15,23
1. Name
Der Ortsname Kedesch (hebräisch: קֶדֶשׁ Qædæš; griechisch: Καδης / Κηδης / Καδες / Κεδες / Κενεζ / Κυδιως; lateinisch: Cedes / Cades) ist als qatl-Form der Wurzel קדשׁ QDŠ „heilig sein / werden“ zu bestimmen. Als Nominalform dieser Wurzel bedeutet dieser Name „Heiligtum“. Vermutlich ist Kedesch darüber hinaus nur eine dialektale Variante zu Kadesch.
Der Ort Kedesch kommt im hebräischen Alten Testament zwölfmal vor: Er steht entweder allein (Jos 12,22
2. Belege
2.1. Altes Testament
2.1.1. Kedesch in Galiläa
Meist wird im Alten Testament mit dem Ortsnamen Kedesch auf einen bedeutenden Ort in Galiläa verwiesen. Das galiläische Kedesch liegt nach Jos 20,7
2.1.2. Kedesch-Naftali
Um in der Debora-Barak-Erzählung einen weiteren gleichnamigen Ort in Naftali von dem bedeutenden galiläischen Kedesch zu unterscheiden, trägt dieser Ort in Ri 4,6
2.1.3. Kedesch in Issachar
Darüber hinaus gibt es noch einen dritten Ort Kedesch in Issachar, der gemäß 1Chr 6,57
2.1.4. Kedesch in Juda
Nach der Liste der Orte Judas in Jos 15,21-62
2.2. Außerhalb der Bibel
Der galiläische Ort Kedesch wird möglicherweise schon in den Ächtungstexten [E 16] genannt (Herbert / Berlin, 13), auch wenn die entsprechende Lesung beschädigt ist. Neben → Megiddo
In den Annalen von → Tiglat-Pileser III.
Nach Josephus wird Kedesch in Galiläa unter dem Namen Καδασα geführt (bzw. Κεδασα, Κεδεσα, Κυδασα, Κυδισσα, Κυδυσσα). Das tyrische Kadasa, das zwischen Tyrus und Galiläa verortet wird, lag in ständigem Konflikt mit den Galiläern (Antiquitates XIII, 5,6 [154]; Bellum Judaicum II 18,1 [459]; Bellum Judaicum IV 2,3 [104]; Text gr. und lat. Autoren
Das Onomastikon des → Eusebius
Schließlich wird Kedesch noch von islamischen Geographen, z.B. Muqadassi, beschrieben (Strange, 467f).
3. Lage
3.1. Kedesch in Galiläa
Der bedeutende Ort Kedesch in Galiläa darf aufgrund der Namensähnlichkeit und des archäologischen Befundes mit Tell Qedes in Obergaliläa, 11 km nördlich von → Hazor
Auf dem südlichen Hügel legte man ein großes späthellenistisches Gebäude aus Kalkstein mit Lehmziegelaufbau frei, das über einem ebenfalls bedeutenden Bau der Perserzeit errichtet wurde. Bemerkenswert ist ein zementierter Lagerraum mit Bassin, dem sich ein Archiv anschloss. Im Korridor des Gebäudes entdeckte man ein ovales Siegel, das den Ortsnamen Kedesch unter einer Ähre und einer Weintraube aufweist (Ariel / Naveh, 72-74). Dieser Fund untermauert zusätzlich die Gleichsetzung von Tell Qedes mit dem galiläischen Kedesch. Im 1. Jh. v. Chr. wurde dieses Gebäude aufgegeben und danach teilweise zerstört. Vermutlich war Kedesch schon in persischer sowie in hellenistischer Zeit ein administratives Zentrum der Region.
Östlich des Tells befand sich ein Heiligtumsbezirk mit einem römischen Ba‛lšamin-Tempel aus dem 2. Jh. n. Chr. (Ovadiah, 16-59; Niehr 222-225). Die Zuweisung zur Gottheit Ba‛lšamin erfolgt aufgrund zweier griechischer Widmungsinschriften und Abbildungen von Adlern auf den Türstürzen. Die Tempelanlage hatte eine vorgelagerte Portikus und eine Cella mit Apsis, die in einer sekundären Bauphase ergänzt wurde. In dieser Apsis befand sich wahrscheinlich das Kultbild. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass dieser Tempel keine Säulen besaß und vermutlich mit Holzbalken gedeckt war. Von diesem Tempel ist noch die östliche Fassade mit zwei seitlichen Eingängen und einem großen Mitteleingang erhalten. In der Nähe dieses Tempels befinden sich Mausoleen und Gräber. Vermutlich wurde der Tempel durch das Erdbeben im Jahr 363 n. Chr. zerstört. Aus byzantinischer Zeit stammt überdies eine apsidiale Grabkapelle mit vorgelagertem Mosaik.
3.2. Kedesch-Naftali
Der südliche Ort Kedesch-Naftali liegt aufgrund der Namenskontinuität vermutlich auf Chirbet el-Qadīš, am südwestlichen Ende des Sees Genezareth (Koordinaten: 2023.2378; N 32° 44' 11'', E 35° 33' 24''
3.3. Kedesch in Issachar
Der Ort Kedesch in Issachar liegt angesichts der Namenskontinuität wahrscheinlich auf dem Tell Abū Qudēs, einem Ort 4 km nördlich von → Taanach
3.4. Kedesch in Juda
Das Kedesch in Juda, das in der Nähe von Jitnan und dem südlichen Hazor liegt, ist vielleicht mit → Kadesch-Barnea
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- The Interpreter's Dictionary of the Bible, New York 1962
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich 1991-2001
- The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
2. Weitere Literatur
- Abel, F.-M., 1938, Géographie de la Palestine. Band 2: Géographie politique, les villes (Études Bibliques), Paris
- Aharoni, Y., 1984, Das Land der Bibel. Eine historische Geographie, Neukirchen-Vluyn
- Aharoni, Y. / Amiran, R., 1953, Researches in Upper-Galilee, Bulletin of the Jewish Palestine Exploration Society 17, 126-137
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- Gaß, E., 2005, Die Ortsnamen des Richterbuches in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Orten namens Kedesch. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Blick auf Tell Qedes. © Erasmus Gaß
- Östliche Fassade des Ba‛lšamin-Tempels von Tell Qedes. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1999)
- Blick auf Chirbet el-Qadīš. © Erasmus Gaß
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