Kosmetik
(erstellt: August 2006)
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1. Kosmetik in antiken außerbiblischen Texten
Mit Beginn der Zivilisation gewannen im Nahen Osten kosmetische Produkte zunehmend an Bedeutung. Den Menschen war es gelungen, aus Duftpflanzen die flüchtigen Aromastoffe an Fette und Öle zu binden und daraus wohlriechende Salben herzustellen. Zunächst dienten diese jedoch nicht kosmetischen Zwecken, sondern der Hygiene und dem Kult. Der Geschichtsschreiber Herodot erwähnt, dass die Babylonier ihren ganzen Körper mit Myrrhenöl salbten (1,195; Text gr. und lat. Autoren
2. Bedeutung des Salbens
Der Brauch des Salbens breitete sich im Laufe der Zeit durch den phönizischen Handel und die Handelskontakte Europas mit Ägypten und dem Perserreich nach Westen hin aus. Das Salben des Körpers diente den Menschen im Altertum in erster Linie dazu, die Elastizität der Haut zu sichern. Die dünne natürliche Fettschicht der menschlichen Haut reichte als Schutz bei extremen Wetterbedingungen nicht aus. Ebenso konnte in wärmeren Gegenden die spärliche Kleidung der extremen Sonneneinstrahlung und dem Sandreiz nichts entgegensetzen. Deshalb war es nötig, sich regelmäßig mit Fetten oder Ölen einzureiben, um so dem Austrocknen von Haut und Haaren entgegenzuwirken. Aus diesem Grund zählten Öle und Salben zu den Grundbedürfnissen antiker Menschen.
3. Salben und Kosmetik in alttestamentlichen Texten
Im Alten Testament finden sich zahlreiche Hinweise für das Ölen und Salben in antiker Zeit. Als Grundlage hierfür diente eine Reihe pflanzlicher Drogen wie Zimt, → Myrrhe
3.1. Herstellung von Salböl nach Ex 30, 23-25
Aus dem überlieferten Rezept zur Herstellung des heiligen Salböls (Ex 30,23-25
3.2. Alttestamentliche Termini für „salben“
Das Salben mit Öl war für alle sozialen Schichten des Volkes sinnstiftend, da ihm eine Reihe von Wirkkräften zugeschrieben wurde. Im Hebräischen lassen sich nach E. Kutsch fünf Salbbegriffe belegen:
- jṣq bezieht sich dagegen auf das Begießen von Personen oder Gegenständen mit Öl (vgl. Ex 29,7
- dšn und šmn drücken das Fettsein von Personen oder das Fettmachen von Objekten aus (vgl. Gen 27,28
- swk bezieht sich auf kosmetisches Salben (vgl. Ex 30,30-32
Gott salbt das personifizierte Jerusalem zum Zeichen seiner Gunst (Ez 16,9
3.3. Sonstige Verwendung von Salböl
Des Weiteren verwendete man auch Öle für das Haar (vgl. Ex 28,41
4. Augen- und Gesichtsmaske
Obwohl das Schminken in der Bibel nur selten erwähnt wird, kann man anhand von archäologischen Funden diese Praxis in Palästina schon bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Der Brauch, sich zu schminken, wurde von Männern und Frauen in gleicher Weise angewandt. Breite Bevölkerungsgruppen scheinen die Verschönerung der eigenen Person mit Salbölen und Schminken betrieben zu haben.
1) Augen. Anfänglich diente Schminke jedoch nicht der Schönheitspflege, sondern dem Schutz der Augen vor äußeren Einflüssen. So erfüllte die Salbe zum einen den Zweck die empfindliche Augenpartie vor Sandreiz und extremer Sonneneinstrahlung zu schützen, zum anderen diente sie dazu, Insekten abzuwehren, die durch den Kontakt mit den Augen Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren übertrugen. Man erkannte jedoch schnell, dass die Augen durch die Umrandung mit schwarzer Schminke größer und glänzender wirkten. Die streichfähige schwarze Augenschminke, wurde vorwiegend aus natürlich vorkommendem Bleisulfid, Ruß oder Kohle, vermischt mit tierischen Fetten, Bienenwachs oder Ölen, gewonnen. Überwiegend verwendete man hierzu Rindertalg oder Geflügelfett, wobei Letzteres als kostbarer angesehen werden kann. Mit Hilfe eines aus Holz, Knochen oder Elfenbein geschnitzten Schminkgriffels wurde diese rund um die Augen aufgetragen. Die Schminkpaste wurde in Muscheln, später in kleinen, länglichen, zylinderförmigen Behältern aufbewahrt. Neben der schwarzen Farbe waren auch Blau- und Grüntöne, die man aus zerriebenem Malachit oder Kupfersilikaten gewinnen konnte, sehr beliebt.
2) Gesicht. Mit der Zeit kam es in Mode, nicht nur die Augen (Ez 23,4
3) Lippen. Auch die Lippen konnten durch rote Schminke hervorgehoben werden. Lippenschminke bestand gewöhnlich aus rotem Ocker, der zerrieben mit Öl oder Honig eine streichfähige Paste bildete. Durch das Hinzufügen von Bienenwachs konnte man eine Vorform des heutigen Lippenstiftes herstellen, der den Vorteil hatte, dass sich die Schminke ohne einen Schminkgriffel auftragen ließ. Dass die Lippenschminke auch von den Israeliten verwendet wurde, lässt sich anhand von drei Beispielen im Alten Testament erkennen. Zwei davon sind in den Liebesdichtungen des Hohenliedes zu finden: Dort werden die Lippen einer Frau mit einem roten Faden verglichen (Hhld 4,3
5. Handel mit den Grundstoffen der Schminke
Während die zur Salben- und Schminkebereitung benötigten Drogen im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. nur spärlich, beschränkt auf den syrischen Raum, gehandelt wurden, gewannen nach der Domestizierung der Kamele ab dem späten 2. Jahrtausend v. Chr. die Karawanenstrassen zunehmend an Bedeutung. Zusammen mit dem sich ausweitenden Seehandel war es nun möglich, aus fernen Ländern wie Indien, China oder Arabien stammende Zutaten zur Salben- und Schminkbereitung zu importieren. Der syrisch-palästinische Raum entwickelte sich neben Ägypten zu einem wichtigen Zentrum der Salben- und Schminkeherstellung. Die phönizischen Städte dienten dabei als Handels- und Umschlagplätze für Produkte, die zur Herstellung von Kosmetik benötigt wurden. Im Laufe der Zeit weitete sich die Anwendung der Schminke bis in die Gebiete der griechisch-römischen Hemisphäre aus.
6. Preis des Salböls
Der Preis der Salböle richtete sich nach dem Aufwand für die Herstellung und dem Grundpreis der jeweiligen Drogen, mit denen oft hohe Transportkosten verbunden waren. So erfahren wir von Plinius, dass die Zimtsalbe beispielsweise einen Wert von bis zu 300 Denaren erzielen konnte (Naturalis historia 13,15; Text gr. und lat. Autoren
Im Laufe von Generationen entstand eine ganze Reihe von Salbrezepten, deren Zubereitung in der Hand von Salbenmischern lag. Es bedurfte hierzu einer gewissen Kunstfertigkeit, um die oft komplizierten Verfahrensweisen konkret umsetzen zu können. Die Herstellungsmethoden und Rohstoffe waren oft so kostspielig, dass Parfümwaren einen vergleichbaren Wert wie Gold oder Perlen erzielen konnten. Aus diesem Grund neigte man dazu, teure Spezereien zusammen mit anderen wertvollen Gegenständen in Schatzhäusern aufzubewahren. Außerdem war es den Menschen durch das Tragen von wertvollen Duftölen auch nach außen hin möglich, ihren Reichtum zu repräsentieren.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Weitere Literatur
- Dayagi-Mendels, M., Perfumes and Cosmetics in the Ancient World (Israel Museum Catalogue 305), Jerusalem 1989.
- Kutsch, E., Salbung als Rechtsakt im Alten Testament und im Alten Orient (BZAW 87), Berlin 1963.
- Manniche, L, Sacred Luxuries, Fragrance, Aromatherapy & Cosmetics in Ancient Egypt, London / New York 1999.
- Paszthory, E., Salben, Schminken und Parfüme im Altertum (Zaberns Bildbände zur Archäologie 4), Mainz 1992.
- Sigismund, R., Die Aromata in ihrer Bedeutung für Religion, Sitten, Gebräuche, Handel und Geographie des Altertums, Leipzig 1884.
- Zwickel, W., Frauenalltag im biblischen Israel, Mainz 2005.
Abbildungsverzeichnis
- Salbölfläschchen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Spiegel mit verzierter Rückseite. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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