Kultkritik (AT)
(erstellt: Mai 2008)
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1. Kultkritik in der Schriftprophetie
Kritik am Kult zieht sich wie ein cantus firmus durch die Texte der Schriftprophetie von den Anfängen bei Hosea bis zu ihrem Ausgang bei Maleachi und Tritojesaja. Schon ein kurzer Blick auf die wichtigsten Belegstellen zeigt, dass unter dem Oberbegriff Kultkritik eine Vielfalt von Phänomenen erfasst werden kann.
1.1. Prophetie des 8. Jahrhunderts
→ Hosea
Stärker als bei Hosea steht bei → Amos
1.2. Prophetie am Ende des 6. Jahrhunderts
Seit dem Ende des 8. Jh.s steht → Juda
Im → Jeremia-Buch
→ Ezechiel
1.3. Prophetie der Perserzeit
In der Zeit nach dem → Exil
→ Maleachi
Geht es bei → Maleachi
2. Weisheitliche Kultkritik
Kultkritik ist kein ausschließliches Phänomen der Prophetie, auch wenn sie da literarisch am breitesten belegt ist. Es ist sogar zu vermuten, dass viele Elemente der prophetischen Kultkritik weisheitlich beeinflusst sind. Denn die → Weisheit
Aus der Weisheitsliteratur wandert dieses Gedankengut in andere Literaturgattungen ein (deren Verfasser ja durchaus weisheitlich gebildete Leute sein können). So stellt Ps 50
3. Der Stellenwert der Kultkritik
In der Forschung wird gestritten, ob die Kritik am Kult prinzipieller Art sei oder sich nur auf Missstände beschränke, den Kult als solchen aber nicht in Frage stelle. Für den Kulturprotestantismus war klar, dass sich die Prophetie über das bloß Rituelle kultischer Verrichtungen turmhoch erhebt und jeglichen Kult weit hinter sich lässt. Im 20. Jh. hat man dem entgegen die tiefe kultische Verwurzelung der israelitischen Religion entdeckt. Jetzt gelten die Propheten als Verfechter eines wahren und reinen Kultes gegen dessen Verfälschungen. Doch zeigt der genaue Blick auf die Texte, dass sie sich schlecht für pauschale Urteile eignen. Dies fängt schon bei der näheren Bestimmung ihres Gegenstandes an. Wenn die Verehrung falscher Götter oder unerlaubter Bilder und die Darbringung minderwertiger Opfertiere kritisiert wird, werden offenbar die bildlose Verehrung des wahren Gottes und die Darbringung rechter Opfergaben geradezu gefordert. Wird dagegen die Kultkritik in engen Zusammenhang zur Sozialkritik gestellt oder werden die religiösen Verrichtungen von Übeltätern und Gerechten einander entgegengesetzt, dann lässt sich daraus zwar keine Ablehnung des Kults konstruieren, gleichwohl wird an den Kult ein Maßstab angelegt (Recht und Gerechtigkeit), der ihn relativiert. Das kann schließlich in zugespitzten Situationen, wie sie hinter Jes 66,1-6
Literaturverzeichnis
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- Boecker, H.J., 1981, Überlegungen zur Kultpolemik der vorexilischen Propheten, in: J. Jeremias / L. Perlitt (Hgg.), Die Botschaft und die Boten (FS H.W. Wolff zum 70. Geburtstag), Neukirchen-Vluyn, 169-180
- Ernst, A.B., 1994, Weisheitliche Kultkritik. Zu Theologie und Ethik des Sprüchebuchs und der Prophetie des 8. Jahrhunderts (BThSt 23), Neukirchen-Vluyn
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- Schüngel-Straumann, H., 1972, Gottesbild und Kultkritik vorexilischer Propheten (SBS 60), Stuttgart
- Uehlinger, Ch., 1996, Astralkultpriester und Fremdgekleidete, Kanaanvolk und Silberwäger. Zur Verknüpfung von Kult- und Sozialkritik in Zef 1, in: W. Dietrich / M. Schwantes (Hgg.), Der Tag wird kommen. Ein interkontextuelles Gespräch über das Buch des Propheten Zefanja (SBS 170), Stuttgart 49-83
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