Lehi
Andere Schreibweise: Lechi; Lékhi
(erstellt: April 2010)
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Der Ort Lehi kommt ausschließlich in der →
Simson
1. Name
Der Ortsname Lehi bzw. Ramat-Lehi (hebräisch: לְחִי
ləḥî; griechisch: σιαγών; lateinisch: maxilla; jeweils „Kinnbacken“) ist als qatl-Form der Wurzel LḤJ zu bestimmen. Diese tertiae-vocalis-Wurzel ist gemeinsemitisch gut belegt und findet sich vom Akkadischen (lahû) bis hin zum Arabischen (laḥj). Aufgrund der semitischen Kognate heißt dieser Ort „Kinnladenort“ (Borée, 26). Wahrscheinlich rührt diese eigentümliche Bezeichnung von der Geländeform her, die die Form einer Kinnlade hat. Für eine solche Ableitung spricht auch die Wiedergabe durch LXX und Vulgata, die das hebräische Toponym Lehi in die Zielsprache übersetzt haben. Nur in Ri 15,9
Alle anderen etymologischen Ableitungsversuche überzeugen kaum. Manchmal wurde der Ortsname Lehi nämlich mit einem Gottesnamen
Laḥaj in Verbindung gebracht (Curtis). Auch eine Ableitung vom akkadischen Lexem lītu bzw. lētu(m) „Rand eines Objekts“ ist äußerst fraglich (Guillaume, 183). Dann wäre Lehi nicht Ortsname, sondern die Grenzlinie zwischen dem Territorium der Philister und Judäer. Demnach hätten die Philister im Fall Simson ihre Streitkräfte über die gesamte Grenzlinie verteilt, um den flüchtigen Attentäter zu stellen. Hierfür könnte zumindest geltend gemacht werden, dass das Verb NṬŠ Nif. nur in Ri 15,9
2. Belege
2.1. Altes Testament
Der Ort Lehi kommt im Alten Testament nur innerhalb der Simsonerzählung vor. Nach der blutigen Rache an den Philistern, die seine Frau mitsamt Schwiegervater verbrannt haben, zieht sich Simson in die Felsspalte Etam zurück. Daraufhin ziehen die Philister nach Juda und breiten sich in Lehi aus (
Ri 15,9
Nach dem Massaker an den Philistern stillt Simson seinen Durst mit dem Wasser einer Quelle (עֵין הַקּוֹרֵא), die Gott durch die Spaltung der Höhle von Lehi entstehen ließ (
Ri 15,19
Dem Kontext von
Ri 15,9-17
Manchmal wird vermutet, dass der Ort Lehi auch in
2Sam 23,11
2.2. Außerhalb der Bibel
Schon Josephus übersetzt das hebräische Toponym Lehi ins Griechische Σιαγων (Antiquitates V 8,8 [300]; VII 12,4 [310];
Text gr. und lat. Autoren
Manchmal wird Lehi mit dem Ort Luhuti identifiziert, der in einer Tontafelinschrift Tiglat-Pilesers IV. belegt ist und zu den 19 Bezirken von Hamat gehört (Sarsowsky, 150). Für die Simsonkomposition liegt dieser Ort aber zu weit nördlich.
3. Lage
Nur aufgrund der Namensähnlichkeit könnte man das biblische Toponym Lehi mit folgenden Orten gleichsetzen:
Bēt Lāhije (Koordinaten: 1025.1065; N 31° 33' 04'', E 34° 30' 10''
Die philistäische Operationsbasis Lehi befindet sich vermutlich in der Nähe der Felsspalte Etam, wo sich Simson versteckt hielt. Insofern kommen für Lehi zwei Identifizierungsvorschläge in Frage, je nachdem, ob man die Felsspalte Etam in der nördlichen Schefela oder im judäischen Bergland verortet:
a) Chirbet eṣ-Ṣujjāġ (Koordinaten: 1501.1284; N 31° 44' 49'', E 34° 59' 59''
b) Chirbet ‛Ēn el-Lāhi (Koordinaten: 1645.1265; N 31° 43' 50'', E 35° 09' 5''
Wenn man die Felsspalte Etam in der Nähe der
Chirbet el-Chōch (Koordinaten: 1670.1214; N 31° 41' 06'', E 35° 10' 46''
Vielleicht handelt es sich bei Lehi ohnehin nur um eine geologische Formation, die an einen Kinnbacken erinnert und irgendwo in der Nachbarschaft des Wādī Isma‛īn zu finden ist, dem eigentlichen Schauplatz der Simson-Erzählung (Lubetski, 275). In diesem Fall muss man nicht eisenzeitliche Besiedlungsspuren an einem bestimmten Ort nachweisen.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- The Interpreter's Dictionary of the Bible, New York 1962
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
2. Weitere Literatur
- Abel, F.-M., 1938, Géographie de la Palestine. Band 2: Géographie politique, les villes (Études Bibliques), Paris
- Borée, W., 1930, Die alten Ortsnamen Palästinas, 2. Aufl., Leipzig (Nachdruck Hildesheim 1968)
- Curtis, J.B., 1983, On the Wells of lḥy, Proceedings of the Eastern Great Lakes and Midwest Biblical Societies 3, 44-58
- Gaß, E., 2005, Die Ortsnamen des Richterbuches in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden
- Gaß, E. / Zissu, B., 2009, Sel‘a ‘Etam and Samson Traditions, from the Biblical to the Byzantine Periods, in: Segni, L. di / Hirschfeld, Y. / Patrich, J. / Talgam, R. (Hgg.), Man near a Roman Arch (FS Y. Tsafrir), Jerusalem 2009, 25*-46*
- Groß, W., 2009, Richter (HThKAT), Freiburg
- Guérin, V., 1869, Description Géographique, Historique et Archéologique de la Palestine Accompagnée de Cartes Détaillées. Judée Band 2, Paris
- Guillaume, P., 2004, Waiting for Josiah. The Judges (JSOT.S 385), London
- Neubauer, A., 1868, La Géographie du Talmud (Études Talmudiques 1), Paris
- Niditch, S., 2008, Judges. A Commentary (OTL), Louisville
- Richter, W., 1996, Materialien einer althebräischen Datenbank. Die bibelhebräischen und -aramäischen Eigennamen morphologisch und syntaktisch analysiert (ATSAT 47), St. Ottilien
- Sarsowsky, A., 1912, Notizen zu einigen biblischen geographischen und ethnographischen Namen, ZAW 32, 146-151
- Saulcy, F. De, 1877, Dictionnaire Topographique Abrégé de la Terre Sainte, Paris
- Schick, C., 1887, Artuf und seine Umgebung, ZDPV 10, 131-156
- Taxel, I., 2009, Khirbet es-Suyyagh. A Byzantine Monastery in the Judaean Shephelah (Salvage Excavation Reports 6), Tel Aviv
- Tidwell, N.L.,1979, The Philistine Incursions into the Valley of Rephaim (2 Sam v 17ff.), in: Emerton, J.A. (Hg.), Studies in the Historical Books of the Old Testament (VT.S 30), Leiden, 190-212
- Weiss, D. / Solimany, G. / Zissu, B., 2004, Map of Nes-Harim (104) (Archaeological Survey of Israel), Jerusalem
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Lehi. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Samson erschlägt die Philister (Julius Schnorr von Carolsfeld; 19. Jh.).
- Samsons seltsame Waffe (Matthäus Merian d.Ä.; 1627).
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