Laubhüttenfest (AT)
(erstellt: April 2008)
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1. Biblische Grundlagen
Das Alte Testament berichtet auf sehr unterschiedliche Weise über das Laubhüttenfest, seinen Festcharakter und seine Bedeutung für Israel. Die Ursache dafür ist in der langen und wechselvollen Geschichte des Festes ebenso wie in den diversen Textgattungen zu finden, die gewählt worden sind, um über die Feier des Festes zu berichten oder diese überhaupt erst einzufordern. Belege zum Laubhüttenfest finden sich in den alttestamentlichen Festkalendern (→ Fest in Israel
2. Sukkot
2.1. Name und Datum des Festes
Den ältesten Beleg zum Laubhüttenfest bietet das Bundesbuch in Ex 23,16
Andere Akzente setzt der Kalender Dtn 16,13-15
Erst in nachexilischer Zeit wird für das Laubhüttenfest ein konkretes Datum genannt (Lev 23,34
Abweichend äußert sich allein 1Kön 12,32f
2.2. Stellung von Sukkot im Jahresverlauf
Der „Datumsangabe“ in Ex 23,16
Die in Ex 12
Der Kontext, in dem der Ausdruck „Hinausgehen des Jahres“ verwendet wird, weist allein auf den Erntefestcharakter des Laubhüttenfestes. Mit der Erwartung des Herbstregens und der darauf folgenden Aussaat zeichnet sich jedoch auch für den Bereich des bäuerlichen Lebens und Arbeitens eine Übergangszeit ab. Das Fest findet zu dieser Gelegenheit statt. Ob es jedoch den Abschluss der Ernte feiert oder in das neue Jahr hineinführt, lässt sich nicht weiter präzisieren.
3. Der Festcharakter
Der Festcharakter des Laubhüttenfestes unterlag über Jahrhunderte hinweg einer Wandlung, die sich auch in den Texten des Alten Testaments widerspiegelt. Aus einem Erntefest wird ein Fest, das die Geschichte Gottes mit seinem Volk feiert und somit Heilsgeschichte erzählt.
3.1. Ein Erntefest
Lev 23,40
Neh 8,13ff
3.2. Erinnerung an die Wüstenwanderung
Mit Lev 23,39ff
3.3. Weitere Theorien zum Festcharakter
Die Festkalender des Alten Testaments stellen nur begrenzt Informationen zu den Festen und so auch zum Laubhüttenfest zur Verfügung. Die Kenntnis großer Jahres- oder Herbstfeste im Umfeld Israels einerseits und die spärlichen Hinweise auf kultische Praxis, d.h. auf große Prozessionen, regelmäßige Opfer und Rezitationen im Rahmen der Feste andererseits, haben ein Spannungsfeld erzeugt, in dem das Laubhüttenfest unter variierender Perspektive betrachtet worden ist.
Die Theorien um ein Zelt- bzw. ein Bundeserneuerungsfest, das, so die Vermutung, in Israel gefeiert wurde und aus dem das Laubhüttenfest später hervorging, „suchen“ einen festlichen Kontext für verschiedene in den alttestamentlichen Texten beschriebene Vorgänge, wie z.B. den Bundesschluss (→ Bund
→ Albrecht Alt
S. → Mowinckels
Schließlich hat sich keine der präsentierten Thesen durchsetzten können. Größte Breitenwirkung hatte der Zugang Mowinckels zum Thema, da die Frage nach einem dem babylonischen Neujahrsfest parallelen Festgeschehen in Israel weiterhin virulent ist und zudem die „Suche“ nach dem „Sitz im Leben“ der Psalmen nicht abgeschlossen ist. Doch auch die Lektüre der Sinai-Erzählung (→ Sinai
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Laubhütte. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Der Jahresfestkreis. Von © Corinna Körting, für den WiBiLex-Artikel „Fest“ angefertigt.
- Zwei Münzen mit einem Zweigbündel (Lulav) und einer zitronenartigen Frucht (Etrog) als Symbolen des Laubhüttenfestes (69/70 bzw. 134/5 n. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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