Mazzebe
Andere Schreibweise: Massebe
(erstellt: April 2008)
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1. Begriff
2. Altes Testament
Der Begriff maṣṣevāh (in der Septuaginta fast durchweg mit στήλη „Stele“ wiedergegeben) erscheint (mit Varianten) insgesamt 36-mal im Alten Testament und bezeichnet aufgerichtete Steine in unterschiedlicher Funktion.
1. In den Summarien der Königsbücher (→ Königsbücher
1Kön 14,23
2. In den Rechtskorpora gilt die Mazzebe als nicht mit dem Jahweglauben zu vereinbarendes Kultsymbol.
Den zentralen Text, von dem auch die entsprechenden Belege im → deuteronomistischen Geschichtswerk
3. In der prophetischen Literatur finden sich überraschenderweise kaum polemische Äußerungen über die Mazzebe als Kultobjekt.
In der prophetischen Literatur der vorexilischen Zeit finden Mazzeben nur in Hos 3,4
4. In den Vätererzählungen der → Genesis
a) Kultobjekte. Die Erzählung von → Jakob
b) Vertragszeichen. In Gen 31,45
Eine sowohl kultisch-rituelle wie juridische Funktion haben die von Mose in Ex 24,4
c) Gedenksteine für Verstorbene.(Memoria). Als solche werden Mazzeben in Gen 35,20
3. Archäologische Funde
Bei der archäologischen Identifikation von Mazzeben ist der Fundkontext von größter Bedeutung, da stehenden Steinen, insbesondere in architektonischen Strukturen, eine unterschiedliche Funktion zukommen kann. In der Vergangenheit sind daher oft stehende Steine mit architektonischer oder anderer Funktion irrtümlich als Mazzeben angesprochen worden (z.B. Kenyon 1974, 138-140). Als Mazzeben sollten daher nur stehende Steine angesprochen werden, für die aufgrund ihrer Größe, ihres Aufstellungsortes und ihres Fundkontextes eine kultische Funktion wahrscheinlich gemacht werden kann. Dies sind insbesondere Mazzeben in eindeutigen Sakralbauten bzw. an Orten, die durch weitere Installationen und Beifunde als Kultplätze ausgewiesen sind (siehe Bloch-Smith 2005). Mazzeben als Bestandteil häuslicher Kultausübung können ausgeschlossen werden.
Neben unbehauenen oder nur grob bearbeiteten Mazzeben können oben abgerundete, sich verjüngende oder halbrunde Steinplatten, viereckige oder obeliskoide Stelen (mit Varianten) unterschieden werden (Graesser 1972, Fig. 2).
Stehende Steine mit gesicherter oder sehr wahrscheinlicher kultischer Funktion sind aus nahezu allen Kulturperioden Palästinas belegt (→ Religion Israels
3.1. Neolithikum
Nicht ganz eindeutig ist eine als Kultraum interpretierte Struktur mit als Mazzebe angesprochenem stehenden Stein des präkeramischen Neolithikums (ca. 8500-6000 v. Chr.) aus Jericho (Kenyon 1981, 306f.; Pl. 173a). Deutlicher ist der Befund eines Freiluftheiligtums des keramischen Neolithikums (5600-4000 v. Chr.) aus Biq‘at ‘Uvdā im Süden des Wadi → Araba
3.2. Bronzezeit
Weitere Mazzebenreihen der Mittelbronzezeit sind aus → Megiddo
3.3. Eisenzeit
Aus der Spätbronzezeit II B bis zur frühen Eisenzeit (14.-12. Jh. v. Chr.) stammen die Mazzeben aus den beiden Freiluft-Heiligtümern des Kupferbergbau- und Verhüttungsgebietes im Timna-Tal in der Araba (Rothenberg 1973; 1993). Hier fanden sich → Kultinstallationen
Aus der frühen Eisenzeit (→ Eisenzeit I
Ferner ist ein bananenförmiger Stein aus → Hazor
Wenn auch nicht unwidersprochen, so doch in ihrer kultischen Funktion deutlich, ist die fast 1 m hohe Kalkstein-Mazzebe aus der Kultnische im Festungstempel in → Arad
Außerhalb des Tempelkontextes sind Mazzeben in der Eisenzeit auch von kleinen Torheiligtümern bekannt. In → Bethsaida
Auf → Tel Dan
Im edomitischen Bereich der Eisenzeit II C ist ein Heiligtum in Chorvat Qiṭmit [Chorvat Qitmit] belegt mit einer neben dem Eingang zum Schrein platzierten Mazzebe (Complex B, Beit-Arieh 1995, 303-310, fig 9.2).
Aus Grabkontexten sind aus Palästina bislang keine Mazzeben bekannt, sie sind eisenzeitlich jedoch in Jordanien im Kontext des Friedhofs vom Wādī Fīdān belegt (Levy u.a. 2005, 471-472, Fig. 23, 24, 38-40), wobei es sich um Objekte mit grob angedeuteten anthropomorphen Zügen handelt.
4. Religionsgeschichtliche Deutung
4.1. Mazzeben als Kultobjekt
4.1.1. Repräsentation einer Gottheit
Die Mazzebe als Kultobjekt im vorexilischen Israel gehört nach Ausweis sowohl der biblischen wie der archäologischen Befunde zum kanaanäischen bzw. gemein-westsemitischen Erbe Israels. Mazzeben in Heiligtümern sind insbesondere in Syrien und Phönizien von der Mittelbronzezeit (Ebla, Byblos) bis in die klassische Periode hinein gut belegt (s. Mettinger).
Nach → Philo von Byblos
4.1.2. Repräsentation Jahwes
Die Präsenz von Mazzeben in Heiligtümern scheint zumindest bis in die Zeit → Hiskias
4.1.3. Ausdruck von Bildlosigkeit?
Mettinger (1995) versteht Mazzeben als Zeugnisse einer materiellen Bildlosigkeit und damit als Alternative zu Kultbildern. Die Grenze zwischen Mazzebe und Kultbild lässt sich jedoch kaum scharf ziehen. Beide konnten als Präsenzsymbole gelten und in Ritualen eine vergleichbare Funktion haben.
4.2. Mazzeben als Gedenkstein für einen Verstorbenen
Mazzeben als Totenmemoria sind archäologisch im Israel und Juda der Eisenzeit und der Perserzeit nicht belegt, ebenso wenig die juridisch-vertraglichen Mazzeben. Bei Letzteren muss zudem die Frage gestellt werden, ob nicht die entsprechenden Texte (wie z.B. Gen 31,45ff
In der hellenistisch-römischen Zeit sind stelenförmige Totenmemoria sowohl literarisch wie archäologisch belegt: Sogenannte Nefesch-Pfeiler, die u.a. auch von den Nabatäern bekannt sind, bzw. deren bildhafte Repräsentation gehören zur Ausstattung jüdischer Gräber dieser Periode. Auch Josephus (Antiquitates XIII 6.5; Text gr. und lat. Autoren
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Freilichtheiligtum in Geser mit einem als Opferstele gedeuteten Steintrog (Mittelbronzezeit II B; ca. 16. Jh. v. Chr.). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1994)
- Stele vom Tel Kittān. Aus: O. Keel / C. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg u.a. 5. Aufl. 2001, 26b; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Stelenheiligtum von Areal C in Hazor (Spätbronzezeit). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Kultnische des Heiligtums in Arad mit zwei Mazzeben (Eisenzeit II). © Wolfgang Zwickel
- Mondgott (Bethsaida, 8. Jh. v. Chr.). Aus: O. Keel / C. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg u.a. 5. Aufl. 2001, 394; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Zyprische und byblische Münzprägungen mit der Abbildung von Mazzeben. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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