Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Januar 2021)

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Brot

1. Herstellung

Verschiedenste Arten von Kuchen, meist aus Weizen- oder Gerstenmehl, sind in der Bibel belegt (→ Weizen; → Gerste), wobei die genaue Art ihrer Herstellung und Zusammensetzung nicht näher beschrieben werden. Da die Voraussetzungen für Feingebäck (Zucker, Butter etc.) fehlten, ist die moderne Unterscheidung von Kuchen und Brot in der Regel schwierig. Meist waren die Kuchen ohne Sauerteig hergestellt und zum sofortigen Genuss bestimmt (Gen 19,3). Viele Kuchen wurden mit → Öl bereitet: Entweder wurde der Teig mit Öl durchmengt oder der Kuchen wurde in Öl gebacken. Auch der fertige Fladen wurde z.T. mit Öl bestrichen (vgl. Lev 2,1-7; Lev 6,14; Lev 7,12; Num 11,8). Im Ofen gebackene Kuchen setzt Lev 2,4 voraus. Andere Kuchen wurden auf heißem Blech (עַל־הַמַּחֲבַת ʽal hammaḥǎvat: Lev 2,5; Lev 6,14) oder in einer → Pfanne (Lev 2,7; 2Sam 13,9) gebacken. Die knusprig gebackenen Pfannkuchen wurden in Stücke gebrochen, die nochmals mit Öl begossen wurden (vgl. Lev 2,6). Nach Aussehen und Art des Backvorgangs lassen sich verschiedenartige Kuchenarten unterscheiden (s. 2.).

2. Kuchenarten

Im Alten Testament sind verschiedene Arten von Kuchen belegt:

2.1. Mit עֻגָה ʽugāh wird ein kreisrunder, unter der heißen Asche (1Kön 17,13; Gen 18,6; Luther: Gebackenes) oder auf heiß gemachten Steinen (1Kön 19,6; Hos 7,8) gebackener Brotfladen bezeichnet (vgl. Dalman 1935, 34). Nach der Gärung der einen Seite wendete man den Fladen und deckte ihn mit Asche zu. Solche Kuchen setzt Sara ihren Gästen vor (Gen 18,6). Beim Backen war es wichtig, dass der Kuchen rechtzeitig gewendet wurde, da er sonst verbrannte und ungenießbar war. Darauf spielt Hos 7,8 an, wo das missratene Efraim mit einem nicht umgewendeten und nicht durchgebackenen Kuchen verglichen wird. Die bekanntesten dieser Kuchen sind die עֻגֹת מַצּוֹת ʽugot maṣṣot, die ungesäuerten Brote, die die Israeliten beim Auszug aus Ägypten als Wegzehrung mitnahmen und die beim → Passafest an den Auszug erinnern (Ex 12,39).

2.2. Die נִקּוּדִים niqqûdîm sind kleinere, durchstochene oder mit Punkten verzierte Gebäckstückchen, die die Frau → Jerobeams I. dem Propheten → Ahija als Geschenk mitbringt (1Kön 14,3, vgl. Dalman 1935, 72).

2.3. Das hebräische חַלָּה ḥallāh ist die Bezeichnung für Ringbrote, z.T. aus Sauerteig (2Sam 6,19; Lev 8,26; Luther: Brotkuchen), die zum Schutz vor Mäusen auf den Brotstab aufgesteckt wurden (→ Stab).

2.4. Zu den süßen Kuchen gehörten die beliebten dünnen Honigkuchen (Ez 16,13.19), die nach Ex 16,31 im Geschmack dem → Manna ähnelten (Luther: Semmel), ferner die häufig als Reiseproviant dienenden Feigen-, Trauben- und Rosinenkuchen (1Sam 25,18; 1Sam 30,12; 2Sam 6,19; 2Sam 16,1; Jes 16,7; vgl. Num 6,3), die nicht als Kuchen im eigentlichen Sinn anzusehen sind, da sie nicht gebacken wurden, sondern aus den zusammengepressten getrockneten Früchten bestanden (→ Feigen; → Trauben; → Rosinen). Feigenkuchen (דְּבֵלָה dəvelāh) dienten auch als eine Art Wundpflaster (Jes 38,21; 2Kön 20,7). Rosinenkuchen hatten die Bezeichnung צִמּוּקִים ṣimmûîm. Die qualitätvolleren Traubenkuchen aus getrockneten gepressten Weinbeeren werden auch אֲשִׁישָׁה ʼǎšîšāh genannt (Hos 3,1; 2Sam 6,19; Hhld 2,5, vgl. Dalman 1935, 353f). Auch die Herzkuchen (hebr. לְבִיבָה ləvivāh, vermutlich wegen der Herzform des Gebäcks, vgl. Dalman 1935, 68), die → Tamar ihrem Bruder als Krankenkost buk, dürften zu den süßen Kuchen gehört haben (2Sam 13,6ff). Kuchen aus Manna setzt Num 11,8 voraus.

3. Kuchen im Kult

Besondere, כַּוָּנִים kawwānîm genannte Kuchen spielten im Kult der Himmelskönigin eine Rolle (Jer 7,18; Jer 44,19). Diese Kuchen waren möglicherweise Nachbildungen der Göttin oder hatten, um ihren Astralcharakter zu unterstreichen, eine Sternform. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Kuchen um solche, die auf der Glutasche gebacken wurden.

Als Speiseopfer dienten verschiedene Kuchen. Dazu gehörten die Schaubrote (Lev 24,5), die mit Öl vermengten Speisopferkuchen (Lev 7,9.12f; Ex 29,2) und die Erstlingskuchen (Num 15,20; Ez 44,30; Neh 10,38, vgl. Dalman, 1935, 58).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina IV: Brot, Öl und Wein, Gütersloh 1935

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