Deutsche Bibelgesellschaft

Maultier

(erstellt: August 2009)

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Maultier 1

Das Maultier (hebräisch pæræd, femininum pirdāh) vereinigt als Nachkomme eines Eselhengstes (→ Esel) und einer Pferdestute (→ Pferd) die Vorzüge seiner Eltern: Während zu den Erbteilen des Esels Genügsamkeit und Ausdauer sowie der sichere und sanfte Tritt gehören, sind die der Mutter Kraft und Stärke. Aufgrund dieser Eigenschaft sind Maultiere für heiße und gebirgige Regionen besonders geeignet. Maultiere wurden im Vorderen Orient zu verschiedensten Zwecken eingesetzt: Als Zugtier am Streitwagen, am Lastwagen und am Pflug sowie als Lasttier.

Das Maultier kam als Importtier aus Kleinasien / Armenien, wo es in erster Linie gezüchtet wurde, nach Israel (Ez 27,14). Möglicherweise hängt der Import mit dem in Lev 19,19 überlieferten Verbot der Kreuzung zweier unterschiedlicher Tierarten zusammen (→ Scha’atnes), was nicht ausschloss, dass man diese Tiere von Nichtisraeliten kaufte und dann auch nutzte. Die Mischna erlaubte Letzteres mit gewissen Einschränkungen (vgl. Tosefta Traktat Kil’ayim 5). Dagegen fordert der Talmud die Züchtigung von Maultierzüchtern (Jerusalemer Talmud, Traktat Kil’ayim 8,31c).

In davidischer Zeit wurde das Maultier von zum Königshof gehörenden Personen als Reittier verwendet und spiegelt so zugleich den hohen Rang seiner Reiter (vgl. Fritz 1996, 27): Davids Söhne (2Sam 13,29; 2Sam 18,9) haben wie der König selbst ein solches Tier. Im Rahmen des Krönungszeremoniells spielte es eine wichtige Rolle (1Kön 1,33.38.44). Maultiere finden sich auch in Geschenklisten neben anderen wertvollen Gaben an den König, was für die Seltenheit und Kostbarkeit dieser Tiere spricht (1Kön 10,25). In Notzeiten wurde ihnen daher besondere Fürsorge zuteil (1Kön 18,5). Als Lasttier wird das Maultier 2Kön 5,17 genannt. In Aufzählungen von Reittieren erscheint es immer an zweiter Stelle nach dem Pferd (Jes 66,20; Sach 14,15; Esr 2,66).

Erst in nachexilischer Zeit verliert das Maultier die frühere Wertschätzung (vgl. 1Chr 12,41, wo Maultiere als Lasttiere an dritter Stelle nach Eseln und Kamelen und vor Rindern aufgeführt werden). Ihre Anzahl blieb klein: So besaßen die aus dem Exil Heimkehrenden nur 245 Maultiere, dagegen 736 Pferde, 435 Kamele und 6720 (!) Esel (Esr 2,66; Neh 7,68).

Ps 32,9 wertet Maultiere als dumm und unvernünftig; ihre Kraft sei nur durch Zaum und Zügel zu beherrschen.

Bildliche Darstellungen von Maultieren finden sich seit dem 2. Jt. v. Chr. sowohl in Mesopotamien als auch in Ägypten (vgl. Brentjes 1965, 52f; Boessneck 1988, 82; vgl. Abb. 1).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Boessneck, J., Die Haustiere in Altägypten, München 1953, 22
  • Boessneck, J., Die Tierwelt des Alten Ägypten, München 1988, 81-83
  • Brentjes, B., Die Haustierwerdung im Orient, Stuttgart 1965, 52-54
  • Cansdale, G., Animals of Bible Lands, Exeter 1970, 79f
  • Feliks, J. The Animal World of the Bible, Tel Aviv 1962, 28
  • Fritz, V., Das erste Buch der Könige (ZBK.AT 10/1), Zürich 1996
  • Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, C., Orte und Landschaften der Bibel, Band 1, Zürich u.a. 1984, 131
  • Meadow, R.H. / H.-P. Uerpmann (Hg.), Equids in the Ancient World (TAVO Beiheft zur Reihe A Nr. 19 / 1), Wiesbaden 1986
  • Salonen, A., Hippologica Accadica (AASF B 100), Helsinki 1955, 70ff, v.a. 75
  • Zarins, J., The domesticated equidae of 3rd millenium Mesopotamia, JCS 30 (1978), 3-17

Abbildungsverzeichnis

  • Gefangene werden auf einem Maultier sitzend weggeführt (Relief aus Ninive; 7. Jh.). Aus: G. Perrot / C. Chipiez, Histoire de L’Art dans l’Antiquité, II, Paris 1896, Abb. 30

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