Deutsche Bibelgesellschaft

Merib-Baal / Mefi-Boschet

Andere Schreibweise: Meribbaal; Mefiboschet; Mephiboschet; Mefiboscheth; Mephiboscheth; Mephibosheth

(erstellt: Januar 2007)

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1. Name und Herkunft

Die Etymologie des Namens Merib-Baal (מְרִיב בָּעַל mərîv bā‘al), der in dieser Form nur in 1Chr 8,34; 1Chr 9,40 (je zweimal) vorkommt, ist umstritten. Vorgeschlagen wird die Verbindung des Gottesnamens „Baal“ mit der hebr. Wurzel rīb „streiten“. Der Name kann dann bedeuten: „Baal möge streiten“ bzw. „der mit Baal streitet“ oder „Baal führt [meine] Sache“ bzw. „Baal verteidige [meine] Sache“. Setzt man hingegen voraus, dass der Name das aramäischen Substantiv mar „Herr“ enthält, wäre zu übersetzen: „Mein Herr ist Baal.“

Außer an den oben angegebenen Stellen findet sich nur die Deformation des Namens zu „Mefi-Boschet“ (מפבשׁת), die den anstößigen Gottesnamen „Baal“ vermeidet und vermutlich mit „aus dem Mund von Schande“ oder „aus dem Mund (kommt) Schande“ wiederzugeben ist.

Träger des Namens Mefiboschet ist nach 2Sam 21,8 zunächst ein Sohn von → Saul und → Rizpa, der während einer Hungersnot von David zusammen mit sechs seiner (Halb-)Brüder an die Gibeoniten übergeben und von ihnen hingerichtet wurde. Sie hatten die Auslieferung von sieben Söhnen Sauls gefordert, da Saul versucht hatte, sie zu vernichten (2Sam 21,1-2).

Sonst ist mit Mefiboschet (bzw. Merib-Baal) der Sohn Jonatans – also ein Enkel Sauls – gemeint, der durch einen Unglücksfall seit seiner Kindheit an beiden Beinen gelähmt war (2Sam 4,4). Er spielt in der → Thronfolgegeschichte eine Rolle (2Sam 9,6-13; 2Sam 16,1-4; 2Sam 19,25-31; vgl. darüber hinaus 2Sam 21,7, wo er neben dem gleichnamigen Sohn Sauls [2Sam 21,8] erwähnt wird, sowie 2Sam 4,4; 1Chr 8,34; 1Chr 9,40 [s.o.]). Nach 2Sam 9,4 wohnte er zunächst in Lo-Dabar, siedelte dann jedoch auf Davids Geheiß nach Jerusalem über.

Nach T. Veijola sind die Stellen, an denen Merib-Baal als Sohn Jonatans erscheint, sekundär. Nach 2Sam 9,7aγ gelte Saul als dessen Vater, auch in 2Sam 19,25 werde er ausdrücklich als Sohn Sauls bezeichnet (vgl. 2Sam 9,9-10; 2Sam 16,3). Veijola sieht die Ergänzungen im Rahmen einer Bearbeitungsschicht, die die Großzügigkeit des Königs betont und als Zeichen der bleibenden Treue Davids seinem gefallenen Freund Jonatan gegenüber interpretiert (s.u.). Nach anderer Auffassung sind die an den o.g. Stellen verwendeten Begriffe āb und bēn nicht im engen verwandtschaftlichen Sinne von „Vater“ und „Sohn“, sondern von „Vorfahr“ und „Nachkomme“ zu verstehen.

2. Merib-Baal im Alten Testament

Nach 2Sam 9 lässt David Merib-Baal nach Jerusalem kommen und verspricht ihm, er werde ihm den Feldbesitz Sauls zurückgeben. Außerdem erhält er das Privileg, am Tisch des Königs zu essen. Merib-Baals Knecht Ziba bekommt den Auftrag, mit seinen Söhnen und Knechten dessen Land zu bebauen. Dass es sich hierbei um ein besonderes Zeichen der Loyalität Davids gegenüber Merib-Baals Vater Jonatan handelt, wird in 2Sam 9,1.7 hervorgehoben (vgl. 2Sam 9,3).

In 2Sam 16,1-4 wird berichtet, dass David von Merib-Baals Knecht Ziba unterstützt wird, als er vor seinem Sohn Absalom aus Jerusalem fliehen muss. Ziba versorgt ihn mit Nahrungsmitteln und stellt ihm Reittiere zur Verfügung. Er behauptet, Merib-Baal sei in Jerusalem zurückgeblieben, weil er darauf hoffe, im Rahmen der Rebellion das Königtum zu erlangen. Daraufhin überträgt ihm David Merib-Baals ganzen Besitz. Als David nach der Niederschlagung des Aufstands in die Hauptstadt zurückkehrt, kommt es zu einer Begegnung mit Merib-Baal (2Sam 19,25-31); dieser beteuert, Ziba habe ihn hintergangen und David gegenüber verleumdet. Der König ordnet an, dass sich beide künftig den Landbesitz teilen sollen. Merib-Baal erklärt sich bereit, ganz darauf zu verzichten; wichtig sei ihm allein, dass der König wohlbehalten zurückgekehrt sei. Aus der Erzählung geht nicht eindeutig hervor, inwieweit die von Ziba gegen seinen Herrn erhobenen Vorwürfe berechtigt waren.

Nach F. Langlamet gehören die Abschnitte 2Sam 16,1-4; 2Sam 19,25-31 neben 2Sam 9* zu den so genannten „benjaminitischen Episoden“, die zu einer älteren Nachfolgegeschichte hinzugefügt worden seien. Unter dem Eindruck der von Salomo verfügten Hinrichtung des Sauliden Schimi (1Kön 2,36-46) werde dieser zusätzlich dadurch belastet, dass sein hartes Vorgehen zu dem ausgesprochen mildtätigen Verhalten Davids gegenüber den Angehörigen der Familie Sauls in Kontrast stehe. Auch T. Veijola hält 2Sam 16,1-4; 2Sam 19,25-31 für sekundär. Nach H. Seebass stand die Szene 2Sam 19,26-31 zusammen mit 2Sam 20,3 ursprünglich vor 2Sam 20,1-2.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001

2. Weitere Literatur

  • Hertzberg, H.W., 6. Aufl. 1982, Die Samuelbücher (ATD 10), Göttingen
  • Langlamet, F., 1976, Pour ou contre Salomon? La rédaction prosalomonienne de I Rois, I-II, RB 83, 321-379; 481-528
  • Langlamet, F., 1978, Ahitofel et Houshaï: rédaction prosalomonienne en 2 Sam 15-17?, in: Y. Avishur / J. Blau (Hgg.), Studies in Bible and the Ancient Near East (FS S.E. Loewenstamm), Jerusalem, 57-90
  • Langlamet, F., 1979-1981, David et la maison de Saül: les épisodes ,Benjaminites‘ de II Sam., IX; XVI, 1-14; XIX,17-31; I Rois II, 36-46, RB 86 (1979) 194-213; 385-436; 481-513; RB 87 (1980) 161-210; RB 88 (1981), 321-332
  • Langlamet, F., 1982, David, Fils de Jessé: une édition prédeutéronomiste de l’,Histoire de la Succession‘, RB 89, 5-47
  • Noth, M., 1966, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT III/10), Hildesheim
  • Seebass, H., 1980, David, Saul und das Wesen des biblischen Glaubens, Neukirchen-Vluyn
  • Seiler, S., 1998, Die Geschichte von der Thronfolge Davids (2 Sam 9-20; 1 Kön 1-2): Untersuchungen zur Literarkritik und Tendenz (BZAW 267), Berlin / New York
  • Stoebe, H.J., 1994, Das zweite Buch Samuelis: mit einer Zeittafel von Alfred Jepsen (KAT 8,2), Gütersloh
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBK.AT 9), Zürich
  • Veijola, T., 1975, Die ewige Dynastie: David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deuteronomistischen Darstellung (AASF B/193), Helsinki
  • Veijola, T., 1978, David und Meribaal, RB 85, 338-361 (auch in: ders., David: gesammelte Studien zu den Davidüberlieferungen des Alten Testaments [SESJ 52], Helsinki / Göttingen 1990, 58-83)

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