Libanonwaldhaus
(erstellt: März 2012)
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Bei dem Libanonwaldhaus handelt es sich um ein imposantes, ca. 50 x 25 m großes und 15 m hohes Gebäude mit vier Reihen von Zedernsäulen. Es soll von Salomo nach Abschluss des Tempelbaus auf der Akropolis von Jerusalem südlich des Tempelareals errichtet worden sein (1Kön 7,2-5
1. Name und Belege
Das Libanonwaldhaus, dessen Bau in 1Kön 7,2-5
Es handelt sich beim Namen „Libanonwaldhaus“ wahrscheinlich um eine volkstümliche und weniger um die offizielle Bezeichnung dieses Gebäudes (Schipper 95). Umstritten ist zudem, ob es sich bei der in 1Kön 7,6-7
Die Kurzform „Waldhaus“ in Jes 22,8
Auf der → Mescha-Stele
2. Quellen
Vom Libanonwaldhaus ist archäologisch nichts erhalten, so dass sich die Rekonstruktion ausschließlich auf den biblischen Befund stützen muss. Die in 1Kön 7,2-5
Bei der Rekonstruktion ist zudem umstritten, ob sich 1Kön 7,2-5
3. Lage
Vermutlich ist das Libanonwaldhaus ein freistehendes Gebäude innerhalb des Palastkomplexes gewesen. In welchem Verhältnis es zu den anderen Gebäuden von 1Kön 7
4. Bauzeit
Während Salomo den Tempelbau bereits nach sieben Jahren abgeschlossen hat, zogen sich die Arbeiten an den Palastgebäuden 13 Jahre hin, was darauf hinweist, dass der Palast den Tempel an Größe und Aufwand weit übertroffen hat. Dies versuchen die biblischen Autoren offenbar dadurch zu unterdrücken, dass sie den Palastbau nur sehr kurz beschreiben. Da zunächst der Tempel gebaut wird, darf die längere Bauzeit der Palastgebäude Salomo ohnehin nicht negativ angelastet werden. Josephus hingegen verweist darauf, dass im Gegensatz zum Palastgebäude der Tempel mit Hilfe Gottes so schnell fertig gestellt werden konnte. Außerdem entschuldigt er Salomo dahin gehend, dass er für den Palast trotz längerer Bauzeit weniger Aufwand betrieben hätte (Antiquitates VIII 131-132; Text gr. und lat. Autoren
5. Beschreibung und Rekonstruktion
Maße – Außenmauern – Säulen. Das Libanonwaldhaus war ein 100 Ellen langer, 50 Ellen breiter und 30 Ellen hoher Bau (annähernd 50 x 25 x 15 m, 1 Elle = 44,5 oder 52,5 cm), der auf einer Konstruktion mit drei (LXX) bzw. vier Reihen (MT) von je 15 Zedernsäulen aufruhte. Somit übertraf dieses Gebäude sogar die Größe des Tempels von Jerusalem (1Kön 6,2
Manchmal wurde vermutet, dass das Libanonwaldhaus der Arche Noah geähnelt hat (Baumgart 548). Allerdings stimmen nur Breite und Höhe überein. Ob das Libanonwaldhaus zudem wie die Arche dreistöckig war, bleibt fraglich.
Vermutlich ist mit etwa 10 Ellen dicken Außenmauern zu rechnen (Weippert 2003, 223). Dann erhält man einen 80 x 30 Ellen großen Innenraum für die Säulenkonstruktion. Durch die Verwendung von vier Säulenreihen wurde das Obergeschoss ermöglicht. Die Lesart der LXX, die nur von 3 Säulenreihen ausgeht, harmonisiert offenbar die beiden Verse 1Kön 7,2
Manchmal rechnet man hingegen nicht mit einer geschlossenen massiven Außenmauer aus Stein, sondern mit mindestens einer Säulenreihe, da nur so eine adäquate Beleuchtung der inneren Halle aus Zedernsäulen gegeben sei (Abb. 2). Darüber hinaus werden die vier Säulenreihen auch als Quadrat gestellt, so dass ein offener Innenhof entsteht. Ob die äußeren Säulen als Pilaster an den Außenwänden angebracht waren, ist fraglich. Wahrscheinlich ist es nicht. Solche Rekonstruktionsversuche können textlich nicht begründet werden.
Längsbalken. Auf den Zedernsäulen lagen כְּרֻתוֹת kərutôt „abgeschlagene Stücke“, vermutlich Zedernbalken, die als Architrav dienten. Eine Deutung von כְּרֻתוֹת kərutôt als Kapitelle (protoionische Kapitelle Ussishkin 92) oder als Zedernholzüberzug über den Säulen (Mulder 103) ist eher unwahrscheinlich. Eine Vertäfelung mit Zedernholz, die über den Zedernsäulen angebracht ist, ist unnötig. Es wird sich bei כְּרֻתוֹת kərutôt daher eher um ein Gebälk oberhalb der Zedernsäulen handeln (Noth 135).
Querbalken. Auf den Säulen befanden sich darüber hinaus 45 צְלָעֹת ṣəlā‛ot „Rippen“, vermutlich die Querbalken, die im rechten Winkel zu den Längsbalken verliefen. Diese Deutung von צְלָעֹת ṣəlā‛ot ist mit der Bedeutung „Bretter“ (Görg 1977) ebenfalls vereinbar. Aus dieser Zahlenangabe geht hervor, dass es tatsächlich vier Säulenreihen gewesen sind, da jede der 15 Querreihen jeweils drei Querbalken zwischen den vier Säulen benötigte. Somit bestand der Säulenunterbau aus insgesamt 60 Säulen, d.h. vier Reihen à 15 Säulen. Über dieser Holzkonstruktion mit 42 rechteckigen Kassetten, die von den Längs- und Querbalken gebildet wurden, war eine Decke aus Zedernholz angebracht.
Die Deutung von צְלָעֹת ṣəlā‛ot nicht in Verbindung mit der Dachkonstruktion, sondern als „Seitengemächer“ oder „Kammern“ (Busink 133), ist vermutlich auszuschließen. Mit dem Ausdruck צְלָעֹת ṣəlā‛ot ist demnach kaum ein Obergemach, sondern ein Gebilde der Tektonik angedeutet (Mulder 103-104). Insofern erübrigt es sich, dass das Libanonwaldhaus drei Stockwerke über der Säulenhalle gehabt hat, die jeweils 15 Kammern aufwiesen (van Gelderen 102).
Öffnungen. Der Begriff שְׁקֻפִים šəqufîm in 1Kön 7,4
Ein Palastgebäude mit Pergola ist im Alten Orient nichts Ungewöhnliches. Eine ähnliche Pergola könnte sich auf dem Dach des Palastes des Moabiterkönigs Eglon befunden haben (Ri 3,23
Oft wird hingegen nicht von einer Pergola, sondern von einem Obergeschoss, das in mehrere Kammern zu gliedern wäre, ausgegangen, wofür der umstrittene Begriff צְלָעֹת ṣəlā‛ot herangezogen wird. Wenn die Kammern tatsächlich über den Säulen errichtet worden sind, könnte das Obergeschoss aus 30 Kammern bestanden haben (Busink 133-134), wobei die Höhe des Obergeschoss in einem Verhältnis von 1 : 2 zur Höhe der Säulenhalle stehe. Die schwierigen Begriffe שְׁקֻפִים šəqufîm, מֶחֱזָה mæḥäzāh und פְּתָחִים pətāḥîm werden dann gerne als Fenster und Türen für die große Säulenhalle gedeutet, wodurch eine angemessene Beleuchtung gesichert sei. Indem man 1Kön 7,5
Außerdem hätte es in den Langseiten drei jeweils gegenüberliegende Fenster (מֶחֱזָה mæḥäzāh) gegeben, die über drei Fensterriegel (שְׁקֻפִים šəqufîm waagrecht oder senkrecht) verfügten (Busink 135; Abb. 4). Manchmal wird sogar vermutet, dass sich das Obergeschoss in drei Seitenflügel mit jeweils drei Stockwerken gegliedert hat (Richter 185-186 Abb. 5).
Parallelen. Die Architektur des Libanonhauses wird gerne mit phönizischer Bautradition verbunden, die auch auf die Nachbarkulturen ausgestrahlt habe (Ussishkin 93). Ähnlich große Säulenhallen sind in der eisenzeitlichen urartäischen Palastarchitektur von Altıntepe (Koordinaten: N 39° 41' 47.55'', E 39° 38' 47.85''
6. Funktion
Beim Libanonwaldhaus könnte es sich zunächst um ein → Schatzhaus
Die Pergola sollte wohl Schatten spenden und Kühlung bringen (vgl. den Targum, s.u.). So konnte sich der König in diesem über den Palast und die Hauptstadt Jerusalem erhobenen Garten, der an das Paradies erinnert, auf angemessene Weise erholen. Dass das übrige Gebäude auch andere Funktionen haben konnte, ist damit freilich nicht ausgeschlossen.
7. Zur Rezeptionsgeschichte
In rabbinischer Auslegung wird das „Libanonwaldhaus“ mit dem Gestrüpp gleichgesetzt, in dem sich der Widder von Gen 22,13
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
- The Interpreter’s Dictionary of the Bible, New York 1962
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich 1991-2001
- The New Interpreter's Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009
2. Weitere Literatur
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- Benzinger, I., 1927, Hebräische Archäologie, Leipzig
- Bietenhard, H., 1982, Midrasch Tanḥuma B. Band 2 (Judaica et Christiana 6), Bern
- Busink, T.A., 1970, Der Tempel von Jerusalem. 1. Der Tempel Salomos (Studia Francisci Scholten memoriae dicata), Leiden
- Cogan, M., 2001, I Kings. A New Translation with Introduction and Commentary (AncB 10), New Haven
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- Görg, M., 1980, Lexikalisches zur Beschreibung des salomonischen Palastbezirks (1Kön 7,1- 12), BN 11, 7-13
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- Pendlebury, J.D.S., 1935, Tell el-Amarna, London
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- Schmitz, R.-P., 1979, Aqedat Jishaq. Die mittelalterliche jüdische Auslegung von Genesis 22 in ihren Hauptlinien (Judaistische Texte und Studien 4), Hildesheim
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- Ussishkin, D., 1973, King Solomon’s Palaces, BA 36, 78-105
- Weippert, H., 1988, Palästina in vorhellenistischer Zeit (HdA II/1), München
- Weippert, H., 2003, Das Libanonwaldhaus, in: C.G. den Hertog / U. Hübner / S. Münger (Hgg.), Saxa Loquentur. Studien zur Archäologie Palästinas / Israels (FS V. Fritz; AOAT 302), Münster, 213-226
Abbildungsverzeichnis
- Rekonstruktion des Libanonwaldhauses (nach H. Weippert). © Zeichnung Erasmus Gaß nach Stade, 319-320
- Rekonstruktion des Libanonwaldhauses (nach Stade). © Zeichnung Erasmus Gaß nach H. Weippert 2003, Abb. 2A und 2B
- Häuser mit Pergola, Balustrade und Zypressen (Relief aus Südwestpalast in Ninive; 7. Jh. v. Chr.). Abb. Layard pl. 40; © Zeichnung Erasmus Gaß
- Rekonstruktion des Libanonwaldhauses (nach Busink). © Zeichnung Erasmus Gaß nach Busink 131
- Rekonstruktion des Libanonwaldhauses (nach Richter). © Zeichnung Erasmus Gaß nach Richter Tafel XVII
- Uratäischer Palast von Altıntepe (8.-7. Jh. v. Chr.). © Zeichnung Erasmus Gaß nach Ussishkin Fig. 8
- Säulenhallen im königlichen Palast von Tell el-Amarna. © Zeichnung Erasmus Gaß nach Abb. Pendlebury 83
- Rekonstruktion des Libanonwaldhauses (nach Möhlenbrink). © Zeichnung Erasmus Gaß nach Möhlenbrink 98
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