Maacha
Andere Schreibweise: Maachah, Maocha; Maacah (engl.)
(erstellt: Februar 2019)
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Maacha ist zum einen ein Personenname, der im Alten Testament meist für Frauen, in wenigen Fällen jedoch auch für Männer (1Kön 2,39
1. Personen namens Maacha
1.1. Name
Die Etymologie des Namens Maacha (מַעֲכָה ma‘ǎkhāh; griech. Μααχα Maacha, Μαχα Macha) ist unsicher. Seine Übertragung als „die Dumme“ (vgl. Noth 1928, 250) steht der gewöhnlichen Praxis entgegen, bei der Namensgebung eines Kindes eine erwünschte Charaktereigenschaft auszudrücken (→ Namensgebung
1.2.Davids Ehefrau Maacha
In der Liste der in → Hebron
In der Forschung wurde wiederholt auf die Bedeutung von Davids Frauen im Prozess seiner königlichen Machtentwicklung und Machtstabilisierung hingewiesen (Willi-Plein 1995). Die Heirat Davids mit Maacha lässt sich als diplomatische Verbindung Israels mit Geschur verstehen, durch die David seine Königsherrschaft konsolidiert. Das Bündnis mit Geschur bietet ihm Zugang zum angrenzenden → Gilead
In den biblischen Texten ist über den Namen und die Herkunft hinaus nichts von Davids Frau Maacha bekannt. Anders verhält es sich mit ihrer literarischen Rezeption, wo sie an Bedeutung gewinnt – dies allerdings nur in Abhängigkeit von David. So begegnet sie in Davidromanen (z.B. G. Weil, Der Brautpreis, 1988) oder in Daviddramen (z.B. D. Pinski, King David and his Wives, 1923). Hervorzuheben ist die Darstellung von Maacha in R. Beer-Hofmanns Drama „Der junge David“ (vgl. Motté, 121f.).
1.3.Königinmutter Maacha
Maacha, die Frau von König → Rehabeam
Maacha wird in 1Kön 15,2
In 1Kön 15,10
Es wäre denkbar, dass es sich bei den beiden Königsmüttern um unterschiedliche Frauen gleichen Namens handelt, was aber eher unwahrscheinlich ist. Ein zweiter Erklärungsversuch setzt voraus, dass die Notiz in 1Kön 15,8
In der → Septuaginta
Maacha ist neben Batseba und Atalja eine der drei biblischen Frauen, die in den Geschichtsbüchern als → „Königinmutter
Ihre Stellung als Königinmutter verliert Maacha nicht durch den Tod ihres Sohnes Abija. Auch unter dessen Nachfolger Asa agiert sie (durch eine Neudefinition ihrer Familienbeziehung; Spanier, 195) als גְּבִירָה gəvîrāh. In 1Kön 15,13
1.4. Weitere Personen
1.4.1. In der → Genealogie
In den → Chronikbüchern
1.4.2. In der genealogischen Darstellung der Söhne Kalebs (1Chr 2,42-55
1.4.3.-1.4.4. In der Darstellung der Nachkommen von Manasse begegnet der Name Maacha gleich zweimal. In 1Chr 7,15
1.4.5. Mit der Frau von Jëiël, dem „Vater Gibeons“, wird in 1Chr 8,29
1.4.6. Der Name begegnet schließlich als Vatersname in der Bezeichnung von Personen: So wird in 1Kön 2,39
1.4.7. Nach 1Chr 11,43
1.4.8. In 1Chr 27,16
2. Der aramäische Kleinstaat Maacha
2.1. Lage, Quellen, Geschichte (Klaus Koenen)
Die Zugehörigkeit Maachas zu den Aramäern ist jüngst in Zweifel gezogen worden (vgl. Younger, 215; Panitz-Cohen / Mullins, 139-142), da sowohl in der Erzählung von der weisen Frau von Abel-bet-Maacha (s.u.) in 2Sam 20,19
Belegt ist Maacha nur im Alten Testament. Nach Jos 12,4-5
2Sam 10,6-14
In mehreren Listen werden Personen als Maachatiter oder Söhne eines Maachatiters bezeichnet (2Sam 23,34
Angesichts der dürftigen Quellenlage lassen sich über die Geschichte Maachas keine sicheren Aussagen machen (vgl. Younger, 218f.; zum Grabungsbefund von Abel-bet-Maacha s. Zwickel, 302f.). Die Übersicht Zwickels (317f.) weist in dem Gebiet Maachas für die Spätbronzezeit 8 Siedlungen aus, für die → Eisenzeit I
2.2. Die namenlose Frau von Abel-bet-Maacha
In der Lehrerzählung 2Sam 20,14-22
Die namenlose Frau stellt sich in diesem Konflikt zwischen Scheba und David nicht auf die Seite einer der beiden Parteien, sondern repräsentiert stattdessen die Interessen der Stadt sowie ihrer Einwohnerinnen und Einwohner. Dabei tritt sie als Sprecherin der Belagerten auf und agiert als relevante Gegenspielerin Joabs. Sie argumentiert gegenüber Davids Heerführer Joab mit der besonderen Qualität und Tradition der Stadt, die für ihre Klugen bzw. Weisen und deren Rat berühmt ist, und verwendet dabei das Bild einer „Mutter in Israel“ (2Sam 20,19
Die namenlose Frau von Abel-bet-Maacha wird mehrfach als „weise“ (חכם ḥkm) bezeichnet (2Sam 20,16
In der Erzählung werden weder ihr Name, noch ihre Familienzugehörigkeit oder ihr Alter genannt. Der Fokus liegt somit nicht auf der Identität der Frau als Einzelperson, sondern auf ihrer Funktion als weise Frau (vgl. Reinhartz, 133). Durch diese Anonymität wird die Frau von Abel-Bet-Maacha zu einer machtvollen Figur, deren Eigenschaften und Handlungen als weise Frau nicht historisch verortet werden, sondern universale Bedeutung erlangen (vgl. Schroer 2011, 399). Durch ihre Anonymität erweist sie sich zudem als Identifikationsangebot für Leserinnen und Leser von 2Sam 20.
Wie die anderen weisen Frauen der Samuelbücher (→ Abigajil
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Aramäische Kleinstaaten in der nördlichen Levante. Mit Dank an © Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie, Universität Mainz
- Karte zur Lage von Maacha in der Eisenzeit I (nach Zwickel). Aus: Zwickel 2019, Map 12.2 (mit Dank an © W. Zwickel / K. Kowalski)
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