Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: August 2009)

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1. Gespaltene Klauen als Kriterium für reine Tiere

Alle Tiere mit gespaltenen Klauen (hebräisch parsāh) – also alle Paarhufer –, die gleichzeitig → Wiederkäuer sind, galten nach Lev 11,3 als reine Tiere und durften gegessen werden (→ Reinheit / Unreinheit). Beide Kriterien waren bei den dem Menschen vertrauten Haus- und Arbeitstieren, die auch als Opfertiere Verwendung fanden (Ps 69,32, vgl. Ex 10,26), also bei Rind, Schaf und Ziege (Dtn 14,4), gegeben. Diese Tiere wurden in der agrarisch strukturierten Gesellschaft Altisraels zum Modell für die Beurteilung aller Landtiere (vgl. Douglas 1985, 74f), auch der wilden (Dtn 14,5f): → Hirsch, → Gazelle, → Damhirsch, Wildziege, → Antilope, Wisent? und eine weitere Antilopenart erfüllen beide Kriterien und durften daher gegessen werden. Dagegen sind alle Tiere, die nur ein Kriterium erfüllen, wie → Kamel, Hase, Klippschliefer (nur Wiederkäuer) und Schwein (nur Paarhufer) unrein (Lev 11,4-7; Dtn 14,7f), auch wenn sie wie Kamel und Schwein zu den domestizierten Tieren gehörten (vgl. Janowski / Neumann-Gorsolke, 216f).

2. Weitere Belege

Rinder wurden zum → Dreschen über die → Tenne getrieben, um mit ihren Klauen die Ähren zu zerstampfen. Mi 4,13 überträgt das Bild der (auf dem Dreschplatz) dreschenden Tiere, die dort das Korn heraustreten, auf die Tochter Zion, die mit ehernen Klauen die Völker vernichtet (vgl. Kessler, 213 und auch Dan 7,19). Ein schlechter Hirte nutzt seine Herde bis zum letzten aus. Seine Gier geht soweit, dass er auch die Fleischstückchen zwischen den Klauen seiner Tiere verzehrt (Sach 11,16, vgl. Reventlow, 112).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Douglas, M. Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu, Berlin 1985
  • Janowski, B. / Neumann-Gorsolke, U., Reine und unreine Tiere, in: dies. / U. Gleßmer, Gefährten und Feinde des Menschen. Das Tier in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn 1993, 214-218
  • Kessler, R. Micha (HThKAT), Freiburg 1999
  • Kornfeld, W., Reine und unreine Tiere im Alten Testament, Kairos 7 (1965) 134-147
  • Kornfeld, W., Leviticus (NEB 6), Würzburg 1983
  • Reventlow, H. Graf, Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi (ATD 25 / 2), Göttingen 1993
  • Staubli, Th., Warum man Hühner aß, aber keine Schweine. Biblische Speisetabus und ihre Folgen, in: ders. / O. Keel, Im Schatten deiner Flügel. Tiere in der Bibel und im Alten Orient, Freiburg / Schweiz 2001, 46-49, 46f

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