Kedor-Laomer
Andere Schreibweise: Kedorlaomer; Chedorlaomer
(erstellt: November 2010)
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Andere Schreibweisen: Kedorlaomer, Chedorlaomer
1. Die Erzählung in Gen 14
Kedor-Laomer hieß nach Gen 14
2. Der Name Kedor-Laomer
Der Name Kedor-Laomer (כדר־לעמר kədår-lā‘omær bzw. כדרלעמר kədårlā‘omær) ist nur in Gen 14,1
Exkurs zur Orthographie: כדר־לעמר kədår-lā‘omær bzw. כדרלעמר kədårlā’omær. Die hebräische und aramäische Textüberlieferung des aus zwei Wörtern bestehenden Namens schwankt zwischen Getrennt- (Samaritanus, Targum Onkelos und Neofiti) und Zusammenschreibung (→ Genesis-Apokryphon
Im Codex Petropolitanus (L) ist der Name in Gen 14,1
Die Lesung als ein Wort in V.4 und 5 dagegen wird, trotz des deutlichen Abstandes zwischen ר und ל, durch die Vokalisation und das Fehlen eines Maqqef angezeigt (s. Abb. 2).
Eine zweite, ebenfalls von Schemuel ben Jaakob, dem Schreiber des Codex L, angefertigte Handschrift (מל bei Breuer = Ms. Lehmann, früher Gottheil 14) liest denselben Namen in Gen 14,5
3. Die Frage der Historizität der Erzählung
Das, was Gen 14 von der übrigen Erzelterngeschichte trennt, die Kriegsthematik sowie die Fülle an Orts- und Personennamen, sind gängige Kennzeichen altorientalischer Geschichtsschreibung, so dass sich die Frage nach der möglichen Historizität des Berichteten nahelegt.
3.1. Die Konstellation der Gegner
Das Reich Kedor-Laomers, → Elam
Doch die Gegner Kedor-Laomers, die fünf Städte unter Führung des Königs von → Sodom
Auch die mythischen Namen der ostjordanischen Völkerschaften, die Kedor-Laomer geschlagen haben soll (Refaim, Susiter, → Emiter
Demgegenüber erwecken die Namen der vier Großkönige, → Arjoch
Wenn allerdings die Nachricht von einem solchen Feldzug und einige der Gen 14,1f
Da es historisch verbürgte Parallelen allenfalls zu Einzelzügen des Berichteten gibt, muss der Bericht im Ganzen als gelehrte Konstruktion begriffen werden. Er füllt mehrere Lücken im biblischen Erzähltext. Das betrifft die Vorgeschichte des Ostjordanlandes (Kallai; Ziemer) ebenso wie die historiographische Einordnung der Erzeltern (de Vaux; Donner). Gen 14 stellt insgesamt eine beeindruckende Synthese mesopotamischer und israelitischer Gelehrsamkeit dar.
3.2. Die „Kedorlaomer-Texte“
Der König von Elam als Anführer eines Straffeldzugs gegen frevelhafte Könige ist ein allgemeiner literarischer Topos, der historisch in mehreren Raub- und Eroberungszügen der Elamer nach Mesopotamien, unter Kuter-Nahhunte I. (18. Jh. v. Chr.) und unter Kutir-Nahhunte (12. Jh. v. Chr.), begründet ist (vgl. bereits die Rolle der Elamer in der „Klage über die Zerstörung von Ur“ [vgl. TUAT II/5, 703] und in „Enki und die Weltordnung“ [TUAT III/3, 402]; Texte aus Mesopotamien
Von der Art der Quellen, die dem Verfasser zur Verfügung gestanden haben könnten, vermögen die oft als „Kedorlaomer-Texte“ bezeichneten spätbabylonischen Texte aus der Sammlung Spartoli (Text 1: Sp. III, 2; Text 2: Sp. 158 + Sp. II, 962; Text 3: Sp. II, 987; 3.-2. Jh. v. Chr.; die literarische Vorlage stammt nach Astour aus dem 7. Jh. v. Chr.) ein Bild zu vermitteln. In diesen epischen Fragmenten wird neben einem „Kutur-Nachunte“ von Elam und einem „Eri-aku“ (Lesung jeweils umstritten) auch ein „Tudchula“ als Plünderer Babylons aufgezählt, was natürlich neben Kedor-Laomer an Arioch und Tidal in Gen 14,1
Allerdings geht es dem Verfasser von Gen 14
3.3. Konstruierte Namen in Gen 14
Der Verfasser hat für das durch eine Fülle an Namen hervorstechende Kapitel in den meisten Fällen historisch plausibel klingende Namen gewählt, wobei er sich für die lokalen Namen an biblischen Nachrichten orientiert hat (zu den Völkerschaften des Ostjordanlandes vgl. Dtn 1-3
Für die Könige der fünf Städte um Sodom hat der Verfasser sprechende Spottnamen gebildet (→ Humor
Die Namen der drei Könige, die mit Kedor-Laomer ziehen, beginnen mit dem ersten und letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets (א und ת), so wie die vier Königsnamen der Sodomkoalition (der Fünfte bleibt namenlos) mit dem zweiten und vorletzten Buchstaben des hebräischen Alphabets beginnen (ב und ש). Die Bildung nach dem „Atbasch“-Prinzip (→ Alphabet
Die dritte Namensreihe, die der unterlegenen Völkerschaften (Gen 14,5-7
Dass ein solches System nicht völlig isoliert dasteht, zeigen u.a. die nach ähnlichen Prinzipien für die Freunde Hiobs gewählten Personen- und Ortsnamen. Der Name → Hiob
So fehlt nur noch die Erklärung des Namens „Kedor-Laomer“, zwischen den mit א und ת beginnenden Namen der anderen Großkönige. Für die beiden Teile des Namens werden, vielleicht ausgehend vom Namen Lots, als Anfangsbuchstaben die beiden mittleren Buchstaben des Alphabets, כ und ל, gewählt, die sich ebenfalls nach dem „Atbasch“ entsprechen. Während der Name Abrams, des Hauptakteurs in Gen 14,13-24
Für die historische Wahrscheinlichkeit derartig raffinierter Buchstabenspiele in der westsemitischen Schriftkultur ist, außer auf das Ostrakon aus ‘Izbet Ṣarṭa (→ ‘Izbet Ṣarṭa
4. Die Entstehung von Gen 14
Meist wird eine mehrphasige Entstehung von Gen 14 angenommen. Als selbstverständlich sollte gelten, dass der Text im Zuge der redaktionellen Einbindung in den Pentateuch überarbeitet worden ist. Einige identifizierende Glossen fehlten noch in der Vorlage des Genesis-Apokryphon. Diese dienen durchweg der besseren Verankerung des Textes im pentateuchischen Erzählzusammenhang: Bela „ist Zoar“ (Gen 14,2
Weitergehende literarkritische Hypothesen sehen den Kern des Kapitels entweder im Feldzugsbericht Gen 14,1-12
Die Virtuosität in der Namenswahl bezeugt eine „ausgezeichnete Bildung“ des Verfassers (Mathys 2007, 226). Lässt dies bereits an das Umfeld des babylonischen Exils denken, so spricht die postulierte Führungsrolle des Königs von Elam (vgl. auch Gen 10,22
Zu den literarischen Vorlagen dürfte neben Gen 13 und Gen 18f
Zu erwägen ist, ob die selbstständige Erzählung dazu dienen sollte, aktuelle politische bzw. religionspolitische Ansprüche (des 5. Jh.s v. Chr.?) mit historischen Argumenten zu untermauern (Ruppert; Ziemer). Daneben ist aber auch die feste Verankerung in der Tradition der biblischen Geschichtsschreibung zu berücksichtigen (Emerton; Schatz).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
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Abbildungsverzeichnis
- Schreibweise „Kedor-Laomer“ im Codex L in Gen 14,17. Ausschnitt aus fol. 8r, http://www.seforimonline.org/seforimdb/pdf/264.pdf
- Schreibweise „Kedorlaomer“ im Codex L in Gen 14,4f. Ausschnitt aus fol. 7v, http://www.seforimonline.org/seforimdb/pdf/264.pdf
- Abram als Akronym der Personen- und Völkernamen von Gen 14. © Benjamin Ziemer
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