Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Marah (engl.)

(erstellt: Oktober 2009)

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1. Ortsname

Der Ortsname מָרָה „Mara“ taucht in der Hebräischen Bibel dreimal in Ex 15,23 und zweimal in Num 33,8-9 auf. Nach dem redaktionell komplexen Text Ex 15,22-27 liegt Mara auf dem Weg vom Schilfmeer nach Elim, und zwar drei Tagesmärsche weg vom Schilfmeer in der Wüste Schur, die in Num 33,8 Wüste Etam heißt, also im West-Sinai (→ Meerwundererzählung). Dabei dürften die Stationen von Ex 15,22a.27 auf die → Priesterschrift zurückzuführen sein und mindestens der Vers Ex 15,26 auf einen (spät)deuteronomistischen Redaktor (→ Deuteronomismus). Der Kern von Ex 15,23-25 gehört wohl einer älteren, vorpriesterlichen Erzählung an, deren lokale Einbettung also sekundär ist.

Der Ort Mara selbst und seine Lage sind sonst unbekannt. Die häufiger angenommene Verbindung mit ‘Ēn el-Ḥawwāra ([En el-Hawwara]; Koordinaten: N 29° 21' 00'', E 32° 55' 60'') ca. 75 km südlich von Suez und 10km landeinwärts gen Osten ist rein hypothetisch. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Namen um eine theologische Bildung, wie schon die Namensgebung bzw. Etymologie in Ex 15,23 anzeigt, dort hergeleitet von dem Wort מַר mar „bitter“ (Antonym: „süß“): Mara wird vorgestellt als wasserführender Ort, dessen Wasser jedoch bitter (im Sinne von ungenießbar) war. Mose wirkt dort das erste Wasserwunder, indem er durch ein Stück hineingeworfenes Holz das Wasser zu genießbarem Trinkwasser macht. Eine vergleichbare Wundererzählung liegt in 2Kön 2,19-22 mit → Elisa als Protagonisten vor.

Im jetzigen, allerdings sekundären Kontext der Sinaierzählungen kann man als Leser der kleinen Erzählung, der auch die gesetzestheologische Erweiterung in Ex 15,26 vor Augen hat, außerdem ein Wortspiel assoziieren: Die zu מַר mar „bitter“ gehörige Verbalwurzel מרר mrr „bitter sein“ lässt die Verbalwurzel מרה mrh „widerspenstig sein“ anklingen, die in den Murrgeschichten (→ murren) des Pentateuchs eine große Bedeutung hat (vgl. Num 20,10.24; Num 27,14; Dtn 1,26.43; Dtn 9,7.23.24; Dtn 21,18.20; Dtn 31,27, und mit Bezug darauf Ps 78,17.40; Ps 106,7.33; Ez 20,13). In Ex 15 wird dabei der engere Reigen der Murrerzählungen der → Wüstenwanderung eröffnet: Sie beginnen also gleich mit der ersten Station auf dem Weg nach dem Schilfmeerereignis, allerdings in Ex 15,24 mit der auch sonst gebräuchlichen Verbalwurzel לון lûn „murren“.

2. Personenname

Den Personennamen Mara „Bittere“ legt sich Noomi, die Schwiegermutter → Ruts, nach Rut 1,19-20 selbst als Symbolnamen für die erfahrene Bitternis ihres Lebens zu. Er ist sonst in der Bibel nicht bezeugt.

Literaturverzeichnis

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979.
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977.
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001.
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003.
  • Hoffmeier, J.K., Ancient Israel in Sinai. The Evidence for the Authenticity of the Wilderness Tradition, New York 2005, 161-163.
  • Seebass, H., Numeri. 3. Teilband Num 22,2-36,13 (BK.AT IV/3), Neukirchen-Vluyn 2007, 379f.

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