Korach / Korachpsalmen
Andere Schreibweise: Qorach; Korah; Qorah
(erstellt: November 2008)
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Mit „Korach“ (hebr.: qorach) wird in erster Linie eine frevelhafte Tat, ein Aufstand gegen Mose und Aaron verbunden. Die Erzählung in Num 16
1. Name
Der Name „Korach“ (hebr. qorach) bedeutet vermutlich „kleiner Kahlkopf“ (Seebaß, 190) oder „Kahlköpflein“ (Willi, 205).
2. Korach in Inschriften
Inschriftlich ist der Name Korach im 8. Jh. in Arad auf einem Ostrakon belegt, das vermutlich eine Lieferliste für spezielle Rationen an verschiedene Personen bietet (Ostr. 49; HAE I/1, 153-155), und evtl. in Lachisch am Ende des 7. Jh.s auf einem Ostrakon mit einer Personenliste (Ostr. 31; HAE I/1, 314).
3. Korach in Genealogien
„Korach“ findet sich in Genealogien des Pentateuch und der Chronik, aber nicht alle Korach-Belege meinen dieselbe Person. So ist der „Korach“ aus Gen 36,5
3.1. Korach, der Levit
Betrachtet man die genealogischen Notizen über Korach, den → Leviten
Zur Frage, warum an dieser Stelle Amminadab als Vater Korachs erscheint, gibt es in der Forschung noch „keine befriedigende Lösung“ (Japhet, 172). Sara Japhet zieht eine Verschreibung von „Amram“ in Erwägung (Japhet, 172), während Thomas Willi vorschlägt, mit Ex 6,18
3.2. Korach, der Sohn Esaus
In Gen 36,5
3.3. Korach, der Sohn Hebrons
Über Korach, den Sohn Esaus, und Korach, den Leviten, hinaus bietet die Chronik noch einen weiteren „Korach“: den Sohn → Hebrons
4. Der Aufstand der „Rotte Korach“
In Num 16
Es lässt sich leicht feststellen, dass Num 16
Die Korach-Bearbeitungsschicht ist unumstritten nachpriesterschriftlich anzusetzen und spiegelt vermutlich nachexilische Auseinandersetzungen um das rechte Priestertum wider: Es sollte der Anspruch der Leviten auf das Priestertum abgewiesen werden (vgl. Schmidt, 2004, 66). Diese Auseinandersetzungen um das rechte Priestertum waren so zentral und prägend für die nachexilische Gemeinde, dass Reinhard Achenbach Num 16-17(18) sogar als „die theologische und entstehungsgeschichtliche Mitte des Numeribuches, also sein Proprium“ (Achenbach, 34f.) bezeichnen kann. Somit kommt der Figur des Korach eine zentrale Rolle in der Redaktionsgeschichte des Pentateuchs zu.
5. Die Korachpsalmen
5.1. Redaktion und Inhalt
Im Psalter gibt es eine Gruppe von → Psalmen
Die Söhne Korachs dieser Psalmüberschriften sind aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem levitischen Geschlecht der Korachiten zu identifizieren, das in der nachexilischen Zeit greifbar ist (so z.B. Wanke, van Oorschot, anders Goulder, der versucht, die Korachiten im 9. / 8. Jh. v. Chr. in Dan zu lokalisieren).
Ob alle oder einzelne Korachpsalmen von den Korachiten selbst geschrieben wurden (so Wanke, 1990, 608) oder ob die genannten Psalmen – lediglich – einer (umfangreichen) korachitischen Redaktion unterlagen oder ob diese Psalmen in der Tradition schlicht den Söhnen Korachs zugeschrieben wurden, ist in der Forschung umstritten. Reinhard Achenbach vermutet, dass die Zuschreibung gewisser Zionspsalmen (→ Zion
In der mittelalterlichen jüdischen Auslegung findet sich bei dem Bibel- und Talmudausleger → Raschi
Inhaltlich wie formal sprechen die Korachpsalmen unterschiedliche Bereiche an. Ihren → Gattungen
In den Korachpsalmen sind nicht nur viele verschiedene Gattungen vertreten, auch inhaltlich gibt es mehrere Themen und Motivkomplexe: „Neben dieser Vielfalt von Gattungen und Liedinhalten ist aber auch in wenigstens fünf Psalmen ein gemeinsamer Zug zu beobachten. Der Doppelpsalm 42 / 43 und die Psalmen 46 48 84 und 87 zeigen ein auffallendes Interesse an Zion-Jerusalem“ (Wanke, 1966, 4). Als zentrales Thema der Korachpsalmen sticht also die Zionstheologie hervor, sodass Corinna Körting Ps 48
5.2. Komposition
In der alttestamentlichen Forschung wurde häufig nachgewiesen, dass die Korachpsalmen aus zwei Gruppen bestehen (Ps 44-49
Mit Blick auf den gesamten Psalter lässt sich beobachten, dass die erste Gruppe der Korachpsalmen das zweite Psalmenbuch (Ps 42-72
6. Wirkungsgeschichtlicher Ausblick
Trotz der durchaus positiven Erwähnung Korachs in der Chronik als Nachkomme des levitischen Stammes, als Mitglied der Sängerfamilie des Heman und als Torhüter am Tempel weist Korach lediglich eine negativ besetzte Wirkungsgeschichte als der aufständische, an seiner Karriere orientierte Frevler gegen Gott auf: „Bereits innerhalb des AT zeigt sich eine Tendenz, Korach nicht mehr zu erwähnen. So läßt ihn ein Stammbaum der Nachfahren Kehats in 1Chr 23,18
In frühjüdischer Tradition bei Josephus und → Philo
Im Neuen Testament wird Korach explizit im Judasbrief erwähnt, implizit wird auf Num 16
In der späteren jüdischen Tradition wird Korach als Auflehner gegen die Tora gezeichnet, sodass er dann als „typisches Beispiel antinomistischer Häresie“ gilt (Claußen, 213, vgl. auch Feldman, 403).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
2. Weitere Literatur
- Achenbach, R., 2003, Die Vollendung der Tora. Studien zur Redaktionsgeschichte des Numeribuches im Kontext von Hexateuch und Pentateuch (BZAR 3), Wiesbaden
- Blum, E., 1990, Studien zur Komposition des Pentateuch (BZAW 189), Berlin / New York
- Claußen, C., 1999, Alttestamentliche Gestalten als negative Beispiele, in: M. Öhler (Hg.), Alttestamentliche Gestalten im Neuen Testament. Beiträge zur Biblischen Theologie, Darmstadt, 204-218
- Feldman, L.H., 1993, Josephus’ portrait of Korah, OTE 6, 399-426
- Gese, H., 1963, Zur Geschichte der Kultsänger am Zweiten Tempel, in: O. Betz / M. Hengel / P. Schmidt (Hgg.), Abraham unser Vater. Juden und Christen im Gespräch über die Bibel (FS O. Michel; AGSU 5), Leiden / Köln, 222-234
- Goulder, M.D., 1982, The Psalms of the Sons of Korah (JSOT.S 20), Sheffield
- Japhet, S., 2002, 1 Chronik (HThK.AT), Freiburg / Basel / Wien
- Körting, C., 2006, Zion in den Psalmen (FAT 48), Tübingen
- Mitchell, D.C., 2006, „God will redeem my soul from Sheol”: The Psalms of the Sons of Korah, JSOT 30, 365-384
- van Oorschot, J., 1994, Der ferne deus praesens des Tempels. Die Korachpsalmen und der Wandel israelitischer Tempeltheologie, in: I. Kottsieper (Hg.), „Wer ist wie du, Herr, unter den Göttern?“ Studien zur Theologie und Religionsgeschichte Israels (FS O. Kaiser), Göttingen, 416-430
- Schaper, J., 2004, „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“. Studien zu Ps 42/43 in Religionsgeschichte, Theologie und kirchlicher Praxis (BThSt 63), Neukirchen-Vluyn
- Schmidt, L., 2004, Das 4. Buch Mose. Numeri. Kapitel 10,11-36,13 (ATD 7,2), Göttingen
- Schmidt, L., 1993, Studien zur Priesterschrift (BZAW 214), Berlin / New York
- Seebaß, H., 2003, Numeri (BK IV/2), Neukirchen-Vluyn
- Wanke, G., 1966, Die Zionstheologie der Korachiten in ihrem traditionsgeschichtlichen Zusammenhang (BZAW 97), Berlin
- Wanke, G., 1990, Art. Korach / Korachiten, TRE 19, 608f
- Willi, T., 2006, Chronik (BK XXIV), Neukirchen-Vluyn
- Zenger, E., 1994, Zur redaktionsgeschichtlichen Bedeutung der Korachpsalmen, in: K. Seybold / E. Zenger (Hgg.), Neue Wege der Psalmenforschung (Herders Biblische Studien 1), Freiburg / Basel / Wien, 175-198
Abbildungsverzeichnis
- Korachs Stammbaum. © Miriam von Nordheim-Diehl
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